Название | Bon - Der letzte Highway |
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Автор произведения | Jesse Fink |
Жанр | Изобразительное искусство, фотография |
Серия | Musiker-Biographie |
Издательство | Изобразительное искусство, фотография |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783854456339 |
Schließlich erspähte Wade den verschollenen Roy, der es sich am hinteren Ende der Bühne auf einem großen Eimer gemütlich gemacht hatte.
„Er war meine Mitfahrgelegenheit und ich hatte ihn den ganzen Abend lang noch nicht gesehen – und jetzt saß er backstage? Ich versuchte, seine Aufmerksamkeit auf mich zu lenken, bis er mich schließlich bemerkte. Wir deuteten ihm, dass wir auch hinter die Bühne kommen wollten. Er zeigte uns nur den Stinkefinger und seine Lippen schienen zu sagen: ‚Scheiße, auf keinen Fall, ihr kleinen Bastarde.‘“
Als AC/DC ihr Konzert beendet hatten, begab sich Roy nach vorne, um sich mit seinen Leuten zu unterhalten. Wade verschwendete keine Sekunde.
„Wie kommen wir in den Backstage-Bereich?“
„Ich weiß nicht, ob ich das bringen kann. Ihr müsst euch wohl nach einer anderen Mitfahrgelegenheit umsehen.“
„Aber du bist unser Fahrer. Warum kannst du uns nicht mitnehmen?“
„Ich kann nicht. Bon und ich gehen zusammen auf eine Aftershow-Party im Hotel.“
Roy machte sich bereits wieder auf in Richtung Backstage-Bereich, als Wade ihm noch etwas hinterherrief.
„Hey, wer ist denn bitte Bon?“
* * *
Die Stimmung hinter der Bühne war triumphal. Sogar Joe Anthony hing mit der Band ab, rauchte einen Joint und kippte Bierchen.
„AC/DC waren erstklassig und das Publikum drehte durch“, erzählt Roy. „Nur sehr wenige Acts, die ich im Armadillo gesehen habe, erzeugten eine solche Energie. Springsteen fällt mir da ein. Oder auch Lynyrd Skynyrd. Da lag dieselbe Elektrizität in der Luft. Jeder fragte sich, wer zum Teufel diese Typen waren. Ich weiß noch, wie ich und alle anderen uns dachten, wie beschissen es wäre, nach AC/DC auf die Bühne zu müssen. Die Band spielte sich in einen Adrenalinrausch.“
Im Biergarten, der sich neben dem Haupteingang befand, wurde Bon umschwärmt.
„Es war so cool, all diese Leute zu sehen, wie sie auf Bon zugingen, um sich ein Autogramm zu holen. Während er unterschrieb, blickten mich manche von ihnen an, als würden sie sich selbst fragen, wer denn dieser Typ sei: ‚Wenn er bei ihm steht, muss er doch irgendwer sein, oder?‘ Und so schrieb ich auch ein paar Autogramme.“
Irgendwann brachen Bon und Roy vom Armadillo aus auf und spazierten zu Roys Wagen, einem silbernen Oldsmobile Toronado, Baujahr 1968.
„Bon bestand darauf, selbst zu fahren. Das war okay für mich, weil ich schon zweimal angeheitert erwischt worden war. Wir waren zwar nicht besoffen, aber keiner von uns beiden hätte bei einer Kontrolle eine sonderlich gute Figur gemacht.“
Bon drehte sich zu Roy, als sie den Parkplatz verließen.
„Eines musst du uns schon lassen, Roy“, sagte er mit einem breiten Grinsen, „wir wissen, wie man richtig rockt.“
Bon lenkte den Wagen in Richtung des Holiday Inn, wo die Band untergebracht war, doch sein Fahrstil fing an, Roy Sorgen zu bereiten.
„Es dauerte ein paar Blocks, bis mir auffiel, dass etwas nicht in Ordnung war. Niemand fuhr so schlecht.“
Als sie die I-35 erreichten, mussten sie eine Brücke überqueren und links abbiegen.
„Bon, du musst auf der rechten Seite bleiben, bis du links abbiegst.“
„Keine Sorge, Roy, ich mach das schon. Ich wollte schon immer mal so fahren.“
Sie brachen in schallendes Gelächter aus. Der Westaustralier und der Texaner standen am Beginn einer Freundschaft, die so nicht zu erwarten gewesen wäre.
„Lenn und Bon verband eine lange anhaltende Freundschaft“, sagt Wade, der Roy bei seinem zweiten Vornamen nennt. „Immer wenn AC/DC in die Nähe von Texas kamen, rief Bon Lenn an und lud ihn ein, sich dorthin zu begeben, wo sie sich gerade herumtrieben. Lenn und Bon waren enge Freunde und immer, wenn Bon im Lande war, fand er die Zeit, um Lenn anzurufen und sich zu unterhalten. Lenn traf es hart, als Bon starb.“
Roy telefonierte mit Bon noch kurz vor dessen Tod und bekam dabei etwas Außergewöhnliches mitgeteilt. Das Armadillo World Headquarters schloss am Silvesterabend 1980 seine Pforten und sollte nie wieder öffnen.
