Название | Taufe, Firmung und Erstkommunion im Wandel |
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Автор произведения | Friedrich Lurz |
Жанр | Документальная литература |
Серия | |
Издательство | Документальная литература |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783766642486 |
Der grundlegende Glaubensdialog der Taufe
Vielmehr stehen hier im Zentrum die Fragen des Diakons nach den drei Abschnitten des Apostolischen Glaubensbekenntnisses. Dieses Glaubensbekenntnis verwenden wir im deutschen Sprachraum fast durchgängig in der Eucharistiefeier, es stammt aber ursprünglich aus dem Taufritus. So lautet die zweite Frage: „Glaubst du an Jesus Christus, den Sohn Gottes, der vom Heiligen Geist aus der Jungfrau Maria geboren ist, unter Pontius Pilatus gekreuzigt wurde, gestorben und am dritten Tage lebend von den Toten auferstanden und in den Himmel aufgefahren ist, zur Rechten des Vaters sitzt und der kommen wird, die Lebenden und die Toten zu richten?“ Auf diese Frage antwortet der Täufling „credo“, „ich glaube“, und wird getauft.
Das entscheidende Sakramentswort ist also ein Dialog zwischen Diakon und Täufling, vielleicht auch nur das dreifache „Ich glaube“ des Täuflings. Dieses „Ich glaube“ ist aber nicht einfach ein Statement, sondern eine Antwort, eine Reaktion. Denn es geht nicht um Formeln, sondern um Personen. Es geht weniger um den „Glauben, dass etwas so war oder ist“, als vielmehr um den „Glauben an jemanden“. Im Vordergrund des Zum-Glauben-Kommens steht nicht die Zustimmung zu einer bestimmten Weltanschauung. Im Mittelpunkt des Glaubens, um den es in der Taufe geht, steht der Glaube an den Gott Israels. Die personale Dimension dieser Gottesbeziehung geht Christen an dem Menschen Jesus von Nazaret auf, an seiner Verkündigung, seinem Lebensweg, seinem Tod am Kreuz und seiner Auferweckung. Diesen Jesus bekennen wir als den „Christus“ (Gesalbten) und als den Sohn Gottes.
Mit dem Zum-Glauben-Kommen vollzieht sich die eine und grundlegende Lebenswende, die Christen kennen und die alle Bereiche des Lebens durchziehen soll. Wir müssen uns zunächst vergegenwärtigen, dass der Standard der frühen Gottesdienstpraxis die Taufe von Erwachsenen und nicht von Säuglingen ist. So sehr der erwachsene Täufling ein „Empfangender“ ist, ein von der Person und Botschaft Jesu Angesprochener, so sehr ist er zugleich ein Handelnder, weil er mit seinem ganzen Leben auf diese Person antwortet. Bei der heute noch vorherrschenden Taufe von Kleinkindern müssen die Kinder im Laufe ihres Lebens allmählich in diese Gottesbeziehung hineinwachsen und speziell die Bedeutung der Person Jesu Christi für sich entdecken, wenn der Glaube tragfähig sein soll. Aber auch bei ihnen ist der Glaube eine Antwort.
Die dialogische Struktur in den ältesten Taufberichten
Bereits die ältesten Taufberichte in der Apostelgeschichte weisen eine dialogische Struktur auf. So berichtet Kapitel 8 von der Predigttätigkeit des Philippus in Samarien, zu der es heißt: „Als sie jedoch dem Philippus Glauben schenkten, der das Evangelium vom Reich Gottes und vom Namen Jesu Christi verkündete, ließen sie sich taufen, Männer und Frauen“ (Apg 8, 12). Taufe ist immer Reaktion auf etwas und auf jemanden. Vorgängig ist die Verkündigung von Jesus als dem Propheten Gottes und seiner Frohbotschaft. Eine hohe Relevanz haben Glaubenszeugen und ihre Glaubwürdigkeit. Das Annehmen dieser Verkündigung bedeutet, an die Person Jesu in ihrem ganzen Geschick zu glauben und dass er der „Gesalbte“, der Christus, ist. Dieser Glaube auf Seiten der Menschen führt zum Sich-taufen-Lassen. Obwohl die Taufe etwas ist, das mit und an einer Person durch andere geschieht, die Person in gewisser Weise passiv ist, bleibt die Taufe zugleich etwas aktiv Erstrebtes.
