Название | Pink - 2 Gesichter |
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Автор произведения | Paul Lester |
Жанр | Изобразительное искусство, фотография |
Серия | |
Издательство | Изобразительное искусство, фотография |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783854453376 |
Trotz der Tatsache, dass sich Can’t Take Me Home zu einem Sprungbrett für ihre Karriere entwickelte, distanzierte sich Pink später von dem Werk. Für sie war es eine Produzentenarbeit, der Triumph eines cleveren Marketings und nicht der autonome „Erstschlag“, den sie sich so gerne gewünscht hätte.
„LA Reid hat mein erstes Album fast ausschließlich allein zusammengeschustert“, erzählte sie dem Bang-Magazin. „Ich hatte nicht viel zu sagen, keinen großen Einfluss.“ Pink ärgerte besonders das Gefühl, dass die Musik ihrer Persönlichkeit nicht gerecht wurde. „Ich hasse und liebe es“, kommentiert sie das Debüt. „Diese Zeit war so beschissen.“
Pink ist für ihre außergewöhnliche Frauen-Power bekannt, jedoch ermutigte man sie dazu, zeitgleich zur Veröffentlichung gesellschaftliche Umgangsformen zu erlernen und ein Medientraining zu absolvieren. Doch sie erstickte solche Bestrebungen schon im Keim.
„Die haben meine Persönlichkeit im Marketing eingesetzt, wollten aber danach, dass ich ‚Benimmunterricht‘ nehme, für die Medien gecoacht werde und all diesen Scheiß“, erzählte sie dem Observer Magazine. „Meine Antwort bestand in einem klaren ‚Nein‘ zum Benimmunterricht, denn das wäre einer Beleidigung meiner Mutter gleichgekommen. Ich habe ein bisschen Medien-Coaching gemacht, aber der Typ ist abgehauen. Er meinte: ‚Ich kann ihr nicht helfen.‘ Sie wollten mir beibringen, diplomatisch zu sein, den Journalisten die Antworten zu geben, die ihnen gefallen, woraufhin ich entgegnete: ‚Würdet ihr nicht lieber die Wahrheit hören?‘ Ich kann einzig und allein meine Gefühle ausdrücken und darüber reden.“
Es dauerte auch nicht mehr lange, bis sich Pink von ihren Ketten losreißen und der Welt das Gesicht hinter der Maske zeigen sollte.
Eine Aufnahme für The Face, Juni 2002. (LEE JENKINS/CORBIS OUTLINE)
Pink auf der Bühne, um 2000 herum. (CHRISTINA RADISH/REDFERNS)
Das Video-Shooting 2001 für „Lady Marmalade“. V. l. n. r.: Lil’ Kim, Pink, Mýa und Christina Aguilera. (KEVIN MAZUR/WIREIMAGE)
„Alle Mädchen, die in den letzten Jahren bekannt geworden sind, wurden in denselben Topf geworfen. Ich will nicht, dass Leute mich in diesen Topf schmeißen.“
Falls Pinks Intention darin bestand, sich von den anderen Künstlerinnen des Femme-Pop abzuheben, sich differenziert darzustellen und ihre Einzigartigkeit zu beweisen, erreichte sie das ironischerweise mit einer Single, auf der sie zusammen mit drei Kolleginnen sang.
Im April 2001 nahmen sie für den Soundtrack zum Film Moulin Rouge! eine Coverversion von Labelles Smash-Hit „Lady Marmalade“ aus dem Jahr 1975 auf. Mit dabei waren Christina Aguilera (die sie später in der Presse heftig kritisieren sollte), die Rapperin Lil’ Kim und die R’n’B-Sängerin Mýa. Der Hit aus der Zeit der beginnenden Disco-Ära wurde von Bob Crewe (der viele Evergreens der Four Seasons mitkomponierte) und Kenny Nolan geschrieben. Die beiden hatten zuvor schon bei der Hit-Ballade „My Eyes Adore You“ von Frankie Valli miteinander gearbeitet. „Lady Marmalade“ ist besonders durch den sexuell suggestiven „Voulez-vous coucher avec moi (ce soir)?“-Refrain bekannt geworden. Als die Nachwuchssängerin Leona Lewis den Titel bei der britischen TV-Talentshow The X Factor präsentierte, hörten die Zuschauer die Zeile „Voulez-vous chanter avec moi (ce soir)?“ [ugs.: „Möchtest Du mit mir singen“, anstatt: „Möchtest Du mit mir schlafen“, wie der ursprüngliche Text lautet]. Für welche Textversion sich Pink und ihre Truppe entschieden haben, ist klar – natürlich für die originale, unzensierte Fassung!
