Liebeschaos: Süß wie Cherry Cola. Ute Jäckle

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Название Liebeschaos: Süß wie Cherry Cola
Автор произведения Ute Jäckle
Жанр Языкознание
Серия Liebeschaos
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783903130517



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Mensch mit Augen und Hirn im Kopf versteht, what the problem ist«, äffte sie ihn nach, denn Chad neigte dazu, je nach Lust und Laune deutsch und englisch in seinen Sätzen zu vermischen. »Nur du nicht. … Ja, bye.«

      Pia warf ihr Smartphone zurück in die Badetasche. »Mistkerl«, fluchte sie leise.

      Luca setzte sich auf. »Ist was?«

      »Chad schafft es nicht her. Er muss noch mit der Uni in Atlanta telefonieren und ein paar wichtige Dinge klären. Wegen der Zeitverschiebung kann er erst jetzt anrufen.«

      »Und das dauert so lang?«, fragte ich. Chad war nicht unbedingt das, was man unter einem zuverlässigen Menschen verstand. Im Gegenteil.

      »Anscheinend.« Sie legte sich zurück auf ihr Handtuch und schloss die Augen. »Von mir aus braucht er sich gar nicht mehr blicken zu lassen. Langsam hab ich echt die Nase von ihm voll.«

      »Wann haut er denn wieder ab in die Staaten?«, wollte Ben wissen.

      »In sechs Wochen. Zu Semesterbeginn muss er an der Georgia Tech sein«, gab Pia Auskunft. »Soll er sich doch solang mit einer anderen vergnügen. Ich bin raus.«

      »Mach mal halblang. Es kann doch gut sein, dass er wirklich noch einen Haufen zu erledigen hat«, wagte Ben sich zum ungünstigsten Zeitpunkt auf ein gefährliches Terrain. Von Luca wusste ich, dass Ben vor ihrer Zeit einer der größten Womanizer der Erlanger Universität gewesen war. Ben musste ein Draufgänger durch und durch gewesen sein und ich nahm ihm das bei seinem bloßen Erscheinungsbild ohne jeglichen Zweifel sofort ab. Ich wäre ihm höchstwahrscheinlich ebenso mit Haut und Haar verfallen, musste ich mir zu meiner Schande eingestehen. Sein Körper war superathletisch, aber nicht übertrieben muskulös, und sein Gesicht schlichtweg umwerfend. Aber am Auffälligsten stachen seine Augen heraus, ein seltenes Blauschwarz, das ich so noch nie gesehen hatte.

      Pia setzte sich wieder auf. »Und weil er so viel zu tun hat, war er gestern auch den ganzen Tag mit dir weiß Gott wo unterwegs und hat es dann abends auf dem Boot so richtig krachen lassen.«

      Das Boot hieß eigentlich The Boat und war einer der angesagtesten Nachtclubs Nürnbergs. Ben selbst hatte ihn vor ein paar Monaten eröffnet, was unserer Clique jederzeit freien Eintritt bescherte. Vitamin B war in der Tat sehr angenehm.

      »Wir haben die ganze Nacht im Club gearbeitet«, verteidigte sich Ben, während er eine Flasche Wasser aus Lucas Badetasche kramte.

      »Hattest du deswegen heute Morgen so einen dicken Kopf, dass du dir drei Schmerztabletten auf einmal eingeworfen hast?«, sprang Luca Pia zur Seite. Ihr stanken Bens exzessive Männerabende, die er sich öfters mal leistete und meist derart ausarteten, dass hinterher zwei Tage lang nichts mehr mit ihm anzufangen war.

      »Wir hatten ein paar Bierchen«, verteidigte er sich, worauf Luca prustete.

      »Und vielleicht noch den einen oder anderen Tequila«, schob er hinterher und zog umgehend die geballte Aufmerksamkeit meiner beiden Freundinnen auf sich.

      Ich erhob mich. Für Streitereien hatte ich heute keinen Nerv, die Nachtschicht steckte mir noch in allen Knochen. »Ich hol mir was Kaltes zu trinken. Will noch jemand was?«

      Nachdem die Mädels mit den Köpfen geschüttelt hatten, zog ich davon. Pia und Luca wollten gerade etwas ganz anderes. Und zwar den armen Ben zerfleischen.

      Eine endlose Warterei in der langen Menschenschlange am Kiosk später, hielt ich endlich eine Flasche mit eiskaltem Mineralwasser in der Hand. Es prickelte erfrischend in meiner Kehle, als ich einen großen Schluck nahm. Einen Moment blieb ich stehen, denn die kalte Flüssigkeit fror fast mein Gehirn ein.

      Gemütlich schlenderte ich über die Wiese zurück zu unserem Platz, in der Hoffnung, dass sich die erhitzten Gemüter zwischenzeitlich ein wenig beruhigt hatten. Die Sonne brannte erbarmungslos auf meine Schultern, was mittlerweile sogar mir zu viel war.

