Название | Bekenntnisse-Confessiones |
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Автор произведения | Aurelius Augustinus |
Жанр | Афоризмы и цитаты |
Серия | Kleine philosophische Reihe |
Издательство | Афоризмы и цитаты |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783843800365 |
Zehntes Kapitel
Und doch sündigte ich, mein Herr und mein Gott, du Ordner und Schöpfer des Alls, aber der Sünde Ordner allein. Ich sündigte, mein Herr und mein Gott, weil ich zuwiderhandelte den Geboten der Eltern und jener Lehrer. Denn späterhin konnte ich von den Wissenschaften, die ich nach dem Willen und der Absicht der Meinigen erlernen sollte, einen guten Gebrauch machen. Nicht in der Absicht, Besseres (als das Dargebotene) zu erwählen, war ich ungehorsam, sondern aus Liebe zu Spielereien und aus Begierde nach stolzen Siegen in Wettspielen, um durch erdichtete Märlein meine Ohren zu reizen, dass sie immer lüsterner wurden und nur dieselbe Neugierde immer mehr und mehr aus den auf die Schauspiele und Spiele der Alten gehefteten Augen leuchtete; die Veranstalter solcher Spiele genießen so hohe Ehre, dass fast alle Eltern für ihre Kleinen ein gleiches Los wünschen, und dennoch lassen sie es gern zu, dass ihre Kinder gezüchtigt werden, wenn sie sich durch solche Schauspiele vom Lernen abhalten lassen, wodurch sie es einmal dahin bringen sollen, selbst solche Spiele zu geben. Siehe, o Herr, solches mit Erbarmen und befreie uns, die wir dich schon anrufen; befreie auch die, welche dich noch nicht anrufen, auf dass sie dich anrufen und du sie befreiest.
Elftes Kapitel
Schon als Knabe hatte ich Kunde von dem ewigen Leben, uns verheißen durch die Erniedrigung unseres Herrn und Heilandes, der herabstieg zu unserem Hochmute, und ich ward mit dem Zeichen seines Kreuzes bezeichnet und mit seinem Salz geweiht schon von dem Leibe meiner Mutter an, deren ganze Hoffnung du warst. Du sahst, o Herr, wie ich, noch ein Knabe, eines Tages plötzlich von heftig brennendem Magenkrampfe ergriffen wurde und fast dem Tode nahe kam. Du sahst, mein Gott, denn du warst schon damals mein Hort und Hüter, mit welcher Bewegung des Herzens, mit welchem Glauben ich die Taufe deines Gesalbten, meines Herrn und Gottes, von der Frömmigkeit meiner Mutter und der Mutter unser aller, deiner Kirche, verlangte. Und meine leibliche Mutter, mächtig erschüttert, weil sie auch mein ewiges Seelenheil als ein teures Pfand unter dem Herzen trug, das im Glauben an dich zu heiliger Reinheit gelangt war, würde eilend dafür gesorgt haben, dass ich in die heiligen Sakramente eingeweiht und durch sie gereinigt würde in deinem Bekenntnis, Herr Jesu, zur Vergebung der Sünden, wenn ich nicht sogleich genesen wäre. Es wurde daher meine Entsühnung durch die Taufe verschoben, gleich als müsse ich mich noch beflecken, solange ich am Leben bliebe, weil nach der Taufe die Schuld sündiger Befleckung noch größer und gefahrvoller würde. So waren damals schon ich, die Mutter und das ganze Haus gläubig, ausgenommen den Vater, der, obwohl er ein Heide war, doch nicht das Recht der frommen Mutterliebe zugunsten seines Vaterrechts umstieß, um mich am Glauben an Christum zu hindern. Denn mit ängstlichem Eifer schärfte mir meine Mutter ein, dass du, mein Herr und mein Gott, in noch viel höherem Grade mein Vater wärest als jener, und du standest ihr bei, dass sie den Gatten (im Glauben) überwand, dem sie, als die Bessere, untertan war, weil sie dadurch dir und deinem Gebote gehorchte.
