Название | Hölle in Himmel |
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Автор произведения | Joe Wentrup |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783944369679 |
»Gibt’s irgendein Problem?«, fragte er mit gedämpfter, wenn auch drohender Stimme.
Kahlberg hielt dem festen Blick des Mannes stand. »Kennen Sie Rottmann?«
»Den Politiker?«
»Er wurde heute Morgen tot aufgefunden.«
»Rottmann? Tot?« Der abweisende Gesichtsausdruck des Mannes wich ehrlicher Betroffenheit. »Gestern war er noch hier und dann sowas. Wie ist denn das passiert?«
»Man hat ihn tot aus dem Mühlengraben gezogen.«
Im Raum herrschte betretenes Schweigen. Der BVB schoss ein Tor, doch jemand stellte den Ton ab.
»Er war ganz schön voll«, sagte Richie an Kahlberg gewandt. Die Zahnlücke lag nun hinter den Lippen verborgen und sein noch immer dunkles Haar wirkte auf einmal nicht mehr frech toupiert, sondern schlicht ungekämmt. »Voller als sonst, und er rannte ständig raus, um zu telefonieren.«
»Weißt du worüber?« Kahlberg gab sich Mühe, nicht in einen Verhörton zu fallen.
»Keine Ahnung. Er pumpte ab, nahm sein Handy, rannte raus, kam wieder zurück auf’n Bier und so weiter.«
»Er war schon komisch«, sagte der vermeintliche Besitzer. »Eigentlich hätte er langsam mal Wahlkampf machen müssen. Runden schmeißen und so.«
Kahlberg wechselte mit Scheiwe die Art von Blicken, die man bei Verhören lernt. Sie nickte ihm fast unmerklich zu. Er wandte sich erneut an die Anwesenden.
»Danke. Das war’s erst mal.«
Er nickte in die Runde, winkte einen unvermeidlichen Gruß Richtung Richie und machte Anstalten, Scheiwe zu folgen, die bereits dabei war hinauszutreten, als sein alter Kumpel noch einmal den Mund aufmachte:
»Ich habe dich bei dem Konzert ankommen sehen. Geile Karre. Wollte dich gerade begrüßen, aber die da war schneller.« Seine Augen wanderten spöttisch zu Scheiwe und zurück zu Kahlberg, die geräumige Zahnlücke gut sichtbar im immer breiter werdenden Grinsen. »Also bist du jetzt ein …«
»Bulle?« Kahlberg sah ihn herausfordernd an. In Richie steckte seit jeher ein Kläffer.
Doch der hielt seinem Blick stand und hob sein Bier. »Vergiss nicht, wo du herkommst.«
Doch genau das wollte Kahlberg vergessen. Er sah ein letztes Mal in Richies herausfordernd blitzende Augen und befand sich auch schon draußen neben Scheiwe.
Als sie zum Gartentor gingen, hörten sie, wie die Partie wieder laut gestellt wurde. Der BVB vergab eine Großchance. Aus den Kehlen im Bungalow drang ein Schrei der Enttäuschung.
Während sie den Pfad zurückstapften, fiel der Regen zunehmend heftiger. Diesmal bogen sie am Ende des Weges nicht ab, sondern traten ans Ufer des Mühlengrabens. Niedergetrampeltes Gras, zahllose Zigarettenstummel. Die Stelle hätte als öffentliches Pissoir ausgewiesen werden können.
Kahlberg beugte sich über den ausgeleierten niedrigen Zaun, der das dunkle Wasser abgrenzte. Darunter verlief die brüchige Befestigungsmauer des Grabens. In den mit Gras bewachsenen Fugen zwischen den Natursteinen klaffte eine frisch gerissene Lücke. »Hier muss es passiert sein.«
Scheiwe beugte sich neben ihm über den Zaun, wobei sie sich leicht auf seine Schulter stützte.
»Ist möglich«, pflichtete sie bei.
»Ein Fall für die Taucher«, schloss Kahlberg und richtete sich auf.
»Aber es war doch ein Unfall«, wandte Scheiwe ein.
»Dachte ich auch, bis sich diese Leute so verwundert über sein aufgedrehtes Verhalten in der Todesnacht geäußert haben.«
»Er hing halt an der Flasche.«
»Er hatte seinen Pegel intus. Das war’s nicht.«
Kahlberg zog sein Handy aus der Tasche und rief eine Nummer an. Jemand meldete sich am anderen Ende mit müder Stimme und nach einigem Hin und Her war klar, dass die Taucher erst am nächsten Morgen zur Verfügung stehen würden.
Kahlberg legte auf und fluchte. Verbrechen und Wasser ergaben eine Kombination, die zur Zeit in Mode zu sein schien. Er würde die Nacht in Himmel verbringen müssen.
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