Als er den Colt zog: Western Bibliothek 12 Romane. Pete Hackett

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Название Als er den Colt zog: Western Bibliothek 12 Romane
Автор произведения Pete Hackett
Жанр Вестерны
Серия
Издательство Вестерны
Год выпуска 0
isbn 9783745214451



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mich verliebte. Kan Palmer war mir immer ein guter Kamerad, und es sieht jetzt nicht gut für ihn aus.“

      „Hut vor dir ab!“, sagte Paul, und zu Lee gewandt fuhr er fort: „Hast du etwas anderes von unserem Schützling erwartet?“

      11.

      Brauchte man noch mehr über Jim Jugens zu wissen? Der Drang nach Macht war ein so lebendiger, unheimlicher Faktor seines Wesens, dass es für ihn weder Hindernisse noch Skrupel gab. Das ganze Land zitterte vor ihm. Er beherrschte die Umgebung und auch die Stadt. Zuträger brachten ihm alle gewünschten Informationen, und wer sich gegen ihn und seinen Vater stellte, war seines Lebens nicht sicher.

      In genügend weitem Abstand folgten Paul und Lee Millard und Dan Flemming dem Trupp durch die Nacht in das Buschland, das von vielen Flüssen durchzogen war. An manchen Stellen waren die Strauchgruppen so dicht, dass man den Eindruck hatte, vor einer Wand zu stehen. Nur vereinzelt gab es freie Prärieflächen, und dort war das Gras fast mannshoch.

      Um Mitternacht folgten die drei der Fährte durch einen kleinen Bach, an dessen rechter Seite die

      Dornbüsche so dicht waren, dass es für Pferd und Reiter kein Durchkommen gab. Modergeruch breitete sich um sie herum aus, und Mückenschwärme belästigten Pferde und Reiter. Je weiter sie ritten, um so deutlicher wurde es, dass sie sich einem großen See näherten, der sehr morastig sein musste. Der Boden unter den Pferdehufen wurde immer weicher.

      „Dan, kennst du diese Gegend einigermaßen?“, fragte Lee besorgt und gab das Zeichen zum Halten. „Wir scheinen in eine Sumpf und Moorgegend zu kommen, in eine von jenen trügerischen Landschaften, in der die schönsten Azaleen blühen. Ich habe mir sagen lassen, dass hierher einst die Sklaven flüchteten, wenn sie ihren Besitzern ausrissen. In diesen Mooren ist so mancher verzweifelte von Bluthunden gehetzte Mensch verschwunden. Himmel und Hölle, nur einer, der sich hier bei Nacht und Nebel genau auskennt, sollte sich hier weiterbewegen.“

      „Bisher habe ich diesen Jim Jugens als einen Gegner betrachtet, jetzt aber weiß ich, dass er ein Teufel ist“, sagte Dan nachdenklich. „Es würde mich nicht wundern, wenn er dem Gefangenen die

      Augen verbunden hätte und ihn zur Teufelsinsel brächte.“

      „Zur Teufelsinsel, Dan?“, schnappte Paul. „Das klingt aber wenig erfreulich.“

      „Es ist ein schrecklicher Ort, Paul“, erwiderte Dan dem Partner. „Vor zehn Jahren lebte dort ein entwichener Sklave und holte jahrelang Leidensgefährten aus den Mooren. Er brachte sie dann zu seinem Zufluchtsort. Mein Vater entdeckte eines Tages durch Zufall diese Sklavengruppe. Ich erinnere mich noch genau, wie erschüttert er war, als er auf die Ausgestoßenen traf. Es waren Frauen und auch Kinder darunter, die um ihrer Freiheit willen ein hartes und unmenschliches Leben auf sich nahmen. Er traf auf ausgemergelte Gestalten, menschliche Gerippe, die lieber in der selbstgewählten jämmerlichen Freiheit leben wollten, als ein Sklavendasein zu führen. Nur der Himmel weiß, warum diese dunkelhäutigen Menschen das Unmöglichste wagten und, von Bluthunden gehetzt, lieber in die Moore flüchteten, als sich bestrafen ließen. Mein Vater nahm Verbindung zum Norden auf. Er errichtete Zwischenstationen, von denen aus Verbindungsleute die armen Teufel nach den Nordstaaten durchschleusten. Jahrelang half Dad den Sklaven, die auf seltsam geheimnisvollen Wegen erfuhren, dass mitten im Moor auf der Teufelsinsel Hilfe für sie durch einen weißen Mann gebracht wurde. Dad verschwendete für seine Hilfeleistungen viel Zeit, und die Ranch wurde dadurch etwas vernachlässigt. Er ließ sich in seinem Tun nicht stören und nahm es in Kauf, dass die Ranch wenig abwarf. Des öfteren sagte er zu mir, dass wir genug hätten zum Leben und den armen Teufeln ruhig helfen könnten. Kein Wunder also, dass er sich wenig um geschäftliche Dinge kümmerte und es versäumte, das Land, auf das er die Ranch gebaut hatte, ins Grundbuch eintragen zu lassen. Er sagte zu mir, dass vor Gott alle Menschen gleich seien und dass niemand das Recht habe, sich Menschen einer anderen Rasse zu kaufen und sie als Sklaven zu halten.“

