Название | Seewölfe Paket 26 |
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Автор произведения | Roy Palmer |
Жанр | Языкознание |
Серия | Seewölfe - Piraten der Weltmeere |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783954399949 |
„He, Verdura! Siehst du das?“
„Natürlich! Glaubst du, deine Augen sind besser als meine?“
„Was hältst du davon?“
„Überhaupt nichts. Ich meine, so etwas sollte man den Strolchen nicht gestatten.“
„Ganz meine Meinung. Und was tut man am besten dagegen?“
In der Dunkelheit war das geschwärzte Gesicht Verduras beim besten Willen nicht zu erkennen. Trotzdem ließ sich sein Grinsen ahnen, als er antwortete.
„Was meinst du wohl, warum ich auf den Turm gestiegen bin?“
„Etwa aus dem gleichen Grund wie ich?“ entgegnete Gonzago feixend.
„Sieht verdammt so aus.“
„Fein. Dann wollen wir uns anstrengen, daß wir es ihnen auf einen Schlag besorgen.“
Die Drehbassen waren noch geladen. Gonzago und Verdura hatten die Lunten ihrer Musketen mitgebracht, um sie nun zum Zünden der Hinterlader zu verwenden.
Ruhig, ohne sich zu rühren, beobachteten sie das Geschehen in der Gasse.
Deutlich war mittlerweile das Knirschen der Räder zu vernehmen. Die Kerle verwendeten einen zweiten Handkarren. Die Lunten hatten sie geschickt zwischen Pulverfässern und Sandsäcken verborgen, so daß das Glimmen in der Dunkelheit nicht zu sehen war. Auch die Kerle, die die Karren schoben, waren nicht zu erkennen.
Gonzago und Verdura ließen die Halunken mit dem Pulverkarren bis auf die Mitte der Straße vor dem Gefängnistor heran. Dann verständigte sich Gonzago mit seinem Gefährten durch einen scharfen Zischlaut.
Beide stießen die Lunten haargenau gleichzeitig in die Zündlöcher.
Die Kerle hinter den Sandsäcken des Karrens bemerkten das Unheil nicht sofort, da sie nur in Abständen nach vorn spähten, um die Richtung nicht zu verlieren.
Doch ein Warnschrei aus der Gasse ließ ihnen den Schreck jäh in die Knochen fahren. Sie warfen sich herum und ergriffen die Flucht.
Das Zündkraut der beiden Drehbassen puffte mit weißlich aufsteigendem Pulverrauch. Sofort darauf zündeten die Ladungen. Donnernd entluden sich die Bronzerohre der Hinterlader. Die beiden Mündungsblitze stachen wie glühende Lanzen in die Dunkelheit hinaus. Krachend und berstend waren die Einschläge der Blei- und Eisenladungen in die Pulverfässer zu vernehmen und wurden im nächsten Moment von der urgewaltigen Explosion übertönt.
Grellrot zuckte der Detonationsblitz bis über die Hausdächer hinaus. Holzsplitter der Fässer wirbelten nach allen Seiten davon, die Sandsäcke wurden in einen Schwall zerrissen, der sich über die Straße ergoß.
Für eine Sekunde, bis das grelle Licht der Explosion in sich zusammensank, waren die Schatten in der Gasse zu erkennen. Aber auch Gonzagos und Verduras Konturen wurden zumindest für diesen kurzen Augenblick in dem grellen Licht sichtbar. Die Freude über den Erfolg ihrer Drehbassenschüsse und die Erkenntnis, daß die Explosion diesmal noch gewaltiger gewesen war als bei de Escobedos erstem Versuch, das Tor zu sprengen, gerieten zur Nebensache.
Denn diesmal hatte sich de Escobedo auf ein mögliches Scheitern seines Vorhabens besser vorbereitet.
Gonzago und Verdura sollten es auf der Stelle spüren.
Aus den Scharfschützennestern und aus der Gasseneinmündung krachten Schüsse in rasender Folge. Kugeln zwitscherten ihnen um die Ohren, und sie hatten keine Chance mehr, zu ihren Musketen zu gelangen.
„Weg hier!“ brüllte Verdura, der sich hinter die Zinnen geduckt hatte.
„Die Drehbassen dürfen ihnen nicht in die Hände fallen!“ rief Gonzago. Mit einem vorsichtigen Blick sah er, daß die Gestalten bereits aus der Gasse heranhuschten. Und die Scharfschützen sorgten für präzisen Feuerschutz. Unmöglich, zu zweit dagegen anzugehen.
