Ich hab mal einen Killer gekannt: 4 Action Krimis. Alfred Bekker

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Название Ich hab mal einen Killer gekannt: 4 Action Krimis
Автор произведения Alfred Bekker
Жанр Зарубежные детективы
Серия
Издательство Зарубежные детективы
Год выпуска 0
isbn 9783956179785



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      „Draußen auf der Straße. Ich habe doch erwähnt, dass ich einen ziemlich leichten Schlaf habe und bei jeder Kleinigkeit aufwache. Draußen quietschten Reifen. Ich dachte, da wäre mal wieder ein Unfall passiert, war sofort hellwach und ging zum Fenster.“

      „Und?“

      „Muss wohl nur ein Kavaliersstart gewesen sein. Ein schwarzer Van fuhr in einem Affenzahn auf die nächste Ecke zu und war weg. Ich blickte nach unten und im Schein der Straßenbeleuchtung sah ich einen Typ stehen, direkt vor unserem Haus. Und zwar genau den.“ Er zeigte auf das Phantombild.

      „Wenn ich jetzt so darüber nachdenke... Er sah nach oben!“

      „Sind Sie sicher?“

      „Was den Typ angeht? Klar! Vor allem aber, was diese Maui-Jacke betrifft. Ich meine, wenn auf einer warmen Jacke Maui steht, ist das doch ziemlich bescheuert. Da denkt man doch an Strände, Sonne, Surf-Bretter... Aber nicht an Winter-Jacken! Da hätte man ja ebenso gut Hawaii draufschreiben können!“

      12

      Wir saßen wieder im Sportwagen und ich hatte es gerade geschafft, mich in den fließenden Verkehr einzufädeln, als uns ein Anruf aus dem Field Office erreichte. Es war Max Carter aus unserem Innendienst.

      „Das Material, aus dem Fabianos Anzug war, ist unter der Markenbezeichnung Avlar-Tex von der Firma Wyndham Special Textile Inc. in Newark zum Patent angemeldet worden. Wenn ihr gerade nichts zu tun habt, solltet ihr dort mal vorbeifahren!“

      Über die Freisprechanlage konnten wir beide mithören, was unser Kollege sagte.

      „Wir sind schon unterwegs“, sagte Milo.

      „Weil wir ja im Gegensatz zu euch Innendienstlern nichts zu tun haben“, ergänzte ich.

      „Das ist schön“, erwiderte Max. „Ich habe euch nämlich bereits angekündigt. Die Geschäftsleitung machte einen recht kooperativen Eindruck und will schon mal dafür sorgen, dass die entsprechenden Unterlagen herausgesucht werden.“

      „Entschuldigung, Max, habe ich da was nicht mitgekriegt?“, hakte Milo nach. „Welche Unterlagen bitte?“

      „Unterlagen darüber, an wen der Stoff bisher verkauft wurde natürlich“, erläuterte Max.

      „Wir haben auch was Neues für dich: Der Mann, der sich in der DOLCE VITA BAR nach Jack Fabiano erkundigt hat, ist in unmittelbarer Nähe zum Tatort gesehen worden – und zwar zu einer Zeit, die nach den Erkenntnissen von Dr. Claus noch im Bereich der Tatzeit läge!“

      „Das Phantombild ist draußen. Jeder Cop in New York könnte ihn theoretisch sofort erkennen, falls er sich die neuen Fälle eingehend angesehen hat!“

      „Warten wir ab, was dabei herauskommt“, meinte ich.

      Max gab uns noch die Adresse von Wyndham Special Textile Inc.

      Anschließend beendeten wir das Gespräch und quälten uns durch den Verkehr Richtung Lincoln Tunnel, um nach New Jersey zu gelangen.

      „Hältst du McGregors Aussage eigentlich für glaubwürdig?“, fragte mich Milo unterwegs.

