Die Reise der Bounty in die Südsee. William Bligh

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Название Die Reise der Bounty in die Südsee
Автор произведения William Bligh
Жанр Книги о Путешествиях
Серия Edition Erdmann
Издательство Книги о Путешествиях
Год выпуска 0
isbn 9783843804165



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notwendig erscheint. Die Hälfte der Pflanzen sollt Ihr im Botanischen Garten zu St. Vincent (Antillen) für die Inseln unter dem Winde abliefern, sodann aber nach Jamaica gehen, und sobald Ihr die übrigen Pflanzen an den Bevollmächtigten des Gouverneurs jener Insel abgeliefert, Eure Mannschaft erfrischt und die nötigen Vorräte an Bord genommen habt, ohne Aufschub die Rückreise nach England antreten, in Spithead einlaufen und unserem Sekretär Bericht erstatten.«

      Aus diesem Befehl geht hervor, dass ich geradewegs um das Kap Hoorn reisen sollte. Da uns jedoch die widrigen Winde so lange aufgehalten hatten und die günstige Zeit für die Umrundung des Kaps fast verstrichen war, bat ich die Admiralität, diese Bestimmung meiner Entscheidung zu überlassen. Darauf erhielt ich die folgende Nachricht: »Da die Jahreszeit so weit vorgerückt ist, dass Ihr wahrscheinlich zu spät an der Südküste Amerikas ankommen werdet, um das Kap Hoorn ohne Gefahr umschiffen zu können, so habt Ihr in diesem Falle die freie Entscheidung, mit dem Schiff um das Kap der Guten Hoffnung nach Tahiti zu gehen.«

      Die Brotfrucht ist bereits allgemein bekannt, doch sei hier zur Unterrichtung des Lesers ein Auszug aus dem Bericht von Kapitän Cooks erster Reise angefügt: »Die Brotfrucht wächst auf einem Baume, der ungefähr den Wuchs einer mittelmäßigen Eiche hat. Die Blätter sind bis zu anderthalb Fuß lang, von länglicher Gestalt und mit tiefen Ausschnitten wie Feigenblätter, denen sie auch darin gleichen, dass sie einen milchigen Saft ausscheiden, wenn sie verletzt werden. Die Brotfrucht hat ungefähr die Größe und Gestalt eines Kinderkopfes und ist an der Oberfläche netzförmig gezeichnet. Sie hat eine dünne Haut und innen eine Verlängerung des Stiels. Das Essbare liegt zwischen diesem Fruchtboden und der Haut. Es ist schneeweiß und fast so fest wie gebackenes Brot. Die Frucht wird geröstet und in drei oder vier Teile zerschnitten. Sie hat keinen ausgeprägten Geschmack, außer einem geringen Grad von Süßigkeit, etwa wie die Krume des Weizenbrots, wenn man sie mit Erdbirnen (Topinambur), Helianthus tuberosus, vermischt. Es kostet keine weitere Mühe, die Brotfrucht zu erlangen, als dass man auf einen Baum steigt, um sie zu pflücken. Wenn jemand während seines Lebens zehn solche Bäume pflanzt, wozu er allenfalls eine Stunde braucht, so hat er gegenüber seinen Zeitgenossen und der kommenden Generation seine Pflicht so vollständig erfüllt wie der Bewohner unserer gemäßigten Zone, der im kalten Winter pflügt und in der Sommerhitze erntet, sooft diese Jahreszeiten wiederkehren. Die Brotfrucht ist freilich nicht immer zu haben, aber dann ersetzen Kokosnüsse, Bananen und eine Menge anderer Fruchtarten ihre Stelle.

      Ich habe mich sorgfältig erkundigt, wie man auf Tahiti die Brotfruchtbäume anpflanzt, aber ich habe festgestellt, dass sie niemals gepflanzt werden, dass sie vielmehr aus den Wurzeln der alten Bäume ausschlagen, die flach unter der Erdoberfläche ringsum liegen. Hieraus dürfen wir schließen, dass der Bewohner von Tahiti, statt seine Brotfruchtbäume anzubauen, sich eher genötigt sieht, die allzu große Vermehrung der Bäume zu verhindern, um Bäumen von anderen Sorten Platz zu schaffen, damit mehr Abwechslung an Nahrung geschaffen wird.«

       Zweig des Brotfruchtbaums mit Früchten

      ZWEITES KAPITEL

      Sonntag früh, den 23. Dezember 1787, gingen wir von Spithead unter Segel, schifften zwischen Hampshire und der Insel Wight hindurch und setzten unsere Fahrt den Kanal hinunter vor einem frischen Ostwind fort. Am gleichen Nachmittag fiel ein Matrose, der das Bramsegel einziehen sollte, von der Rahe, er konnte aber glücklicherweise im Fallen das Bramstag ergreifen und sich dadurch retten. Der Wind wurde in der Nacht heftiger, und es ging eine hohle See (mit kurzen, tiefen Wellentälern), doch mäßigte sich das Wetter am 25. Dezember wieder, sodass wir das Weihnachtsfest recht froh begehen konnten. Am folgenden Tag erhob sich jedoch ein gewaltiger Sturm aus Osten, wobei wir viel ausstehen mussten. Eine Welle brach über dem Schiff und schwemmte unseren Vorrat an Stengen und Rahen auf der einen Schiffsseite gänzlich fort. Eine noch furchtbarere Welle zertrümmerte unsere Boote. Einige Fässer mit Bier, die wir auf dem Deck festgemacht hatten, wurden losgerissen und weggeschwemmt, und es kostete viel Mühe und Gefahr, die Boote so zu sichern, dass sie nicht ganz über Bord gingen. Die See hatte auch das Spiegelheck zerschlagen, sodass sich die Kajüte mit Wasser füllte und eine große Menge unseres Schiffszwiebacks verdorben wurde.