      Kurz darauf kam ich an Nick vorbei, den mein Bewusstsein die letzten Minuten gnädigerweise aus meinen Gedanken gestrichen hatte. Er lag neben seinen beiden ebenfalls dösenden Kumpels auf einem Handtuch im Gras und sonnte sich. Die Augen waren geschlossen, beide Arme hatte er über dem Kopf abgelegt, wodurch seine Muskeln deutlich hervortraten. Zum ersten Mal begutachtete ich die vielen Tattoos auf seinen Armen, die sich bis hoch zu den Schultern zogen, genauer. Betrachtete auch sein markantes Kinn mit den winzigen Bartstoppeln. Diese hellbraune Haarsträhne hing ihm wieder lässig in die Stirn. Mein Blick glitt über seinen Adamsapfel, der sich deutlich an seinem Hals abzeichnete, weiter bis zu seinem muskulösen Brustkorb. Seine Haut war glatt und tief gebräunt, eine feine dunkle Haarlinie zog sich vom Bauchnabel nach unten und verschwand im Bund seiner hellgrünen Badeshorts. Sein makelloses Erscheinungsbild machte mich wütend. Er war nichts weiter als ein elender, gottverdammter Blender. Dieser Arsch!

      Ein Gedanke zuckte durch meinen Kopf, ein kleines Säuseln, das mir zuflüsterte: Tu es, los mach es, trau dich. Ich grinste in mich hinein. Wie von selbst schraubte meine rechte Hand den Verschluss meiner Wasserflasche ab. In Zeitlupe hob ich den Arm. Nick und seine beiden Kumpels schlummerten selig vor sich hin, ein paar Schweißtropfen kullerten über Nicks Brustkorb. Höchste Zeit für eine Abkühlung. Dann kippte ich die Flasche und ein großer Schwall Eiswasser traf auf Nicks Brust. Schneller als erwartet, setzte er sich auf. Er japste nach Luft. Verdammt, hatte der Kerl eine Reaktion. Mit großen Augen sah er mich an, bevor ich die Flasche fallen ließ und die Flucht antrat.

      »Aida, du bist fällig«, tönte Nicks Stimme dichter hinter mir, als mir lieb war. Scheiße! Kreischend erhöhte ich mein Tempo und sprang in Panik über am Boden liegende Leute. Ich hörte Nick näher kommen. »Ich krieg dich sowieso«, rief er.

      »Im Leben nicht«, gab ich zurück und hastete weiter. Mist, meine Kondition ließ zu wünschen übrig. Schon im nächsten Moment legte sich eine Hand um meinen Oberarm, die meinem Spurt ein jähes Ende bereitete.

      »Kleines Miststück«, sagte Nick an meinem Ohr, ehe er mich im Rekordtempo schnappte und wie einen eingerollten Teppich bäuchlings über seine Schulter warf.

      »Lass mich runter, du Blödmann.« Ich stützte mich so gut es ging an seinem Rücken über den Shorts ab.

      Er lachte. »Ich glaube, du brauchst eine kleine Abkühlung.«

      Als er sich in Bewegung setzte, bemerkte ich mit einem Blick an seiner Hüfte vorbei, dass er den Badesteg anvisierte. »Wehe«, drohte ich ihm und trat nach ihm. »Wag es nicht.«

      Nick schnappte meine Beine und hielt mich im Klammergriff, Gegenwehr war zwecklos. Als ich seine Hand auf meinem Hintern spürte, hielt ich den Atem an. »Nimm sofort deine Finger von meinem Hintern oder du bist ein toter Mann.«

      »Ups, das war ein Versehen.« Sein amüsiertes Lachen drang an meine Ohren. Ihm tat das nicht leid, in keinster Weise. Dennoch rutschte er brav mit der Hand in Richtung Oberschenkel, was die Sache nicht wirklich besser machte.

      »Pfoten weg«, fauchte ich.

      »Irgendwo muss ich dich ja festhalten«, verteidigte er sich und betrat die hölzernen Planken des Stegs.

      »Du musst mich überhaupt nicht festhalten, lass mich runter.« Ich trommelte mit beiden Händen auf Nicks Rücken herum, bis er mich endlich von seinen Schultern gleiten ließ und ich auch noch direkt in seinen Armen landete. Er hielt mich am Rücken und unter den Kniekehlen fest, ignorierte meine düstere Miene. Sein Blick schweifte unangenehm langsam über meinen – im Vergleich zu seinem – nicht ganz so makellosen Körper. Würde sein Aussehen etwas über seinen Charakter verraten, müsste Nick einer lebenden Version von Gollum ähneln. Aber nein, ein ganzes Füllhorn an körperlicher Perfektion war über diesem Mistkerl ausgeschüttet worden.

      »Warum trägst dieses Teil eigentlich?«, fragte er mit dem Kinn auf meinen schwarzen Badeanzug deutend. »Damit siehst du aus wie eine Oma.«

      »Du bist so ein Arsch. Lass mich runter.« Ich wand mich strampelnd in seinen Armen. Verdammt, er sollte mich endlich loslassen, das letzte, was ich wollte, war irgendeine Art von Körperkontakt.

      Aber er hielt mich einfach