Tattoos & Tequila. Vince Neil

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Название Tattoos & Tequila
Автор произведения Vince Neil
Жанр Изобразительное искусство, фотография
Серия
Издательство Изобразительное искусство, фотография
Год выпуска 0
isbn 9783854453543



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muss man mindestens 3.000 Dollar auf ein Spiel oder 10.000 Dollar am Tag verwetten, jedenfalls so ungefähr. Das ist derzeit mein größtes Laster. Ich liebe die Action dort. Das bringt das Blut in Wallung. Mehr als eine Spritze voller Kokain, wie ich sie mir anno 1981 mit meiner damaligen Freundin Lovey gesetzt habe, das steht mal fest.

      Aber es stimmt natürlich – es macht schon mehr Spaß, von diesen alten Zeiten zu erzählen.

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      Ich wurde als Vince Neil Wharton am 8. Februar 1961 im Queens Of Angels Hospital im Los Angeles County geboren.

      Meine Mutter, deren Mädchenname Shirley Ortiz lautete, ist zur Hälfte Mexikanerin, zur Hälfte weiß. Mein Vater, Clois Odell Wharton, meist Odie genannt, ist halber Indianer. Manche Leute sagen, ich wäre demzufolge ein Mischling aus zwei oder drei Rassen oder so was. Aber ich sehe mich als Kalifornier. Obwohl ich inzwischen nicht mehr dort lebe, ist das mein Zuhause. Ich war immer der Meinung, dass die Leute aus Cali einen eigenen Pass haben sollten. Wir sind eine ganz besondere Gattung, im Guten wie im Schlechten. Früher hat man Kalifornien das Land der Früchte und Nüsse genannt. Ich nenne es einfach nur Zuhause.

      Das Krankenhaus gibt es heute noch, nur einen Katzensprung über den Freeway 101 von Hollywood entfernt, wo die richtig wichtigen Leute wohnen, wie man sagen könnte. Nachdem ich jetzt so weit gekommen bin, muss ich kurz einmal innehalten und mir diesen Augenblick richtig auf der Zunge zergehen lassen. Weißt du, wie oft ich mir vorgestellt habe, meine Autobiografie zu schreiben? Vielleicht macht jeder das an einem bestimmten Punkt in seinem Leben. Aber ist das nicht cool? Es geschieht tatsächlich. Ich schreibe meine Autobiografie. Auch wenn ich von Natur aus nicht unbedingt ein besonders reflektierter oder nachdenklicher Typ bin, ist mir doch klar, wie viel Glück ich habe, in dieser Lage zu sein, ein Buch über mich selbst zu schreiben und davon ausgehen zu können, dass es wirklich Leute gibt, die ihre schwer verdienten Dollars dafür ausgeben wollen, um es zu kaufen und zu lesen. Letztlich ist es doch so, ich bin einfach ein ganz normaler Typ von der anderen Seite des Freeway. Wer hätte gedacht, dass so etwas einmal möglich sein würde?

      Meine Mutter ist, glaube ich, in New Mexico aufgewachsen. Während meiner Kindheit blieb sie zu Hause, um sich um mich und meine Schwester Valerie zu kümmern, die 16 Monate jünger ist als ich. Als wir größer wurden, hat meine Mutter gejobbt, um etwas zu unserem Lebensunterhalt beizutragen. Ich glaube, sie hat in einer Fabrik gearbeitet, in der Kosmetikprodukte für Max Factor hergestellt wurden. Was sie genau gemacht hat, weiß ich nicht. Ich habe nie viel darüber nachgedacht. Damals war ich noch ein Kind, da habe ich kaum über meinen Tellerrand hinausgeguckt.

      Den Vater meiner Mutter, meinen Großvater, habe ich nie kennen gelernt; er starb, als meine Mutter noch klein war. Meine Oma war Mexikanerin. Meine Tanten sprachen nur Spanisch. Selbstgemachte Tortillas waren das Größte auf der Welt, vor allem, wenn sie auf der Gasflamme aufgewärmt und mit Butter bestrichen wurden. Mit solchen Gerichten bin ich groß geworden. Zu Thanksgiving hatte man bei uns zu Hause die Wahl: Truthahn oder Enchiladas. So eine Familie waren wir. Ein richtiger Schmelztiegel. Bei uns gab es verschiedene Gerichte aus verschiedenen Kulturen, alles schön gemischt und zusammen auf einem Teller.

      Ich war oft bei meiner Oma. Ob sie gearbeitet hat, weiß ich nicht mehr. Ich glaube nicht, dass sie irgendwas gemacht hat. Sie war meine Oma, und das war’s. Sie hat viel genäht, vielleicht auch für andere. Wahrscheinlich hat sie sich damit ihr Geld verdient. Sie wohnte in Watts, einem Stadtteil im Süden von Los Angeles, und ich kann mich noch an die Unruhen dort erinnern. Ich war erst vier Jahre alt, und es war ziemlich beängstigend. Das war im August 1965, und sechs Tage lang ging es richtig drunter und drüber, es brannte überall. 43 Menschen wurden getötet und über 1.000 verletzt. Fast 4.000 Personen wurden verhaftet. Tausende von Häusern und Geschäften wurden angezündet und geplündert, der Schaden belief sich auf über 200 Millionen Dollar. Man sprach von den schlimmsten Unruhen in Los Angeles, bis die Aufstände 1992 alles in den Schatten stellten. Auch hier ging es um die Rassenproblematik, nachdem es bei der Verkehrskontrolle eines schwarzen Fahrers durch weiße Polizisten angeblich zu brutalen Übergriffen gekommen war. Die Unruhen in Watts hatten ganz ähnlich begonnen. Ich erinnere mich an die Panzer, wie sie unsere Straße entlangfuhren, und an die vorbeimarschierenden Soldaten. Ich war noch klein, und damals dachte ich: „Wow! Jetzt sind wir gerettet! Jetzt kommen die Guten!“

