Als er den Colt zog: Western Bibliothek 12 Romane. Pete Hackett

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Название Als er den Colt zog: Western Bibliothek 12 Romane
Автор произведения Pete Hackett
Жанр Вестерны
Серия
Издательство Вестерны
Год выпуска 0
isbn 9783745214451



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Jugens und seiner hartgesottenen Mannschaft.

      Langsam, unendlich langsam dehnte sich die Zeit. Das Warten fiel schwer. Sie nützten die Zeit, um einige Biskuits zu essen. Die Erregung war aber so groß in ihnen, dass sie kaum schmeckten. Die Pferde versuchten sich der Mücken durch Zucken mit dem Fell und Schlagen mit dem Schwanz zu erwehren. Dünn sickerte das Mondlicht durch die dicht wuchernden Büsche. Dan saugte tief die Luft ein. Jetzt fühlte er sich daheim, magisch mit der Vergangenheit verknüpft. Die Erlebnisse der Jugend kamen wieder in seine Erinnerungen. Hier war es gewesen, wo der Vater ihm die Angst vor der Nacht und vor der Dunkelheit genommen hatte, wo er zum ersten mal gefühlt hatte, wie mächtig das Leben in ihm pulsierte.

      „Sie kommen“, hörte er Paul sagen. Pauls Worte schreckten ihn aus seinen Gedanken und ließen ihn augenblicklich in die Gegenwart zurückfinden.

      „Halten wir den Pferden die Nüstern zu“, sagte er. Alle drei erhoben sich, um ein Wiehern und Schnauben ihrer Pferde zu verhindern. Stärker schwoll das Geräusch der zurückreitenden Kavalkade an, um dann langsam zu verebben. Die drei Partner verließen ihre schützende Deckung, um den Ritt fortzusetzen. Bald befanden sie sich wieder auf dem stark schwankenden Knüppelpfad auf dem Marsch zur Teufelsinsel, die wie eine Oase mitten im Sumpfgebiet lag.

      Aus moorigem Grund stiegen Blasen auf. Nebelschleier wogten aus fauligem Laub und trügerischem Boden. Blaue Lichter huschten gespenstisch aufleuchtend über die Moordecke. Es war eine fremde, feindliche Welt, die zwar noch an das Präriebuschland erinnerte, aber so ganz und gar anders war. Das menschenfeindliche Land wurde ängstlich gemieden. Jeder Schnitt vorwärts schien ein Risiko zu sein, das in den Tod führte.

      Dan ritt an der Spitze, seine beiden Begleiter hielten sich dicht hinter ihm. Der starke Modergeruch nach faulem Holz und verwesenden Pflanzen nahm ständig zu. Ein Uhu ließ seinen unheimlich klingenden Ruf erschallen. Der Schweiß trat den Männern aus und klebte ihnen das Hemd auf den Rücken.

      Zum Glück machten die Pferde keine allzu großen Schwierigkeiten. Sie mochten wohl spüren, dass ihnen nichts Arges geschehen konnte. Längst waren die Männer abgesessen und führten die Tiere hinter sich her. Als der Knüppelpfad unter ihren Hufen fester wurde, ließ auch die Nervosität der Tiere nach. Blacky gab ein erleichtertes Schnauben von sich, in das seine beiden Artgenossen einstimmten. Als der Weg ganz fest wurde, bewegte man sich durch ein Blumenmeer von blühenden Azaleen.

      „Wir sind am Ziel“, meldete Dan, „wir sind auf der Teufelsinsel. Sie hat einen Durchmesser von etwa sieben Meilen. Ich denke, dass man Kan Palmer zu den Behausungen geschafft hat, die sich einst die Sklaven erbauten. Vorwärts also Männer, bevor ihn die Verzweiflung zu einer unüberlegten Handlung treibt.“

      12.

      Der Morgen war nicht mehr fern. Bald würde die Insel mitten im Moor in einer Blumenpracht aufleuchten, wie man sie selten zu sehen bekam. Die ganze Vegetation hatte etwas Grelles und Buntes, so dass man meinen konnte, im Paradies zu sein. Hinter dem Leuchten der Farben und dem Duft, den die Blumen verströmten, lauerte das Entsetzen. Die Gräber derer, die hier an Hunger oder Krankheit gestorben waren, die von Bluthunden gehetzt und verletzt worden waren, die den Weg hierher gefunden und dennoch hatten sterben müssen, tauchten vor ihnen auf. Mondlicht geisterte über sie hin, und flirrende Lichtreflexe streuten einen Hauch Unwirklichkeit über die Stätten, die den Menschen zur letzten Ruhe geworden waren.

      Ringsum breitete sich das große Schweigen aus, das auch die Lebenden zu fassen schien. Fast lautlos bewegten sich die Pferdehufe über einen dicken Teppich abgestorbenen Laubes. Eine Lichtung öffnete sich, und schwarze Silhouetten von Hütten wurden sichtbar. Als sie näher kamen, weitete sich die Lichtung längs eines die Insel durchziehenden Grabens, in dem das braune, in der Nacht schwarz scheinende Moorwasser stand.

