Название | ICH |
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Автор произведения | Ricky Martin |
Жанр | Изобразительное искусство, фотография |
Серия | |
Издательство | Изобразительное искусство, фотография |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783854453529 |
Bisher hat es noch nicht geklappt, aber ich gebe die Hoffnung nicht auf. Ich glaube an ein Leben nach dem Tod. Und ich weiß, dass meine Großmutter mit einem Lächeln auf dem Gesicht auf mich herabblickt, weil sie sieht, dass ihr erster Enkelsohn mit derselben Zielstrebigkeit, die sie einst besaß, durchs Leben geht und jener starke und unabhängige Mann ist, zu dem sie mich erzogen hat.
Ein Vorgeschmack auf den Ruhm
Zu Beginn meiner Musikkarriere unterstützte mich meine Familie voll und ganz. Alle konnten schließlich erkennen, dass die Musik für mich mehr war als nur ein Hobby. Als sie sahen, mit welcher Leidenschaft ich die Sache betrieb, spornten sie mich an, weiterzumachen. Allein das gab mir unheimlich viel Kraft. Dass sie an mich glaubten, gab mir Sicherheit und stärkte mein Selbstvertrauen. Und so waren sie nicht überrascht, als ich im Alter von neun Jahren begann, in Puerto Rico in Fernsehwerbespots aufzutreten.
Eines Tages stand nämlich in der Zeitung die Anzeige: »Agentur sucht Talent für TV-Werbespots.« Mein Vater las die Annonce und fragte mich, was ich davon halte. Ich fand es eine großartige Idee und antwortete: »Lass es uns machen, Papi, lass uns hingehen!« Und so gingen wir an jenem Samstag zum Vorsprechen. Bei diesem ersten Termin ging es nur darum, ob ich für den Chef der Agentur überhaupt in Frage kam. Beim nächsten Vorsprechen erst ging es dann konkret um die Werbespots. Sie stellten mich vor eine Kamera, fragten mich nach meinem Namen und Alter sowie meiner Schule. Ehrlich gesagt, ich habe vergessen, was sie sonst noch wissen wollten. Wahrscheinlich ließen sie mich etwas vorsprechen oder vorlesen. Vielleicht eine kleine Szene, das Übliche eben, was man bei einem Casting so machen muss. Ich kann mich jedoch noch gut daran erinnern, dass ich mich unheimlich sicher fühlte. Ich war kein bisschen nervös. Nach dem Vorsprechen ging ich nach Hause. Und nur wenige Tage später erhielt ich einen Anruf und bekam die Zusage.
In meinem ersten Werbespot ging es um einen Softdrink. Der Dreh dauerte vier Tage. Vier intensive Tage, von sechs Uhr morgens bis zum späten Nachmittag. Leider bekam ich den Spot nie zu sehen, da er für das amerikanische Latino-Publikum sowie Mexiko bestimmt war. Aber ich weiß noch, dass sie mir am Schluss 1300 Dollar zahlten. Und das war nicht alles: Alle sechs Monate sollte ich einen weiteren Scheck über 900 Dollar (Tantiemen) erhalten. Es war ein fantastischer Job! Ich konnte etwas tun, das mir richtig Spaß machte, und wurde auch noch gut dafür bezahlt. Etwas Besseres hätte ich mir nicht vorstellen können. Eine ganz neue Welt hatte sich mir eröffnet.
Viele weitere Spots folgten, etwa für eine Zahnpasta oder ein Fast-Food-Restaurant. Aus einem Spot ergab sich der nächste und daraus der übernächste und so weiter. Als ich erst einmal den Einstig in dieses Business geschafft hatte, lief es wie am Schnürchen. Nach anderthalb Jahren hatte ich bereits elf Spots gedreht. Ich weiß es deshalb so genau, weil mein Vater alles exakt dokumentiert hat. Es ist so lange her, dass ich mich sonst bestimmt nicht mehr an alle erinnern könnte. Ich war sehr erfolgreich mit meinen Spots und verschaffte mir rasch Anerkennung in der Branche. Da ich mittlerweile einige Erfahrung hatte und es liebte, vor der Kamera zu stehen, engagierten mich die Produzenten gerne. Dadurch wuchs mein Selbstbewusstsein noch mehr, und zugleich konnte ich weitere Erfahrungen sammeln.
