Название | American Football |
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Автор произведения | Alex von Kuczkowski |
Жанр | Сделай Сам |
Серия | |
Издательство | Сделай Сам |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783730704899 |
Was viele nicht für möglich hielten: Die Browns konnten ihre sportliche Überlegenheit auch unter dem neuen Dach fortsetzen. Vorm Auftakt der Spielzeit 1950 gab es das heiß erwartete Duell der Browns als amtierender AAFC-Meister gegen den amtierenden NFL-Meister Philadelphia Eagles, vorher vollmundig und werbewirksam als The World Series Of Pro Football tituliert. Die Browns gewannen mit 35:10. In dieser Saison führte ihr Weg bis ins Finale, das sie ebenfalls für sich entscheiden konnten. Sie bezwangen die Los Angeles Rams an Heiligabend mit 30:28. NFL Commissioner Bell bezeichnete sie danach als »bestes Team, das jemals Football gespielt hat«. Zwischen 1950 und 1955 standen die Browns dank »Automatic Otto« immer im Endspiel. Während sie die Finalspiele 1951, 1952 und 1953 verloren, konnten sie in den Spielzeiten 1954 und 1955 weitere Titel holen. Wenn man ihre AAFCZeit mit einrechnet, standen die Browns also in den ersten zehn Jahren ihres Bestehens immer im Finale. Beeindruckend!
Für die Baltimore Colts hingegen war nach der Saison 1950 schon wieder Schluss in der NFL. Sie konnten sportlich nicht mithalten (nur ein Sieg aus zwölf Spielen) und waren finanziell am Ende. Damit herrschte in den zwei NFL-Divisionen größenmäßig nun wieder Gleichstand. Beide beherbergten je sechs Teams. Aber nun wird’s kompliziert: Denn nach der Saison 1951 verabschiedete sich bereits die nächste Mannschaft: die New York Yanks. Die wurden 1944 während des Zweiten Weltkriegs als Boston Yanks gegründet und schlossen sich 1945 mit den Brooklyn Tigers zusammen, die wiederum bis 1943 Brooklyn Dodgers hießen und 1930 aus den Dayton Triangles entstanden waren, die 1920 zu den Gründungsmitgliedern der APFA, dem Vorläufer der NFL, gehörten. Alles klar?
Anstelle der New York Yanks, die sich übrigens zwischenzeitig nur in der Saison 1949 New York Bulldogs nannten, installierte die NFL in der Saison 1952 die neugegründeten Dallas Texans, die den gesamten Spielerkader der Yanks übernahmen. Problem: Die Texans waren sportlich unterirdisch, was zur Folge hatte, dass sich in Dallas und Texas fast niemand für sie interessierte. Das riesige Cotton Bowl Stadium mit Platz für 92.000 Zuschauer war oft menschenleer. Somit war auch für die Texans nach nur einer NFL-Saison wieder Schluss. Des einen Leid war des anderen Freud: Denn nun kamen tatsächlich die Baltimore Colts zurück. Im Jahr 1953. In völlig neuem Gewand. Massiv unterstützt von der Stadt Baltimore, deren Einwohner weiterhin nach Profi-Football lechzten, bekam eine Investorengruppe mit dem Geschäftsmann Carroll Rosenbloom an der Spitze den Zuschlag für ein neues NFL-Team. Diese Colts, die heute in Indianapolis zu Hause sind (mehr dazu in Kapitel #4), haben nichts mit den AAFC-Colts zu tun. Außer ihrem Namen.
Die Colts, bestehend aus vielen Yanks- bzw. Texans-Spielern, entwickelten sich nach einigen Startschwierigkeiten überraschend prächtig. Nach Jahren der Fluktuation hatte die NFL endlich mal ein festes Teamgerüst. Das war wichtig, um nach außen Seriosität und vernünftiges Wirtschaften auszustrahlen. Das Ansehen der Liga wuchs. Was auch an Johnny Unitas (*1933, †2002) lag. Mit Unitas (mehr zu ihm in Kapitel #5) erreichten die Baltimore Colts 1958 das NFL-Finale gegen die New York Giants. Dieses Spiel ist für viele bis heute »the greatest Game ever played« (das großartigste Spiel, das je gespielt wurde). Es war die erste NFL-Partie, die von der NBC in den gesamten USA live im Fernsehen übertragen wurde. 45 Millionen Menschen saßen gebannt vor den Bildschirmen. Das Spiel im Yankee Stadium war ein echter Thriller, an Dramatik kaum zu überbieten. Nach den regulären 60 Minuten stand es 17:17. Nun griffen erstmals die neuen Overtime-Regeln. Das Team, das in den kommenden 15 Minuten zuerst Punkte erzielt, sollte gewinnen. Die Colts hatten das bessere Ende auf ihrer Seite. Bei noch 6:45 Minuten Restspielzeit lief Running Back Alan Ameche (*1933, †1988) aus einem Yard Entfernung in die Endzone. Ende. Aus. Vorbei. Baltimore gewann mit 23:17. Dieses Spiel war ein Meilenstein für die NFL. Nun hatte sich Profifootball in den USA endgültig durchgesetzt und war so populär wie nie. Die Colts konnten ihren Titel im Jahr 1959 erfolgreich verteidigen. Wieder gegen die Giants. Diesmal 31:16. Die Colts waren zurück in der Liga und plötzlich sogar eine große Nummer. Wer hätte das gedacht?
