Название | Morgen wird ein guter Tag |
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Автор произведения | Sir Thomas Moore |
Жанр | Философия |
Серия | |
Издательство | Философия |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783854457060 |
Onkel Arthur war hingegen einer der Verwandten, der sich für uns interessierte. Mutter mochte ihn ganz besonders. Er arbeitete im Werk von Short Brothers Airship und fertigte während des Großen Kriegs Luftschiffe mit stabilen Metallrahmen für die Admiralität als direkte Antwort auf die Zeppeline und U-Boote der Deutschen. Daraufhin zog er nach Birkenhead nahe Liverpool, wo er in den Schiffswerften angestellt war und als treibende Kraft bei der New Ferry and Birkenhead Operatic Society auf den Brettern stand, die die Welt bedeuten. Als er 1923 nach Keighley kam, wurde er bei dem führenden Süßwarenhändler John Hammond & Co. in der North Street zuerst Manager und dann leitender Chefkonditor. Sie führten damals einen äußerst beliebten Teesalon in der obersten Etage. Arthur war für seine delikaten Süßwaren und Hochzeitstorten bekannt. Jedes Jahr zu Weihnachten backte er für uns einen wunderschön dekorierten Schokoladen-Weihnachtsbaumstamm.
Er heiratete nie und hatte keine Kinder. 1936 verlieh ihm die Theatergruppe Keighley Amateur Operatic and Dramatic Association eine Medaille für jahrelanges Engagement. Man kannte ihn dort für seine Liebe zu den Werken von Gilbert and Sullivan. Auch ernannte man Onkel Arthur zum lebenslangen Mitglied der Keighley Theatre Group. Er nahm seinen einzigen Urlaub immer zusammen mit John Hammond, dem Besitzer des Süßwarengeschäfts. Erst später im Leben dämmerte mir die Vermutung, dass die beiden möglicherweise homosexuell waren. Als John Hammond verstarb, wechselte das Geschäft den Besitzer, woraufhin Arthur eine neue Arbeit in der Gemeindeverwaltung fand, eine Tätigkeit, die er bis zu seiner Rente ausübte.
Ich kann nur schwerlich glauben, dass er in dem langweiligen Bürojob glücklich war, denn ich stellte ihn mir als einen lebhaften Charakter vor, fest dazu entschlossen, das Leben in vollen Zügen zu genießen. Als ich elf war, nahm er Mutter und mich zum ersten Mal mit nach London. Wir wohnten im Strand Palace Hotel, und ich genoss den Besuch immens, obwohl alles viel zu groß für einen Yorkshire-Jungen erschien und die Straßenbahnen und zahlreichen Menschen mich beinahe überwältigten. Wir gingen überall hin und suchten die bekannten Touristen-Attraktionen auf wie das Madame Tussaud’s, den Buckingham Palace und Big Ben. Ich glaube, wir fuhren sogar mit der U-Bahn. Arthur verwöhnte uns nach allen Regeln der Kunst. Ich sah ihn all die Jahre zwar nicht so häufig, wie ich es eigentlich gewollt hätte, doch er war eins meiner ersten männlichen Vorbilder.
Innerhalb eines Jahres nach dieser Kurzreise veränderte sich das Familienleben grundlegend, da Opa Thomas im August 1931 verstarb, zwei Jahre nach dem Tod meiner Oma. Ich fühlte mich traurig und niedergeschlagen, denn er hatte mich stets mit Güte und Respekt behandelt. Ich wusste, dass er ein guter und anständiger Mann gewesen war, der sich am eigenen Schopf aus dem Sumpf gezogen und aus dem Schlamassel befreit hatte. Obwohl er sich hart gegenüber seiner Tochter Maggie verhielt – die ja mit einem Mann durchgebrannt war –, gab er sich gegenüber den anderen Kindern großzügig und unterstützte auch meinen Vater. Seine Arbeiter bewunderten ihn und die Bürger der Stadt schätzten ihn. Es überraschte niemanden, dass sich viele zu seiner Beerdigung einfanden. Der Nachruf in der Keighley News beschrieb ihn als den ältesten Bauunternehmer und einen Mann, der eine große Rolle in der städtischen Entwicklung gespielt hatte. „Er führte sein Unternehmen circa 54 Jahre in Eigenverantwortung … und genoss einen hohen Ruf als Bauherr“, hieß es weiter. „In Keighley sind zahlreiche Beispiele seiner exzellenten Arbeit zu bewundern. Sein Tod beraubt uns einer wichtigen und interessanten Persönlichkeit.“
Nach Opas Tod erbte mein Vater wie versprochen Club Nook, woraufhin wir 1932 das Zuhause verließen, das mir vertraut war, und in das viel größere und pompösere Gebäude in Riddlesden zogen, das ich bisher nur von Familienbesuchen kannte. Unser neues Heim stellte eine eindeutige Verbesserung dar. Ich bekam sogar ein größeres Zimmer, doch zeigte ich mich nicht sonderlich von der Elektrizität beeindruckt, dem Telefon, der Garage, dem Garten und der abgetrennten Waschküche. Dagegen begeisterte mich die Tatsache, dass Onkel Billy direkt nebenan wohnte und hinter dem Haus ein riesiges Feld lag, mit einem Tor und einem direkten Pfad zu den Mooren bei Silsden, Rivock und auch weiter entfernt. Für einen jungen Burschen und seinen Hund war das die Dämmerung eines neuen Zeitalters.