Die Werbespots gaben mir einen Vorgeschmack auf den Ruhm. Wenn ich die Straße entlangging, hörte ich manchmal, wie jemand sagte: »Da ist der Junge aus diesem oder jenem Werbespot!« Oder: »Schau mal! Da ist der Junge aus der Softdrink-Werbung.« Ich fand es damals unheimlich toll, erkannt zu werden. Zu dieser Zeit gab es noch keine Fernbedienungen, und die Leute mussten die Werbespots wohl oder übel über sich ergehen lassen – anders als heute, wo wir bequem vom Sofa aus auf ein anderes Programm umschalten können. So erkannten mich mit jedem Spot immer mehr Leute. Und ich muss zugeben, dass mir das gefiel. Heute kann ich mich manchmal nicht einmal für kurze Zeit in Ruhe in einen Park setzen oder mit meinen Kumpels Poolbillard spielen. Irgendjemand erkennt mich immer. Das bedeutet, ich muss einige Dinge aufgeben, die für andere Menschen normal sind: im Restaurant essen, spazieren gehen, am Strand entlangschlendern und so weiter. Es ist keineswegs so, dass ich diese Dinge nicht gerne tue. Doch ich finde dabei nicht die ersehnte Ruhe. Ich mache es trotzdem, aber ich werde überall erkannt. Anonymität ist etwas, das ich oft vermisse. Ich verdanke dem Ruhm jedoch so viel Schönes, dass ich mich nicht beklagen möchte. Bekannt zu sein gehört nun einmal zu meinem Beruf, und deshalb genieße ich es. Die meisten Menschen sind sehr freundlich und respektieren mein Recht auf Privatsphäre. Ich freue mich immer, wenn mir jemand sagt, dass ich ihm oder ihr etwas bedeute, sei es, weil einer meiner Songs ihnen geholfen hat, die Liebe zu finden, oder weil ihnen ein Konzert von mir besonders gut gefallen hat. Solche Sachen sind mir sehr wichtig. Denn der Grund, warum ich diesen Beruf ausübe, ist folgender: Ich liebe es, den Menschen ein wenig Freude zu bereiten. Und dabei habe ich noch jede Menge Spaß!
Der Ruhm ist ein eigenartiges Phänomen. Du kannst unheimlich viel daraus machen. Es geht ja nicht nur darum, auf der Straße erkannt zu werden oder sich von Fotografen ablichten zu lassen. Ruhm ist auch ein Instrument: Wenn du ihn klug einsetzt, kannst du Millionen von Menschen erreichen und ihnen eine Botschaft vermitteln. Das sage ich mir immer wieder. Natürlich musst du für den Ruhm viele Opfer bringen – im Privatleben wie in beruflicher Hinsicht. Doch das Entscheidende ist, den Ruhm für die wirklich wichtigen Dinge zu nutzen.
Menudo
Mein Vater sagte einmal zu mir: »Ich verfluche den Tag, an dem du bei Menudo eingestiegen bist. An diesem Tag habe ich meinen Sohn verloren.«
Er hatte absolut Recht. In gewisser Weise hat er damals seinen Sohn verloren – und ich meinen Vater.
Zu diesem Zeitpunkt konnten wir natürlich nicht ahnen, was die Zukunft für uns bereithielt. Ich sah lediglich die unzähligen Möglichkeiten, die großartigen, völlig neuen Perspektiven, die sich mir eröffneten. Keiner kann vorhersagen, was geschieht, wenn man einen neuen Weg einschlägt.
Ich hatte nicht die geringste Vorstellung davon, wie lange ich brauchen würde, um mein Ziel, Künstler zu werden, zu erreichen. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich nur, dass ich mir nichts sehnlicher wünschte. Ich hatte hart gearbeitet und war voller Ehrgeiz und Entschlossenheit. Auf der Bühne zu stehen, war mein Traum, und ich war bereit, alles zu tun, um ihn zu verwirklichen. Deshalb war ich geradezu besessen von Menudo und konnte an nichts anderes mehr denken. Im Alter von zehn bis zwölf Jahren konnte ich nachts vor Sehnsucht und Erregung kaum schlafen.
Mit meinem Einstieg bei Menudo wurde mein Traum Realität. Dieser Moment bestimmte den weiteren Verlauf meines Lebens.
Ich habe Menudo unglaublich viel zu verdanken: Erfahrungen und Emotionen, die mich zutiefst geprägt und einen besseren Menschen aus mir gemacht haben. Was ich dafür opfern musste, war meine Kindheit. Aber nicht nur durch die positiven Erlebnisse, sondern auch angesichts dessen, was ich verlor, gewann ich Erkenntnisse von unschätzbarem Wert. Ebenso wenig, wie ich auch nur eine einzige der schönen Erinnerungen an diese Jahre missen will, möchte ich die schwierigen Zeiten, die ich durchgemacht habe, vergessen. Denn diese haben mich abgehärtet. Und erst durch sie erlangte ich die Fähigkeit, die guten Zeiten bewusst zu genießen. So ist es doch im Leben: Ohne das Schlechte wüssten wir das Gute gar nicht zu schätzen.
Als ich klein war, sagte meine Mutter immer zu mir: »Mein Sohn, in diesem Leben ist alles möglich. Du musst nur wissen, wie du es anstellst.« Meine Mutter kennt mich sehr gut und wusste, dass ich schon damals das Maximum wollte. Und das Größte – das war zu dieser Zeit Menudo.
Ich trieb meinen Vater schier in den Wahnsinn, als ich ihn ständig bat, mich zum Vorsingen zu fahren. Ich flehte ihn an: »Fahr mich hin! Fahr mich hin! Bitte fahr mich hin!« Ich versuchte mit allen Mitteln, ihn dazu zu bringen, und nervte ihn so sehr, dass es mich nicht gewundert hätte, wenn er mich schließlich die Klippen hinabgestürzt hätte. Irgendwann