Название | Als er den Colt zog: Western Bibliothek 12 Romane |
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Автор произведения | Pete Hackett |
Жанр | Вестерны |
Серия | |
Издательство | Вестерны |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783745214451 |
Chaco blieb nicht auf der Straße liegen, sondern sprang auf und hetzte zu den Häusern hinüber. Auf die Seite, auf der auch jetzt noch die Schüsse krachten.
Aus der Schussfolge und dem Klang vermutete Chaco, dass er es nur mit einem einzigen Widersacher zu tun hatte. Das war eine erfreuliche Feststellung. Die Kugeln des Gegners hatten zum Glück nichts ausgerichtet. Momentan trat eine kurze Feuerpause ein. Wahrscheinlich musste der Mann im Dunkeln nachladen.
Chaco wusste, dass der Kerl hinter der Schmiede hockte. Das war ein kleiner Bau mit daran angrenzendem Stall und einer kleinen Werkstatt. Die Werkstatt war nur niedrig. Es handelte sich eher um einen Schuppen von nur zweieinhalb Yards Höhe.
Es war nicht schwierig, auf das Dach zu klettern. Von dort konnte er dem Heckenschützen in den Rücken fallen und das Spiel bestimmen. Chaco brauchte beide Hände. Er schob den Peacemaker ins Holster zurück und begann die Kletterpartie. Vom Fenster aus konnte er das Dach erreichen. Er packte mit beiden Händen zu, um sich nach oben zu ziehen. Im selben Moment tauchte hinter ihm ein Schatten auf. Chaco öffnete die Finger und ließ sich fallen. Gleichzeitig zuckte seine Rechte zum Revolver.
Er schoss genau in das Mündungsfeuer des anderen. Über ihm splitterte eine Fensterscheibe. Zehn Schritte von ihm entfernt fiel ein Mann auf sein Gesicht. Chaco gab den Revolver noch nicht aus der Hand. Besonders deshalb nicht, weil er hastige Schritte hörte.
Aber diese Schritte entfernten sich. Er jagte hinterher. Er erkannte im Halbdunkel noch einen Mann, dessen Gesicht durch eine Maske verdeckt wurde. Der Kerl war schon zu weit entfernt. Er musste sich zunächst um den anderen kümmern.
Der hatte sich in der Zwischenzeit nicht gerührt. Chaco untersuchte ihn flüchtig, dann sah er, dass seine Kugel dem Killer keine Chance gelassen hatte. Auch er trug eine Maske, doch Chaco wusste, welches Gesicht sich dahinter verbarg. Er hatte den verbundenen rechten Arm gesehen. Die Linke hatte sich um den leergeschossenen Revolver verkrampft. Jerome Bibbs hatte seine Rache nicht ausführen können.
Chaco richtete sich auf. Es war bezeichnend für die Angst in dieser Stadt, dass es auf der Straße still blieb, obwohl der Saloon zum Bersten gefüllt war. Jetzt, nachdem mehrere Minuten kein Schuss mehr gefallen war, erschienen die ersten neugierigen Gestalten. Chaco wandte sich ab. Er ging, um seinen Morgan-Hengst zu holen, der noch immer vor dem Grey Horse Saloon auf ihn wartete.
Doch er kam nicht so weit. Schon wieder bellten Schüsse auf. Diesmal galten sie allerdings anscheinend nicht ihm. Es klang, als wären sie im Marshal’s Office abgefeuert worden. Chaco zuckte herum. Sein erster Gedanke galt Andie Morton. Er setzte sich in Bewegung. Er rannte, so schnell er nur konnte. Die Männer, die jetzt bei Jerome Bibbs Leiche waren, starrten ihm nach. Sie sahen, wie er sich mit der Schulter gegen die Tür des Office warf. Dort waren die Schüsse inzwischen verstummt.
Einige Zeit rührte sich nichts. Die Männer blickten sich gegenseitig an. Sie wussten nicht, was sie von der Sache halten sollten. Als Chaco das Marshal’s Office wieder verließ, wussten sie es. Er trug einen Mann auf seinen Armen, und seine Schritte führten ihn direkt auf sie zu. Sie machten ihm Platz und ließen ihn zu seinem Pferd. Der Mann, den er vor sich quer über den Sattel legte, war Andie Morton. Er rührte sich nicht.
Sie sahen, dass das Halbblut nicht den Weg zu Doc Bishop einschlug. Da begriffen sie, dass der Cowboy keinen Arzt mehr brauchte ...