      „Warum nicht? Der Mann scheint keinen anderen Lebensinhalt mehr zu haben, außer dass er seine Umgebung genau beobachtet.“

      „Vielleicht will er sich auch nur etwas wichtiger machen, als er ist.“

      „Wir mussten ihm doch jedes Detail aus der Nase ziehen“, wandte ich ein. „Und was er sagte, stimmt mit der Spurenlage überein.“

      „Die Spurenlage sagt eigentlich nur aus, dass McGregor mit Sicherheit irgendwann Fabianos Wohnung betreten hat und sie wieder verließ, bevor der Mord geschah – denn sonst hätte er Spuren hinterlassen müssen.“

      Ich seufzte.

      „Auch wieder wahr.“

      „Aber mal ehrlich Jesse – nichts gegen aufmerksame Nachbarn, aber möchtest du in der Nähe eines Mannes leben, der dich dermaßen kontrolliert?“

      „Wie man sieht schützt das auch nicht davor, ermordet zu werden.“

      „Stimmt!“

      13

      Anderthalb Stunden später saßen wir im Büro des Geschäftsführers von Wyndham Special Textile Inc. Er war mit knapp dreißig noch ziemlich jung für die Position, die er erreicht hatte. Er trug einen dreiteiligen Nadelstreifenanzug. Die markanteste Linie seines Gesichts bildete der dünne Oberlippenbart.

      „Meine Name ist Agent Jesse Trevellian, FBI“, stellte ich mich vor und deutete auf Milo. „Dies ist mein Kollege Agent Milo Tucker. Wir ermitteln in einem Mordfall, bei dem das Opfer einen Anzug getragen hat, der aus der von Ihrer Firma patentierten Faser mit der Bezeichnung Avlar-Tex bestand.“

      „Clayton Bannister“, stellte er sich mit einem kräftigen Händedruck vor. Der Händedruck eines Mannes, der gleich klarstellen wollte, wer der Boss war. „Ihren Ausführungen entnehme ich zu meinem Bedauern, dass unsere Faser ihn nicht schützen konnte. Daher nehme ich an, dass er mit einem Gewehr erschossen wurde.“

      „Wie kommen Sie darauf?“

      Bannister lächelte geschäftsmäßig. „Wir sind ja nicht die einzige Firma, die daran arbeitet, kugelsichere Gewebe immer – wie soll ich mich da ausdrücken? – tragbarer zu machen. Soldaten oder den Mitgliedern von SWAT-Teams macht es vielleicht nichts aus, dicke Westen zu tragen, die gleichzeitig auch Granatsplitter und was weiß ich noch abhalten können. Aber welcher gefährdete Politiker oder Geschäftsmann will so herumlaufen? Mal davon abgesehen, dass man durch das Tragen eine Sicherheitsweste auch immer gleich zeigt, wie groß die eigene Furcht vor einem Attentat ist, sieht es auch einfach nur erbärmlich aus, wenn die Dinger unter Hemden oder Jacketts hervorquellen und der arme Kerl so wirkt, als hätte er zwanzig Kilo Übergewicht. Und in dem Fall, dass der Träger eine Frau ist, werden die Brüste platt gedrückt, was weder angenehm noch dem Selbstbewusstsein der Betreffenden gut tut, wie ich mir habe sagen lassen. Sicherheit und Stil sind da so etwas wie natürliche Feinde, wenn Sie verstehen, was ich meine.“

      „Nun, eigentlich...“

      Er schnitt mir das Wort ab, noch ehe ich es richtig ergriffen hatte. „Das Prinzip, nach dem kugelsichere Gewebe funktionieren, wurde vor 250 Jahren von einem französischen Adeligen erfunden. Er trug mehrere feuchte Seidenhemden übereinander und überlebte damit einen Treffer in einem Pistolenduell. Die Kugel vermochte die übereinander gelegten, festen Gewebeschichten nicht zu durchdringen. Damalige Kugeln hatten eine