Liebeschaos: Süß wie Cherry Cola. Ute Jäckle

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Название Liebeschaos: Süß wie Cherry Cola
Автор произведения Ute Jäckle
Жанр Языкознание
Серия Liebeschaos
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783903130517



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ab, alle Details musste sie auch nicht wissen. »Egal. Themenwechsel. Was ist mit Chad, dieser Birne? Hat er sich schon gemeldet?«

      »Er kam heute Morgen vorbei.« Sie zuckte mit den Achseln, als wäre das nichts Besonderes.

      »Oh, oh.« Der Mann hatte Courage, das musste man ihm lassen. Pia hatte gestern nicht so gewirkt, als wollte sie lediglich eine Nacht über den Knatsch schlafen.

      Der Hauch eines Lächelns streifte über Pias Gesicht. »Chad stand völlig aufgelöst vor der Tür und erzählte mir, sein Goldfisch wäre entführt worden und nun wüsste er nicht, was er tun sollte. Er hatte einen Erpresserbrief dabei, in dem stand, dass der Kidnapper den Fisch erst wieder rausrücken würde, wenn ich mich mit ihm versöhne. Die Handschrift sah schwer nach der seines Mitbewohners aus.«

      Ich prustete in meine Hand. »Ist das niedlich. Und? Was hast du gemacht?« Chad hatte wirklich dermaßen einen an der Klatsche, aber dafür fielen ihm auch immer die süßesten Aktionen ein, um Pia milde zu stimmen. Und mit diesen Missionen hatte er an manchen Wochen viel zu tun.

      »Ich habe mir den Brief durchgelesen, in dem stand klipp und klar, dass Franky wohl für immer in den Weiten der Kanalisation verschwinden würde, wenn ich nicht einlenke. Was sollte ich da tun?« Sie hob die Hände an. »Nachher bin ich noch schuld an Frankys verfrühtem Ableben«, gluckste sie. »Also hab ich Chad reingelassen, zufällig hatte er noch Brötchen und eine Flasche Sekt dabei, wie gemacht für ein Frühstück im Bett. Wir haben wirklich alles für Frankys Rettung gegeben, das kannst du mir glauben.« Sie nahm meine Hand und sah mir in die Augen. »Es war für einen guten Zweck, was sollte ich tun? Ich wollte ein Leben retten.«

      »Du hast dich sozusagen geopfert«, spielte ich mit.

      »Treffender hätte ich es nicht formulieren können.« Lachend stand sie auf. »Ich hab echt keine Ahnung, warum ich so an dem Blödmann hänge. Vor allem, da er sowieso nur noch ein paar Wochen hier ist. Warum halse ich Idiotin mir absichtlich eine Riesenladung Herzschmerz auf? Bin ich masochistisch veranlagt?«

      »Weil du ihn liebst.« Ich kratzte etwas angetrockneten Dreck von meiner Hose. »Wer weiß, was kommt. Die absolute Sicherheit hast du sowieso nie.«

      »Das stimmt auch wieder.«

      Sie setzte sich in Bewegung. »Ich muss lernen. Dank Chad habe ich heute meine Statistikvorlesung verpasst.«

      »Viel Spaß mit den Zahlen.« Ich winkte ihr zu und kramte mein Handy aus der Tasche, um meine Mutter anzurufen, die mir die letzten Tage schon fünf Nachrichten hinterlassen hatte. Mein schlechtes Gewissen regte sich, weil ich mich viel zu selten bei ihr meldete. Aber in meinem Leben war einfach so viel los, dass die Zeit nur so dahinflog.

      »Löwenstein«, meldete sich meine Mam mit fröhlicher Stimme. Nach der Scheidung von meinem Vater vor siebzehn Jahren hatte sie ihren Mädchennamen wieder angenommen. Damals war ich gerade erst sechs Jahre alt gewesen, aber ich erinnerte mich noch deutlich, wie er eines Morgens das Haus verlassen hatte und einfach nicht mehr zurückgekehrt war. Seit diesem Tag hatte ich nichts mehr über seinen Verbleib in Erfahrung bringen können, als hätte mein Vater aufgehört, zu existieren. Noch immer tat mein Herz weh, wenn ich daran dachte.

      »Hi, Mam. Wie geht’s?«

      »Gibt es dich auch noch? Ich versuche seit Tagen, dich zu erreichen.« Sie klang ein wenig vorwurfsvoll.

      »Tut mir leid, ich habe so viel im Krankenhaus zu tun, Überstunden ohne Ende. Ich bin fix und fertig.«

      »Du Ärmste«, sofort veränderte sich ihr Tonfall, wurde mitleidig und besorgt. »Ob dieser Beruf wirklich das Richtige für dich ist, wenn du dabei zugrunde gehst?«

      »Tue ich nicht, der Job ist toll. Ist halt nur gerade etwas stressig, das ist alles. Was gibt es Neues bei dir?«, wechselte ich das Thema und gähnte. Heute würde ich früh schlafen gehen.

