American Football. Alex von Kuczkowski

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Название American Football
Автор произведения Alex von Kuczkowski
Жанр Сделай Сам
Серия
Издательство Сделай Сам
Год выпуска 0
isbn 9783730704899



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NFL-Karriere sogar sieben Touchdown-Pässe. Bei den Chargers war er von 2001 bis 2009 aktiv, ging danach noch zwei Jahre zu den New York Jets. Tomlinson hält bis heute diverse Ligarekorde. Darunter den für die meisten erlaufenen Touchdowns in einer Saison (28 im Jahr 2006). Selbstverständlich gehört er auch mittlerweile zur Hall of Fame. Zu einem Topteam konnte jedoch auch er die Chargers nicht machen.

      DIE TEXANS WERDEN

      ZU DEN CHIEFS

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      Die Sorgenkinder in den Anfangsjahren der AFL waren die Oakland Raiders, die Dallas Texans und die New York Titans. Zu den Raiders-Heimspielen kamen im Schnitt nicht mal 10.000 Zuschauer. Was auch daran lag, dass sie sportlich Kanonenfutter waren und die NFL-Konkurrenz, bestehend aus den San Francisco 49ers und den Los Angeles Rams, nicht weit weg war. Nur ein Kredit in Höhe von 400.000 Dollar von Bills-Chef Wilson hielt sie am Leben. Auch die Texans hatten es »neben« den NFL-Cowboys in Dallas schwer. Obwohl sie 1962 die AFL-Meisterschaft holten, konnten sie ihrem Stadtrivalen nie das Wasser reichen. Also entschloss sich AFL-Präsident Hunt, seine Texans schnellstmöglich umzusiedeln. Auf der Suche nach einer neuen Heimat fiel seine Wahl schließlich auf Kansas City. Hier ließ er seine Mannschaft nieder – und nannte sie fortan Kansas City Chiefs. Angelehnt an Harold Roe Bartle (*1901, †1974), dem damaligen Bürgermeister von Kansas City, dessen Spitzname »Chief« war.

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      Ihr Start an neuer Adresse hätte nicht tragischer beginnen können. Noch bevor die AFL-Saison 1963 losging, erlitt Running Back Stone Johnson (*1940, †1963), der 1960 für die USA als Leichtathlet an den Olympischen Spielen in Rom teilnahm (Platz fünf über 200 Meter), in einem Vorbereitungsspiel während eines Kickoff Returns einen Halswirbelbruch, an dessen Folge er zehn Tage später verstarb. Obwohl Johnson nie ein offizielles Spiel für die Chiefs machte, hat der Klub seine Trikotnummer 33 seitdem nie mehr vergeben. Kansas schnappte sich noch zweimal den AFL-Titel (1966 und 1969). Während die Chiefs im ersten Super Bowl 1966 gegen die Green Bay Packers noch den Kürzeren zogen, konnten sie 1969 gegen die Minnesota Vikings gewinnen (siehe Kapitel #7). Ihr bis heute letzter Triumph. Vater des damaligen Erfolgs war Head Coach Hank Stram (*1923, †2005), der als exzellenter Motivator galt.

      In den 1970er und 1980er Jahren spielten die Chiefs in der NFL überhaupt keine Rolle. Sie waren graues Mittelmaß. Das änderte sich erst wieder in den 1990er Jahren unter Cheftrainer Marty Schottenheimer (*1943), als es zwischenzeitig sogar gelang, Superstar Joe Montana (mehr zu ihm in Kapitel #3) zum Ende dessen Karriere nach Kansas zu lotsen. Der führte das Franchise in der Saison 1993 sogar erstmals in ihrer Geschichte bis ins AFC Championship Game, das aber gegen die Buffalo Bills 13:30 verloren ging. Die Chiefs litten schon damals – genau wie heute noch immer – unter einer Playoff-Allergie. In der Regular Season sind sie meist stark, wenn es aber in den Entscheidungsspielen darauf ankommt, verlassen sie den Platz meist als Verlierer. Von ihren letzten 14 Playoff-Spielen haben sie zwölf verloren (Stand Sommer 2019). Die Chiefs sind auch heute noch im Besitz der Hunt-Familie. Nach dem Tod seines Vaters führt seit 2006 dessen Sohn Clark Hunt (*1965) die Geschäfte weiter. Kümmern muss der sich auch um den Fußballklub FC Dallas, der ebenfalls den Hunts gehört. Lamar Hunt zählte in den 1990er Jahren zu den Mitgründern der MLS.

      Zurück zu den Titans in die 1960er. Die kämpften im Haifischbecken New York um Aufmerksamkeit und schließlich ums blanke Überleben. Im März 1963 fielen sie Sonny Werblin (*1910, †1991), eine Größe in der Unterhaltungsbranche, in die Hände. Er taufte die Titans in New York Jets um – und sorgte kurz darauf für mächtig Aufregung. Die Jets angelten sich nämlich im Januar 1965 den Quarterback Joe Namath (*1943). Der war zuvor ein Star an der University of Alabama und hatte auch ein Angebot vom NFL-Team St. Louis Cardinals auf dem Tisch liegen. Aber die Jets stachen die Cardinals aus und gaben Namath einen Vertrag über drei Jahre mit einem Gehalt von 427.000 Dollar. Damit wurde er mit weitem Abstand zum bis dahin bestbezahlten Football-Spieler. Werblin wusste, dass er in der Weltmetropole New York ein werbewirksames Aushängeschild brauchte, um aufzufallen. Namath enttäuschte ihn mit seinem Verhalten nicht (siehe auch Kapitel #6). Nach der Namath-Ära ging bei den Jets allerdings nicht mehr viel. Sie haben nie wieder den Super Bowl erreicht. Tiefpunkt ihrer Historie war die Saison 1996, als sie nur eins von 16 Spielen gewinnen konnten. In den Playoffs waren sie zuletzt 2010 (Stand Sommer 2019).

