Название | Musste Jesus für uns sterben? |
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Автор произведения | Helmut Fischer |
Жанр | Документальная литература |
Серия | |
Издательство | Документальная литература |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783290176822 |
Helmut Fischer
Musste Jesus für uns sterben?
Deutungen des Todes Jesu
Theologischer Verlag Zürich
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.d-nb.de abrufbar.
Umschlaggestaltung
Simone Ackermann, Zürich unter Verwendung von Paul Gauguin, »Portrait de l‘artiste au Christ jaune«, Öl auf Leinwand, 30 x 46 cm, 1889; Musée d’Orsay, Paris
Bibelzitate nach: Zürcher Bibel 2007
ISBN 978-3-290-17469-9 (Buch)
ISBN 978-3-290-17682-2 (Epub)
|XX| Seitenzahlen des Epubs verweisen auf die gedruckte Ausgabe.
© 2012 Theologischer Verlag Zürich
Alle Rechte vorbehalten
Inhaltsverzeichnis
Was wissen wir historisch über den Tod Jesu?
Die politischen Verhältnisse als Verstehenshintergrund
Sagen uns die neutestamentlichen Texte nicht viel mehr?
Wie erging es den Jüngern nach Jesu Tod?
Die hoffnungslose Lage der Jünger
Ostern lässt den Karfreitag in neuem Licht erscheinen
Wie wird Jesu Tod von Ostern her gedeutet?
Prinzipien der Deutung
Jesu Tod – der Tod des Gottesknechts
Im Mitsterben mit Jesus liegt unser Heil
Im Mittelalter wird eine Weiche gestellt1
Jesu Sterben als Offenbarung der göttlichen Liebe
Der historische Jesus und die ersten Jüngergenerationen
Orientierung an den Anfängen?
Ausformungen unterschiedlicher Glaubenskonzepte und Kirchentypen
|7| Hinführung
Für Jesu Sterben steht das Symbol des Kreuzes. Es ist seit urchristlicher Zeit und bis heute weltweit das zentrale Symbol des christlichen Glaubens. Das zeigt an, dass Jesu Tod am Kreuz in allen christlichen Konfessionen als das zentrale Heilsereignis verstanden und am Karfreitag gefeiert wird. Wir finden das Kreuzsymbol nicht nur in den meisten christlichen Gebäuden an hervorragender Stelle. Der Kreuzestod Jesu wird in vielfältigen liturgischen Texten zur Sprache gebracht und in den Kirchenliedern aller Epochen als das Ereignis unseres Heils und unserer Errettung dankbar besungen
In der kirchlichen Sprache begegnet uns in immer neuen Wendungen die Formel, Jesus sei für uns gestorben. Falls wir es nicht selber tun, so wird uns ein unbefangenes Kind oder ein unkirchlicher Zeitgenosse fragen: Warum eigentlich für uns? Die Antwort für unsere Sünden wird dem ernsthaft Fragenden keine Antwort sein, sondern allenfalls Anlass für weitere Fragen geben. Warum musste er überhaupt auf so gewaltsame Weise einen Verbrechertod sterben? Was hat sein Tod mit uns, gar mit uns heute, zu tun? Und erst recht mit unserer Sünde? Und was soll man von einem Gott halten, dem für das Heil der Menschen offenbar nichts anderes einfällt als ein Menschenopfer? Die Spötter und Religionsskeptiker haben es leicht zu begründen, dass sie mit einem Gott, der seinen Sohn hinschlachten lässt, nichts zu tun haben möchten.
Wer sich diesen Fragen aussetzt, der wird für sich keine schnellen Antworten finden und der wird auch von anderen keine schnellen Antworten erwarten. Viele Antworten, die wir suchen, sind als fertige Ergebnisse überhaupt nicht |8| zu haben. Sie erschließen sich dem Suchenden nur auf einem Erkenntnisweg, den er – auch mit einem zuverlässigen Wegführer – letztlich doch selber gehen muss.
|9| Was wissen wir historisch über den Tod Jesu?
Die politischen Verhältnisse als Verstehenshintergrund
Judäa mit der Hauptstadt Jerusalem war seit 63 v. Chr. ein von den Römern besetztes Land. Im Jahr 6 n. Chr. wurden hier auch die Reste einer jüdischen Eigenstaatlichkeit beseitigt. Judäa wurde eine römische Provinz, die von römischen Prokuratoren verwaltet wurde. Es gab keinen jüdischen König mehr. Der römische Prokurator residierte in Cäsarea und zog nur an hohen jüdischen Feiertagen nach Jerusalem hinauf, um im Falle von Unruhen im Zusammenhang mit den vielen Pilgern schnell zur Stelle zu sein. Normalerweise wurde Jerusalem nur von einem römischen Kommando in der Burg Antonia überwacht.
Das Judentum hatte im Römischen Reich bereits den Rechtsstatus einer erlaubten Religion und stand damit unter dem Rechtsschutz des römischen Staates. So konnte die Jerusalemer Kultgemeinde ihre Angelegenheiten ohne Eingriffe der Römer eigenständig ordnen, durfte allerdings keine Todesurteile fällen und vollstrecken. Der Hohe Rat (Synhedrium), der aus siebzig hochrangigen Priestern, Ältesten und Schriftgelehrten bestand, war die oberste religiöse und richterliche Behörde in Jerusalem. Der Hohe Priester war auch der politische Vertreter der Judäer gegenüber dem römischen Statthalter.
Römischer Prokurator in der Zeit von 26–36 war Pontius Pilatus. Er wurde von dem jüdischen