Название | Die Reise der Bounty in die Südsee |
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Автор произведения | William Bligh |
Жанр | Книги о Путешествиях |
Серия | Edition Erdmann |
Издательство | Книги о Путешествиях |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783843804165 |
Sobald wir das Land im Rücken hatten, steuerten wir Ostsüdost in der Absicht, die Südspitze von Neuseeland zu umsegeln, wo ich anhaltenden Westwind anzutreffen hoffte. Aber ich fand mich getäuscht, der Wind war unstet, kam oft mit Ungestüm von Osten und brachte uns nebliges, trübes Wetter. Am 14. September befanden wir uns auf dem Längengrad, der die Südspitze von Neuseeland durchschneidet. Das Meer wurde jetzt unruhiger, und ein langer Wogenschwall kam uns aus Nordost entgegen. Am 19. entdeckten wir bei Tagesanbruch eine Gruppe von kleinen Felseninseln. Es waren dreizehn an der Zahl. Ich konnte nichts Grünes auf ihnen wahrnehmen, wohl aber weiße Flecken, die wie Schnee aussahen. Während die Inseln in Sicht waren, sahen wir einige Pinguine und eine Art von weißen Möwen mit gabelförmigem Schwanz. Kapitän Cook kam im Jahre 1773 dieser Gegend sehr nahe, doch ohne die Inseln zu entdecken. Er sah hier herum Robben und Pinguine und hielt Neuseeland für das nächste Land. Ich nannte diese Gruppe nach meinem Schiff die Bounty-Inseln.
Am 21. September sahen wir eine Robbe und eine große Menge Albatrosse. Das Senkblei erreichte mit 230 Faden den Grund nicht. Es war windstill, und um das Schiff schwammen eine Menge kleiner Quallen oder Meernesseln, von denen ich einige mit einem Eimer auffischen ließ. Sie unterschieden sich nicht von den gewöhnlichen Quallen in Westindien. Nachts fanden wir leuchtende Stellen auf dem Meer, die durch ungeheure Mengen dieser Quallen verursacht wurden. Sie strahlten nämlich aus ihren langen Fangfäden ein Licht aus, das dem Kerzenlicht gleicht, wobei aber der Körper des Tieres völlig dunkel bleibt.
Da ich nunmehr eine gute Strecke östlich von den Gesellschaftsinseln gekommen war, steuerte ich nun gegen Norden. Noch immer begleiteten uns die südlichen ozeanischen Vögel, und bisweilen ließen sich auch einige Walfische sehen. Meine Leute fingen Albatrosse und mästeten sie, wie sie es schon bei Kap Hoorn getan hatten. Am Donnerstag, dem 9. Oktober, hatten wir das Unglück, unseren Matrosen James Valentine zu verlieren, der in der Nacht verstarb. Er war einer der stärksten Männer auf dem Schiff gewesen, bis wir nach der Adventure Bay kamen. Hier ließ man ihn wegen einer leichten Unpässlichkeit zur Ader, worauf er sich wieder erholte. Aber einige Zeit später fühlte er Schmerzen in dem Arm, wo man ihm die Ader geöffnet hatte, und es zeigte sich eine Entzündung daran, die sich schnell verschlimmerte. Dann kam ein hohler Husten mit Atemnot hinzu, und es ging mit ihm zu Ende.
Der Wind fing jetzt an, veränderlich zu werden, und zuweilen folgten Windstillen, bis wir am 19. Oktober Nordostwind erhielten, der allmählich östlicher wurde und der echte Passatwind war. Am 25. Oktober sichteten wir morgens die Insel Maitea, die Kapitän Wallis, ihr erster Entdecker, Osnabrück-Insel nannte. Sowohl Kapitän Cook als auch Kapitän Wallis waren nahe an der Südseite dieser Insel entlang gesegelt, ich wählte die Nordseite, die sehr steil ist. Die Bewohner haben deshalb die Südseite zu ihrem Aufenthalt gewählt. Wir steuerten nahe an der Ostküste entlang, sahen aber nur wenige Häuser. Auf einer kleinen Anhöhe lag ein nettes Haus mitten in einem lieblichen Hain von Kokospalmen, wovon wir kaum die Augen wenden konnten. Etwa zwanzig Eingeborene liefen mit dem Schiff am Strand hin und ließen große Stücke Stoff im Wind flattern, aber die Brandung war zu stark, als dass wir an ein Zusammentreffen mit ihnen hätten denken können. Ich sah eine Menge Kokospalmen, aber nirgends einen Pisang.
Der Entdecker Captain Samuel Wallis zwang nach einer Kanuschlacht in der Matawai-Bucht die Tahitianer zum Frieden (1767)
Wir setzten unsere Fahrt nach Westen fort und sahen um sechs Uhr abends Tahiti vor uns liegen. Da wir aller Wahrscheinlichkeit nach mit einem ziemlich langen Aufenthalt auf dieser Insel rechnen mussten, so war nicht zu erwarten, dass der Verkehr zwischen meiner Besatzung und den Eingeborenen in den Schranken strenger Zurückhaltung bleiben würde, deshalb erteilte ich den Befehl, dass jedermann sich vom Wundarzt untersuchen lassen müsse. Zu meiner Zufriedenheit fiel der Bericht des Arztes dahin aus, dass die Mannschaft von der Lustseuche völlig frei sei.