      Dan blieb plötzlich stehen. Ein Pferdeschnauben kam von der Insel. Bevor man die Lage richtig erfasst hatte, wieherten die Pferde von Paul und Lee Millard ihrem Artgenossen zu. Alle drei Männer waren wie auf ein Kommando stehengeblieben, alle drei in geduckter Haltung, die Hände an den Waffen, bereit zu ziehen und zu schießen.

      Jetzt wussten sie Bescheid. Kan Palmer war nicht allein auf der Insel zurückgeblieben. Sie waren zu sicher gewesen, dass Jim Jugens den Alten allein zurücklassen würde. Es fragte sich jetzt, wie viele Gegner man vor sich hatte. Es musste so schnell wie möglich herausgebracht werden.

      „Vorsicht, Dan!“, kam es leise von Lees Lippen.

      „Nicht schießen, Jim Jugens und der Großteil der Meute ist sicherlich noch in der Nähe. Wir können nur hoffen, dass man da drüben nichts bemerkt hat.“

      „Es fehlte uns noch, dass man uns den Weg zurück abriegelt und wir in der schlimmsten Falle sitzen, die man uns jemals gestellt hat“, sagte Paul mit zusammengekniffenen Augenlidern. „In diesem Falle können wir Kan Palmer Gesellschaft leisten und bis zum Jüngsten Tag darauf warten, dass man uns hilft.“

      Paul lachte dumpf in sich hinein. Seinen beiden Partnern jagte ein Schauer über den Rücken. Ihre Blicke versuchten die Schwärze der Abschied nehmenden Nacht zu durchdringen. Nichts regte und rührte sich bei den Hütten. Kein Wunder, dass die Spannung wuchs und die drei Partner nur noch Auge und Ohr waren. Die Nervenbelastung schien schier unerträglich zu werden. Alle drei waren dazu bereit, ein erneutes Pferdeschnauben zu verhindern.

      Ganz langsam verging die Zeit. Die grauen Nebelschleier des Morgens vertrieben die Nacht. Ein starker Nebeldunst beengte die Sicht immer mehr, dass die Hütten vor ihnen unsichtbar wurden.

      „Das ist die Chance“, sagte Dan in das Schweigen hinein, das sich zwischen ihnen ausgebreitet hatte. „Ich will wissen, was bei den Hütten los ist. Ihr könnt mich nicht mehr zurückhalten. Ich denke, dass Jim Jugens mit seiner Mannschaft jetzt weit genug fort ist, um keine Schussdetonationen mehr zu hören. Sollten sie aber immer noch in der Nähe sein, so ist das auch nicht mehr zu ändern. Palmer muss von den Wächtern befreit werden.“

      „Warum nur ließ man sie zurück?“

      „Doch nur um ganz sicher zu sein, dass Palmer den gut getarnten Rückweg nicht findet“, beantwortete Dan Lees Frage. „Dieser Jim Jugens will auch den Zufall aus seinen Berechnungen ausschließen.“

      „Wenn das so ist, Dan, dann hätte er seine Fähigkeiten in den Dienst einer besseren Sache stellen sollen. Bisher hatte er großen Erfolg. Er und sein Vater haben sich Land und Stadt untertan gemacht. Seine Gier nach Macht aber ist geblieben und hat erschreckende Formen angenommen. — Nun gut, fangen wir an! Ich bleibe und bewache den Pfad zur Teufelsinsel. Soweit ich die Lage überblicken kann, ist der Zugang gut zu verteidigen, gleich wie viele es versuchen wollen. Getrennt

      vorgehen und vereint schlagen, lautet die Parole. Also, Cheerio ihr beiden, los denn!“

      Lee und Dan nickten Paul zu. Lee wandte sich nach links und Dan nach rechts. Paul blieb bei den Pferden zurück und würde den Zugang zur Insel blockieren, eine Aufgabe, die nicht leicht war. Paul tat, als wäre es das Selbstverständlichste von der Welt, den schwersten Teil zu übernehmen.

      Bald schon sah Dan nichts mehr von seinen beiden Partnern. Lautlos wie ein Indianer setzte er die Fußspitzen nach innen, um das Buschwerk zu teilen. Er erreichte den Wassergraben, als die aufsteigenden Morgennebel vom Wind in Wallung gebracht wurden. Er glitt in den Graben hinein und benutzte ihn eine Zeitlang als Deckung. Dort, wo der Graben ihn ganz nahe an die erste Hütte brachte, lag er eine Zeitlang still und beobachtete. Der Morgen brach sich mit seinem Licht jetzt endgültig Bahn. Es versprach ein strahlend schöner Tag zu werden.

      Als er gerade im Begriff war weiterzuschleichen, gewahrte er den Schatten an der Hütte, der sich nur langsam bewegte und sich im nächsten Moment als die Silhouette eines Mannes entpuppte, der aufmerksam dorthin blickte, wo sich ungefähr Paul befinden musste.

      Das Herz schlug ihm schneller, denn jetzt wusste er, dass man sie bemerkt hatte. Er nahm sich zusammen und wartete, bis seine Erregung abflaute. Wenig später fand er eine Erdrinne, die erfreulicherweise vom Laubwerk frei war, so dass er nun schneller vorwärts kam. Dann aber, als er sich erneut orientieren