Die Reize der Untreue. Valentin Krasnogorov

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Название Die Reize der Untreue
Автор произведения Valentin Krasnogorov
Жанр Драматургия
Серия
Издательство Драматургия
Год выпуска 2021
isbn



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Damit mein Mann nicht merkt, dass ich schlechter zu ihm bin.

      ER. Ich dachte, du hast dir freigenommen, um dich mit mir zu treffen und nicht um für deinen Mann das Mittagessen zu kochen.

      SIE. Das habe ich auch gedacht, aber von der Schwiegermutter kommt man nicht für längere Zeit weg. Sie ist schrecklich misstrauisch.

      ER. Und dein Mann?

      SIE. Mein Mann auch. Gestern habe ich die Tasche genommen, und er hat mich so angesehen, gelächelt und gefragt “Einkaufen?“ Mir fiel das Herz in die Hose.

      ER. Und wohin bist du in Wirklichkeit gegangen?

      SIE. Einkaufen. (nimmt die Tasche.). Na gut, ich gehe.

      ER. Du könntest doch auch abends kochen.

      SIE. Abends gehen ich mit meinem Mann zum Fußball.

      ER. Zum Fußball? Wozu?

      SIE. Damit er nichts merkt.

      ER. Du könntest doch lieber so tun, als gingest du zu einer Freundin.

      SIE. Ich gehe jetzt nicht mehr zu Freundinnen.

      ER. Warum

      SIE. Damit er nichts merkt. Ich versuche jetzt sowieso die Lage nicht zu verschärfen.

      ER. (betrachtet sie.) Was machst du noch, damit er nichts merkt?

      SIE. Bist du etwa eifersüchtig?

      ER. Nein. Ich habe es einfach satt über deinen Mann zu reden.

      SIE. Finde doch ein anderes Thema.

      ER. Was für eins?

      SIE. Früher haben wir über Musik, über Poesie gesprochen.

      ER. Apropos, ich habe dir einen neuen Gedichtband gekauft. Hier, nimm. (hält ihr das Buch hin.)

      SIE. Oh, danke schön! (Sie schwankt ein bisschen, dann gibt sie ihm das Buch zurück.) Lieber nicht. Er würde fragen, woher es ist.

      ER. Dann sagst du eben, dass deine Freundin dir das Buch geschenkt hat.

      SIE. Sie kann sich verplappern.

      ER. (Wirft das Buch auf den Boden.) Siehst du, so spricht man über Poesie.

      SIE. Sei nicht böse.

      ER. Ich bin nicht böse. Trotzdem ist es ärgerlich, dass wir beiden zusammen nichts lesen, nirgends hingehen.

      SIE. Denkst du, ich ärgere mich nicht darüber? (nach kurzem Schweigen.) Weißt du was? Wir gehen ins Kino.

      ER. Wann? Wie?

      SIE. Ganz einfach: Wir kaufen Karten für eine Vorführung. Nur, natürlich für unterschiedliche Plätze. Ich komme mit meinem Mann und du mit deiner Frau. Und wir denken dabei, dass wir den Film gemeinsam sehen.

      ER. Na, los!

      SIE. Umarme mich.

      ER. Zieh erst diesen verfluchten Mantel aus.

      SIE. Ich bin doch nur für eine Minute da.

      ER. Ich möchte dich nicht nur eine Minute umarmen. Nicht dafür habe ich mich für einen halben Tag von der Arbeit fortgestohlen.

      SIE. (von einer Idee erleuchtet.) Hör mal, hast du Kohl?

      ER. (verwundert.) Ich weiß nicht, ich glaube irgendwo ist ein Kohlkopf.

      SIE. Wenn du ihn mir gibst, sage ich, dass ich noch auf dem Markt war, um Kohl zu kaufen. Da haben wir zusätzlich noch mindestens fünfzehn Minuten. Hab ich das gut ausgetüftelt?

      ER. Einfach Super! (Bringt aus der Küche den Kohl, gibt ihn ihr in die Hände, aber dann überlegt er plötzlich.) Nein, ich kann ihn dir nicht geben.

