Название | Die Reise der Bounty in die Südsee |
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Автор произведения | William Bligh |
Жанр | Книги о Путешествиях |
Серия | Edition Erdmann |
Издательство | Книги о Путешествиях |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783843804165 |
Bei unserer Annäherung an Van-Diemens-Land (Tasmanien) hatten wir viel schlechtes Wetter mit Hagel und Schnee, und nichts deutete uns die Nähe der Küste an außer einer Robbe, als wir noch zwanzig Seemeilen vom Land entfernt waren. Der Nordwestwind wehte sehr heftig, als wir aber den Newstone, einen hohen, steilen Felsen am Südwestkap, umschifft hatten, waren wir gegen die hoch von Westen her kommende See geschützt. Abends lag das Südkap vor uns, und wir sichteten einige Feuer auf dem Lande. Am 20. versuchten wir vergeblich, die Adventure Bay (am Südwestkap) anzulaufen, denn der unstete Wind hinderte uns daran. Erst am folgenden Morgen konnten wir dort vor Anker gehen.
Nachdem wir das Schiff sicher vertäut hatten, ging ich in einem Boot an Land, um eine günstige Stelle zum Wasserfüllen und Holzschlagen zu suchen. Etwa sechzig Schritte vom Ufer fand ich in einer Mulde Wasser. Es war gut, aber da es vom Regen angesammelt war, fand man im Sommer hier kein Wasser, wie im Januar 1777, als ich mit Kapitän Cook hier vergeblich danach gesucht hatte.
Der Fischfang mit dem großen Netz brachte uns nur zwanzig kleine Fische ein. Von Eingeborenen fand ich nirgends eine Spur, auch nicht von europäischen Schiffen, die seit der »Resolution« und »Discovery« unter Cook und Clerke im Jahre 1777 hier gewesen wären. Bei Tagesanbruch am folgenden Morgen schickte ich eine Abteilung unserer Mannschaft unter den Befehlen des Herrn Christian und des Konstablers Peckover an Land, um Holz und Wasser an Bord zu schaffen, wobei einer der Matrosen für seine Kameraden waschen sollte. Die See brandete so hoch an den Strand, dass wir das Holz in Bündeln nach dem Boot flößen mussten. Herr Nelson berichtete mir, dass er auf einem Erkundungsgang einen völlig gesunden Baum mit einem Umfang von dreiunddreißig und einem halben Fuß (fast 10 m) und entsprechender Höhe gefunden habe.
An Bord glückte uns der Fischfang mit der Angel weit besser als mit dem Netz am Strand, denn wir fingen eine Menge Kabeljaus. Da es uns an Brettern fehlte, ließ ich eine Sägegrube anlegen und stellte einige Leute an, um Baumstämme zu Planken zu schneiden. Wir hatten jetzt auch mehr Glück mit dem Fischnetz, dazu sammelten unsere Leute auf den Klippen eine Menge Miesmuscheln, nach deren Genuss ihnen aber übel wurde, doch vermute ich, dass sie zu viel davon gegessen hatten. Wir sahen auch den Stamm eines abgestorbenen Baumes, in den die Jahreszahl 1773 eingeschnitzt war, ohne Zweifel von Leuten des Kapitäns Furneaux (der mit der »Adventure« hier gewesen war).
Das östliche Ufer der Bucht ist nicht bewaldet, deshalb wählte ich es auf Herrn Nelsons Empfehlung aus, dort einige vom Kap der Guten Hoffnung mitgebrachte Obstbäume zu pflanzen. Ich habe freilich wenig Hoffnung, dass dies Erfolg haben könnte, da die Feuer der Eingeborenen in der trockenen Jahreszeit das dürre Gras und die Sträucher anzünden und alles weithin vernichten. Wir suchten jedoch ein Plätzchen aus, das uns sicher genug erschien, und pflanzten drei junge Apfelbäume, neun Weinstöcke, sechs Pisangs und legten eine Menge Zitronen- und Orangenkerne, Kürbisse, Mais und Apfel- und Birnenkerne. Nelson ging außerdem rund um die Bucht und legte Samen, wo es ihm zweckmäßig erschien. Unweit des Wasserplatzes fanden wir ein günstiges Stück, das uns besonders zum Bepflanzen tauglich erschien, wo wir also auch Zwiebeln, Kohlrüben und Erdäpfel steckten.
Mann von Van-Diemens-Land (Tasmanien)
Einige Tage nacheinander zeigten sich auch einige Wale in der Bucht, und zwar von derselben Art mit zwei Atemlöchern, die wir öfter gesehen hatten. In der Nacht des 1. September bemerkten wir zum ersten Mal, dass sich Eingeborene in der Nähe befinden müssten. Wir sahen auf dem flachen Land einige Feuer und konnten mithilfe unserer Ferngläser auch Menschen erkennen. Da ich hoffte, dass sie zu uns kommen würden, blieb ich den ganzen Vormittag bei den Holzfällern und Wasserholern, wo ich das günstige Wetter zu astronomischen Beobachtungen nutzte. Die Eingeborenen kamen jedoch nicht, und die See brandete zu stark, als dass ich ein Boot dort hätte landen lassen können.