      »Nicht viel. Ich habe mich für einen Malkurs bei der Volkshochschule angemeldet. Aquarell mit Schwerpunkt Blumen.«

      »Klingt toll, das macht bestimmt Spaß.« Ich freute mich, dass meine Mutter endlich mal wieder etwas für sich tat.

      »Du hast mich ja auch lang genug bequatscht«, stellte sie lachend fest. »Ich hoffe, du bist jetzt zufrieden.«

      »Für den Anfang auf jeden Fall. Du wirst sehen, ein bisschen Abwechslung wird dir guttun.« Meine Mutter konnte richtig toll malen. Als ich klein war, hatte sie mein Zimmer in ein Aquarium verwandelt, indem sie die Wände mit Fischen, Meeresschildkröten und Nixen in eine riesige Unterwasserwelt umgestaltet hatte. Dorthin hatte ich mich nach dem Unfall am liebsten zurückgezogen, überall war Wasser gewesen, in meinen vier Wänden hatte mir nichts passieren können.

      »Ich hoffe nur, Opa kommt solang allein zurecht«, gab sie zu bedenken.«

      »So ein Kurs dauert doch nicht länger als zwei oder drei Stunden, das ist doch kein Problem.« Ich spürte ihre Zweifel durch das Telefon. Hoffentlich meldete sie sich nicht wieder ab. Seit zehn Jahren pflegte meine Mutter hingebungsvoll meinen Opa, der nach einem Schlaganfall halbseitig gelähmt war. »Und wenn es gar nicht anders geht, sag mir Bescheid. Ich versuche es so einzurichten, dass ich in der Zeit heimkommen kann.« Mein Elternhaus lag nur eine halbe Stunde von Nürnberg entfernt. Irgendwie schafften wir Franken es nicht, den Landkreis zu verlassen. Unser Herz hing einfach an der Gegend.

      »Quatsch«, schlug sie mein Angebot aus. »Du hast sowieso schon so viel zu tun. Das kriege ich schon irgendwie geregelt. Aber was ich dich fragen wollte. Magst du Sonntag nicht zum Mittagessen kommen? Opa und ich vermissen dich so.«

      Sonntag hatte ich frei, das würde passen. »Wenn du deinen leckeren Sauerbraten mit Klößen machst, hätte ich nichts dagegen.« Meine Mutter war die beste Köchin der Welt. Ich war schon viel zu lang nicht mehr zu Hause gewesen und vermisste die beiden und ihr Essen total.

      »Kriegst du. Ich koche die doppelte Portion, dann kannst du den Rest für dich und deine Mitbewohnerin mitnehmen.«

      Das klang verlockend, Pia würde sich sicher auch freuen. Leider waren unser beider Kochkünste nicht die besten, weshalb es meistens nur Milchreis oder Nudeln mit Ei gab. »Super. Ich freue mich. Bis Sonntag dann.«

      »Ich mich auch. Hab dich lieb, Schatz.«

      »Ich dich auch, Mam. Tschüss.«

      Nachdem ich aufgelegt hatte, schnappte ich mir meinen E-Book-Reader vom Tisch und kuschelte mich in die Sofakissen. Gestern hatte ich mir einen heißen Erotikroman heruntergeladen, den würde ich mir jetzt zu Gemüte führen.

      6. Kapitel

      Nach nur fünf Stunden Schlaf stand ich wieder im Krankenhaus und begann meine Schicht. Der Roman gestern hatte mich so umgehauen, dass ich ihn nicht aus der Hand legen konnte und die Story in einem Rutsch gelesen hatte. Ich befand mich noch immer im Rausch der Gefühle. Der Kerl in der Geschichte hatte es wirklich draufgehabt. Was der im Bett alles mit seiner Auserwählten angestellt hatte, lag beinah jenseits meiner Vorstellungskraft.

      Am liebsten würde ich auch einmal einen sexy-versauten Erotikroman schreiben, jedoch fehlte mir für dieses Vorhaben leider die Erfahrung. Mit Linus damals hatte es nicht gerade Erdbeben im Bett gegeben. Und seit Linus hatte ich mich auch auf keinen Typen mehr eingelassen. Ich reagierte gar nicht erst auf Flirtversuche und geriet allein beim Gedanken, einem Mann sexuell näherzukommen, in helle Panik. Welchen Mann überkamen beim Anblick meines nackten Körpers schon erotische Fantasien?

      Meine Entstellung würde mir wohl leidenschaftliche Kissenschlachten mit tollen Kerlen für immer verwehren. Der Gedanke schaffte mich und ich verfluchte das Schicksal für seine Grausamkeit. Warum hatte es damals ausgerechnet mich treffen müssen? Ich war ein kleines Mädchen gewesen, das niemandem etwas getan hatte.

      Schon von Weitem sah ich Marga neben dem Stationszimmer an der Wand lehnen, die sich angeregt mit Nick unterhielt. Sie gestikulierte wild in der Luft herum, während er sich mit einer Hand an der Mauer abstützte und ihr aufmerksam lauschte. Was hatten die beiden denn so intim zu bereden?