Название | Partyinsel Ibiza |
---|---|
Автор произведения | Helen Donlon |
Жанр | Изобразительное искусство, фотография |
Серия | |
Издательство | Изобразительное искусство, фотография |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783854454502 |
Bemerkenswert, dass Phillips die Droge hier „Ekstase“ nennt, beziehungsweise, im Originaltext, „ecstasy“. Und noch ein kleines Detail am Rande: Schon 1903 waren in spanischen Zeitungen Anzeigen erschienen, die für Yohimbin warben.
Fabian reiste also ebenfalls nach Ibiza. „Nachdem meine Freunde Dr. Sam Hutt (der Musiker Hank Wangford) und Sarah Lee-Barber bereits vorgefahren waren, um eine passend abgelegene Einsiedelei ausfindig zu machen, packte ich Sonnenbrille, Bikini und Jesuslatschen ein und machte mich auf den Weg. Ich kam mit einem Nachtflug an, und Sam wartete auf dem winzigen Flughafen auf mich. Meine Erinnerung an die Fahrt zum Haus ist ziemlich vage. Weil es dunkel war, hätten wir überall unterwegs sein können. Die Schäferhütte auf dem Berg war von außen betrachtet ein dunkler Schatten und der Lehmboden im Inneren, die geweißten Lehmwände und die niedrigen Durchgänge ohne Türen, die in verschiedene Ecken führten, waren recht primitiv. Am nächsten Morgen blieb es in der Hütte zwar dämmrig, aber draußen brannte die Sonne auf eine Berglandschaft, die offensichtlich völlig unberührt und verlassen war, und man hörte die Glöckchen der Ziegen in der Ferne bimmeln. Ganz anders als das grüne, schöne Land, das ich zurückgelassen hatte, viel weniger üppig, sondern vielmehr trocken, wobei es allerdings mit einer kargen Art von Gras und viel niedrigem Buschwerk bewachsen war. Und so hell. Es war, als träte man in eine biblische Szenerie, es fehlten nur die Typen in den altertümlichen Gewändern; jetzt waren wir die Hauptfiguren der Geschichte. Eine neue, reinere Art der Zivilisation, mit einfacheren Werten, dachte ich damals. Leute, die von dem Raffen-und-schaffen-Karussell herunter gestiegen waren und gemeinsam das Ziel verfolgten, ein weniger korruptes Leben zu führen. Und die Einheimischen erschienen immer so freundlich, sie hießen uns in den Bars willkommen, lächelten wohlwollend und freuten sich über den Umsatz.
Sam und Sarah stellten mich einfach nur als ihre Freundin Jenny vor. Und wenn später doch herauskam, dass ich Groupie geschrieben hatte, dann hatte das hier schlicht nicht dieselbe Wucht, als wenn jemand davon erzählte, dass er gerade ein paar Monate in Nepal bei Nomaden gelebt hatte. Die Stars in dieser Szene waren Mädchen, die mit Kondomen voller weißem Pulver in ihren privatesten Körperöffnungen durch den Zoll gekommen waren, oder Jungs, die wegen Drogengeschichten im Knast gesessen hatten. Drogen waren für unsere Gruppe das absolut Wichtigste. Die Gefahr, die damit verbunden war, gab der Idylle den richtigen Kick. Neal mochte auf den ersten Blick wie ein Prophet aussehen, der gerade vom Berg gestiegen war, und so etwas Ähnliches war er ja gewissermaßen auch, aber er hatte auch schon im Ausland im Gefängnis gesessen, und zwar in Ländern, in denen so etwas Narben an Leib und Seele hinterlässt, die nie wieder verblassen. An einem solchen Ort sollte man natürlich nicht mal daran denken, einen Trip zu schmeißen, aber natürlich haben sie das trotzdem getan. In dieser Freak-Kommune zählte nur, was man nahm und wie man damit umging, und wenn man nur dauernd den Kopf schüttelte, weil der sich sowieso schon drehte, wenn die Tüten endlos im Kreis gereicht wurden, zählte man damit zu den weniger ernstzunehmenden Kiffern. Red Bart war einer von Neals Lieblingen, er flog gelegentlich in seinem Learjet ein, und er ging nie in die Luft ohne etwas Acid im Blut und ein paar Linien Koks aus seinem kleinen chinesischen Kästchen. Rockstars, die sich vom Burnout erholen wollten, so wie Syd Barrett, der dafür nach Ibiza gepilgert war, fand man zwar ganz nett, brachte ihnen aber keine besondere Hochachtung entgegen.“
Tatsächlich hatten sich Ende der Siebzigerjahre viele dunkle Elemente in die Hippie-Gemeinschaft eingeschlichen. Die Zahl der Drogentoten war dramatisch angestiegen, und die Kommunen zerfielen. „Es gab immer jemanden, der für alles bezahlen musste“, meint Monica Gerlach. „Das Saubermachen blieb immer an einer Frau hängen. Flower Power ist ja sehr schön, aber letztlich geht es dabei darum, nichts zu tun.“ Erstmals wurde jetzt auch der Polizei bewusst, wie viel harte Drogen gehandelt wurden. Es kam immer häufiger zu Festnahmen.