      SIE. Warum?

      ER. Was sage ich meiner Frau? Ich war nicht zu Hause, aber der Kohlkopf ist weg (Nimmt den Kohlkopf zurück.)

      SIE. berlegt ein Weilchen.) Dann machen wir es eben so. Ich binde der Schwiegermutter auf, dass ich noch in der Buchhandlung war und dort den Gedichtband gekauft habe. Dann kriege ich die gleichen fünfzehn Minuten raus.

      ER. (seine Züge hellen sich auf, er umarmt sie.). Das ist etwas ganz anderes.

      SIE. (flüstert, indem sie ihn ebenfalls umarmt.) Borja, mein Liebster.

      ER. Ich bin doch nicht Borja, ich bin Leva.

      SIE. Ich weiß. Mir ist es lieber, dich Borja zu nennen.

      ER. Warum?

      SIE. Verstehst du, ich habe schreckliche Angst, dass ich mich verplappern könnte und ihn Leva nennen würde. Das wäre das Ende.

      ER. Na, das muss ja nicht gleich das Ende sein.

      SIE. Aber wenn du auch Borja bist, dann kann ich es niemals verwechseln. Einverstanden?

      ER. (unwillig.) Naja, wenn du es so willst…

      SIE. Danke, Leva.

      ER. (mit Nachdruck.) Borja.

      SIE. Ach ja, Borja. Bist du beleidigt?

      ER. (trocken.) Nein.

      SIE. Dann umarme mich fester. (flüstert mit geschlossenen Augen.) Borja, Borenka, Borboska, Barbariska, Barbarossa…

      ER. (nimmt Abstand.) An wen denkst du jetzt – an ihn oder an mich?

      SIE. ffnet die Augen.) Natürlich an dich. Ich gewöhne mich an deinen neuen Namen.

      ER. So sieht es nicht gerade aus.

      SIE. Sei nicht eifersüchtig. Die Hauptsache ist – mir geht es jetzt gut.

      ER. Dafür mir – schlecht.

      SIE. Warum?

      ER. Weil ich dich umarmen will und nicht deinen Mantel.

      SIE. Warum hast du mir das nicht schon früher gesagt? Ich habe ihn ganz vergessen. (wirft den Mantel ab.)

      ER. (umarmt sie.) Darauf hab ich gewartet.

      SIE. (voller Leidenschaft.) Borja, mein Geliebter! Mein Zärtlicher!

      ER. Sprich leiser, die Unter-Mieter können alles hören.

      SIE. Gut, ich flüstere (kaum hörbar.) Liebst du mich?

      ER. Was?

      SIE. Ich frage – Liebst du mich?

      ER. Ich liebe dich.

      die gerade beginnenden Umarmungen unterbricht ein durchdringendes Telefonklingeln.

      SIE. Ach du mein Gott!

      Klingeln.

      ER. Hol`s doch der Teufel!

      Das Telefon klingelt immer weiter.

      Was meinst du, soll ich abnehmen?

      SIE, Lass es, vielleicht ist es deine Frau?

      ER. Andererseits, ich habe meine Kumpels gebeten, dass sie mir Bescheid sagen, wenn mich die Chefs vermissen. (Er greift zögernd in Richtung Hörer.)

      SIE. Und wenn sie es ist?

      beide, schauen wie verhext auf das Telefon. Das Klingeln hört auf.

      ER. Das war´s wohl.

      SIE. Gott sei Dank (drückt sich an ihn.)

      ER. (beachtet sie nicht.) Das war nicht meine Frau.

      SIE. Bist du sicher?

      ER. Sie weiß doch nicht, dass ich zu Hause bin.

      SIE. Vielleicht hat sie dich zuerst auf der Arbeit angerufen?

      ER. Sie hätten gesagt, dass ich für einen Augenblick rausgegangen bin.

      SIE. (umarmt ihn.) Denk nicht mehr darüber nach.

      ER.