Название | Bekenntnisse-Confessiones |
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Автор произведения | Aurelius Augustinus |
Жанр | Афоризмы и цитаты |
Серия | Kleine philosophische Reihe |
Издательство | Афоризмы и цитаты |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783843800365 |
Siebentes Kapitel
Denn ich kannte das andere nicht, was wirklich ist, und beinahe aberwitzig reizte es mich, törichten Betrügern beizupflichten, wenn sie mich fragten, woher das Böse stamme, ob Gott durch körperliche Gestalt begrenzt werde, ob er Haare und Nägel habe, ob man solche für gerecht halten könne, die Vielweiberei getrieben, Menschen getötet und Tiere geopfert hätten. Dadurch ward ich Unkundiger verwirrt, und da ich mich von der Wahrheit entfernte, rühmte ich mich, ihr näher zu treten, weil ich nicht wusste, dass das Böse nur eine Schmälerung des Guten ist, bis es zuletzt gar nicht mehr ist. Wie hätte ich dies erkennen können, ich, dessen Sehen mit leiblichen Augen nur auf den Körper, mit den Augen des Geistes nur auf Trugbilder gerichtet war? Ich wusste nicht, dass Gott ein Geist sei, der keine Glieder besitze von räumlicher Ausdehnung und keinen festen Stoff an sich habe, weil ein Teil des Stoffes kleiner ist als das Ganze und weil, gesetzt er wäre unbegrenzt, der Teil doch durch einen begrenzten Raum beschränkt, kleiner ist als das Unendliche und nicht überall ein Ganzes wie der Geist, wie Gott. Und wer der Gottähnliche in uns sei, demzufolge die Schrift uns »zum Bilde Gottes« geschaffen nennt, das war mir gänzlich unbekannt.
Unverstanden blieb auch die wahre innere Gerechtigkeit, die nicht nach dem Gesetz der Gewohnheit richtet, sondern nach dem untrüglichen Gesetz des allmächtigen Gottes, nach welchem sich bilden sollen die Sitten der Länder und Zeiten, wie es deren Eigentümlichkeit angemessen ist, während das göttliche Gesetz selbst überall und stets dasselbe ist und nicht nach Ort und Zeit sich wandelt; nach ihm sind Abraham, Isaak, Jakob, Mose, David und alle jene gerecht, welche Gott selbst gerechtfertigt hat. Und von den Unkundigen werden sie für ungerecht gehalten, weil diese richten nach einem menschlichen Gerichtstage und alle Sitten des Menschengeschlechts nur einseitig nach ihrer Sitte beurteilen. Ist das aber nicht gerade so, wie wenn jemand, der von Waffen nichts versteht und von ihrer Benutzung nichts weiß, sein Haupt mit der Beinschiene bedecken und mit dem Helme den Fuß rüsten will und der murrt, weil sich nichts anpassen will, oder wenn für einen Nachmittag Gerichts- und Handelsferien festgesetzt sind und er dann unzufrieden wäre, dass er nachmittags nichts feilbieten könne, da es doch vormittags erlaubt gewesen; oder darüber, dass er in einem Hause irgendeinen Sklaven etwas verrichten sieht, was der Mundschenk nicht verrichten darf, oder wenn irgendetwas hinter dem Stalle geschieht, was bei Tisch nicht schicklich ist, und er darüber zürnen wollte, dass nicht allen dasselbe zuerteilt und erlaubt sei, obgleich es ein und dasselbe Haus und ein und dasselbe Gesinde ist? Solch Geistes Kinder sind diejenigen, welche unwillig sind, wenn sie vernehmen, dass in jenem Zeitalter den Gerechten von Gott etwas erlaubt gewesen sei, was jetzt denen, die gerecht sein wollen, nicht mehr gestattet ist, und dass Gott diesen und jenen verschiedene Gesetze gab nach den Zeitumständen, während sie beide derselben Gerechtigkeit dienten, wenn sie sahen, wie bei denselben Menschen an demselben Tage in demselben Hause dies dem einen Gliede und jenes dem andern schicklich ist und anders schon lange erlaubt war, was nach einer Stunde nicht mehr erlaubt ist, dass irgendetwas in einem Winkel erlaubt oder geboten sei, was in einem andern mit Recht verboten oder gestraft wird. Ist denn die Gerechtigkeit wandelbar und ausständig? O nein, nur die Zeiten, über welche die Gerechtigkeit thront, sie fließen nicht in gleichem Strome dahin, denn es sind Zeiten. Die Menschen freilich, deren Erdenleben nur eine kurze Spanne Zeit umfasst, sie vermögen die Zustände früherer Jahrhunderte und anderer Völker, die sie nicht erlebt haben, mit den von ihnen durchlebten nicht in Einklang zu bringen in ihrem Sinn, ob sie auch an jedem Körper, Tage oder Hause zu erforschen wissen, was jedem Gliede schicklich sei, sowie jedem Augenblick und jedem Mitglied des Hauses, diesem fügen sie sich, an jenem nehmen sie Anstoß.
