Der Iceman. Anthony Bruno

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Название Der Iceman
Автор произведения Anthony Bruno
Жанр Зарубежная психология
Серия
Издательство Зарубежная психология
Год выпуска 0
isbn 9783854454328



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ihm reden.

      Kipner senkte die Stimme. »Nimm eine halbe Million, und ich geb sie dir für fünfzehn Cent. Nur dir zuliebe, Dom.«

      Dominick behielt DePrima im Auge. Er musste Kipner mit seinen falschen Fünfern schleunigst loswerden, doch er nahm sich vor, die Sache später in seinem täglichen Bericht zu notieren. Kipner war eine echte Nervensäge. Seit einem Jahr versuchte, er Dominick alles mögliche anzudrehen: Schalldämpfer, Raketenwerfer, Plastiksprengstoff. Falsch­geld offerierte er allerdings das erste Mal. Wenn dieser Kerl wüsste, was ihm noch blühte. Es war von Anfang an entschie­den worden, dass man keinen der Ganoven hochnehmen würde, über die Dominick Informationen lieferte, um nicht zu riskieren, dass seine Tarnung aufflog. Die vergangenen 17 Monate lang hatte er nur ein einziges Ziel gehabt, und allein darauf sollte er sich konzentrieren. Seine Aufgabe war, an Richard Kuklinski heranzukommen, mehr nicht. Aber noch immer war er keinen Schritt weitergekommen. Deshalb wollte er sich heute Lenny DePrima vorknöpfen. DePrima musste endlich etwas mehr tun. Dominick hatte den Verdacht, dass er ihn schlicht hinhielt.

      Die New Jersey State Police und die New Jersey Division of Criminal Justice hatten mehr als genug über DePrima in ihren Akten, um ihm das Leben ordentlich schwer zu machen. Er war ein bekannter Hehler, und man konnte ihn mühelos jederzeit einbuchten, besonders da zu seinem ansehnlichen Strafregister auch eine Reihe von Autodiebstählen, Einbrü­chen und Überfällen, die er finanziert hatte, gehörte. Auf diese Weise liefen in DePrimas Branche die Warenbestellungen ab. Wenn es etwas gab, von dem man wusste, dass man es gut verkaufen konnte, heuerte man jemanden an, der es klaute – Autos, Schmuck, Pelzmäntel, Fernseher, Nähma­schinen, Uhren, Konserven, was auch immer. Dominick erinnerte sich daran, als ein paar Tage vor Silvester eine gestohlene Lastwagenladung Hummer aus Maine aufge­taucht war. DePrima hatte spekuliert, dass es anlässlich der Feiertage eine große Nachfrage dafür geben würde und kurzerhand eine Bestellung aufgegeben.

      Aber DePrima kam nicht umsonst ungeschoren davon. Dominick hatte zwar mehrere Informanten, die behaupteten, Ri­chard Kuklinski zu kennen und bereit waren, eine Verbin­dung für ihn zu knüpfen, doch DePrima behauptete, dass er ein alter Kumpel von Kuklinski sei, und nachdem sie etwas Druck auf ihn ausgeübt hatten, versprach er, Dominick ihm vorzustellen. Er würde sich für ihn verbürgen, das sei über­haupt kein Problem. Aber in den ganzen 17 Monaten war Kuklinski nicht einmal in den ›Laden‹ gekommen, und wann immer Dominick nachfragte, zuckte DePrima nur die Schultern und erklärte, Big Rich habe wohl seine Gründe, sich etwas im Hintergrund zu halten. Bei der Polizei war man inzwischen so weit, die Sache zu vergessen und eine andere Methode zu versuchen. Dominick hatte allerdings den star­ken Verdacht, dass DePrima die Angelegenheit nicht mit dem nötigen Eifer betrieb, und langsam war er diese Scheiße leid. DePrima musste sich endlich mit etwas mehr Nachdruck hinter die Sache klemmen.

      Normalerweise wäre Dominick geduldiger gewesen, weil er aus Erfahrung wusste, dass solche Dinge Zeit brauchten. Oft dauerte es sogar Jahre, bis man sich als verdeckter Ermittler in diesem Milieu etabliert hatte. Doch dies war kein normaler Auftrag, sondern ein konzertiertes Unternehmen der Staats- und Bundespolizei, an der das US Bureau of Alcohol, Tobacco, and Firearms neben der Bundesanwaltschaft und der State Police von New Jersey beteiligt war. Eine derartige gemeinsame Aktion hatte es eigentlich noch nie zuvor gege­ben. Allerdings war Richard Kuklinski auch kein gewöhnli­cher Krimineller. Er war ein ex­trem gefährlicher, mit allen Wassern gewaschener Serienmörder, der nie nach einem bestimmten Schema arbeitete und keine Spuren hin­terließ. Man hatte sich sehr viel von Dominicks verdeckten Ermittlungen versprochen, doch inzwischen gab es langsam Unruhe. Es ging allen nicht schnell genug voran, und Zweifel wurden laut, ob Dominick überhaupt je Erfolg haben würde. Wenn er nicht mit solchen Vorschusslorbeeren in dieses Unternehmen eingestiegen wäre, hätten sich die Erwartun­gen vielleicht in Grenzen gehalten, und man wäre nicht so enttäuscht über seine mangelnden Fortschritte. Ed Denning und Alan Grieco, seine alten Kumpel vom Morddezernat in Bergen County, wo Dominick gearbeitet hatte, ehe er zur Bundespolizei wechselte, hatten ihn für den Job empfohlen. Er konnte sich nur zu gut vorstellen, wie sie für ihn die Reklametrommel gerührt haben mussten. Captain Denning mit seinem Pokerface hatte wahrscheinlich hinter seinen ewigen Schwaden von Zigarrenrauch die Augen zusammen­gekniffen und in einem Ton, der keinerlei Widerspruch dul­dete, verkündet: »Dominick Polifrone ist der Beste, Punkt.« Und Alan Grieco, sein bester Freund, mit dem er dreimal in der Woche gemeinsam joggte und der so ehrlich und treuherzig aussah, dass er einem Eskimo Schnee andrehen könnte, hatte sicher prompt in die gleiche Kerbe gehauen. Dominick konnte die beiden direkt hören: »Wenn es einen gibt, den ihr für diesen Job braucht, dann Dominick. Er hat John Gottis kleinen Bruder eingelocht. Der fällt nieman­dem mehr zur Last, weil Dominick ihn für lange, lange Zeit aus dem Verkehr gezogen hat.« – »Dominick? Der hat Ner­ven aus Stahl und ist eiskalt. Einmal hat er sich in ein Filmteam in New York eingeschmuggelt, wo Frank Sinatra gerade drehte, und einen Kerl aus der Truppe hochgenommen, der mit Koks handelte.« – »Dominick hat ein ganzes Sammelalbum voll mit Mafiosi, die er im Laufe der Jahre eingebuchtet hat, darauf wäre sogar Dick Tracy eifersüch­tig.«