Diese Wechselbeziehung wird ebenso in der kurz darauf beschriebenen Perikope von der Taufe des äthiopischen Kämmerers (Apg 8, 26–40) deutlich. Philippus knüpft in seiner Auslegung der gelesenen Jesajastelle an die Glaubenswelt des Kämmerers an: „Ausgehend von diesem Schriftwort verkündete er ihm das Evangelium von Jesus.“ (Apg 8, 35) Es ist damit die Frohbotschaft und die Person Jesu, die den Kämmerer in seiner Reaktion aktiv werden lassen: „Hier ist Wasser. Was steht meiner Taufe noch im Weg?“ (Apg 8, 36). Erst dann folgt die Taufe durch Philippus (vgl. Apg 8, 38). Und einige jüngere Textzeugen fügen dazwischen noch einen Vers 37 ein: „Da sagte Philippus zu ihm: Wenn du aus ganzem Herzen glaubst, ist es möglich. Er antwortet: Ich glaube, dass Jesus der Sohn Gottes ist.“ Diese Textgeschichte scheint ein Stück der Geschichte des Ritus widerzuspiegeln: Bereits durch die übrige Szenerie wird deutlich, dass der Glaube, der durch die Verkündigung erwirkt wird, die entscheidende Voraussetzung ist, um getauft zu werden. Glaube und Taufe gehören untrennbar zusammen. Mit dem Einschub ist anscheinend eine Phase der frühen Christenheit gekennzeichnet, in dem zusätzlich ein ausdrückliches Bekenntnis des Täuflings zu Jesus Christus verlangt wird. Das spätere Bekenntnis in der Traditio Apostolica, das Apostolische Glaubensbekenntnis, bildet dazu nur eine nochmalige trinitarische Ausweitung, die im Neuen Testament selbst allein im Taufbefehl in Mt 28, 19b zu finden ist.
Die personale Beziehung in den ältesten Taufberichten
Zugleich wird bereits in der Apostelgeschichte der Glaube personal gefüllt, denn er ist kein Glaube an etwas, sondern primär an jemanden. Im umfassenden Geschehen dieser Taufe begegnet der Kämmerer nicht nur einer Lehre, sondern der Person Jesu Christi selbst. Der Glaube ist personale Antwort auf diese Christusbegegnung.
Und dass diese personale Begegnung den Täufling in umfassender Weise verändert, machen andere Textstellen des Neuen Testaments damit deutlich, dass sie von einem ausdrücklichen Empfang des Heiligen Geistes sprechen. „Kehrt um, und jeder von euch lasse sich auf den Namen Jesu Christi taufen zur Vergebung seiner Sünden; dann werdet ihr die Gabe des Heiligen Geistes empfangen“ (Apg 2, 38; vgl. 1, 5; 10, 44.47f.; 11, 16).
Auch Taufe und Geistempfang gehören untrennbar zusammen und bewirken nicht nur die Begegnung mit dem Auferweckten, sondern lassen die Getauften eins mit ihm werden: „Durch den einen Geist wurden wir in der Taufe alle in einen einzigen Leib aufgenommen ...; und alle wurden wir mit dem einen Geist getränkt“ (1 Kor 12, 13). Der Geistempfang ist Wiedergeburt und Erneuerung (Tit 3, 5), also vollkommener Existenzwechsel durch die unauslöschliche Bindung an das Geschick Jesu.
Von daher erweist die Taufe sich als ein umfassendes dialogisches Geschehen, ein Dialog und eine Begegnung des Täuflings mit der Person Jesu, die den Täufling in seiner Reaktion wesentlich verändert. Sie ist personale Antwort und Gnadengeschehen zugleich.
Diskussionen um die Berechtigung der Kindertaufe
Ein Beispiel wechselnder Fragestellungen
Die sachlich nicht trennbare Wechselbeziehung von Gnadengeschenk der Taufe und dem Zum-Glauben-Kommen hat sich im 20. Jahrhundert in der Diskussion um die Kindertaufe widergespiegelt. So sehr nämlich in der Zeit des Neuen Testaments und der antiken bis frühmittelalterlichen Kirche die Erwachsenentaufe die selbstverständliche Norm bildete, so wurden doch ab dem Mittelalter zunehmend Kinder getauft. Besonders die Erbsündenlehre führte dazu, dass die Taufe immer näher an den Geburtstermin eines Kindes heranrückte, bis sie schließlich wenige Tage nach der Geburt vollzogen wurde. Nur die so genannten „Täufer“ des 16. Jahrhunderts gestatteten allein die Taufe von mündigen Erwachsenen.
Die systematische Fragestellung
Es überrascht darum, dass im 20. Jahrhundert eine relativ lange Diskussion um die Berechtigung der Kindertaufe stattfand, die in der evangelischen Kirche geführt wurde, aber auch in die katholische Kirche ausstrahlte. Wichtig ist der Kontext der zunächst systematischen Diskussion: Auslöser war der reformierte Theologe Karl Barth, der 1943 die Praxis der Kindertaufe verwarf. Er protestierte gegen die gängige Volkskirchlichkeit, die die Taufe als Konvention und Abrundung des gesellschaftlichen Lebens ansah. Diese Volkskirchlichkeit sah er durch Kaiserreich und Naziregime korrumpiert. Entscheidend für Taufe (und Kirchenverständnis) sei hingegen die freie und mündige Glaubensentscheidung des Einzelnen. Der Glaube sei Antwort des Menschen auf das heilswirksame Wort Gottes – die Taufe eher Mittel und Abbild für dieses Geschehen.
Der Theologe Heinrich Schlier widersprach dem im Jahr 1947 und berief sich auf die lutherische Bekenntnistradition: Selbstverständlich sei die Taufe ein Zeichen, aber eines, das ursächlich das Heil des Täuflings bewirke, weil Christus sich und seine Gnade an dieses Zeichen gebunden habe. Sicher sei der Glaube notwendig, mache aber nicht erst das Zeichen