      Ich lernte auch meine Großeltern väterlicherseits noch kennen. Sie starben, als ich sieben oder acht war. Sie stammten aus dem Grenzgebiet zwischen Texas und Oklahoma. Mein Vater ist in Paris, Texas, zur Welt gekommen. Wir haben eine Weile … hm, ich würde sagen, in New Mexico oder Utah gewohnt. Irgendwo da. Und dann bekam mein Dad eine Stelle als KFZ-Mechaniker bei der Kreisverwaltung von Los Angeles. Damit war er im Öffentlichen Dienst und erhielt eine Reihe von Zuschlägen; es war ein netter Mittelklasse-Job bei der L.A. County Mechanical Division. Er reparierte Polizeiwagen. Dieselben Dinger, mit denen ich später auch des Öfteren unterwegs war – dann allerdings auf dem Rücksitz und in Handschellen.

      Mein Dad war in seinen jungen Jahren ein ziemlich gut aussehender Typ. Er und meine Mutter sind heute noch zusammen. Sie leben inzwischen in Utah, wie auch meine Schwester, aber ich denke, sie werden bald nach Las Vegas umziehen. Wir haben nicht so viel Kontakt – seit meiner Hochzeit vor etwa fünf Jahren haben wir nicht mehr viel miteinander zu tun gehabt. Damals sind ein paar blöde Sachen gelaufen, es wurde zuviel getrunken und dann fielen ein paar hässliche Worte – vielleicht kommen wir später noch einmal darauf zurück. Es ist wohl so, bei Familien gibt es immer irgendwelche Dramen. Mein Dad ist inzwischen schon ein paar Tage älter, sieht aber immer noch gut aus. Er ist über eins achtzig, weißt du, mit graumeliertem Haar. Er wurde schon als junger Mann grau. Dazu trägt er jetzt einen coolen Elvis-Haarschnitt, so zurückgekämmt. In The Dirt wurde ich mit der Bemerkung zitiert, er sei ein „Frauentyp“. Das steht so da, als hätte ich das gesagt, aber ich habe keine Ahnung, wo die das herhaben. Vielleicht einfach bloß, weil er gut aussah. Aber ich meine, meine Eltern sind jetzt seit … mal überlegen … fast 50 Jahren verheiratet. Wenn er also wirklich ein Frauentyp gewesen ist, dann ziemlich im Geheimen – denn bei meiner Mutter wäre er mit irgendwelchen Geschichten nie durchgekommen. Sie ist ziemlich kompromisslos. Eine blonde, harte Mexikanerin. Vielleicht habe ich meine Power von ihr. Sie versteht es zu kämpfen, genau wie ich.

      Ich kann mich nicht daran erinnern, in meiner Kindheit viel mit meinem Dad gemacht zu haben. Ein paar Sachen vielleicht. Wir hatten einmal ein Boot, eine kleine Badewanne von vier Metern Länge mit Außenbordmotor, und mit der sind wir an den Wochenenden auf dem Castaic Lake herumgetuckert. Wir haben da oben gern geangelt und so – ich, meine Schwester, Mom und Dad. So was machten wir gelegentlich mal. Und ich glaube, als ich noch klein war, haben wir beide mal zusammen den Motor vom Auto meines Onkels neu zusammengebaut. Damit waren wir eine ganze Weile beschäftigt. Es war ein Chevrolet Nova, ein Sechziger-Baujahr, der dem Bruder meiner Mutter gehörte. Wenn ich mich recht erinnere, dann haben wir mehrere Sommer an diesem Auto herumgeschraubt, mein Dad hat es wieder aufgemöbelt, und ich habe dabei geholfen. Und ich weiß auch noch, wie ich mit meinem Dad in ein Musikgeschäft gegangen bin. Er hat mir meine erste Gitarre gekauft. Danach habe ich Unterricht bekommen. Später hatte ich eine elektrische Gitarre und einen kleinen Verstärker. Nach einiger Zeit verlor ich aber das Interesse, wie das bei Kindern so ist, und die Gitarre verschwand eine Weile in der Abstellkammer … um dann nach langer Zeit wieder hervorgeholt zu werden. Ein paar Akkorde zu können, hat mir jedenfalls nicht geschadet.

      Später zogen wir nach Compton. Um das aber gleich mal klarzustellen: Als meine Eltern dort ein Haus kauften, taten sie das nicht etwa, weil sie sich nichts anderes hätten leisten können. Vielleicht hatten sie nicht gerade die beste Spürnase, was Immobilien anging, aber Ende der Sechziger galt Compton als nettes Viertel für die untere Mittelklasse. Damals wurden überall im ganzen Land solche Neubaugebiete aus dem Boden gestampft, um den Ansprüchen gerecht zu werden, die der wachsende Wohlstand der Nachkriegsjahre mit sich brachte. Die Häuser waren bezahlbar, und es gab Schulen in der Nähe. Damals war Compton noch nicht der Spielplatz von Gangs und Drogensüchtigen, zu dem es sich später entwickelte. Kennst du das erste Album der Hardcore-Rapper N.W.A. (Niggaz With Attitude)? Das heißt Straight Outta Compton. Wegen dieser Platte und