Etwas Komisches geschah auf dem Weg in den Himmel. Corey Taylor

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Название Etwas Komisches geschah auf dem Weg in den Himmel
Автор произведения Corey Taylor
Жанр Зарубежная психология
Серия
Издательство Зарубежная психология
Год выпуска 0
isbn 9783854454397



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und trank seinen Kaffee.

      Ich starrte ihn nur an.

      Schließlich blinzelte er und fragte: „Was denn?“

      Nach kurzem Zögern platzte ich heraus: „Das kannst du doch nicht wirklich glauben. Willst du mich verarschen?“

      „Wieso, was stört dich denn an dieser Erklärung?“

      „Verdammt, wo soll ich denn da anfangen? Was ist mit den Geistern von Kindern? Was ist mit den Seelen wirklich anständiger Leute? Die können doch nicht alle Sünder sein, die nur darauf warten, dass ihnen einer sagt, sie seien tot, damit sie dann in die Hölle kommen?“

      „Wieso geht dir das so gegen den Strich?“

      „Was glaubst du, wann hatte ein Sechsjähriger wohl die Zeit, etwas zu tun, für das er im Höllenfeuer schmoren sollte?“

      Carl tat nun etwas, das ich zuvor bei ihm noch nie erlebt hatte: Er setzte die Miene eines Wissenden auf, dem die Ahnungslosen wirklich leid taten und schenkte mir ein überlegenes Lächeln, für das ich ihm am liebsten gleich eine reingehauen hätte. „Die Menschen sündigen, egal in welchem Alter.“

      Das sollte wohl ein Witz sein … „Du weißt ja wohl, dass ich nicht an die Hölle glaube.“

      „C. T., nur, weil du nicht daran glaubst, heißt das ja nicht, dass es nicht stimmt.“

      „Oh, und wo liegt dann diese Hölle – direkt unter der Erdoberfläche oder erst knapp über dem Magma?“

      „Das ist nicht lustig.“

      „Das war auch nicht lustig gemeint! Und lass uns mal nicht übersehen, dass du dir gerade selbst widersprochen hast. Wie kann es sein, dass diesen angeblich ‚ahnungslosen Toten‘ ihre Sünden vergeben werden, und dann kommen sie trotzdem noch in die Hölle? Gehört das mit der Vergebung nicht irgendwie zu dieser ganzen Geschenktüte mit dem Himmelreich?“

      Carl verabschiedete sich.

      Anschließend sprachen wir eine Zeitlang nicht mehr miteinander.

      Glücklicherweise habe ich noch ein paar andere Freunde, deren Knöchel nicht so fest in Christus’ Fußfesseln stecken. Aber komischerweise finde ich viele der Dinge, die Jesus angeblich predigte, gar nicht mal so fürchterlich (jawohl, ich bin auch noch einer von diesen Typen, die nicht hundertprozentig davon überzeugt sind, dass es den Nazarener wirklich gegeben hat). Mir gefällt diese Sache mit der anderen Wange, die man hinhalten soll. Und dass den Sanftmütigen das Himmelreich gehören soll, finde ich klasse. Der ganze Teil mit den Wundern ist auch große Klasse, das mit den Broten und Fischen und mit dem Wasser und dem Wein. Wobei mich diese letzte Geschichte dazu bringt, hier und da ein paar Verbindungen zu ziehen. Ich nenne das die „Wunder-Hypothese“: Es gibt die Geschichte mit dem Übers-Wasser-Gehen, und dann gibt es die Wasser-zu-Wein-Nummer. Beide haben eine deutliche Parallele, denn, wenn man mal genau überlegt, dann benutzten die Leute doch früher (und teilweise heute auch noch) ihre Füße, um die Trauben zu zertreten und Wein zu keltern, nicht wahr? Na ja, und wir wissen doch alle, dass niemand wirklich übers Wasser gehen kann, es sei denn, dass rein zufällig direkt unter der Wasseroberfläche ein sehr langer Steg versunken ist. Aaalso … vielleicht hat Jesus bei einer Party Wein gemacht, und es waren ein paar Leute dabei, die zuvor noch nie gesehen hatten, wie so was geht. Und als dann mehrere Personen dieselbe Geschichte weitererzählten, wurden irgendwann zwei daraus: Das Wasser zu Wein machen (oder vielmehr, zu Traubensaft, denn zum Fermentieren hätte die Zeit wohl nicht gereicht) und das übers-Wasser-gehen (weil diese verwirrten Unwissenden davon ausgingen, dass es sich bei der Flüssigkeit um Wasser handelte, bevor man ihnen die Sache erklärte). Ist das zu weit hergeholt? Na klar, ganz sicher. Aber darum geht es doch bei Religion im Allgemeinen und in der Bibel im Besonderen. Da werden aus Geschichten Schriften, und Hunderte von Jahren später in Amerika, dem Land der Leichtgläubigen, werden aus Schriften „Fakten“. Rekapitulieren wir noch mal: Es ist möglich, dass eine Person namens Jesus Trauben zertrampelte, um Wein zu machen, ein paar Leute sahen das, und dank einer altertümlichen Version des guten alten Spiels Stille Post wurden aus der Geschichte eines Mannes, der Getränke für einen lustigen Abend zubereiten wollte, zwei Wunder, die schließlich den Eindruck erweckten, als hätten sie nicht miteinander zu tun.

