Stoffwechselstörung HPU. Dr. Tina Maria Ritter

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Название Stoffwechselstörung HPU
Автор произведения Dr. Tina Maria Ritter
Жанр Сделай Сам
Серия
Издательство Сделай Сам
Год выпуска 0
isbn 9783954843022



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Schwächen falsch zusammengebaut werden und nicht funktionsfähig sind.

      Während ein positiver HPU-Test eine tatsächlich vorliegende Stoffwechselstörung explizit anzeigt, detektiert der KPU-Test unter Umständen Menschen mit aktueller Giftexposition. Die beim KPU-Test nachgewiesenen Pyrrolverbindungen (Test auf Totalpyrrole) entstehen auch nach Einnahme bestimmter Medikamente oder toxischer Belastungen und werden mithilfe von sogenanntem Ehrlich-Reagenz, einem uralten Testverfahren, nachgewiesen. Kresole, Thiazole, Imidazole und Pyrazole, die im Dickdarm durch Dysbiosen (Störungen der Darmflora) gebildet werden können, verfälschen den KPU-Test, da dieser Test immer alle gebildeten Pyrrole anzeigt. Der eigentliche Hämopyrrollaktam-Komplex ist nur ein Teil davon. Sensitiver und genauer ist deshalb der HPU-Test®, der nur den eigentlichen HPL-Komplex misst, zum Nachweis der Stoffwechsel- und Entgiftungsstörung!

      Was bedeutet das für die Praxis? – Die beiden Testverfahren unterscheiden sich in ihrer Aussagekraft erheblich:

      ● KPU-Test und HPU-Test überschneiden einander.

      ● KPU-negativ bedeutet nicht unbedingt HPU-negativ!

      ● HPU-negativ ist eindeutig negativ.

      ● KPU-positiv kann auch HPU-positiv sein, muss es aber nicht.

      ● Nur HPU-positiv ist eindeutig.

      „Eindeutig“ meint hier: Der Patient leidet an einer Stoffwechselstörung. Diese ist genetisch bedingt und bedeutet, dass sein Stoffwechsel grundsätzlich anders arbeitet als bei einem nicht stoffwechselgestörten Menschen. Grundsätzlich impliziert das generell eine Entgiftungsschwäche und die Tatsache, dass wichtige Mikronährstoffe beim Prozess der Ausscheidung über die Niere oft dauerhaft verloren gehen; vor allem werden vermehrt Zink und Vitamin B6 ausgeschieden. Das ist bei KPU-positivem Befund nicht unbedingt der Fall. Ein KPU-positives Testergebnis rechtfertigt deswegen noch nicht eine Hochdosistherapie mit den entsprechenden Mikronährstoffen über einen längeren Zeitraum – ein HPU-positives Testergebnis indes schon.

      Wichtig: HPU ist eine Störung des Stoffwechsels; es ist keine Erkrankung. Dieser Unterschied ist wesentlich. Denn ob sich aus der Stoffwechselstörung Beschwerden, Symptome oder Krankheiten entwickeln, das hängt auch von den Lebensumständen und von eventueller Giftexposition ab.

      Die HPU ist schon lange bekannt. Die ersten Experimente führte 1958 Dr. Abram Hoffer, ein bekannter kanadischer Wissenschaftler und Psychiater, zusammen mit Kollegen durch. Sie beschrieben einen nach seinem Aussehen so benannten „Malvenfaktor“ im Urin psychiatrischer Patienten. D. G. Irvine, ebenfalls ein kanadischer Wissenschaftler, extrahierte schließlich den Faktor aus dem Urin der Patienten und ordnete ihn der biochemischen Struktur nach der Familie der Pyrrole zu. Anfänglich war nur eine qualitative Bestimmung möglich. Später führte die Gruppe um C. C. Pfeiffer ein quantitatives Testverfahren ein, mit dem die sensitivere Bestimmung gelang. Als Standard wurde Kryptopyrrol benutzt. Standards sind wichtig, es sind Positivkontrollen, mit denen man die zu überprüfende Substanz zuordnen und bestimmen kann. Das heißt, man setzt eine Positivkontrolle einer bekannten Substanz ein (in diesem Fall das Kryptopyrrol), um daran die Urinproben der Patienten abzugleichen (zu messen).

      Was damals gemessen wurde, wurde demnach den Kryptopyrrolen zugeordnet bzw. danach benannt. Doch ähnlich bedeutet nicht identisch. Auch wenn die beiden biochemischen Strukturen, also der Standard Kryptopyrrol und der „Malvenfaktor“, miteinander verwandt sind, so sind sie dennoch nicht exakt übereinstimmend. Erst Jahre später fand man heraus, dass diese Zuordnung in der Tat nicht hundertprozentig übereinstimmte. Das, was im Urin der psychiatrischen Patienten gefunden und über Jahre dem Kryptopyrrol zugeordnet worden war – der „Malvenfaktor“ –, war biochemisch gesehen der HPL-Komplex. Das erkannte 1980 der amerikanische Forscher A. Gorchein und konnte es experimentell beweisen.