Am 26. Oktober, morgens um vier Uhr, nachdem wir von der Insel Maitea fünfundzwanzig Seemeilen gesegelt waren, näherten wir uns der Venusspitze (wo Kapitän Cook 1769 eine Sternwarte errichtet hatte, um den Durchgang der Venus vor der Sonne zu beobachten). Bald kamen eine Menge Eingeborene in ihren Booten zu uns. Ihre erste Frage war, ob wir Taios – Freunde – seien, weiter, ob wir von Pretani – Britannien – oder von Lima kämen. Kaum hatten sie hierauf eine befriedigende Antwort bekommen, so drängten sie sich in Scharen an Bord, so sehr wir uns auch bemühten, sie zurückzuhalten, weil wir das Schiff in den Hafen steuern mussten. In weniger als zehn Minuten war das Deck so gedrängt voll, dass ich kaum noch meine eigenen Leute herausfinden konnte. Um 9 Uhr gingen wir in der äußeren Matawai-Bucht vor Anker, weil der schwache Wind nicht ermöglichte, dem Schiff einen besseren Ankerplatz zu geben. So hatten wir also die Reise von Van-Diemens-Land nach Tahiti in zweiundfünfzig Tagen geschafft, was als eine ziemlich gute Überfahrt gelten kann. Es verdient noch angemerkt zu werden, dass wir von England bis zum Ankerwurf vor Tahiti zusammengerechnet 2 068 Englische Meilen oder umgerechnet alle vierundzwanzig Stunden 108 Englische Meilen (etwa 200 km) zurückgelegt hatten.
Karte der Gesellschaftsinseln
So hatten wir also die Reise von Van-Diemens-Land nach Tahiti in zweiundfünfzig Tagen geschafft, was als eine ziemlich gute Überfahrt gelten kann. Es verdient noch angemerkt zu werden, dass wir von England bis zum Ankerwurf vor Tahiti zusammengerechnet 2 068 Englische Meilen oder umgerechnet alle vierundzwanzig Stunden 108 Englische Meilen (etwa 200 km) zurückgelegt hatten.
SECHSTES KAPITEL
Als das Schiff vor Anker lag, kamen noch mehr Gäste, aber wir sahen niemand, dessen wir uns als Mann von Ansehen hätten erinnern können. Ein untergeordneter Häuptling beschenkte uns mit Schweinen und empfing unsere Gegengeschenke. Wir erhielten auch Kokosnüsse in Menge, doch schien die Brotfrucht jetzt rar zu sein.
Man erkundigte sich öfter bei uns nach Kapitän Cook, Sir Joseph Banks und anderen Freunden, die vor Zeiten hier gewesen waren. Wir erfuhren auch, dass ein Schiff die Insel besucht und die Mannschaft den Eingeborenen vom Tod des Kapitäns Cook berichtet hatte. Sie schienen jedoch von den näheren Umständen nichts zu wissen, und ich schärfte sowohl meinen Offizieren als auch der Mannschaft ein, nichts von der Ermordung Kapitän Cooks auf Hawaii (1779) zu erwähnen. Das Schiff hatte sich einen Monat lang auf Tahiti aufgehalten und war vor vier Monaten von hier abgereist. Die Eingeborenen nannten den Kapitän Tonah und berichteten mir auch, dass sich auch ein Leutnant Watts auf dem Schiff befunden habe, den sie gut kannten, weil er schon mit Kapitän Cook hier gewesen war. (Das Schiff war die »Lady Penrhyn« unter Kapitän Sever.)
Otu, der bei Kapitän Cooks letzter Anwesenheit das Oberhaupt von Tahiti war, hielt sich jetzt in einer anderen Gegend der Insel auf. Man sagte uns, dass bereits Boten unterwegs seien, die ihn von unserer Ankunft unterrichten sollten, und dass man ihn in Kürze erwarte. Unter den Eingeborenen bemerkten wir überhaupt große Freude über unsere Ankunft und freundschaftliches Benehmen uns gegenüber. Den ganzen ersten Tag ging es auch vollkommen ehrlich zu. Wir waren jedoch von unseren vielen Gästen so arg bedrängt, dass ich es nicht wagen konnte, das Schiff auf einen bequemeren Ankerplatz in der Bucht zu bringen, denn dazu hätte ich vorher die Eingeborenen vom Deck schaffen müssen, und dies würde wahrscheinlich einen schlechten Eindruck auf sie gemacht haben. Ich wartete deshalb bis zum anderen Morgen, und ehe die Eingeborenen wieder herbeiströmten, lichteten wir unsere Anker, lavierten tiefer in die Bucht und vertäuten das Schiff etwa eine Viertelmeile vom Strand, wo es in sieben Klaftern (Faden) Tiefe lag.
Bald darauf kamen mehrere Häuptlinge an Bord, die über meine Wiederkehr große Freude zeigten. Unter ihnen befand sich Otau, der Vater Otus, und Oripaia, sein Bruder, dazu ein anderer Häuptling von Matawai namens Poino, denen ich Geschenke überreichte. Bald erschienen auch zwei Boten von Otu, der mir mitteilen ließ, dass er auf dem Wege zum Schiff sei. Jeder von ihnen überbrachte ein kleines Ferkel und einen jungen Pisangstamm als Zeichen der Freundschaft.