Seewölfe - Piraten der Weltmeere 460. Roy Palmer

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Название Seewölfe - Piraten der Weltmeere 460
Автор произведения Roy Palmer
Жанр Языкознание
Серия Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783954398683



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gleich braten. Die Männer haben einen Bärenhunger.“

      Sie schlugen sich in die Büsche und begaben sich auf den Weg zum Lager. Ben Maruf tänzelte hinter ihnen her und brabbelte seine unverständlichen Worte. Dann, als sie das Lager fast erreicht hatten, ertönte plötzlich wildes Geschrei.

      „Das kommt vom Lager!“ stieß Mustafa hervor. „Schnell, beeilen wir uns! Zum Teufel, was ist da jetzt wieder los?“

      Er begann zu laufen. Die Zweige und Blätter schlugen ihm gegen das Gesicht und gegen den Leib. Sie trafen auch Achmed, der geduckt hinter ihm hereilte, aber beide kümmerten sich nicht darum. Sie dachten das gleiche: Mubarak und seine Meute hatten das Lager überfallen! Dem Geschrei nach zu urteilen, war dort wirklich der Teufel los.

       2.

      Am Vormittag des 15. April 1595 standen die „Empress of Sea II.“ und die Dreimastkaravelle „Golden Hen“ südöstlich von Guanahani – San Salvador – und hatten Kurs auf Great Abaco. Der Wind wehte aus Nordosten. Die „Golden Hen“ lag auf Parallelkurs mit der „Empress“, und zwar an Steuerbord von ihr, also mehr seewärts. Es war ein sonniger Tag, nur hin und wieder trieb ein Wolkenfetzen am Himmel dahin. Nichts ließ darauf schließen, daß es eine Wetterveränderung geben würde. Die beiden Crews an Bord der Schiffe hatten allen Grund zu der Annahme, daß sie ihr Ziel ungehindert und ohne zeitlichen Verlust erreichen würden. Die „Empress of Sea II.“ stand unter dem Kommando von Old Donegal Daniel O’Flynn und wurde von einer „gemischten Crew“ gesegelt, wie er vor einiger Zeit auf seine bissige Art bemerkt hatte. Martin Correa befand sich an Bord, außerdem Mulligan und Ray Hoback aus der Jerry-Reeves-Crew, Weiter Mary O’Flynn, geborene Snugglemouse, Gunnhild und Klein David sowie Gotlinde und ihre Kinder Thurgil und Thyra.

      Die „Golden Hen“ hingegen, die der Potositrupp in der Bucht von San Blas einer Bande von Piraten abgenommen hatte, wurde von Jean Ribault und dessen Crew geführt. Außerdem befand sich Don Juan de Alcazar an Bord, mit dem sie völlig überraschend wieder zusammengetroffen waren. Dieses Mal hatte Don Juan seinen Entschluß gefällt: Er war zum Bund der Korsaren gestoßen und jetzt einer von ihnen.

      Doch die Schlangen-Insel und Coral Island existierten nicht mehr, ein unterirdischer Vulkanausbruch hatte sie vernichtet und mit ihnen Arkana, die Schlangenkrieger und -kriegerinnen, die Timucuas und die Schiffe „Tortuga“, „Lady Anne“ und „San Donato“.

      Es hatte die Freunde vom Bund einiges gekostet, diesen Verlust halbwegs zu verwinden, doch inzwischen waren sie von dem neuen Plan des Seewolfs wie besessen: Einen neuen Schlupfwinkel würden sie sich suchen, und die entsprechende Insel sollte sich im nördlichen Bereich der Bahama-Gruppe befinden.

      Die „Isabella“, der Schwarze Segler und die „Caribian Queen“ waren bei den Caicos-Inseln zurückgeblieben – um sich drei spanische Kriegsgaleonen vorzunehmen, die der Gouverneur von Kuba, Don Antonio de Quintanilla, auf die Schlangen-Insel angesetzt hatte.

      Die „Empress of Sea II.“ und die „Golden Hen“ indes waren nach Great Abaco unterwegs, um sich dort in der Eight Miles Bay an der Ostküste mit der „Wappen von Kolberg“ und der „Pommern“ zu treffen. Diese befanden sich auf dem Rückweg von Havanna, wo sie Schiffsbauhölzer und andere Bedarfsgüter für den Schiffbau übernommen hatten.

      Das Treffen war durch Brieftaubenpost vereinbart worden – doch man wußte auch, daß auf Great Abaco die Gefahr einer Konfrontation mit Mubarak und dessen „Alis“ bestand. Die hatte man seinerzeit, im Juni, auf der Insel ihrem Schicksal überlassen, und Don Juan war mit der Schebecke fortgesegelt – nach Havanna.