Am folgenden Morgen unternahm ich eine Bootsfahrt dorthin, und da eine Landung unmöglich war, ließ ich den Bootsanker werfen, weil ich vermutete, die Eingeborenen, an deren Feuern wir vorübergerudert waren, würden zu uns an den Strand kommen. Als wir bereits eine Stunde vergebens gewartet hatten, sahen wir zu unserer Verwunderung Nelsons Gehilfen, den Gärtner Brown, aus dem Wald hervorkommen. Er hatte sich auf einer botanischen Erkundung hierher verirrt und sagte mir, er sei auch einigen Einheimischen begegnet. Bald darauf hörten wir ihre Stimmen wie ein Gegacker von Gänsen. Dann kamen etwa zwanzig Menschen aus dem Gebüsch hervor, und zwölf von ihnen gingen an eine Landspitze, wo das Boot näher am Ufer liegen konnte. Ihre Weiber waren zurückgeblieben. Wir näherten uns den Eingeborenen bis auf zwanzig Schritte, aber es war unmöglich, dort zu landen. Ich begnügte mich deshalb damit, die Geschenke, die ich ihnen zugedacht hatte, in Papier zu wickeln und aufs Ufer zu werfen. Aber sie öffneten die Päckchen erst, als ich Miene machte, sie zu verlassen. Sie wickelten das Papier auf und legten sich die Sachen auf den Kopf. Ich warf noch einige Glaskorallen und Nägel ans Land und machte ihnen Zeichen, dass sie zu unserem Schiff kommen sollten. Sie dagegen bedeuteten mir durch Zeichen, dass ich aussteigen sollte, aber ich entfernte mich und hoffte, am Wasserplatz näher mit ihnen bekannt zu werden.
Frau von Van-Diemens-Land (Tasmanien)
Wir erkannten einen Mann wieder, den wir unter dem Haufen unserer Gäste im Jahre 1777 gesehen hatten und den Kapitän Cook als einen launigen und zugleich missgestalteten Menschen erwähnt. (Kapitän Cook berichtet über ihn: Einer von den Männern war ganz außerordentlich ungestaltet, zeichnete sich aber ebenso sehr durch seine wunderlichen Gebärden und die anscheinende Laune in seinen Reden aus wie durch den Höcker auf seinem Rücken. Er schien sich viel Mühe zu geben, uns zu unterhalten, aber wir verstanden kein Wort von dem, was er sagte. Einige von den Eingeborenen trugen einen zwei bis drei Fuß langen Stock, sonst aber keinerlei Waffen. Ihre Hautfarbe ist mattschwarz, einer zeichnete sich durch eine am ganzen Leib aufgetragene Ockerfarbe aus, die anderen hatten sich mit einer Art Ruß schwarz angemalt und diese Farbe im Gesicht und auf den Schultern dick aufgetragen. Sie waren ganz nackt, liefen leichtfüßig über die Felsen, hatten einen scharfen Blick und fingen sehr geschickt die Glaskorallen und Nägel, die ich ihnen zuwarf. Als sie mit uns sprachen, setzten sie sich auf ihre Fersen und zogen die Knie dicht unter ihre Achseln.
Der Gärtnergehilfe Brown berichtete nach seiner Rückkehr, dass er einen alten Mann, eine junge Frau und zwei oder drei Kinder angetroffen habe. Der Alte schien anfangs sehr bestürzt, wurde aber zutraulich, nachdem er ein Messer geschenkt bekommen hatte. Gleichwohl schickte er die Weibsperson fort, die sich höchst ungern entfernte. Brown sah einige primitive Hütten, in denen außer einigen auf der Erde ausgebreiteten Kängurufellen und einem Schilfkorb weiter nichts vorhanden war.
Wir fanden in dem gefällten Holz viele Skorpione und Asseln und eine Menge schwarzer Ameisen, die einen Zoll lang waren, dagegen ließen sich keine Moskitos sehen, die hier in den Sommermonaten so lästig sind. Die sogenannte Neuseeländische Teestaude wächst hier in Überfluss. Wir sammelten und trockneten die Blätter, um sie als Tee zu gebrauchen, und banden auch aus den Zweigen vortreffliche Besen.
Als wir am 3. September unter Segel gehen wollten, hielt uns eine Flaute im Hafen zurück. Unsere freundschaftliche Begegnung mit den Eingeborenen ließ mich hoffen, dass sie uns besuchen würden, aber sie ließen sich nicht sehen, und wir wurden nur nachts ihre Feuer gewahr. Am 4. September lichteten wir endlich die Anker und verließen bei einem guten Nordwest die Adventure Bay. Die Bucht ist im Sommer für jede Anzahl von Schiffen ein guter Landeplatz, um Holz und Wasser aufzunehmen, im Winter aber, wenn die Südwinde mit Ungestüm wehen, macht die gegen das Ufer prallende Brandung die Landung sehr beschwerlich.