Ich hab mal einen Killer gekannt: 4 Action Krimis. Alfred Bekker

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Название Ich hab mal einen Killer gekannt: 4 Action Krimis
Автор произведения Alfred Bekker
Жанр Зарубежные детективы
Серия
Издательство Зарубежные детективы
Год выпуска 0
isbn 9783956179785



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das Haar zurück. Das eng anliegende blaue Kleid schmiegte sich perfekt an ihren Körper. „Er meinte, es wäre besser, wenn ich nichts darüber wüsste. Seine Sendungen, aber vor allen Dingen die Prominenten-Biographien, die er geschrieben hat, haben nicht jedem gefallen. Es hat immer wieder spektakuläre Prozesse gegeben, wenn sich jemand von Brandon ungerechtfertigt an den Pranger gestellt fühlte.“

      „Er hat mit Ihnen nicht über Jack Fabiano gesprochen?“, vergewisserte ich mich.

      „Nein. Er hat mir nur gesagt, dass er nach New York fahren wollte. Meine Güte, ich bin seine Freundin, nicht sein Kindermädchen gewesen! Und außerdem war Brandon kein Mann, den man so einfach an die Kette legen konnte!“

      Milo wandte sich an James Resnick. „Sie müssten doch eigentlich gewusst haben, woran Carter gerade arbeitete!“

      Resnick lächelt dünn. „Brandon hat ein ganzes Team von Detektiven, Rechercheuren und Laufburschen für alles Mögliche beschäftigt. Nicht zu vergessen die Anwälte, die alles daraufhin abklopften, ob vielleicht mit immensen Schadensersatzforderungen zu rechnen war. Fragen Sie die! Ich gebe Ihnen eine Liste der Leute, die mir bekannt sind, aber ich bezweifle, dass die vollständig sein wird. Ich bin zwar sein Manager und Agent gewesen, und habe dafür gesorgt, dass seine Bücher zu guten Verlagen gekommen sind und seine Show in die großen Networks. Aber im Grunde war Brandon immer ein Einzelkämpfer. Die Sachen, die wirklich brisant waren, hat er nur mit sich ausgemacht.“

      8

      Eine halbe Stunde später tauchten Sam Folder und Mell Horster auf.

      Sie durchsuchten das Haus von oben bis unten. Dave Ontario von der Scientific Research Division nahm sich den Computer im Arbeitszimmer vor. Es gelang ihm, den Eingangscode zu knacken, aber es stellte sich sehr schnell heraus, dass das darauf gespeicherte Datenmaterial so umfangreich war, dass es eine ganze Weile dauern würde, bis diese Flut an Einzelinformationen gefiltert werden konnten.

      „Wir suchen einen Zusammenhang mit dem organisierten Verbrechen“, erklärte Milo. „Schließlich hat sich Brandon Carter nicht ohne Grund an Fabiano gewandt.“

      „Ich frage mich, wer sich da eigentlich an wen gewandt hat“, meinte ich, während ich den Terminkalender durchging. Für den Abend des Mordes war da nur ein vager Hinweis.

      J.F. DOLCE VITA BAR 2300 – so war es mit krakeligen, flüchtig wirkenden Blockbuchstaben hingekritzelt worden.

      Also doch!, dachte ich.

      Carter und Fabiano hatten sich zuerst in der DOLCE VITA BAR getroffen. 2300 musste die Uhrzeit sein. Vielleicht hatten wir Glück, und irgendjemand aus dem Personal der Bar erinnerte sich noch an die Beiden.

      „Worauf willst du hinaus, Jesse?“, riss mich Milo aus meinen Gedanken heraus und spielte damit auf meine letzte Bemerkung an.

      Ich zuckte die Schultern.

