Nightflights. Alan Bangs

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Название Nightflights
Автор произведения Alan Bangs
Жанр Документальная литература
Серия
Издательство Документальная литература
Год выпуска 0
isbn 9783862870202



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      Alan Bangs

      Übersetzung aus dem Englischen von

      Pociao & Roberto de Hollanda

      NIGHTFLIGHTS

      Das Tagebuch eines Dee Jay

      FUEGO

      Über dieses Buch

      Ob FAZ („Warten auf die fällige Medienpalastrevolution“) oder Hamburger Morgenpost („Alan Bangs gefeuert - demnächst Sendung vom Nordkap“): ein Dee Jay (Discjockey) bewegte den deutschen Medienwald, als er im Krach aus dem Rockpalast, der TV-Sendung, die für Millionen Musikfreaks in ganz Europa zwischen Mitternacht und 5.00 Uhr morgens einst Pflichtprogramm war, ausstieg.

      Der populäre Engländer erzählt in diesem Buch warum, aber auch über seine Begegnungen mit Stars (u.a. Mick Jagger, Scott Walker, John Cale, David Sylvian), er reflektiert über Musik, ihre Macher und Zuhörer - ohne Polemik, aber mit viel Liebe zu einer Sache, die wesentlicher Bestandteil unserer heutigen Kultur ist.

      Wie schrieb ein Kritiker über Alan Bangs: "Da lobe ich mir doch das freche Grinsen, die süffisante Lautmalerei und die genialischen Fragen eines Alan Bangs, der mit gezupften Haaren mehr Souveränität ausstrahlt als die gesammelte Bande bundesdeutscher Musik-Verwalter in den Funk- und Fernsehanstalten.“

      »Man kann alles erzählen, nur nicht sein wirkliches Leben; - diese Unmöglichkeit ist es, was uns verurteilt zu bleiben, wie unsere Gefährten uns sehen und spiegeln, sie, die vorgeben, mich zu kennen, sie die sich als eine Freunde bezeichnen und nimmer gestatten, dass ich mich wandle, und jedes Wunder (was ich nicht erzählen kann, das Unaussprechliche, was ich nicht beweisen kann) zuschanden machen – nur um sagen zu können: ›Ich kenne dich.‹«

      Max Frisch, Stiller

      Vorwort zur digitalen Wiederveröffentlichung

      Ich habe das nun hier als eBook wieder erschienene Buch 1984 geschrieben. Ein Lektor aus einem Verlag hatte mir das Angebot gemacht, meine Erlebnisse beim Radio und Fernsehen zu veröffentlichen.

      Eigentlich wollte ich so etwas schon immer niederschreiben, doch ich wusste, ohne Deadline, ohne zu wissen, es muss bis zu einem bestimmten Termin fertig sein, würde es Jahre dauern, bis ich es zu Ende bringe. Und es war auch so, dass ich über Monate vieles als Manuskript in einer Rohfassung schrieb, damit aber nie ganz zufrieden war und es immer wieder verworfen habe. Im Herbst wurde mir klar, ich muss bis Ende des Jahres fertig sein, der Druck wird stärker und dann habe ich wirklich konzentriert daran gearbeitet. Das Beste war letztendlich, was ich ohne lange zu überlegen, aufgeschrieben habe.

      1984 war für mich ein ereignisreiches Jahr. Ich bin unter anderem beim Rockpalast rausgeflogen, ich hatte eine Musiksendung beim Musik Convoi, experimentierte mit Flashbacks, die ich in meine Radiomoderationen einbaute - mir fällt etwas ein, das erinnert mich an etwas anderes. Man fängt bei Punkt A an, und landet bei Punkt C, aber vergisst machmal Punkt B, weil dieser Weg ein ganz anderer ist. Und dieses Buchprojekt gab mir dabei die Möglichkeit, von Punkt A bis Punkt Z zu gehen. Dinge, die ich beinahe vergessen hätte, sind mir plötzlich wieder eingefallen.

      Lange hatte ich überlegt, ob ich das Buch direkt auf Deutsch schreiben soll, doch das hätte einfach zu lange gedauert und so entstand das Manuskript auf englisch. Es wurde von einer Freundin übersetzt, Pociao, die mich sehr gut kennt, einen kleinen Verlag in Bonn hat und viele literarische Übersetzungen gemacht hat. Und nun ist es, nachdem es über Jahre vergriffen war, in zeitgemäßer, digitaler Form über Fuego wieder erhältlich ist.

      Seit der Zeit, die im Buch beschrieben ist, habe ich einige schöne Sachen gemacht und natürlich auch einige Tiefs gehabt. Öffentlich war ich sehr wenig präsent. Es lag teilweise an mir selbst, weil ich nicht der Mensch bin, der sehr frei auf Leute zugeht und solange ich über die Runden komme, bin ich auch zufrieden. Ich habe öfters Musiker gefragt - was kann man für Geld kaufen - weil ich nie viel Geld hatte. Diese Frage hat mich immer interessiert. Die meisten haben immer gesagt, ich kann mehr Gitarren kaufen und ich kann mir ein eigenes Studio bauen. Aber ich bekam nie die Antwort, die ich eigentlich hören wollte. Ich bin der Meinung, Geld kann dir Zeit kaufen und zweitens, Geld gibt dir die Möglichkeit, nein zu sagen. Man kann also Sachen ablehnen. Wenn man unbedingt die Miete bezahlen muss, dann muss man halt machen, was ansteht, weil man das Geld braucht. Ich hatte Gott sei Dank gerade noch genug, dass ich es mir leisten konnte, für bestimmte Zeiten nicht so viel zu machen. Ich habe in dieser Zeit viel gelesen und alles, was ich gelesen habe, fließt mit ein in das, was ich jetzt aktuell mache. Also diese Zwischenzeit, in der ich nicht so oft im Fernsehen zu sehen war, wo ich selten im Radio zu hören war, diese Zeit habe ich als eine Art Vorbereitung benutzt, auf das, was ich jetzt mache.

