Название | Superhelden |
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Автор произведения | Grant Morrison |
Жанр | Зарубежная психология |
Серия | |
Издательство | Зарубежная психология |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783854454199 |
Bill Finger erschuf den Joker mit Genuss, und fand, genauso wie ihm das bei Batman gelang, stets frische und erfinderische Wege, den Schurken wiedereinzuführen. Seine getexteten Schilderungen vermittelten fortwährend einen unheimlichen Grundtenor, wann immer der Clownprinz des Verbrechens einen Auftritt hatte:
DER JOKER – DER GRIMMIGE SPASSMACHER, EIN ERZVERBRECHER, EIN OBERSCHURKE … DIE GLUT SEINER LEBENDIGKEIT GLÜHT HINTER DIESER GRAUSIGEN SCHALE AUS MENSCHLICHEM LEHM … UND DIE EISIGEN KLAUEN DER ANGST UMSCHLINGEN DIE HERZEN DER BEWOHNER DIESER WELT!!! NUR DREI LASSEN SICH AUF EIN SPIELCHEN MIT DIESEM VERRÜCKTEN, BÖSEN GENIE EIN – DER FURCHTLOSE BATMAN, DER HELDENHAFTE ROBIN UND DIE SCHÖNE, ANMUTIGE CATWOMAN … DEM GEWINNER GEHÖREN DIE JUWELEN DES PHARAOS … DEM VERLIERER … BLÜHT DER TOD!!
Die übrigen Gegner Batmans personifizierten höchst effektvoll diverse psychiatrische Störungen: Two-Face repräsentierte Schizophrenie, Catwoman stand für Kleptomanie, Scarecrow verkörperte Phobien jeglicher Art. Indem er seine Feinde mittels seiner Fäuste psychoanalysierte, erhoffte sich Batman womöglich, sich selbst einer genaueren Untersuchung zu entziehen, aber dies sollte nicht sein. Immerhin haftete ihm etwas zutiefst Verrücktes an. Superman versprühte auf eine an Science-Fiction erinnernde Art Optimismus und schenkte Hoffnung: ein wohltätiger Waisenjunge aus einer anderen Welt, der sich dazu entschloss, mit seinen Kräften den Menschen seiner neuen Heimat bei der Erreichung ihrer Ziel behilflich zu sein. Die Entscheidung des wohlhabenden, aber ansonsten nicht mit besonderen Superkräften ausgestatteten Bruce Wayne, sich als Fledermaus zu verkleiden und Verbrechen zu bekämpfen, war da schon schwerer zu verdauen. Nachdem er den sinnlosen Mord an seinen Eltern (eine Geschichte, die in Batman #1 enthüllt wurde) hatte mitansehen müssen, hätte man es dem jungen Bruce wohl nachgesehen, wenn er sein Erbe an den Suff und die Drogen gehängt, für Nutten und Therapien verschleudert hätte. Aber stattdessen wandte er sich der Verbrechensbekämpfung zu – und zwar auf seine eigene, etwas unkonventionelle Art und Weise. Doch war der Wahnsinn von Anfang an ein Teil seiner Persönlichkeit.
Und dann waren da noch die Ladys. Der prinzipiell monogame Superman hätte sich nie auf ein Tête-à-tête mit Gegenspielerinnen vom Kaliber einer Catwoman (Batman #1), einer Poison Ivy (1966) oder einer Talia (1971, Tochter eines Dämonen und potenzielle Mutter von Batmans Sohn Damian) eingelassen, doch waren diese genau die Art gestörter Sexgespielinnen, die regelmäßig durch die unstete Welt des Playboys Bruce Wayne stolzierten. Die bösen Mädchen in den Batman-Comics waren allesamt verkommene Fetisch-Queens, die den Helden gleichermaßen liebten und hassten. Sie waren ausgekochte, glamouröse Damen, die sich jederzeit todesverachtend auf körperliche Auseinandersetzungen mit dem weltbesten Martial-Arts-Experten einließen, wenn der Hypnose-Lippenstift seine Wirkung verfehlt hatte.