Dies wusste ich damals weder noch erkannte ich es. Überall trat es mir entgegen, und ich sah es nicht. Ich trug Gedichte vor und durfte das Versmaß nicht nach Belieben feststellen, sondern musste in einer den jeweiligen Umständen angemessenen Weise verfahren und konnte, auch wenn es dasselbe Versmaß war, nicht immer denselben Versfuß setzen. Die Kunst selbst, die mir als Richtschnur diente, enthielt nicht nur diese oder jene Versart, sondern alle zugleich. Und doch sah ich nicht ein, dass die göttliche Gerechtigkeit, der gute und fromme Menschen untertan waren, in weit herrlicherer und erhabenerer Weise alle Vorschriften enthält und keinerlei Schwankung zeigt und doch zu verschiedenen Zeiten nicht alles zugleich, sondern nur das ihnen Zukommende zuerteilt und befiehlt. Ich Blinder tadelte die frommen Väter, nicht bloß, weil sie so, wie Gott ihnen befahl und eingab, die Gegenwart anwendeten, sondern auch, wenn sie so weissagten, wie Gott ihnen die Zukunft enthüllte.
Achtes Kapitel
Hat man es wohl je für ein Unrecht gehalten, Gott zu lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt und den Nächsten als sich selbst? Darum sind Schandtaten, die wider die Natur sind, immer und überall zu verabscheuen und zu bestrafen als solche, die denen Sodoms gleichkommen. Begingen alle Völker solche, so würden sie nach dem göttlichen Gesetze derselben Strafe verfallen, da sie nicht dazu geschaffen sind, um auf solche Weise Missbrauch zu üben. Die Gemeinschaft, welche wir mit Gott haben sollen, wird verletzt, wenn die Natur, deren Schöpfer er ist, durch widernatürliche Lust befleckt wird. Die Vergehen aber, insofern sie sich nur auf die Sitten der Menschen erstrecken, sind nach der Verschiedenheit der Sitten zu meiden, damit der Brauch, welchen Gemeinde oder Volk durch Gewohnheit oder Gesetz festigte, durch keine Zügellosigkeit eines Bürgers oder Fremden verletzt wird. Denn schändlich ist jedes Glied, das nicht mit seinem Ganzen übereinstimmt. Wenn aber Gott gegen Sitte und Brauch einiger Menschen etwas verordnet, so ist sein Gebot, auch wenn es dort noch nie geschehen ist, doch zu vollführen, doch zu erneuern, wenn es bisher unterlassen, und einzuführen, wenn es bisher noch nicht eingeführt war. Wenn schon ein König die Macht hat, in dem Staate, über den er herrscht, Befehle zu erteilen, die vorher weder ein anderer noch er selbst erteilt hat, und es nicht gegen das Staatsrecht ist, Gehorsam zu leisten, im Gegenteil eine Verweigerung des Gehorsams Rechtsverletzung wäre, denn Gehorsam gegen den König ist der Kardinalpunkt des bürgerlichen Rechtes, um wie viel mehr gebührt Gott, dem König der gesamten Schöpfung, zweifellos Gehorsam allen seinen Befehlen gegenüber. Denn wie bei den Mächten der menschlichen Gesellschaft die größere Macht Gehorsam von der kleineren verlangt, so verlangt Gott von allen Gehorsam.
Ebenso ist es bei den Freveltaten, deren Ausgangspunkt Schadenfreude ist; sei es, dass man dem andern Schmach oder Unrecht zuzufügen sucht, oder beides, wo Rachsucht vorhanden, wie der Feind dem Feinde; oder um sich der andern Hab und Gut anzueignen wie der Räuber, wenn er den Wanderer beraubt, oder auch, um ein Übel abzuwenden wie einer, der Furcht empfindet; oder wenn Neid die Triebfeder ist, wie der Unglückliche aus diesem Grunde dem Glücklichen zu schaden sucht; oder bei glücklichem Fortgang einer Sache aus Furcht und Ärger über den Wetteifer eines anderen; oder auch aus reinem Vergnügen an fremdem Leid wie der Zuschauer gegenüber den Gladiatoren bei den Fechterspielen oder wie der Spötter und andere hämische Leute. Dies sind die hauptsächlichsten Sünden, die hervorgehen aus der Fleischeslust und der Augenlust und hoffärtigem Leben, entweder aus einem