22
Chalk Kimball fühlte die Wellen über sich zusammenschlagen. Die Nachricht vom Tod Andie Mortons hatte die Shadows zu begeistertem Gelächter veranlasst. Der Plan vom Boss war wieder mal aufgegangen. Ken Turner, der einfältige Narr, hatte genau das getan, was von ihm erwartet wurde. Er hatte den Cowboy auf der Flucht erschossen. Niemand würde jemals erfahren, dass die Zellentür von Collin Brat selbst geöffnet worden war, bevor er den Deputy mit seinem Gefangenen alleingelassen hatte. Das Thema gehörte also der Vergangenheit an und konnte abgehakt werden.
Dass Jerome Bibbs seinen Auftrag, den Bastard umzulegen, so schlecht erfüllt hatte, war schon weniger amüsant. Niemand weinte dem Killer eine Träne nach. Es war seine eigene Schuld, dass er ins Gras beißen musste. Sie ahnten zudem, dass der Boss ihn sowieso liquidiert hätte. Sie zogen aus dieser Tatsache lediglich die Lehre, dass es unklug war, sich zum Krüppel schießen zu lassen, weil man von diesem Augenblick an nicht nur ziemlich wehrlos, sondern für die Bande auch überflüssig war.
Chalk Kimball hatte noch keinen Mann umgebracht. Trotzdem fühlte er sich als Mörder. Nun war auch Andie Morton tot. Er zweifelte daran, ob er wirklich zu Recht im Gefängnis gesessen hatte. Seine versuchte Flucht sprach ihn nicht unbedingt schuldig.
Collin Brat aber hatte gewusst, dass er es nicht gewesen sein konnte, der Rancher Lamont erschoss. Trotzdem hatte er ihn eingesperrt. Es war seine erste Tat als Marshal. Ihr würden weitere folgen, und sie würden alle nicht dem Recht dienen.
Chalk Kimball wurde von seinen Gefühlen hin und hergerissen. Einerseits war er froh, dass er nun ganz zur Bande gehörte, andererseits fürchtete er sich davor. Einerseits hasste er Chaco, den Klugscheißer, andererseits hoffte er, dass bald einer käme, um dem gespenstischen Spuk ein Ende zu bereiten und ihn von seinen Ängsten zu erlösen. Er wusste, dass dieses Ende nur der Tod sein konnte. Aber etwas anderes hatte er ohnehin nicht mehr zu erwarten.
„Unser junger Freund ist ja heute so schweigsam“, fand Collin Brat. „Du müsstest doch eigentlich froh sein. Jetzt, wo Morton tot ist, sucht niemand mehr nach dem wahren Mörder von Lamont. So gut hat es nicht jeder Killer.“ Er grinste anerkennend. „Hast du gut gemacht, das muss man dir lassen.“
„Was hat er gut gemacht?“, wollte Harry Koster wissen. Er war ein hässlicher Bursche. Eine Narbe lief ihm quer übers Gesicht, das ohne sie allerdings auch nicht anziehender gewirkt hätte. Seine buschigen Augenbrauen, die über der Nase zusammenwuchsen, verliehen ihm das Aussehen eines wilden Tieres. Und das war er auch. Nicht umsonst hatte Collin Brat ihn zu seinem Stellvertreter gemacht.
„Er hat Lamont erschossen“, gab der Boss bekannt.
Harry Koster sah ihn verblüfft an. „Der Kleine?“
„Es war seine Prüfungsaufgabe. Hat er sie nicht glänzend gelöst?“
„Stimmt das, Chalk?“ Der andere konnte es einfach nicht glauben.
Chalk Kimball nickte gleichmütig.
„Freilich! Der Boss hat es befohlen, und da habe ich es eben getan.“ Seine Worte hörten sich wie die eines eiskalten Killers an, aber in Wirklichkeit schwang die Angst eines fünfzehnjährigen Jungen darin mit.
„Wenn das wahr ist“, sagte Harry zweifelnd, „fresse ich meinen eigenen Gaul.“
„Guten Appetit!“, wünschte der Junge.
„Warum zweifelst du daran, Harry?“, wollte Collin Brat wissen.
„Na, hör mal, Boss! Du hast doch mir aufgetragen, den Rancher schlafen zu schicken.“
Chalk zuckte zusammen. Damit hatte er nicht gerechnet. Jetzt half ihm nur noch Frechheit.
„Dann bist du eben zu spät gekommen, Harry“, meinte er leichthin. „Ist ja auch egal. Hauptsache, er ist tot.“
„Das ist die Hauptsache“, bestätigte Collin Brat. „Du brauchst also nicht mit deiner Tat anzugeben, die du nicht begangen hast, Harry.“
„Aber es ist meine Kugel, die in seinem Rücken steckte.“
Collin Brat wandte sich an den Jungen.
„Du hörst, was Harry behauptet.“
„Er lügt!“
Harry Koster wollte auffahren, doch der Anführer blickte ihn nur scharf an. Da verstummte er.
„Das ist natürlich eine Erklärung“, fand Collin