      Die American Football League machte im Laufe der Jahre vieles richtig. Sie wurde mehr und mehr zur ernsthaften Gefahr für die NFL. Vor allem, weil sie zu dieser Zeit durchaus attraktiven und spektakulären Football bot. Das half, um den nächsten fetten TV-Deal an Land zu ziehen. Im Januar 1964 vereinbarte die AFL einen Fünfjahreskontrakt mit der NBC über insgesamt 36 Millionen Dollar, der ab der Saison 1965 greifen sollte. Aktiv an den Verhandlungen beteiligt war Medienprofi Sullivan, der Besitzer der Patriots. Damit hatte die AFL eine neue Entwicklungsstufe erreicht. Sie verfügte nun über eine Menge Geld und wollte weiterwachsen. Aber die NFL entpuppte sich als harter Gegenspieler. Sie hatte ihre Fernsehrechte 1964 ebenfalls neu sortiert. CBS wollte für die kommenden zwei Spielzeiten 28 Millionen Dollar springen lassen. Zudem noch mal weitere 3,6 Millionen Dollar für die nächsten beiden Endspiele. 1966 und 1967 legte die CBS sogar noch mal was drauf und überwies insgesamt 38 Millionen Dollar.

      Als die AFL dem Versicherungsmakler Rankin Smith Sr. (*1924, †1997) zu Beginn des Jahres 1965 das Angebot machte, ein AFL-Team in Atlanta zu gründen, funkte die NFL dazwischen und köderte ihn mit dem gleichen Vorschlag. Smith entschied sich letztlich für die NFL, in der seine Atlanta Falcons ab der Saison 1966 mitwirkten (mehr zu den Falcons in Kapitel #11). Die AFL schüttelte sich kurz und schickte ihren Geschäftsführer Joe Foss weiter nach Miami. Dort konnte er Joe Robbie (*1916, †1990), einen Toppolitiker, den Foss aus der Uni und dem Militär kannte, sowie Danny Thomas (*1912, †1991), ein bekanntes TV-Gesicht, überzeugen, einzusteigen. Die Miami Dolphins waren nun das neunte Team der AFL und starteten ebenfalls ab der Saison 1966 (mehr zu diesem Team in Kapitel #5).

      Foss hörte am 7. April 1966 als AFL Commissioner auf. Einen Tag später trat Al Davis (*1929, †2011), General Manager und Head Coach der Oakland Raiders, dessen Nachfolge an (mehr zu diesem Team in Kapitel #11). Ein, um es charmant auszudrücken, impulsiver Mann. Mit ihm an der Spitze wurde der Umgangston zwischen der AFL und NFL rauer. Schon wenig später kam es zur Eskalation. Die New York Giants verstießen gegen die bis dahin informelle Vereinbarung, dass Teams keine Spieler der anderen Liga verpflichten, die noch einen laufenden Vertrag haben. Sie aber schnappten sich Pete Gogolak (*1942), den Kicker von AFL-Team Buffalo. Davis platzte der Kragen. Er zog in den Krieg mit der NFL. Bereits zuvor hatten sich beide Ligen im Werben um die besten College-Talente immer wieder überboten. Das hatte zur Folge, dass Neulinge plötzlich mehr Geld als erfahrene Spieler verdienten, die schon einige Jahre Profifootball auf dem Buckel hatten. Das sorgte bei denen selbstverständlich für Unmut. Von Profis, die bereits länger bei einem NFL-Team unter Vertrag standen, hatte die AFL aber immer die Finger gelassen. Davis änderte das jetzt und erlaubte seinen Teams, nun auch diese offen abzuwerben. Vornehmlich Quarterbacks. Erneut – wie schon häufiger in der Geschichte des US-Profifootballs – stiegen die Gehälter gewaltig an. Was zwangsläufig dazu geführt hätte, dass sich die Mannschaften gegenseitig in den Bankrott treiben. Das musste verhindert werden. Dringend.

      Hinter den Kulissen wurden hektisch die Köpfe zusammengesteckt. Zahlreiche NFL- als auch AFL-Teambesitzer waren entsetzt über Davis’ »Heuschrecken-Mentalität«. Eine Gruppe um Tex Schramm (*1920, †2003), General Manager der Dallas Cowboys, traf sich heimlich mit Lamar Hunt, dem AFL-Präsidenten und Eigentümer der Kansas City Chiefs, und dessen Vertrauten. NFL Commissioner Pete Rozelle vermittelte zwischen beiden Parteien. Eine Lösung musste her. Man fand sie im Zusammenschluss. Am 8. Juni 1966 wurde verkündet, dass die AFL und NFL ab 1970 in der NFL verschmelzen. Unter der Führung von Rozelle als Commissioner. Aber bereits ab 1967 sollte es unter anderem einen gemeinsamen Draft und ein AFL-NFL-Meisterschaftsspiel geben, aus dem sich später dann der Super Bowl entwickelte (siehe Kapitel #6). Die Übertragungsrechte für die ersten vier dieser Duelle sicherten sich die TV-Sender CBS und NBC für 9,5 Millionen Dollar. Al Davis tobte. Er wusste von nichts, fühlte sich übergangen und im Stich gelassen. Am 25. Juli 1966 trat er schließlich von seinem Posten