Bert Bell hat das nicht mehr miterlebt. Der NFL Commissioner verstarb am 11. Oktober 1959. Tragischer- oder passenderweise – je nachdem, wie man mag – in einem Stadion. Football war sein Leben. Während unten auf dem Rasen die Philadelphia Eagles gegen die Pittsburgh Steelers spielten, »seine« zwei Teams also, erlitt Bell in den Schlussminuten dieses Duells einen Herzinfarkt. Die Trauer war groß. Die Liga hatte ihren Visionär verloren. Wie sollte es nun weitergehen? Aber Bell hatte der NFL ein mehr als ordentliches Erbe hinterlassen. Denn er erkannte früh, was die wichtigste Einnahmequelle für die NFL in den kommenden Jahren sein wird: das Fernsehen. Nach der Übernahme der AAFC steckte Bell viel Energie in seinen Plan, die TV-Entscheider von seinem Produkt zu überzeugen. Er hatte Erfolg und bald den ersten Fünfjahresvertrag in der Tasche. DuMont Television biss an und übertrug das NFL-Endspiel 1951 zwischen den Browns und den Rams live in die gesamte USA. Der Sender zahlte 75.000 Dollar für dieses Recht. Auch die nächsten vier Meisterschaftsduelle durfte dieser TV-Sender ausstrahlen.
Zeitgleich ermutigte Bell die Teambesitzer, eigene TV-Deals abzuschließen, installierte bereits 1950 aber auch die »Blackout Rule«. Diese untersagte den Klubs, Livebilder ihrer Spiele auf TV-Bildschirme übertragen zu lassen, die in einem Radius von 75 Meilen (ca. 120 Kilometer) zu ihrem Stadion standen. Egal, ob diese ausverkauft waren oder nicht. »The greatest Game ever played« 1958 zum Beispiel war im Großraum New York im TV nicht zu sehen. Bell war halt ein Fuchs. Er wusste, dass der Mensch faul ist. Er wollte aber gewährleisten, dass die Leute trotzdem weiter ins Stadion gehen und sich Tickets für die Spiele kaufen. Denn auch auf diese Erlösquelle waren die NFL-Teams angewiesen. Außerdem wollte Bell nicht, dass leere Tribünen im Stadion zu sehen sind. Das wäre ja geschäftsschädigend und könnte dem guten Ruf der Liga schaden. »Man kann den Fans kein kostenloses Spiel im Fernsehen ermöglichen und zeitgleich erwarten, dass sie auch ins Stadion gehen«, erklärte Bell seine Maßnahme.
Nach der Saison 1951 vereinbarte Bell mit DuMont Television, dass der Sender nicht nur das Finale, sondern ab sofort auch jede Woche ein reguläres Saisonspiel übertragen darf. Die Einnahmen sollten zu gleichen Teilen auf alle Teams verteilt werden. Dieses Prinzip wird auch heute noch in der Liga angewandt. Bell war es wichtig, dass alle davon profitieren. Er wollte wirtschaftliche Stabilität erzeugen, damit nicht wieder eine der zwölf NFL-Franchises in finanzielle Schwierigkeiten gerät. Zudem begann DuMont ab 1953 damit, die NFL zur besten Sendezeit zu zeigen: Am Samstagabend. Ab 1955 wurde DuMont von der NBC abgelöst. Dieser Kanal blätterte bereits 100.000 Dollar für die Übertragung des Meister-Duells auf den Tisch. Ab 1956 stieg auch Columbia Broadcasting System (CBS) als TV-Partner ein. Die NFL hatte endlich ihre ganz große Bühne.
DIE AFL:
EINE NEUE GEFAHR
Ab Januar 1960 trat Pete Rozelle (*1926, †1996) die Nachfolge von Bert Bell als NFL Commissioner an. Der damals erst 33-Jährige war bis 1959 der General Manager der Los Angeles Rams. Er verlegte die Ligazentrale von Philadelphia nach New York City. Dort ist sie bis heute. Genau wie Bell erkannte auch er die Bedeutung der Fernsehvermarktung. Rozelle trieb das TV-Geschäft während seines Wirkens in der Zentrale bis 1989 weiter extrem voran. Doch zunächst musste er sich der bislang größten Herausforderung der NFL stellen: der AFL.
Zehn Jahre nach dem Ende der AAFC entstand die nächste Konkurrenzliga. Die »American Football League«, kurz AFL. Die AAFC und die jüngsten TV-Verträge hatten viele geschäft stüchtige Unternehmer aufh orchen lassen. Sie merkten, dass es im Profifootball plötzlich sehr viel Geld zu verdienen gab, und wollten auch ein Stück vom Kuchen abhaben. Einen Fuß in die Tür der NFL bekamen sie aber nicht. Obwohl es ein Leichtes gewesen wäre, die Liga aufzustocken, blieb man lieber unter sich. Zwölf Teams in elf Städten (Chicago hatte mit den Bears und den Cardinals bis 1959 zwei) erschien den Besitzern genug. Nach teils aufreibenden Jahren, in denen viele