      Es war der ruhige Dave Trooper, der an diesem Morgen den Ausguckposten im Großmars der „Golden Hen“ wahrnahm. Dave, das wußten alle, war im Denken nicht der Schnellste, aber er hatte gute Augen und die Erfahrung eines allseitig begabten Seemanns. Man konnte sich auf ihn verlassen, in jeder Lage. Komplizierte Denkvorgänge waren nicht Dave Troopers Fall, aber wenn sich die Mastspitzen eines fremden Schiffes an der Kimm zeigten, entgingen sie ihm nicht.

      Dave hielt mit dem Kieker Ausschau nach allen Seiten und sichtete weit Steuerbord querab auf der See einen Pulk von Tümmlern. Dave grinste etwas. Er mochte diese spitznasigen Gesellen, sie waren putzige Burschen wie die Delphine. Stundenlang konnte man ihnen zuschauen, wenn sie bei schönem Wetter ihre Spiele trieben.

      Elegant schnellten die grauweißen Leiber aus dem Wasser und tauchten wieder weg. Es war eine in ihrem Ablauf fließende und fast rhythmische Bewegung. Interessiert und belustigt zugleich betrachtete Dave diese „Tümmelei“, wie er sie im stillen nannte.

      Natürlich entging ihm nicht, daß sich die Tiere ziemlich rasch der „Golden Hen“ näherten. Aber was bedeutete das schon? Eine Gefahr bestimmt nicht. Höchstens trugen die Tiere zur allgemeinen Erheiterung bei.

      Dann allerdings stutzte Dave.

      „Zum Donner“, murmelte er und spähte aufmerksam durch den Kieker. „Das gibt’s doch nicht.“

      Aber tatsächlich, dort drüben wurde nicht „gespielt“, wie er anfangs angenommen hatte, sondern da wurde ein mörderischer Kampf ausgetragen. Sechs, sieben Tümmler drangen gegen einen riesigen Blauhai vor. Ja, er war jetzt ganz sicher: Es war ein Blauhai. Einer der größten, die er je gesehen hatte.

      „He!“ schrie er. „Deck! An Steuerbord! Tümmler gegen einen Hai!“

      Jean Ribault und Don Juan de Alcazar griffen gleichzeitig zu den Spektiven und richteten sie auf die angegebene Stelle. Gleichzeitig wurde auch die Crew auf das Treiben im Wasser aufmerksam, die Kieker wurden von einem Mann zum anderen weitergereicht. Auch an Bord der „Empress“ reckten die Männer und die Frauen inzwischen die Hälse, um etwas von dem mörderischen Schauspiel mitzubekommen.

      „Mein Gott“, sagte Don Juan. „Das ist ja erschütternd. Wie diese Tiere kämpfen – unglaublich.“

      „Sie zählen zu den ärgsten Feinden der Haie“, erklärte Jean Ribault. „Kein Mensch weiß, warum das so ist, aber die Tümmler jagen die Haie im Rudel.“

      „Das stimmt“, sagte Karl von Hutten, der inzwischen zu ihnen getreten war. „Ich habe davon vernommen, es aber noch nie beobachten können. Die Tümmler schießen auf den Hai zu und rammen ihm ihre Nasen in den Unterleib.“

      „Und was bewirkt das?“ fragte Don Juan erstaunt. „Ein Hai hat doch eine sehr dicke Haut und ist hart im Nehmen.“

      „Vielleicht werden empfindliche innere Organe des Hais gequetscht“, sagte Ribault. „So stelle ich mir das jedenfalls vor, obwohl es keine Beweise dafür gibt.“

      Don Juan verfolgte, wie die Tümmler die Jagd auf den Hai fortsetzten. „Ich habe den Eindruck, daß sie auch seine Kiemen rammen“, sagte er.

      „Das könnte sein“, sagte von Hutten. „Wahrscheinlich zerstören sie auf diese Weise seine Atemorgane.“

      „Unfaßbar“, sagte. Don Juan. „Wirklich unfaßbar.“

      Dave Trooper begriff das alles erst richtig, als er sah, wie der Blauhai fast an der Wasseroberfläche von drei Tümmlern zugleich attackiert wurde. Sie rammten ihn derart hart, daß auch er aus dem Wasser schnellte – ein sich qualvoll windendes Tier.

      „Hölle!“ brüllte Dave. „Die bringen den Hai ja um!“

      Aufmerksam und erregt zugleich blickten die Männer der „Golden Hen“ zu dem Drama, das sich vor ihren Augen abspielte. Auch die Besatzung der „Empress“ versuchte, etwas zu sehen, doch die „Golden Hen“ versperrte ihr die Sicht. Aber dem Gebrüll Dave Troopers war das Wesentliche zu entnehmen.

      „Hol’s der Henker“, sagte Old O’Flynn. „Die Welt steckt voller Überraschungen. Na, hoffentlich erledigen die Viecher den Hai.“

      „Das wünschst du dem Hai?“ fragte Mary.

      „Ja, von ganzem Herzen. Wer weiß, wie viele arme Teufel er schon verschlungen hat.“

      „Da