Название | Partyinsel Ibiza |
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Автор произведения | Helen Donlon |
Жанр | Изобразительное искусство, фотография |
Серия | |
Издательство | Изобразительное искусство, фотография |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783854454502 |
Die Phönizier gaben der kleinen Insel den Namen Ybšm, und allgemein wird angenommen, dass dieser Name sich von Bes herleitet, dem ägyptischen Schutzgott des Hauses und dem Gott der Musik, des Tanzes und des sexuellen Vergnügens. Auf phönizischen Münzen wurde er als bärtiger, koboldartiger Gott mit enorm großem Phallus dargestellt. Einige Linguisten vermuten allerdings, dass die wahre Wurzel von Ybšm im phönizischen Wort für Balsam liegt und sich möglicherweise auf den Geruch der Pinien bezieht; die Griechen hatten Ibiza und Formentera Pityoussai genannt, die Pinieninseln. Ybšm war bereits damals ein großartiges Versteck und ein guter Lagerplatz für die verschiedensten Waren. Seeleute brachten hier die unterwegs erhandelten Güter unter, da auf der Insel mit weniger Diebstählen zu rechnen war als auf dem spanischen Festland.
Und so wurde Ibiza schon früh zu einem Rückzugsort, und nachdem die Phönizier dauerhaft dort Siedlungen errichteten, entwickelte es sich schnell zu einem der größten Häfen im westlichen Mittelmeer. In dieser Zeit begann man auf der Insel auch mit dem Weinbau, eine Pionierleistung, die sowohl die Griechen als auch die Römer inspirierte. Transportiert und gelagert wurde der Wein in den irdenen Amphoren, die bis heute ein beliebtes Artefakt der Insel darstellen. In der Phönizierzeit erlangten zudem Ibizas Salinen, wie auch die Blei- und Silberminen, große Bedeutung für die Inselwirtschaft. Zudem wurde mehr und mehr Ackerland auf der Insel urbar gemacht.
Zu den schönsten, unberührten Gebieten an der Westküste Ibizas zählt das heute kaum noch zugängliche, immer weiter abbröckelnde Felsplateau von Punta Galera, wo bei Sonnenuntergang das Licht der Cadaquès-ähnlichen Sphären den Anschein erweckt, als kröchen Tiere auf den Horizont zu, und man kann sich leicht vorstellen, dass dieser Anblick auch schon zur Zeit der Phönizier höchst beeindruckend war. Der Schweizer Regisseur Barbet Schroeder drehte verschiedene Szenen für More, seinen dunklen, 1969 veröffentlichten Film über Apathie und Drogensucht, nahe des Hauses seiner Mutter Ursula in Punta Galera. Sein Kameramann Nestor Almendros fing das einzigartige goldene Abendlicht für die Szenen ein, in denen die Protagonisten – ein junges Paar, das mit der Liebe spielt, aber schon in der beginnenden Heroinabhängigkeit gefangen ist – eine kurze, zeitlose, ruhige Glückseligkeit auf den uralten Felsen erlebt, während dazu der eigens für den Film von Pink Floyd geschaffene Soundtrack erklingt.
Die heidnischen Phönizier waren Sonnenanbeter. Ihre Mondgöttin hieß Tanit und war die Partnerin des Baal, der von manchen Historikern für den Sonnengott gehalten wird. Tanit wurde zur Hauptgöttin von Ibiza, und ihre Energie, so heißt es, beschützt und fordert auch heute noch die vielen ausgesprochen unabhängigen Frauen, die sich stets von Ibiza angezogen fühlten. Tanit steht für Tanz, Fruchtbarkeit und Tod. Archäologische Funde deuten an, dass Bes und Tanit beide seit 700 v. Chr. auf der Insel verehrt wurden. Ihr Vermächtnis ist heute noch spürbar, nicht nur auf den Dancefloors der Clubs, sondern auch bei den Strand- und Vollmondpartys, sowie an Orten wie dem Moon Beach im Norden oder dem Sunset Ashram am Platjes de Compte und überall dort, wo Menschen verharren, um zu beobachten, wie die Sonne hinter dem Horizont des Mittelmeeres versinkt – jener Augenblick, der auf Ibiza den Beginn der aufregenden Nächte einläutet.
Der griechische Geschichtsschreiber Diodor bezeichnete Ibiza um 60 v. Chr. als „Barbareninsel“ – und manche würden ihm darin sicher heute noch zustimmen. Über die Männer auf den Balearen schrieb Diodor: „Mehr als andere begehren sie die Frauen und schätzen sie derart, dass sie, wenn eine ihrer Frauen bei einem Piratenüberfall entführt wird, drei oder sogar vier Männer als Lösegeld für eine Frau einzutauschen bereit sind.“ Piraten und Barbaren verschiedenster Couleur stellen eine Konstante in Ibizas Geschichte dar.