Gonzago hob das Bronzerohr seiner Drehbasse aus dem Stativ. Geduckt huschte er zur hinteren Seite des Turms und warf das Rohr in den Hof.
Krachend zerbrach das schwere Bronzestück in mehrere Teile.
Verdura folgte dem Beispiel seines Gefährten. Auch sein Drehbassenrohr zerbrach.
Die beiden Männer eilten die Wendeltreppen hinunter und stürmten gleich darauf über den Hof.
Cámpora und die anderen hatten das Haupttor des Gebäudes bereits einen Spalt breit geöffnet. Sofort nachdem Gonzago und Verdura hereingeschlüpft waren, wurde das Tor mit zwei mächtigen Riegelbalken verrammelt. Das Tor war ähnlich massiv und wuchtig gebaut wie jenes zwischen den beiden Türmen der Umfassungsmauer. Trotzdem war es ein schwacher Punkt. Der einzige Vorteil im Gebäude bestand darin, daß man von den Fenstern aus jene Angriffe abwehren konnte, die gezielt dem Tor galten.
Der Gefängnisdirektor klopfte den beiden Männern auf die Schulter.
„Ihr habt Hervorragendes geleistet“, sagte er. „Eine Belobigung dafür ist euch jetzt schon gewiß.“ Nach einem Augenblick des Schweigens fügte er hinzu: „Falls wir das hier lebend überstehen.“
„Das war eigentlich auch unser erster Gedanke“, Sagte Gonzago lächelnd.
„Aber jetzt wird der Teufelstanz wohl erst richtig losgehen“, meinte Verdura.
„Das fürchte ich auch“, entgegnete Cámpora leise. Er wandte sich zu den anderen um. „Alle Mann auf Verteidigungsposition!“
Er hatte den Befehl kaum ausgesprochen, als einer der Beobachter seine halblaute Meldung rief.
„Achtung, sie klettern über die Mauer!“
Cámpora hatte Gonzago und Verdura Fenster in seiner Nähe zugewiesen. Beruhigt sah er, daß sie ihre Tromblons bereits im Anschlag hatten. Prächtige Kerle waren das, ein paar Burschen, mit denen man buchstäblich durch dick und dünn gehen konnte. Aber die anderen waren keinen Deut schlechter, das mußte man anerkennen. Es war eben eine harte Schule, tagtäglich mit dem Gesindel fertig zu werden, das da in den Zellen hockte und nur darauf lauerte, einem Aufseher an die Kehle zu springen.
Beiderseits der Portaltürme tauchten die Schatten über der Mauerkrone auf.
„Feuer!“ brüllte Cámpora.
In rasender Folge krachten die breitstreuenden Waffen mit den trichterförmigen Läufen.
Markerschütternde Schreie waren die Folge. Die Kerle waren im ersten Moment völlig verwirrt, weil sie auf den Wehrgängen keine Gegner vorfanden. Im nächsten Atemzug brach das Inferno über sie herein. Drei, vier von ihnen stürzten auf das Hofpflaster hinunter und rührten sich nicht mehr.
Andere versuchten, über die Mauerkrone zu fliehen.
Die Blei- und Eisenladungen aus dem Gefängnisbau fegten noch zwei weitere weg.
Nur für Minuten herrschte Ruhe.
José Cámpora und seine Männer hatten Zeit, die Waffen nachzuladen.
Von außerhalb der Umfassungsmauer war Alonzo de Escobedos kreischende Befehlsstimme zu hören. Er trieb die Kerle an, die offenbar immer mehr zu murren begannen. Und da waren andere Befehlsstimmen, von den Unterführern offenbar. Nur durch ihre Unterstützung, so schien es, kriegte de Escobedo überhaupt noch eine zweite Angriffswelle zustande.
Diesmal schleppten sie ihre Pulverfässer ohne Karren ungehindert an das Haupttor.
Gefängnisdirektor Cámpora und seine Gefährten hielten den Atem an, während sie dem Getrappel der Schritte und den unterdrückten Stimmen lauschten. Sie wußten, was geschehen würde. Und sie wußten, daß alles von den darauffolgenden Minuten abhängen würde.
Als völlige Stille einkehrte, war klar, daß de Escobedo und seine Kerle in Deckung gegangen waren.
Sekunden später erfolgte die Detonation.
Eine Stichflamme, ähnlich hoch wie zuvor, als der Pulverkarren in