* * *
Da sie nun wegen Bon ohne Mitfahrgelegenheit dastanden, fuhren Wade und seine Kumpels per Anhalter zurück nach Rockdale. Immer noch unter dem Eindruck des Vorabends im Armadillo begab sich Wade am nächsten Tag erneut nach Austin, um sich auf die Suche nach AC/DC-Alben zu machen. Er fand jedoch nur eines, nämlich eine Import-Version von Dirty Deeds Done Dirt Cheap.
„Das war mein erstes AC/DC-Album“, erinnert er sich. „Danach kaufte ich jedes Album, dass sie mit Bon als Sänger aufnahmen. Ich muss gestehen, dass ich mir nach seinem Tod kein einziges AC/DC-Album mehr gekauft habe. Mir gefiel die Musik viel besser in der Bon-Ära. Der Gitarrensound war früher viel besser. Alle meine Lieblingssongs von AC/DC stammen aus dieser Zeit. Ich glaube übrigens, dass Malcolm den Sound der Band ausmacht. Ein solch unverwechselbarer Gitarrensound.“
Zwei Tage später spielte er Golf mit Waylon Allen. Wade fiel auf, dass Waylon etwas trug, was dieser im Toronado seines Bruders gefunden hatte: ein marineblaues T-Shirt.
„Hey, das ist doch das Shirt, das der Leadsänger von AC/DC vor ein paar Abenden getragen hat!“
7 Sie ernteten jedoch nicht nur schlechte Kritiken. So etwa 1976 in der Entertainment-Kolumne „Tower Ticker“ in der Chicago Tribune: „Atlantic Records fährt auf AC-DC [sic], eine Punkrockgruppe aus Australien, ab.“ Auch die Washington Post zeigte sich einigermaßen wohlgesinnt und lobte Angus Young für seine „große Kompetenz“ und erwähnte Bon Scotts Ausstrahlung: „Er war in seiner Rolle als sexlüsterner Irrer schwer zu ignorieren, die er mit einer solchen Perfektion verkörperte, dass man sich kaum vorstellen kann, wie diese Jungs scheitern sollten.“ Die Los Angeles Times erkannte scharfsinnig „einen verblüffenden Sinn für Rock-’n’-Roll-Humor und heterosexuelle Aggression, wie wir sie seit den frühen Rolling Stones nicht mehr gesehen haben“. Billboard wiederum schrieb: „Diese Band ist der australische Beitrag zum Heavy-Metal-Getöse. Angeführt von Malcolm und Angus Young an den Gitarren macht die Band mit ihrer Energie wett, was ihr an Können mangelt.“ Das waren aber so ziemlich alle positiven Kritiken.
8 AC/DCs Tourmanager Ian Jeffrey dachte, so teilte er dem AC/DC-Biografen Mick Wall 2012 mit, dass die Insassen des Trucks – außer Bon noch Roy, Roys Freund Byron Christian sowie die zwei Frauen, die sie begleiteten – Mexikaner wären: „[Bon] war unterwegs … mit ein paar dieser Mexikaner, mit denen er sich in irgendeiner Bar angefreundet hatte … Plötzlich tauchte in der Ferne so ein Truck auf, aus dem AC/DC dröhnte. Das war Bon mit zehn seiner neuen besten Freunde. Alle hielten sie Whiskyflaschen und Joints in ihren Händen. Der Wagen hielt, Bon sprang heraus und sagte: „Ian, das sind Pedro und Poncho und so weiter … Kannst du sie alle auf die Gästeliste schreiben?“ Roy muss lachen, als ich ihm das vorlese. „Ich bin mir ganz sicher, dass da keine Mexikaner waren. Wir waren sicher alle gut gebräunt, aber wir sahen nicht wie Mexikaner aus – ein großer Unterschied. Und ich glaube nicht, dass wir AC/DC hörten, da wir die Band ja nicht wirklich kannten. Vielleicht liefen sie ja im Radio. Obwohl Austin damals eine sehr tolerante Stadt war, mussten wir dennoch den Ball flach halten, weshalb ich mir nicht vorstellen kann, dass wir Gras rauchend durch die Innenstadt gedüst sind, wo uns alle gesehen hätten. Wir fuhren nahe an den Bandbus heran, da wir knapp dran waren und schon ein paar Typen nervös auf Bons Rückkehr warteten. Ian war einer von ihnen. Sie sahen alle erleichtert und glücklich aus. Ich versuche, nur zu erzählen, woran ich mich tatsächlich erinnere, und nicht, die Lücken mit Sachen auszufüllen, von denen ich nicht ganz sicher bin, ob sie passiert