      „Der Tod deines Vaters vernichtete die Hoffnungen vieler Menschen, Dan?“

      „Ja, Lee“, erwiderte Dan nachdenklich. „Irgendwie musste es durchgesickert sein, was er für die Verlorenen tat. Niemand war da, der ihn auf das Gesetz aufmerksam machte, das die Eintragung ins Grundbuch verlangte. Stuart Jugens hatte seine Hände im Spiel. Der einstige Partner hatte sich als Gegner entpuppt und ihn um alles gebracht. Stuart Jugens suchte in der Zeit, da man mich zum Tode verurteilte, die Teufelsinsel und musste sie auch gefunden haben.“

      „Du hast deinen Vater zu der Insel begleitet?“

      „Ja“, beantwortete Dan die Frage von Paul Millard. „Ich war der Vertraute meines Vaters. Sein Tod schlug mir eine Wunde, die nie wieder heilen wird.“

      Dan Flemming schwieg. Paul atmete schwer, dann sagte er zu Lee:

      „Bruder, Dans Vater hatte uns manches voraus. Eins ist sicher, wenn wir uns mit ihm vergleichen und uns selbst betrachten, sind wir richtige Barbaren gegen ihn. Wir können unserem Dan nicht den Vater ersetzen. Eins aber können wir, ihm helfen.“

      „Reiten wir weiter“, sagte Lee, der nicht auf Pauls Worte einging. „Vertrauen wir uns Dan an, und wenn uns auch nicht geheuer bei diesem Ritt ist.“

      Der See wurde kurz darauf sichtbar, und hart am Ufer ging der Ritt weiter, bis wieder die dichten Büsche über ihnen zusammenschlugen und die Schwärze der Nacht die Sicht einengte. Der Boden

      wankte unter den Hufen der sich vorsichtig vorwärts tastenden Pferde. Die Hufe der Tiere sanken mit einem eigenartig klingenden saugenden Geräusch bis auf den Knüppeldamm ein, den die Sklaven vor langen Jahren angelegt hatten. Die Mückenplage wurde stärker. Wolken von ihnen machten sich über Pferd und Reiter her. Wenn man sich ihrer erwehrte, klebten die Hände vom eigenen Blut. Insektenjagende Fledermäuse schwirrten dicht an den Reitern vorbei und schienen mit ihren ausgebreiteten Schwingen die Hüte der Männer fast zu berühren.

      „Man hat in der Tat einen Vorgeschmack der Hölle, und kein Wunder daher, dass man die Insel Teufelsinsel getauft hat“, sagte Lee. „Dieser Jim Jugens hat sich für Kan Palmer einen höllischen Aufenthaltsort ausgesucht. Ich frage mich, wie ein Mensch einem anderen Menschen so etwas antun kann! In wenigen Tagen haben die Mücken Kan Palmer sicherlich auf gefressen.“

      „Die Plage ist auf der Insel zu ertragen“, gab Dan Auskunft. „Immerhin, ein Mensch kann trotz alledem zur Not hier leben. Es gibt essbare Früchte und sogar etwas Wildbret. Man kann sich dort schon durchschlagen. Aber nicht die Verpflegung ist das Schlimmste, weitaus schlimmer ist die Einsamkeit und das Alleinsein oder aber die Tatsache, dass man so bald keinen Weg durch das Moor zum Festland findet. — Jetzt müssen wir in ein Versteck gehen und auf die Rückkehr von Jim Jugens’ Trupp warten. Wenn wir jetzt weite reiten, könnten wir auf die von der Insel zurückkommende Meute treffen.“

      Dan sprang vom Pferd, und seine Begleiter folgten seinem Beispiel. Wenig später führten die drei Männer ihre Pferde hinter sich her über einen kleinen Seitenpfad, durch verfilztes Gestrüpp, das hinter den Pferden zusammenschlug. Sie gelangten zu einer verfallenen Hütte, die aus Knüppeln errichtet worden war. Hier wollte man die Rückkehr der Meute abwarten.

      „Von hier aus startete der Sklave, der zuerst die Insel entdeckte, seine Hilfsaktionen für andere entflohene Sklaven. Von hier aus gingen die armen Teufel zur Jagd im Moor, und es war immer erstaunlich, wie sie sich mit ihren primitiven Mitteln Nahrung besorgten. Trotzdem hatten sie oft nichts zu essen. Dazu lebten sie in ständiger Angst, dass ihnen ihre Zufluchtsstätte genommen werden könnte.“

      „Kein Wunder, Dan, dass du dir diese Zustände tief im Inneren gemerkt hast“, sagte Paul. „Nach allem, was ich jetzt aus deiner Vergangenheit weiß, verstehe ich, wie sehr du das Unrecht hasst, wie sehr du aber auch das Leben achtest und dich scheust, den Tod aus dem Revolver zu jagen und dir jede Kerbe weh tut, die du in deinen Revolverkolben geschnitten hast. Dein Vater war dir ein guter Lehrmeister, Dan. Deinetwegen braucht er sich im Grab nicht umzudrehen, deinetwegen hätte er Frieden.“

      Dan Flemming antwortete nicht darauf. Er ließ sich auf einem Baumstumpf