Die erste, die wegen Opiatbesitzes in Spanien verhaftet wurde, war die französische Schauspielerin Michèle Breton. Sie hatte 1970 neben Mick Jagger und Anita Pallenberg in Performance mitgespielt, einem Film von Donald Cammell, der die Londoner Unterwelt der späten Sechziger porträtierte, und 1967 eine kleine Rolle in Godards Weekend gehabt. Ein Jahr nach dem Erscheinen von Performance lebte Breton auf Formentera, in einem Haus, „in dem völlige Unordnung herrschte“, wie die spanische Zeitung ABC berichtete, in der es weiter hieß: „Sie selbst befand sich in einem bedenklichen körperlichen und geistigen Zustand.“ Bei ihr wurde eine große Menge Heroin gefunden.
Nachdem die vielen Partys zunächst gar nicht oder ganz privat organisiert worden waren, kamen Ende der Sechziger die ersten Promoter auf die Insel; zudem wuchsen jene, die sich zuvor in diesem Bereich engagiert hatten, immer mehr in diesen Beruf hinein. Sie stellten zunehmend besondere, einmalige Veranstaltungen auf die Beine oder entwickelten Partys, die einmal in der Woche stattfanden und ein bestimmtes Motto hatten. Auf dem Hippie-Markt von Las Dalias, den es heute noch in fast unveränderter Form gibt, wurden Platten und Cassetten getauscht und viele Partys gefeiert. Die Namaste-Party, deren Name auf ein hinduistisches Grußwort zurückgeht, gibt es in Las Dalias heute noch; ins Leben gerufen wurde sie von den weit gereisten Anwohnern Merel, Alok und Jean-Michel. Sie hat unter den Hippie-Partys mit fernöstlichem Einschlag die längste Tradition. Auch kleine Nightclubs entwickelten sich. Das Toro Mar in Salines war ein illegaler Bau, in dem später auch die After-Partys des deutschen Techno-Fests Cocoon und der Ibiza Underground Resistance stattfanden; inzwischen wurde das Gebäude vom Pacha gekauft. Der Festival Club von Sant Josep begann als Stierkampf-Arena, in dem auch Flamenco-Shows stattfanden. Später diente er als Kulisse für einen deutschen Pornofilm, der den Titel Gefangene Frauen trug. Hier wurden auch illegale Raves veranstaltet, aber heute ist das Gebäude mit Graffiti beschmiert und wird als inoffizielle Müllkippe genutzt.
Eine der ersten Discotheken, die in den Siebzigern auf Ibiza öffnete, war das Glory’s im Hippodrom von Can Bufi an der Straße nach Sant Antoni. Ein weiterer kleiner Club, das Heaven (später in Angel’s, Penelope und kürzlich in Booom umbenannt), öffnete auf der anderen Seite des Hafens seine Türen, an der Marina Botafoch. „Der Typ, dem der Club gehörte, als er noch Angel hieß, ging wegen irgendwelcher unsauberen Geschäfte in den Knast“, erinnert sich Monica Gerlach. Schon seit 1963 gab es den Playboy Club in Sant Antoni, den Pepe Roselló führte, der beliebte Gründer des Superclubs Space. Der Playboy Club wurde später zum Idea, hielt sich dann aber nicht mehr lange.
„In den Clubs tauchte immer wieder ein Typ auf, der Ziggy hieß“, berichtet Tina Cutler, die Tochter des extravaganten britischen Politikers Sir Horace Cutler, die mit ihren Eltern als Kind viele Sommer auf Ibiza verbrachte. „Er war Tänzer im Pacha, und dann gab es auch noch Manel, der heute den Sunset Ashram betreibt, und an den erinnerte man sich schon allein wegen seiner schönen, blauen Augen. Dann waren da noch Teresa und ihr Mann, die den Graffiti-Laden hatten, beide sehr bekannte Party-Hippies, und meine Freundin Victoria, die heute noch den Elefante-Laden führt. Ihr Mann ist ein weltweit anerkannter Experte für Tetanus-Impfungen. Jede Menge bekannter Typen sind noch immer hier, aber viele sind inzwischen auch schon tot. Es kümmerte sich niemand darum, wie die Leute mit Nachnamen hießen, deswegen erinnere ich mich auch überhaupt nicht daran. Das hat keinen interessiert.“
Cutler lebt inzwischen dauerhaft auf Ibiza und hat mehrere erfolgreiche Unternehmen gegründet. Heute arbeitet sie als Vibrationsheilerin, nachdem sie eine langjährige Ausbildung abgeschlossen hat. Mit all dem Wissen und der Erfahrung der zurückliegenden Jahre, in denen sie tief in die Partyszene Ibizas eintauchte, ist Cutler heute noch fasziniert von der Insel, aber in ihre Begeisterung mischt sich oft auch leichte Bitterkeit – etwas, das bei vielen, die länger hier leben, zu beobachten ist, und was ich aus eigener