      Am 29. legte sich der Sturm und blieb gemäßigt, bis wir von Teneriffa ankamen. Am 4. Januar 1788, vormittags, sprachen wir mit einem nach Isle de France bestimmten französischen Schiff, und am folgenden Tag erblickten wir um neun Uhr morgens die Insel Teneriffa. Ein dichter Nebel verhüllte sie fast ganz außer am nordwestlichen Ende, das ein auffallendes Vorgebirge in der Form eines Pferdekopfes mit besonders deutlichen Ohren darstellt. Am Sonntag, morgens um halb zehn Uhr, gingen wir auf der Reede von Santa Cruz in 24 Faden (1 Faden = 1,82 m) Tiefe vor Anker. Ein spanisches, nach Corunna bestimmtes Paketboot, eine amerikanische Brigantine und mehrere andere Fahrzeuge lagen hier bereits.

      Sobald das Schiff vor Anker lag, schickte ich einen Offizier, Herrn Christian, zum Gouverneur, um ihm zu melden, ich hätte hier geankert, um meine Leute mit Erfrischungen zu versehen und die Sturmschäden an meinem Schiff auszubessern. Der Gouverneur ließ mir ausrichten, dass man mich mit allem, was die Insel biete, versorgen wolle, allerdings musste die Feierlichkeit des Salutschießens unterbleiben, da Se. Exzellenz nur Personen von gleichem Rang mit der gleichen Zahl von Kanonenschüssen zu antworten beliebe.

      Unterdessen kamen der Hafenmeister und einige Offiziere an Bord, um mich zu begrüßen, und sobald das Schiff vertäut war, ging ich an Land und stattete dem Gouverneur meinen Besuch ab. Ich erwirkte für den Botaniker Nelson die Erlaubnis, an Land zu gehen und Pflanzen und andere Produkte des Landes zu studieren. Wir kauften sehr guten Wein für den Preis von zehn Pfund Sterling die Pipe (etwa 400 Liter). Das frische Wasser bezahlte ich mit fünf Shilling die Tonne. Für andere Waren, wie Mais, Erdäpfel, Kürbisse, Zwiebeln usw., war die Zeit nicht günstig. Vom März bis in den November dagegen ist alles in Überfluss zu haben, besonders allerlei Obstsorten, wovon wir jetzt außer trockenen Feigen und schlechten Orangen nichts auftreiben konnten.

      Die Reede von Santa Cruz liegt an der Ostseite der Insel, wo man bis dicht am Ufer ein unergründliches Meer findet. Die Bank, auf der man vor Anker gehen kann, ist sehr steil und so klein, dass zum Loten wenig Zeit bleibt, weshalb man sich eines schweren Wurfbleis bedienen muss, um Ankergrund zu finden. Der Grund ist weicher, schwarzer Schlamm, weshalb die Schiffe, die sich länger aufhalten wollen, ihre Ankertaue mit Bojen schwimmend erhalten. Es ist allemal ratsam, die Schiffe mit mehreren Ankern zu vertäuen, damit sie ruhiger liegen, wenn eine hohle See in die Reede wogt. Damit unsere Boote ohne Gefahr landen können, ist eine Steinmole erbaut worden. Das Wasser fließt in Röhren bis an diesen Damm, und alle Kauffahrteischiffe müssen dafür bezahlen.

      Unter dem gemeinen Volk herrscht ein Grad von Elend und Bedürftigkeit, der nirgends so auffällig ist wie in spanischen und portugiesischen Niederlassungen. Um diesem Übel zu steuern, hat der jetzige Gouverneur von Teneriffa eine wohltätige Gesellschaft gegründet, die er selber leitet. Von den ansehnlichen Beiträgen ist ein großes Gebäude errichtet worden, das einhundertzwanzig arme Mädchen und ebenso viele Männer aufnimmt. Seine Exzellenz erwies mir die Ehre, mir dieses Hospicio, wie man es nennt, selber zu zeigen, und auf allen Gesichtern las ich Zufriedenheit und Heiterkeit. Die jungen Mädchen waren sittsam und anmutig gekleidet und saßen in bewunderungswürdiger Ordnung in einem großen, gut durchlüfteten Zimmer an ihren Spinnrocken und Webstühlen. Eine Aufseherin leitete ihre Arbeit, die in der Anfertigung von grober Leinwand und seidenen Bändern besteht, die sie selber färben. Nach fünf Jahren dürfen die Mädchen sich verheiraten, wozu sie ihr Spinnrad oder ihren Webstuhl als Gabe erhalten, dazu eine Summe des Geldes aus dem Fond der Gesellschaft, dem ihre Arbeit jetzt jährlich zweitausend spanische Taler einbringt. Für die Männer und Knaben, die größere Wolltücher und Flanelle weben, wird ebenso gut gesorgt. Die Alten und Kranken bringen hier den Rest ihrer Tage unter sorgfältiger Pflege zu. Der Gouverneur besucht sie täglich, und jeden Abend findet sich auch ein Priester bei ihnen ein. Auf solche Art werden viele Menschen in den Stand gesetzt, nützlich und fleißig zu werden, und zwar in einem Land, wo die Armen, vom Himmelsstrich begünstigt, nur zu leicht ein untätiges Leben, wenn auch mit dem Elend verbunden, der besseren Existenz vorziehen,