Aber so brutal es bei Raub und Plünderung an Land oder auf See auch zugegangen sein mag, das Unheil wurde stets von Menschenhand auf die Insel gebracht, denn es gehört zu den faszinierenden Eigenschaften Ibizas, dass hier dank der speziellen Zusammensetzung der Erde und einer großen Portion Glück niemals giftige Reptilien lebten. Zumindest bis vor kurzem nicht, denn seit Anfang 2003 wurden Berichten zufolge an verschiedenen Orten Schlangen gesichtet, deren höchst un-ibizenkisches Vorhandensein mit dem Import von ausländischen Olivenbäumen in Zusammenhang gebracht wird.
Tatsächlich heißt es im Journal Of The Royal Geographical Society Of London: 1830-31, dass „die Einheimischen besonders stolz darauf verweisen, dass giftige Reptilien auf Formentera nicht überleben können, sei es, weil dort Buchsbaum wächst, der schon in der Antike als Schlangenwurz galt, oder weil die Erde dort Eigenschaften besitzt, die Schlangen töten, so wie Plinius dies von Ebusus berichtet.“ Ebusus war der Name, den die Römer Ibiza verliehen. Plinius der Ältere hatte tatsächlich behauptet: „Es gibt verschiedene Arten von Erde mit besonderen Eigenschaften … Die Erde der Balearen und auf Ebusus tötet Schlangen.“ All dies hat die Historiker zu der übereinstimmenden Meinung gebracht, dass Schlangen erst seit kurzer Zeit auf der Insel vorkommen.
Die Anhänger des Bes hielten daran fest, es sei ihr zügelloser Zwerggott, der das Land gegen die Schlangen verteidigte. Mitten im heutigen Ibiza-Stadt befindet sich die uralte phönizische Nekropolis von Puig des Molins, die einst angeblich über 3.000 Gräber umfasste. Einige Historiker sind der Meinung, dass die Phönizier ihre Toten niemals an einem Ort begraben hätten, an dem es giftige Schlangen gab, und dass es eben darauf zurückzuführen ist, dass diese bekannte Begräbnisstätte ausgerechnet hier entstand. Andere gehen zudem davon aus, dass man damals glaubte, ein Begräbnis auf Ibiza würde die Reise ins Leben nach dem Tod beschleunigen, und dass Reiche schon im Voraus gut dafür zahlten, um sich oder ihren Verwandten einen Platz in der Nekropolis zu sichern.
Der britische Autor Joe Mellen lebte in den 1960er-Jahren auf Ibiza und berichtete in seiner Autobiografie Bore Hole: „Die Gräber konnte man nur über ein Loch im Berghang erreichen, vor dessen Tor ein Verwalter saß. Ich ging einmal dort hinein und erinnere mich an völlige Finsternis, an tiefste Dunkelheit, als der Mann am Tor das elektrische Licht ausschaltete. Bei Licht konnte ich einige Skelette in offenen Gräbern ausmachen, die wie Kisten in den Felsen gehauen worden waren, und ein Labyrinth von Gängen, das sich weit über den Bereich erstreckte, den das Licht erhellte. Es war eine unheimliche Erfahrung.“
Wer sich für Ausgrabungen oder andere historische Stätten interessiert, wird überall auf Ibiza fündig; die meisten sind gut erhalten und am Straßenrand mit rosa Hinweistafeln ausgeschildert. Abgesehen von dem umfangreichen Museum hinter den mittelalterlichen Stadtmauern der Dalt Vila (der alten Oberstadt von Ibiza-Stadt, die 1999 zum Unesco-Weltkulturerbe erklärt wurde) und den Gräbern von Puig des Molins gibt es die Überreste der phönizischen Siedlung in Sa Caleta, den Tanit-Tempel in der Cova d’es Culleram im Norden, Ses Païsses bei Cala d’Hort, Es Pouàs bei Santa Agnès und die Ruinen römischer Aquädukte von S’Argamassa an der Ostküste. Cova d’es Culleram, eine hoch am Berg gelegene Höhle, die vom nächstgelegenen Ort über einen steilen und gewundenen Weg zu erreichen ist, wird noch immer als Heiligtum geachtet und ist mit kleinen Geschenken und hoffnungsvollen Botschaften an die Göttin übersät.
217 v. Chr. hielt der römische General Scipio Kurs auf Ibiza. Er konnte die Insel zwar nicht dauerhaft unter seine Kontrolle bringen, plünderte sie aber gründlich. Nach der Zerstörung Karthagos 146 v. Chr. geriet die Insel unter die Herrschaft beider Mächte, und die nächsten zweihundert