Ich bitte dich, mein Gott, lass mich wissen, wenn es dein Wille ist, dass ich es wisse, welcher Art die Absicht war, derzufolge meine Taufe damals verschoben wurde, ob dadurch zu meinem Besten der Sünde Zügel gelockert wurden oder nicht. Weshalb hören wir auch jetzt noch von dieser und jener Seite: Lass ihn nur machen, er ist ja noch nicht getauft, und doch sagen wir zum Wohle des Körpers nicht: Der Wunden noch mehr, er ist ja noch nicht geheilt. Wäre es nicht viel besser gewesen, ich wäre schnell geheilt worden und man wäre mit mir durch die Meinen und meine eigene Sorge so verfahren, dass das wiedergewonnene Heil meiner Seele sicher unter deinem Schutz gewesen wäre, den du mir verliehen hättest? Wohl wäre es besser gewesen. Aber wie viele und wie mächtige Fluten der Versuchung auf mich eindringen würden, wusste meine Mutter schon, und lieber wollte sie den natürlichen Menschen vor der Wiedergeburt als das (durch die Taufe wiederhergestellte) Ebenbild Gottes preisgeben.
Zwölftes Kapitel
Selbst in meinen Knabenjahren, wo man für mich weniger als im Jünglingsalter fürchtete, liebte ich die Wissenschaften nicht, und ich hasste, zu ihrem Studium mit Gewalt gedrängt zu werden. Und doch wurde ich dazu gedrängt; wohl mir, dass es geschah, und doch handelte ich nicht gut. Denn ich würde nichts gelernt haben, wenn ich nicht dazu gezwungen worden wäre. Niemand aber handelt wider seinen Willen sittlich gut, auch dann nicht, wenn sein Tun gut ist. Und auch die, welche mich (zum Lernen) zwangen, handelten nicht gut; von dir allein kam mir das Gute, o mein Gott! Denn jene achteten nicht darauf, dass ich das durch ihren Zwang Gelernte nur zur Sättigung unersättlicher Begierde nach Reichtum voller Elend und schmachvollem Ruhme anwenden würde. Du aber, von dem die Haare unseres Hauptes gezählt sind, wandeltest den Irrtum derer, die mich zum Lernen zwangen, zu meinem Nutzen; meine Trägheit aber im Lernen ließest du mir werden zur Züchtigung, die ich wohl verdiente, ein noch so kleiner Knabe und doch ein schon so großer Sünder. So erwiesest du mir Gutes durch die, welche mir Übles taten, und vergaltest mir selbst in gerechter Weise meine eigene Sünde. Denn solches ist dein Gebot, und so geschieht es, dass jeder zuchtlose Geist sich selbst gereiche zur Strafe.
Dreizehntes Kapitel
Wie es aber eigentlich kam, dass mir die griechische Literatur verhasst war, ist mir selbst nicht ganz klar. Denn die lateinische Literatur gewann ich lieb, freilich nicht, wie sie die Elementarlehrer, sondern die so genannten Grammatiker lehrten; denn jener Elementarunterricht war mir nicht weniger lästig und peinlich als alles Griechische. Woher jedoch stammte dies, wenn nicht aus der Sünde und der Eitelkeit des Lebens, wodurch ich Fleisch war und ein Wind, der dahinfährt und nicht wiederkommt? Denn jene Anfangsgründe, durch welche es mir möglich wurde und ist, durch welche ich es innehabe, sowohl Geschriebenes lesen als auch selbst alles nach Willen schreiben zu können, waren weit besser, weil sie zuverlässiger waren als jene, vermittels derer ich gezwungen wurde, die Irrfahrten eines Äneas meinem Gedächtnisse einzuprägen, während ich meine eigenen Irrfahrten vergaß, und den Tod der Dido zu beweinen, weil sie, von Liebesgram übermannt, sich selbst den Tod gab, während ich, Tiefunglücklicher, es tränenlosen Auges ertrug, dass ich vertieft in diese, von dir, Gott mein Leben, abstarb.
Denn was ist wohl mitleidswürdiger als ein Leidender, der selbst kein Mitleid mit sich hat und doch den Tod einer Dido beweint, den sie aus Liebe zu Äneas findet, nicht aber seinen Tod, welchen er stirbt aus Lieblosigkeit gegen dich, o Gott, du Licht meines Herzens, du Lebensbrot und Kraft, die befruchtet mein Gemüt und den Spross meines Denkens? Ich liebte dich nicht, und meine Seele, dir vermählt, handelte ehebrecherisch, und »recht so, brav!« ertönte es dem Ungetreuen von allen Seiten zu. Denn die Freundschaft dieser Welt ist ja der Abfall von dir, und Beifall rufen sie, dass sich der Mensch schäme, wenn er anders geartet ist. Und nicht diesem galten meine Tränen, sondern der Dido, »dass