Название | Bekenntnisse-Confessiones |
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Автор произведения | Aurelius Augustinus |
Жанр | Афоризмы и цитаты |
Серия | Kleine philosophische Reihe |
Издательство | Афоризмы и цитаты |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783843800365 |
Neuntes Kapitel
Unter den Freveltaten aber und Verbrechen und so vielen anderen Unbilden sind auch noch die Sünden der in der Heiligung Fortschreitenden, die von gerecht Urteilenden nach dem Maße der erreichten Vollkommenheit getadelt und nach der Hoffnung auf gute Frucht wie die luftgrünende Saat gelobt werden. Auch sieht gar manches einer Sünde und einem Verbrechen ähnlich und ist es doch gar nicht, weil es weder dich, den Herrn unsern Gott, verletzt noch die menschliche Gesellschaft. So wird z.B. etwas zu Nutz und Frommen des Lebens in günstiger Zeit erworben, und es ist ungewiss, ob es nicht nur aus Habsucht geschieht, oder es wird manches von der dazu verordneten Macht in der Absicht, Besserung zu bewirken, bestraft, und ist unsicher, ob es nicht nur aus Schadenfreude geschah. Vieles, was die Menschen verworfen, ist doch nach deinem Zeugnisse gebilligt; über vieles aber dagegen, was die Menschen lobenswert finden, hast du dein Verdammungsurteil ausgesprochen. Denn oft ist das Äußere einer Tat ganz anders als Sinn und Absicht des Handelnden und die den Menschen in ihrer Eigentümlichkeit verborgenen Zeitumstände. Wenn du aber irgendetwas völlig Ungewohntes oder Unerwartetes gebietest, auch wenn du es einstmals verboten hättest, so müsste doch jedenfalls dein Befehl befolgt werden, selbst wenn du die Ursache deines Gebotes zur Zeit noch verborgen hieltest und es gegen gesellschaftlichen Brauch der Menschen wäre, wenn jene menschliche Gesellschaft gerecht ist, welche dir dient. Glücklich sind die, welche wissen, was du ihnen befahlst, denn alles, was deine Diener tun, geschieht entweder zum Heile der Gegenwart oder auf die Zukunft hin.
Zehntes Kapitel
In meiner Unkenntnis der Dinge verlachte ich deine heiligen Knechte und deine Propheten. Aber da ich sie verlachte, was tat ich anders, als dass ich selbst ward ein Spott vor dir? Allmählich kam ich so weit in den Torheiten der Manichäer, dass ich glaubte, die Feige mitsamt ihrem mütterlichen Baume vergieße milchweiße Tränen, wenn man sie pflücke. Wenn jedoch ein Auserwählter eine solche durch fremdes, nicht durch eigenes Vergehen abgepflückte Feige gegessen hätte, so würde er, wenn er sie verdaue, Engel, ja sogar Teilchen Gottes aushauchen, während er bete oder wenn es ihn aufstoße. Diese Teilchen des höchsten und wahren Gottes wären, so hatte man mir gesagt, an jene Frucht gebunden geblieben, wenn sie nicht die Auserwählten mit ihren Zähnen und ihrem Magen befreit hätten. Und ich Elender glaubte, man müsse den Früchten der Erde mehr Barmherzigkeit zollen als den Menschen, um derentwillen sie erschaffen; denn wenn ein Nichtmanichäer hungernd nach Speise begehrte, so wäre der Bissen gleichsam verdammt gewesen, den man ihm gereicht hätte.
Elftes Kapitel
Und du sandtest deine Hand von der Höhe und errettetest meine Seele aus der Tiefe der Hölle, da für mich meine Mutter in treuem Glauben zu dir weinte, mehr Wohl, als eine Mutter sonst den leiblichen Tod ihres Kindes beweint. Denn sie sah, dass ich tot war kraft des Glaubens und Geistes, den sie von dir hatte, und du hast sie erhört, o Herr! Ja, du erhörtest sie und verachtetest nicht ihre Tränen, damit ihr Auge die Erde netzte, denn sie flehte zu dir; du hast sie erhört. Denn woher kam ihr sonst jener tröstliche Traum, der sie aufrichtete, so dass sie mir wieder gestattete, bei ihr zu leben und mit ihr den Tisch zu teilen, was sie mir verweigert hatte in tiefer Abscheu vor den Lästerungen meines Irrtums? Sie träumte, ich stände auf einem hölzernen Richtscheit; da trete zu ihr ein Jüngling von glänzender Erscheinung, heiter und fröhlich, während sie traurig und schier von Gram erdrückt war; der fragte sie, warum sie denn so traurig sei, und nach der Ursache ihrer täglichen Tränen, nicht aus Neugierde, sondern, wie gewöhnlich bei solchen Erscheinungen, um seine Belehrung daran zu knüpfen. Und als sie ihm nun antwortete, mein Verderben beklage sie, da gebot er ihr, sich zu beruhigen, und ermahnte sie aufzuachten und aufzusehen, denn wo sie wäre, da sei auch ich. Und da sie nun aufblickte, da sah sie mich neben sich stehen auf demselbigen Richtscheit. Woher kam dieser Traum, wenn nicht von dir, der du dein Ohr neigtest zu ihrem Herzen? O du Allmächtiger, Gütiger, der du für einen jeden von uns also sorgst, als hättest du nur für ihn allein zu sorgen, und dich aller so annimmst wie jedes Einzelnen.