      Seit 2010 habe ich wieder eine Sendung namens „Nightflight“ für den Internetsender D-Radio Wissen. Vor Jahren hatte ich bereits eine Sendung mit dem gleichen Namen beim BFBS hier in Deutschland und das vorliegende Buch ist ja auch danach benannt. Als ich das Angebot erhielt, wollte ich zuerst einen neuen Namen für die Sendung zu wählen. Doch eigentlich soll das, was ich jetzt mache, eine zeitgemäße Fortsetzung von dem sein, was ich früher gemacht habe. Es dauerte einige Sendungen, bis ich genau wusste, welche Möglichkeiten ich heute habe und wohin sich dies entwickelt. Ich stelle die Musik auf meinem Computer zusammen, mische oft bis zur drei, vier Songs der unterschiedlichsten Stile ineinander und dabei entsteht eine einmalige, in der Form nicht wiederholbare Songcollage und dann erst überlege ich, was ich hier und da sagen will. Oft entsteht dabei die Moderation aus der Stimmung. Diese Möglichkeit ist mir erst durch den Computer gegeben und dass ich heute so arbeiten kann, dafür bin ich sehr dankbar. In dieser Stunde, die immer Sonntagabend um 23:00 Uhr läuft, gibt es von der ersten Minute an ununterbrochen Musik. Ich würde mich freuen, wenn du einmal Zeit findest, die Sendung zu hören.

      Köln im Frühjahr 2012 - Alan Bangs,

      Eine Sendung, eine Absicht, ein Gefühl, ein Buch

      NIGHT FLIGHT - so heißt die Radiosendung, die ich einmal in der Woche für den BFBS (British Forces Broadcasting Service) moderiere. Ich entschied mich damals für diesen Namen, nicht nur weil mir der Gleichklang der beiden Worte gefiel, sondern auch, weil sie mir das zu vermitteln schienen, was ich mir für diese Sendung vorstellte. Ich wollte meine Hörer mit auf die Reise nehmen; sie würden mitten in der Nacht starten und irgendwo landen, wo sie noch nie zuvor gewesen waren. Ich wollte, dass das Ziel beim Abflug noch nicht feststand. Aber ich wünschte mir auch, dass unser Flug ruhig verlief, mit so wenig Turbulenzen wie möglich.

      Mit solchen Vorstellungen im Kopf verbrachte ich Stunden, manchmal auch Tage oder sogar Wochen damit, die Reihenfolge eines Programms auszutüfteln und die einzelnen Musikstücke darin so aufeinander abzustimmen, dass oft schwer zu sagen war, wo ein Stück aufhörte und das nächste anfing. Der innere Zusammenhang eines Programms wurde mehr als nur die Summe seiner Teile. Ich versuchte die Stücke so zu kombinieren, dass sie sich wie eine Art Kommentar gegenseitig ergänzten, so dass sich jede weitere Bemerkung von mir erübrigte. Ich wollte mich durch die Musik ausdrücken, sie für das sprechen lassen, was ich oft selbst nicht in Worte fassen konnte. Aber dennoch blieb die Präsentation des Programms ein integraler Bestandteil des Ganzen. Sie war dazu da, die Richtung vorzugeben und Höhe sowie Geschwindigkeit unseres Fluges zu bestimmen.

      Die Art von Moderation, die mir schon immer am meisten zugesagt hat, kann am besten mit dem Begriff »indirekt« umschrieben werden, anders gesagt, sie konzentriert sich weniger auf die Musik an sich, sondern versucht statt dessen, einen Kontext zu schaffen, der sie indirekt von ihrer alten Rolle befreit.

      Es gibt verschiedene Möglichkeiten, das zu erreichen. Die einfachste ist vielleicht die, die Umstände zu beschreiben, unter denen man ein bestimmtes Musikstück zum ersten Mal gehört hat. Wenn diese Beschreibung präzise ist, kann sie einem Hörer ganz neue Wege für das Verständnis eines Songs bieten, selbst, wenn er es schon tausendmal gehört hat. Für mich hat es noch nie gereicht, zu wissen, dass eine Platte neu ist: Sie muss mir zuallererst etwas bedeuten. Ich muss wissen können, warum ich sie spiele - entweder im Kopf oder im Bauch. Andererseits fällt meine Entscheidung ziemlich oft auch rein intuitiv aus: Dann weiß ich schon, warum ich sie spiele, auch wenn ich die Gründe dafür nicht in Worte fassen kann. Es ist eher eine Sache des Gefühls als des Verstandes.

      Da wir gerade dabei