      Es stimmte natürlich alles, aber Dominick kannte die bei­den. Sie mussten ihn hingestellt haben, als sei er Superman persönlich, und diesem Bild konnte keiner entsprechen.

      Wenn man natürlich in Betracht zog, wem gegenüber sie so auftrumpften, waren diese Töne verständlich. Pat Kane von der State Police war seit 1980 beinahe ganz allein hinter Kuklinski her. Ihn zu kriegen war praktisch so etwas wie sein Lebensinhalt geworden. Als daher ein Apotheker aus Bergen County vermisst gemeldet wurde und die letzte Person, mit der sich dieser Mann wahrscheinlich getroffen hatte, Richard Kuklinski war, stürzte Kane schnurstracks zum Morddezernat von Bergen County und bat darum, in dieser Sache nichts zu unternehmen, sondern dies der State Police zu überlassen.

      Keiner Behörde passt es, wenn andere Dienststellen versu­chen, sich auf ihrem Territorium breitzumachen, aber nachdem Captain Denning und Lieutenant Grieco von den zahllo­sen Morden hörten, die mit Kuklinski in Verbindung ge­bracht wurden, beschlossen sie, sich nicht mit Detective Kane über Zuständigkeitsbereiche zu streiten. Sehnsüchtig meinte Kane, was sie wirklich bräuchten, um Kuklinski zu fassen, sei ein guter Undercoveragent, worauf bei Denning und Grieco gleich der Groschen fiel: Dominick Polifrone. Wenn sie ihn in diese Sache einschalteten, könnten sie mit der State Police zusammenarbeiten und den Fall sozusagen trotz­dem in der Familie halten. Obwohl Dominick jetzt bei der Bundespolizei Dienst tat, war er immer noch einer von ihnen. Sie erklärten Kane, dass Dominick Polifrone ohne Zweifel der einzig richtige Mann für diesen Job sei, und auf seinen Einwand, als Agent der Bundespolizei könne er wahr­scheinlich nicht zu Ermittlungen in Mordfällen abgestellt werden, paffte Denning an seiner Zigarre und sagte nur ein Wort: »Waffen.« Der Verkauf von Waffen gehörte ebenfalls zu Kuklinskis umfangreichen kriminellen Aktivitäten, und wenn es um Waffen ging, würde es keine Probleme geben, einen Agenten des ATF an den Untersuchungen zu beteiligen.

      Pat Kane ließ sich überzeugen und rief Dominick noch am selben Nachmittag an. Es dauerte nicht lange, bis er sich als ›Michael Dominick Provenzano‹ an die Arbeit machte.

      Das war inzwischen 17 Monate her, und auch wenn niemand es laut sagte, spürte er, dass man langsam unruhig wurde. Im Grunde ging es ihm nicht anders. Mona­telang hatte er nun jede Menge Geschichten über Kuklinski und seine angeblichen ›Heldentaten‹ gehört, sowohl von Polizeiseite als auch von allen möglichen Ganoven. Im ›La­den‹ nannte man ihn ›die Ein-Mann-Armee‹ und ›den Teu­fel selbst‹. Wenn nur die Hälfte von dem, was man so erzählte, stimmte, waren diese Bezeichnungen durchaus berechtigt.

      Dominick konnte verstehen, warum Pat Kane so erbar­mungslos hinter ihm her war. Kuklinski hatte etwas äußerst Heimtückisches und Arrogantes an sich. Sein Gesicht war inzwischen das Letzte, das er vor sich sah, ehe er nachts einschlief, und es stand augenblicklich wieder vor ihm, wenn er am Morgen aufwachte. Es war ganz klar, sie mussten diesen Bastard kriegen. Darüber waren sich alle einig. Do­minick hatte zwar bisher nicht die erhofften Resultate er­reicht, aber kein anderer war jemals näher an Kuklinski herangekommen als er. Außerdem hatte er bereits zu viel Zeit in diese Sache investiert, um sich jetzt von der State Police zurückpfeifen zu lassen. Er konnte Kuklinski förmlich riechen und an jedem wittern, der ihn je getroffen hatte. Im Grunde hatte er das Gefühl, ihn bereits zu kennen. Ihm persönlich