4
„Die Demokratie der Welt war niemals so gefährdet wie heute.“
Premierminister Stanley Baldwin (1867–1947)
Billy Moore war möglicherweise der Mensch, der mich in meiner Kindheit und darüber hinaus am prägendsten beeinflusste. Wenn er nicht im Bauunternehmen half, nahm er an Motorradrennen in den Bergen teil. Er war es auch, der meine Leidenschaft für Motorräder entfachte und mich alles Wissenswerte über Konstruktion und Mechanik lehrte – Fähigkeiten, die sich während meines gesamten Lebens als dienlich herausstellten.
Er lagerte seine Motorradkollektion und die Ersatzteile im Keller seines Hauses, und wenn sein Tagewerk getan war, fand man ihn dort vor sich hin schraubend, was seiner Frau Elsie auf die Nerven ging. Wegen eines angeborenen Hüftproblems litt Elsie unter Verwachsungen, und ich erinnere mich an sie als einen krumm gehenden, kleinen Menschen. Aufgrund ihres Gesundheitszustands konnte sie keine Kinder bekommen, und so wurde sie zu einem eher verbitterten Menschen, den man nicht gern in seiner Nähe hatte. Sie weigerte sich, bei Familienfesten dabei zu sein, und das betraf sogar Weihnachten, womit auch ein Besuch von Billy ausgeschlossen war. Vermutlich suchte er deshalb seine Ablenkung im Sport. Berühmte Fahrer wie Alec Jackson (der mit dem Fallschirm aus dem Ballon gesprungen war) kamen zu ihm, da Billy Motorradrennen organisierte und ein Experte für die in Shipley hergestellten Scott-Motorräder war. Die Maschinen hatten ikonenhafte Namen wie „Super Squirrel“ und „Flying Squirrels“, die man gern auch nur kurz „the Flyers“ nannte.
Während dieser frühen Jahre in Riddlesden fand ich in Billy glücklicherweise die Vaterfigur, mit der ich all die wichtigen Gespräche führte, die bei Dad ausgeschlossen waren. Außerdem musste ich nicht brüllen. Billys vollgestellter Keller unterhalb des Wohnzimmers glich Aladins Höhle. Jedes Mal, wenn ich die schmale Außentreppe dort runterrannte, roch ich das Benzin und hörte metallisches Klopfen, da er wieder einen Motor auseinandernahm. Es war wohl der unordentlichste Ort, den ich jemals gesehen habe. Überall verstreut lagen alle nur erdenklichen Motorradteile zusammen mit halb zusammengeschraubten Maschinen. Der Boden war vom getrockneten Öl ständig verklebt. Ich liebte das! Billy achtete auf den tadellosen Zustand der Motoren seiner alten Kisten, doch er putzte niemals den Schlamm ab, der sich bei der Fahrt am Rahmen festgesetzt hatte. Die getrocknete Erde fiel runter, wodurch der Estrich noch dreckiger war.
In seiner großräumigen Garage standen abwechselnd wundervolle, aufsehenerregende Autos, darunter ein MG M-Type und für eine Weile ein wunderschöner blauer Bugatti 35, der heute sehr viel wert wäre. Ich erinnere mich daran, wie wir zusammen eine Spritztour unternahmen und die Leute ihre Köpfe nach uns umdrehten, während wir an ihnen vorbeirauschten. Billy war für mich – einen leicht zu beeindruckenden jungen Buben – jemand, den ich abgöttisch verehrte. Ich besaß zwar schon mein eigenes Werkzeug-Set, das Vater mir über die Jahre geschenkt hatte, war aber erst glücklich und zufrieden, wenn ich mit Billy herumbasteln und ihn beobachten konnte, wie er einen Motor komplett auseinandernahm, Teil für Teil, und dann mühelos wieder zusammenbaute. Dabei plauderte er die ganze Zeit. Billy überraschte mich, indem er mir verriet, dass auch Vater an den Rennen durch die Hügelketten teilgenommen hatte. Jedoch verkaufte er seine Maschine, als er Mutter kennenlernte, „da er sich nicht traute, sie dorthin mitzunehmen, wo er gewesen war“. Diese Andeutung war ein Hinweis, dass mein alter Vater wohl ein Mann der Damenwelt gewesen war, was ich auch glaube, da er in der Gesellschaft von Frauen