Название | Der Thriller um Michael Jackson |
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Автор произведения | Hanspeter Künzler |
Жанр | Изобразительное искусство, фотография |
Серия | |
Издательство | Изобразительное искусство, фотография |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783854453390 |
Schon bei den Beschreibungen der Fans, wie sie Michael Jackson für sich entdeckt hätten, fiel auf, wie oft nicht die Musik den ersten Schritt ausgelöst hatte. Auch die Aufzählung von Lieblingswerken unterstreicht die Binsenwahrheit, dass Jackson seine Fans nicht nur mit seinen Liedern zu packen wusste. Ein ganzes Dutzend Fans nannten den Mini-Film „Ghosts“ als ihr liebstes Michael Jackson-Werk. In dem humorigen, gruseligen und vor allem spektakulären 39-Minuten-Streifen (inbegriffen eine Kurzdoku über die Drehvorbereitungen, die allein schon den Eintritt wert ist) spielt Jackson einen Sonderling, den die kleinbürgerliche Nachbarschaft nicht versteht und drum aus dem Dorf vertreiben will. Mit einer gewaltigen Horror- und Tanzshow gewinnt „Jackson“ alsbald die Herzen der Kinder und – langsam, aber sicher – die ihrer Eltern für sich, um schließlich dem Rädelsführer und Bürgermeister einen derart grausigen Schrecken einzujagen, dass dieser Hals über Kopf das Weite sucht und das Dorf samt Sonderling im Frieden zurücklässt. „Ghosts“ ist bei den Fans nicht nur deswegen so beliebt, weil es eine einzige verspielte Augenweide ist, sondern auch darum, weil unschwer zu erkennen ist, dass Jackson mit diesem Appell an die Toleranz seinen großen Wunschtraum in Szene setzte. Die Fans wussten diese Botschaft natürlich zu entschlüsseln und interpretierten sie nicht zu unrecht als einen persönlichen Aufruf, Michael bei der Verwirklichung des Traumes zu helfen. Gibt es für einen Fan ein schöneres Gefühl als das, im Leben des Idols eine aktive Rolle einnehmen zu dürfen?
Auch andere Video-Clips stehen in der Fan-Gunst ganz oben: „Thriller“ selbstverständlich („Billie Jean“ hingegen nicht), „Bad“, „Black Or White“ und „Dirty Diana“, aber auch „Smooth Criminal“, „Remember The Time“, „Captain Eo“ und die Filme „Moonwalker“ sowie „This Is It“. Viele Fans genießen am liebsten weder CDs noch Video-Clips oder Filme, sondern Live-Mitschnitte von Konzerten – allen voran dem von Bukarest. Andere schätzen ganz besonders die Lektüre von „Dancing The Dream“, einer Sammlung von Märchen, Gedanken und Gedichten, die Michael im Jahr 1992 veröffentlichte. Merkwürdigerweise wurde sein Memoirenband „Moonwalk“ nur ein einziges Mal genannt. Weitere Stimmen gingen ein für die Neverland-Ranch, das Interview mit Oprah Winfrey, die Rede an der Universität Oxford, sein „Billie Jean“-Auftritt im Rahmen der Motown-Jubliläums-Show (der aus dem Popstar Michael Jackson in einem einzigen Moonwalk ein Gesamtkunstwerk für die ganze Welt machte). Ein Fan schrieb ganz simpel: „Seine Botschaft“.
Diese „Statistiken“ zeigen, dass Michael Jackson nicht einfach ein Popstar war, bei dem die Hits im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit standen und alles andere nur als ein Marketing-Werkzeug konzipiert war, das Produkt an den Mann zu bringen und Hits zu schaffen. Jackson schöpfte alle technischen Mittel seiner Tage aus, um einen wahren Multimedia-Künstler aus sich zu machen. Als Video-Clips in den Augen der meisten anderen Stars noch wenig mehr waren als Werbespots, in denen sie vor allem gut auszusehen hatten, erkannte Jackson, dass Videos für ihn nicht nur eine geschäftliche Notwendigkeit darstellten, sondern ihm darüber hinaus die Möglichkeit gaben, ein wesentliches Element seiner Kunst, den Tanz, einem Publikum nahezubringen, das bis dahin nie ein Ticket gekauft hätte, um ihn „live“ zu erleben. In diesem Sinne waren auch die Bücher, Gespräche und Reden wichtig. Sie erlaubten es ihm, dem Publikum seine Vision darzulegen, zu zeigen, dass es ihm in seinen Liedern nicht bloß um Ratschläge in Sachen Liebeskummer ging. Dies war vielen Popfans entgangen, die gar nicht erst hinhörten, weil sie von ihren Schlagertexten eh nichts anderes erwarteten als süße Nichtigkeiten. Das warf indessen ein Problem ganz anderer Natur auf: Jacksons manchmal ziemlich unkonventionelle Art, sich in Worten auszudrücken, konnte zu fatalen Missverständnissen, Falschinterpretationen und Pannen führen.
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