Da sie mir nun ihr Gesicht erzählt hatte und ich es gewaltsam dahin zu deuten mich unterfing, dass sie vielmehr nicht daran verzweifeln möchte, das zu vergessen, was ich war, da sagte sie rasch ohne alles Bedenken: »Mitnichten, denn es ist mir nicht verkündet worden: ›Wo jener, da auch du‹, sondern: ›Wo du, da auch jener.‹« Dir, o Herr, bekenne ich soweit meine Erinnerung mich zurückgehen lässt, was ich auch sonst nicht verschwieg, dass ich mehr durch die Antwort, welche du mir durch die sorgende Mutter gabst, bewegt wurde, weil sie durch meine falsche, so naheliegende Auslegung nicht in Verwirrung gebracht wurde und so schnell das Richtige erkannte, was ich, bevor sie es aussprach, wahrlich nicht erkannt hatte, als durch den Traum, durch den dem frommen Weibe die erst viel später eintretende Freude zum Trost in ihrem gegenwärtigen Kummer vorausgesagt wurde. Denn neun lange Jahre folgten nun dieser Zeit, in welcher ich in der Tiefe des Sündenschlammes in der Nacht des Wahnes mich umherwand und in die ich, sooft ich mich erheben wollte, doch nur um so heftiger hineingestoßen wurde. Währenddessen jedoch hörte jene züchtige, fromme und weise Witwe, wie du sie liebst, nicht auf, in all ihren Gebeten zu dir klagend zu flehen um mein Heil. Schon war ihre Hoffnung lebendiger, doch ward sie trotzdem nicht lässiger in ihrem Weinen und Seufzen. Und es kam ihr Gebet vor dich, aber noch ließest du mich wälzen in jener Finsternis und von ihr eingehüllt werden.
Zwölftes Kapitel
Noch eine andere Antwort gabst du meiner Mutter, deren ich mich erinnere. Denn vieles übergehe ich, deshalb einerseits, weil ich zu dem eile, was mir dringender erscheint, es dir zu gestehen, andererseits, weil ich vieles vergaß. Jene andere Antwort gabst du ihr durch einen deiner Priester, einen frommen Bischof, in deinem Dienst erwachsen und in deiner Schrift wohlerfahren. Als ihn nun jenes Weib bat, mich einer Unterredung zu würdigen, um meine Irrtümer zu zerstreuen, mich vom Bösen abzubringen, das Gute aber mir beizubringen, so tat sie es, weil sie glaubte, einen geeigneten Mann gefunden zu haben, da verweigerte er es ihr und tat klug daran, wie ich später erst erkannte. Denn er antwortete ihr, dass ich noch keiner Belehrung zugänglich sei, weil ich noch allzu sehr von jener neuen Irrlehre erfüllt sei und viele Unerfahrene schon mit verfänglichen Fragen beunruhigt hätte, wie sie ihm ja selbst anvertraut habe. »Lass ihn dort«, so sagte er, »und bete für ihn zum Herrn; er selbst wird durch Lesen schon finden, was sein Irrtum ist und wie groß seine Gottlosigkeit.« Dabei erzählte er, wie er, als er noch ein kleiner Knabe war, von seiner verführten Mutter den Manichäern übergeben worden sei, fast alle ihre Schriften gelesen und sogar oftmals abgeschrieben habe; wie er dann selbst ohne jemandes Überlegung und Überführung erkannt habe, wie verderblich jene Sekte sei und wie er sich von ihr losgemacht habe. Als sie nach diesen seinen Worten sich noch nicht beruhigen wollte, sondern unter strömenden Tränen ihn inständig bat, mich zu sehen und mit