Batman mag andererseits vielleicht ein Konstrukt gewesen sein, aber er war ein makelloses Konstrukt, personifizierte Präzision und Ausdauer. Batman entstand aus der bewussten Umkehr von allem, was hinter der Dynamik rund um Superman stand: Superman war ein Außerirdischer mit Superkräften – Batman hingegen ein Mensch ohne übermenschliche Fähigkeiten. Supermans Kostüm ist strahlend bunt – Batmans Verkleidung wiederum grau und düster mit ein paar gelben Klecksen. Clark Kent war der hart schuftende Sohn eines Farmers, der in einer Kleinstadt in Kansas aufgewachsen war, wohingegen Batmans Alter Ego, Bruce Wayne, das Leben als reicher Frauenheld genoss – er war Spross einer seit Generationen wohlhabenden Familie von der Ostküste. Clark hatte einen Boss. Bruce einen Butler. Clark war hinter Lois her. Bruce vergnügte sich mit einer Reihe von Debütantinnen und Filmstars. Superman arbeitete allein. Batman hatte einen jungenhaften Partner, Robin, der grüne Schlüpfer, eine schwarze Maske und einen gelben Umhang trug. Superman war ein Vertreter des Tageslichts, Batman repräsentierte Nacht und Schatten. Superman war rational, apollinisch ausgeglichen. Batman war dionysisch – rauschhaft und wild. Supermans Mission war die maßvolle Verteilung von Gerechtigkeit. Batman war auf einem emotionalen Haudrauf-Rachefeldzug.
Superman hatte als Sozialist begonnen, Batman jedoch war der ultimative kapitalistische Held, was dabei helfen mag, seine derzeitige Popularität und Supermans relativen Absturz in die Bedeutungslosigkeit zu erklären. Batman bediente die Fantasien der Leser sowohl als stinkreicher Bruce Wayne als auch als sein tollkühnes Alter Ego. Er war ein Millionär, der seinen kindlichen Übermut an den kriminellen Vertretern der niederen Klassen auslebte. Er war der Verfechter von Vorrecht und Hierarchie. In einer Welt, in der Reichtum und Berühmtheit die Maßstäbe für Leistung darstellen, ist es nicht weiter überraschend, dass die beiden angesagtesten Superhelden – Batman und Iron Man – gutaussehende Tycoone sind. Der Sozialist und der Salonlöwe – das Einzige, worauf Superman und Batman sich einigen können, ist, dass Töten falsch ist.
Der faszinierende neue Held hatte Hörner wie der Teufel und war in der Dunkelheit daheim. Eine furchterregende, dämonische Präsenz, die auf Seiten der Engel stand. Was auch immer die Gründe waren, diese behutsam berechneten Spannungen und Widersprüche festigten Batmans zyklisch erneuerte Popularität, während Supermans Strahlkraft nachließ und ins Nostalgisch-Kitschige verschwamm. Supermans optimistischer Ansatz, Probleme zu lösen, fand seinen zynischen Widerpart in Batmans besessenem unmöglichen Kreuzzug gegen das Verbrechen – einen Bastard nach dem anderen. So unterschiedlich sie auch waren, Superman und Batman wurden Freunde. Das Gipfeltreffen der beiden Superhelden sollte das gemeinsame Universum der DC Comics – eine immense virtuelle Wirklichkeit, bewohnt von fiktiven Charakteren, die sich über Jahrzehnte und tausende von Seiten spannte, in der eigene Regeln, physikalische Gesetze und alternative Formen der Zeit herrschten – dauerhaft prägen. Dieses erste Comic-Universum begann mit dieser Trennung von Licht und Dunkelheit, von Sein und Nichtsein, unten und oben, diesem und jenem, in eine kabbalistische, hermetische Symmetrie. Das erste Licht verursachte den ersten Schatten.
Eine Art Alchimie sollte entstehen.
Als die Formel einmal etabliert war, wurden dutzende, ja hunderte von Variationen und Kombinationen ins Rennen geschickt. Einige hatten Superkräfte, aber die meisten waren gewöhnliche Männer und Frauen, die sich selbst Namen gaben wie Mighty Atom (1945), Phantom Lady (1941) oder Black Canary (1942) und sich in schillernde Kostüme gewandeten, um gegen das Verbrechen zu kämpfen, nur mit ihrem Verstand und einem schier unermesslichen Appetit auf gewaltsame Selbstjustiz ausgestattet.
Viele Superhelden-Comics waren um ein einziges Gimmick gesponnen: Der Sandman (1938) schickte seine Gegner mittels Gaspistole ins Land der Träume, während Madame Fatale (1940) der sich im Ruhestand befindliche Schauspieler Richard Stanton war, der als alte Frau verkleidet dem Verbrechen entgegentrat – was ihn nebenbei bemerkt zum ersten (aber nicht letzten)