Produziert von den Hip-Hop-Künstlern Rockwilder und Missy Elliott (die auch als MC auf dem Intro und dem Outro ihren Beitrag leistet), konnte die neue Version von „Lady Marmalade“ in 15 Ländern den ersten Platz der Charts erreichen, darunter Neuseeland, Großbritannien, Australien und die USA. In den Staaten konnte sich der Song fünf Wochen lang auf der ersten Position der Billboard Hot 100 halten (vom 26. Mai bis zum 30. Juni 2001) – und das alles trotz der Tatsache, dass die britische Girl-Group All Saints den Titel erst drei Jahre zuvor gecovert hatte.
Angesichts der energiegeladenen Produktion und dank des virtuosen Vortrags der vier Sängerinnen (na gut, Lil’ Kims Beitrag war ein Rap) entwickelte sich der Titel zur erfolgreichsten „Exklusiv-Airplay-Single“ aller Zeiten. Wie auch Aaliyahs Single „Try Again“ (2000), die auf Platz 1 kam, ohne bei einem Plattenlabel im kommerziellen Single-Format (CD-Single oder CD-Maxi-Single) zu erscheinen, gab es von „Lady Marmalade“ damals keinen physischen Tonträger, außer natürlich dem Soundtrack (es war also erst der zweite Song, der sich in der Billboard-Charts-Geschichte „nicht-physisch“ etablieren konnte). Aguilera hatte damit ihren vierten Nummer-1-Hit, für Kim, Pink und Mýa war es das „erste Mal“ auf der Topposition. In den Top 40 der Staaten verweilte das Stück 17 Wochen und entwickelte sich für die Sängerinnen (außer Christina Aguilera und Pink) zu ihrem meistverkauften Werk.
Der überwältigende Erfolg von „Lady Marmalade“ wurde zusätzlich vom begleitenden Musikvideo gepusht, bei dem Paul Hunter Regie führte. Es zeigte die Mädels in einem Varieté, mit Schößchenjacken, Reizwäsche und Netzstrümpfen bekleidet. Aufgenommen im März 2001 an verschiedenen Sets (in Los Angeles), die extra gebaut wurden, um den Moulin-Rouge-Nachtclub zur Jahrhundertwende (1890-1910) wiederauferstehen zu lassen, sollte der Clip den MTV Video Music Award in den Kategorien „Bestes Video des Jahres“ und „Bestes Video aus einem Film“ gewinnen. Darüber hinaus nominierte ihn die Jury in weiteren Sparten: „Bestes Dance Video“, „Bestes Pop Video“, „Beste Choreographie“ (Tina Landon) und „Beste Art Direction“. Der Song selbst gewann 2002 einen Grammy in der Kategorie „Beste gesangliche Kooperation im Pop“, was das internationale Profil und Ansehen der vier Damen bedeutend steigerte.
Pink machte bei Song und Video eine gute Figur und ihre Performance wirkte gleichermaßen spritzig und sicher. Doch ihre Ambition, sich von den aktuellen weiblichen Interpreten zu distanzieren, konnte damals nicht eindeutig wahrgenommen werden. Verärgert über Vergleiche mit Pop- und R’n’B-Sängerinnen, fürchtete sie die allgemeine Meinung, nur eine weitere Dance-Pop-Kreation ihrer Produzenten und Labelbosse zu sein. Pink zeigte sich fest dazu entschlossen, ihren wahren Wert unter Beweis zu stellen. Auf der nächsten Veröffentlichung mussten ihre tatsächlichen Credits im Booklet deutlich lesbar sein!
Pink brauchte jemanden, mit dem sie optimal zusammenarbeiten konnte, jemanden, der ihr half, ihre Ziele zu verwirklichen, und sie beim Kampf um künstlerische Kontrolle unterstützte. Sie wollte sich von