      Bevor ihr fragt: Ja, genau das tue ich den ganzen Tag, wenn nichts im Fernsehen kommt und ich zuviel Kaffee getrunken habe. Ich nehme abgefahren blöde religiöse Geschichten auseinander und baue etwas noch Abgefahreneres daraus zusammen. Um es mit einem christlichen Standardspruch zu sagen: Richtet nicht, auf dass ihr nicht gerichtet werdet.

      Bei all dem, was zwischen dem Ersten Konzil von Nicäa und dem Dispensationalismus des 19. Jahrhunderts liegt, wundert es wirklich sehr, dass nicht reihenweise Christen plötzlich den Kopf heben, ihre Zeitung und ihren Kaffee sinken lassen und fragen: „Moment mal … was zur Hölle …?“ Das ganze Konstrukt fußt doch auf fehlerhaften Berechnungen. Und was kommt dabei raus? Ich sag’s euch: Ein Klima, in dem jeder eine andere Interpretation dieses einen Buchs hat, und das ist nicht einmal nur auf das Christentum beschränkt. Muslime kämpfen offen gegen Christen, weil sie davon überzeugt sind, die Christen seien willfährige Handlanger des Antichristen. Beide schlagen gerne auf die jüdische Kultur ein, lediglich aus dem Grund, dass sie sich beide besser fühlen, wenn sie einen gemeinsamen Feind haben. Einen so pubertären Zusammenschluss erlebte ich das letzte Mal, als sich die Viertklässler mit den Drittklässlern meiner Schule verständigten, um die Fünftklässer beim Kickball zu schlagen.

      Vielleicht liegt es auch daran, dass Religion für mich nicht sexy genug ist – und für andere Atheisten auch nicht, wo wir gerade beim Thema sind. Klar, das ist mit Gruselgeschichten nicht viel anders, da kommt es auch nicht oft vor, dass Jungs ins Bad rennen, weil ihnen diese plötzliche Schwellung in der Hose peinlich ist. Aber die Gotteschroniken sind nun wirklich nicht gerade von heißem Petting inspiriert. Allerdings kann man da ja vielleicht was dran drehen, und ich wüsste auch schon, was. Die Idee hatte ich bereits vor ein paar Jahren, als ich eine Kolumne für das britische Magazin Rock Sound schrieb. Ihr müsst wissen, dass ich zwar kein Freund von Priesterkutten bin, aber durchaus empfänglich für bestimmte Elemente der dazugehörigen Mysterien, beispielsweise für dieses ganze Konzept „Gott gegen Satan“. Mir gefällt dieser „Gut gegen Böse“-Ansatz, weil ich es mag, wenn sich einige Sachen einfach total richtig anfühlen und andere ganz klar falsch.

      In meinem ersten Buch habe ich darauf hingewiesen, dass wir nur dann ein Problem mit unserer menschlichen Existenz haben, wenn es um die schwammigen Grauzonen im Leben geht. Allerdings ist das auch ein bisschen ermüdend. Wir haben es kapiert – der theologische Schiedsrichterball wird uns mit der Kraft von einer Million Hiroshima-Bomben und was weiß ich noch alles um die Ohren fliegen. Von daher steht das Ergebnis schon vorher fest. Aber wenn wir an die beiden Kräfte denken, die sich in diesem göttlichen Wettstreit gegenüberstehen, dann sind sie immer männlich. Man denkt an Morgan Freeman aus Bruce Allmächtig als Gott und an Robert De Niro aus Angel Heart als Teufel, und dann lässt man die beiden für einen neuen kosmischen Kampf aufeinander los. Meine Überlegung ist nun aber: Und wenn sie weiblich wären?

      Stellen wir uns einmal Elizabeth Hurley aus Teuflisch als Satan vor – hmmmmm! Und dann denken wir uns Alanis Morisette aus Dogma noch als Gott dazu – ooooh! Und jetzt stecken wir beide in Lederbikinis, Hurley in einen schwarzen und Morisette in einen leuchtend weißen. So langsam kommt die Nummer in Schwung! Also, damit hätten wir die Outfits, aber wo und wann sollte der Kampf stattfinden? Ich würde vermuten, dass wir uns bestimmt alle auf eine tropische Kulisse einigen könnten, zum Beispiel auf die Karibik. Jetzt müssen wir nur noch überlegen, womit wir die Arena ausstatten. Manche rufen bestimmt schon jetzt nach einem Ring fürs Schlammcatchen, aber davon halte ich nicht so viel. Schlamm verdeckt leicht die, ähm, grundsätzlich immer sehr spannenden Pannen, die es beim feuchten Catchen gibt. Ich hätte tatsächlich mehrere ziemlich feuchte Vorschläge (ja, die Anzüglichkeit ist Absicht). Wie wäre es, wenn unsere mächtigen Ladys mit Honig beschmiert aufeinander losgehen würden? Ist klar, ne? Mir gefällt das, weil ich dabei immer an Ann-Margret in Tommy denken muss. Honig hat eine tolle, dickflüssige Konsistenz und ist nicht so undurchsichtig, dass er den Blick darauf verdecken würde, wo es nun wirklich heiß wird. Eine andere Idee wäre Wackelpudding! Ah,