Die Reize der Untreue. Valentin Krasnogorov

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Название Die Reize der Untreue
Автор произведения Valentin Krasnogorov
Жанр Драматургия
Серия
Издательство Драматургия
Год выпуска 2021
isbn



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Kein Platz. Dort steht Mutters Kühlschrank.

      ER. Und was ist in den Schachteln? Auch Geschenke?

      SIE. Ja. Was ist mit dir?

      ER. Nichts.

      SIE. Du hast irgendwie einen anderen Blick.

      ER. Ganz normaler Blick.

      SIE. Möchtest du die Geschenke sehen?

      ER. Na klar.

      SIE. Hier das scheint ein Service zu sein (wickelt das Paket aus.) Ja. Ein Service. (Holt einen Teller heraus.) Na was meinst du?

      ER. Ausgezeichnetes Geschirr. Übrigens, was ich dich schon immer fragen wollte: wozu heiratest du?

      SIE. Guck mal, was für ein Teller.

      ER. Herrliches Porzellan.

      SIE. Dänisches. Weißt du etwa nicht weshalb man heiratet?

      ER. Ich dachte, weil man sich liebt.

      SIE. Hast du aus Liebe geheiratet?

      ER. Natürlich.

      SIE. Und was ist das Ergebnis?

      ER. Ein bemerkenswerter Teller. Und was ist in dieser Schachtel?

      SIE. Eine Puppe.

      ER. Ich hasse es, wenn zur Hochzeit Puppen geschenkt werden.

      SIE. Ich auch. Aber diese Puppe ist einfach ein Märchen. (Sie nimmt sie aus der Schachtel.)

      ER. Ja, aber warum heiraten Frauen denn nun?

      SIE. Um einen Mann und Kinder zu haben. Guck mal, wie schön.

      ER. Eine ausgezeichnete Puppe. Möchtest du Kinder haben?

      SIE. Ja, natürlich

      ER. Von ihm oder überhaupt?

      SIE. Sie schließt die Augen und sagt „Mama“.

      ER. Eine herrliche Puppe. Ich habe dich gefragt – von ihm oder überhaupt?

      SIE. Weder noch.

      ER. Wie denn dann?

      SIE. Denk mal nach.

      ER. (Hat begriffen, umarmt sie.) Du bist verrückt.

      SIE. Natürlich bin ich verrückt.

      ER. Und deshalb liebe ich dich wie verrückt.

      SIE. Und ich dich. Das ist ein Küchenset: Gabeln, Löffel, Kellen…

      ER. Sehr praktisch. Ich sage dir jetzt eine altmodische Wahrheit…

      SIE. Und eine Schürze noch dazu.

      ER. Eine ausgezeichnete Schürze. Man darf nicht ohne Liebe heiraten.

      SIE. Wieso ohne Liebe? Er liebt mich.

      ER. Das ist nicht wichtig.

      SIE. Gerade das ist die Hauptsache.

      ER. Binde dich nicht an einen Fremden.

      SIE. Was heißt Fremder? Er ist mir wie ein naher Verwandter.

      ER. Wie dein Bruder.

      SIE. Wie mein Mann. Ich gehe schon zwei Jahre mit ihm.

      ER. Du wirst mit ihm nicht glücklich

      SIE. Wenn ich dich nicht kennengelernt hätte, vielleicht.

      ER. Liebst du ihn?

      SIE. Er passt zu mir.

      ER. Liebst du ihn?

      SIE. Ich liebe dich.

      Pause. Sie tut so, als ob sie die Schachteln ordnet.

      ER. Vielleicht hörst du mal auf, dich mit den Schachteln abzugeben.?

      SIE. Entschuldige, ich mache das ohne zu denken. (Gibt ihm ein gerahmtes Bild.)

      ER. Das nächste Geschenk?

      SIE. Ja. Hänge es an die Wand, wenn es nicht zu schwierig ist.

      ER. Also morgen Nacht bist du mit ihm zusammen?

      SIE. Ja.

      ER. Und alle Nächte danach auch?

      SIE. Ja.

      ER. Das ist widerlich und gemein.

      SIE. Und was schlägst du vor?

      ER. Nichts. (Hängt das Bild auf.) Guck mal. Ist es gerade?

      SIE. Hebe es an der linken Seite etwas an. Ja, so. Gut. Nehmen wir an, ich heirate nicht. Was dann?

      ER. Ich weiß nicht.

      SIE. Wie du es sagst, so mache ich es. Punkt.

      ER. Du musst selbst entscheiden.

      SIE. (Traurig.) In diesem Fall habe ich schon entschieden.

      ER. Na das ist wunderbar.

      SIE. Kein schlechtes Bild, stimmt´s?

      ER. Einfach super.

      SIE. Nimm es bitte ab.

      ER. Wieso?

      SIE. Ich bitte dich.

      Er nimmt das Bild ab.

      SIE. Und jetzt nehmen wir die Vorhänge ab.

      ER. Wieso?

      SIE. Es muss sein. Ich habe einfach vergessen, dass wir in diesem Zimmer nicht wohnen können.

      ER. Wer ist „Wir“?

      SIE. Du kannst nicht und ich auch nicht.

      ER. Und warum du nicht?

      SIE. Mutter möchte nicht, dass wir hier wohnen.

      ER. Er mag deine Mutter nicht oder deine Mutter mag ihn nicht?

      SIE. Verstehst du, Mutter ist ein sehr guter Mensch…

      ER. Und er?

      SIE. Er ist auch ein guter Mensch.

      ER. Aber diese guten Menschen wollen nicht zusammen wohnen.

      SIE. Aber es geht nicht um sie. Ich möchte auch allein leben.

      ER. Du möchtest dein eigener Herr sein?

      SIE. Ja. Ist das schlecht?

      ER. Nein, das ist gut.

      SIE. Was rätst du mir?

      ER. Zieht auseinander.

      SIE. Hilfst du mir, eine Wohnung zu suchen?

      ER. Natürlich. Aber warum willst du das nicht zusammen mit ihm machen?

      SIE. Er ist sehr unpraktisch.

      ER. Ich auch.

      SIE. Du weigerst dich?

      ER. Nein.

      SIE. Wohnt deine Schwiegermutter bei euch oder woanders?

      ER. Woanders.

      SIE. Und wie sind deine Beziehungen zu ihr?

      ER. Gut.

      SIE. Und mit deiner Frau?

      ER. Mit der sind sie auch gut.

      SIE. Lebt ihr auch getrennt?

      ER. Nein, zusammen.

      SIE. Schade.

      ER. Mir tut es auch leid.

      Pause.

      SIE. Also los, nehmen wir die Vorhänge ab.

      Sie klettern auf die Stühle und nehmen den Vorhang ab.

      Es ist gleich ungemütlich geworden, stimmt´s?

      ER. Ja.

      SIE. Es muss aufgeräumt werden. Meine Mutter kommt bald.

      ER. Schon?

      SIE. (müde.) Wie schnell ist der Tag verflogen.

      ER. Ja.

      SIE. Steck alle die Schachteln irgendwo hin.

      ER. Warum versteckst du das Telefon im Kühlschrank?

      SIE.