      „Es könnte ja sein, dass Carter Fabiano auf die Spur kam und ihn als Lohnkiller entlarven wollte. Aber das glaube ich nicht, denn dann wäre Carter niemals so blauäugig gewesen, sich allein und ohne jemandem darüber zu informieren mit Fabiano zu treffen.“

      „Weißt du was Besseres, Jesse?“

      „Wie wär’s damit, dass es Jack Fabiano war, der Carter aufgesucht hat. Ich meine, wenn wir vom FBI Fabiano all die Jahre nicht finden konnten, dann ist es extrem unwahrscheinlich, dass Carter das schaffte. Aber umgekehrt konnte sich Fabiano jederzeit an Carter wenden.“

      Milo verzog das Gesicht. „Nach deiner Theorie hat Fabiano Carter einfach angerufen und gesagt: Hallo, wie geht’s? Ich will ein Autogramm von dem Mann mit den Latexhandschuhen? Sehr überzeugend, Jesse!“

      Ich hob die Augenbrauen. „Wenn Fabiano Carter angerufen hat , könnte diese Erkenntnis allein schon was wert sein. Wir brauchen so schnell wie möglich die Telefonlisten aller Anschlüsse in diesem Haus. Dasselbe gilt natürlich für Carters Handy.“

      Dave Ontario war es gerade gelungen, in Carters E-Mail Account hereinzukommen. Aber es fand sich bei der ersten Überprüfung nichts unter den verzeichneten Nachrichten, was eine Verbindung zu Jack Fabiano herstellte. „Ich werde das Ding hier wohl mit ins Labor nehmen müssen“, meine Ontario und deutete auf den Computer. „Wir können dort unter Umständen auch gelöschte E-Mails wieder lesbar machen.“

      9

      Es war früher Abend, als wir nach New York zurückkehrten. Der Regen hatte inzwischen aufgehört. Wir fuhren noch einmal in die Elizabeth Street, um uns in der Dolce Vita Bar umzuhören.

      Dort herrschte mäßiger Betrieb.

      Wir zeigten Fotos von Brandon Carter und Jack Fabiano herum.

      Eine Bedienung erinnerte sich an die Beiden. Sie hieß Eva Daniels, war 23 Jahre alt, dunkelhaarig und von zierlicher Gestalt. Ihr tiefer Ausschnitt trug sicher genauso viel zum Umsatz der Bar bei wie die Drinks. „Die sind mir in Erinnerung geblieben“, berichtete die junge Frau. „Der Ältere der Beiden war zuerst hier und hat auf den anderen gewartet. Können Sie sich vorstellen, wie man abends kurz vor Mitternacht noch einen Cappuccino trinken kann?“

      „Ist alles Geschmackssache“, meinte ich.

      „Kann ja sein. Aber das ist eindeutig schlechter Geschmack.“

      „Aber Sie haben ihm einen Cappuccino gemacht“, stellte ich fest.

      Eva Daniels nickte. „Ja. Für unsere Gäste tun wir alles. Das ist das Motto unseres Chefs. Ich hatte wegen dem Typen extra die Maschine angeworfen und was war das Ende vom Lied? Er meckerte auch noch an dem Cappuccino herum, den ich ihm dann auf den Tisch gestellt hatte. Eigentlich hätte er froh sein sollen, überhaupt noch so etwas zu bekommen! Da schreibt man die individuelle Gästebetreuung schon riesengroß und bekommt dann trotzdem noch eins übergebraten. Aber so ist unser Job nun einmal.“

      „Wenn wir auftauchen, sind auch nicht unbedingt immer alle begeistert“, meinte Milo.

      „Sie Ärmster! Vielleicht spendiert Ihnen der Chef ja einen Drink auf Kosten des Hauses, damit Sie möglichst schnell verschwinden. Sonst denkt hinterher noch jemand, dass hier mit Ihnen gehandelt würde oder etwas in der Art.“

      „Versuchen Sie sich zu erinnern!“, forderte ich jetzt von der Zeugin. „War da vielleicht noch irgendetwas, was Ihnen bei den beiden Gästen aufgefallen ist? Haben Sie etwas von dem Gespräch mitbekommen?“

      „Nur, dass der Ältere ziemlich sauer darüber war, dass der Jüngere offenbar nicht so ganz pünktlich zu der Verabredung gekommen ist. Ach ja, da ist doch noch etwas!“