      Doch die Verwirrung war groß. Viele Untersuchungen liefen sprichwörtlich ins Leere. Die Forscher konnten den HPL-Komplex nicht finden, weil sie nach KPL suchten und nicht nach HPL … Erst heute haben wir sensitivere Messverfahren, die das Vorhandensein der Stoffwechselstörung eindeutig belegen. So kam es aus der Geschichte heraus zu einigen Missverständnissen und Unklarheiten. Dass mehrere Begriffe für ein und dieselbe Störung existieren (Malvaria, Kryptopyrrolurie, Hämopyrollaktamurie), das macht es für den, der sich neu dem Thema widmen will, nicht leichter. Auch hat das sicherlich nicht gerade zur Akzeptanz der Erkenntnisse über diese Stoffwechselstörung in der Ärzteschaft und unter Wissenschaftlern beigetragen.

      Doch es gibt noch weitere Gründe dafür, dass HPU und KPU wissenschaftlich kontrovers diskutiert werden. Einer davon ist der, dass die Psychiatrie zu den „Stiefkindern“ der Medizin zählt. In der Vergangenheit wurden keine großen Geldsummen für psychiatrische Forschungszwecke zur Verfügung gestellt, Forschung auf diesem Gebiet wurde also kaum unterstützt. Ein anderer, sicherlich auch nicht unwesentlicher Grund ist der, dass diese Stoffwechselstörung – und das wusste man bereits seit den Anfängen – gut mit der Gabe von Mikronährstoffen zu behandeln ist. Daran haben Pharmafirmen kein gesteigertes Interesse: Die Herstellung von Mikronährstoffen ist nicht lukrativ. Außerdem sind sie nicht patentierbar.

      Dass Mikronährstoffe den Patienten guttun, zeigte sich schon in den Sechzigerjahren des 20. Jahrhunderts. Damals beobachteten Hoffer und Kollegen, dass bei bestimmten Patienten der Malvenfaktor im Urin entsprechend dem Aufflammen der Symptomatik (Schizophrenie) nachgewiesen werden konnte. Nach Gabe von Vitamin B3 verschwanden die Symptome und der Faktor wurde nicht mehr gefunden. (McGinnes et al. 2008)

      Heute wissen wir über die möglichen Folgen einer unbehandelten HPU sehr viel mehr, können sensitiver testen und die Patienten gut beraten und begleiten.

      Warum wir auf HPU testen:

      ● Weil der HPU-Test® sensitiver und genauer ist als der KPU-Test.

      ● Weil das KEAC (siehe oben) dazu bereits mehr als 20 Jahre Forschungsarbeit geleistet hat und die daraus resultierenden Erkenntnisse zur Therapie der HPU und der Folgeerkrankungen (wie Schilddrüsenerkrankungen, Histaminprobleme, Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Nebennierenschwäche) bei unseren Patienten durchschlagende Erfolge erbringen.

      ● Weil die Therapie der HPU mit aktiven Vitaminen (zum Beispiel P5P) erfolgt und damit viel effizienter ist als die Therapie mit konventionellem Vitamin B6.

      Warum wir nicht auf KPU testen:

      ● Weil das Testverfahren veraltet ist.

      ● Weil die Forschung zum Thema KPU im vergangenen Jahrhundert stehen geblieben ist.

      ● Weil die Therapie den besonderen Stoffwechsel des Patienten nicht beachtet und inaktive Vitamine gegeben werden.

      ● Weil die Folgeerkrankungen und deren Therapie bei uns weitgehend unbekannt sind.

      Aufklärung zu diesem komplexen Thema tut hier im deutschen Sprachraum Not und wäre für viele Patienten ein Segen.

      Das Krankheitsbild der Porphyrie ist in der konventionellen Medizin bekannt und anerkannt. Mit dem Begriff der Porphyrie wird eine Gruppe von Stoffwechselerkrankungen zusammengefasst, die mit Störungen im Häm-Biosyntheseweg einhergehen. Je nachdem, welches der acht Enzyme der Biosynthese des roten Blutfarbstoffs betroffen ist, reichern sich bestimmte Zwischenprodukte in den verschiedenen Organen an und führen zu den spezifischen Symptomen der jeweiligen Porphyrie. Porphyrie bedeutet also: Ein Enzym der Häm-Biosynthese ist betroffen. Zum Vergleich: Bei HPU sind drei bis vier Schritte dieses Syntheseweges fehlerhaft oder gestört.

      Porphyrien sind in der Regel genetisch bedingt, können aber auch durch akute Vergiftungen (etwa durch Blei oder bestimmte Pflanzenschutzmittel) ausgelöst werden. Unterschieden wird zwischen akuten Porphyrien (die ihrerseits in die Blutbildung bzw. die Leber betreffende Porphyrien unterteilt werden) und kutanen