Thriller Spannung ohne Ende! Zehn Krimis - 2000 Seiten. Alfred Bekker

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Название Thriller Spannung ohne Ende! Zehn Krimis - 2000 Seiten
Автор произведения Alfred Bekker
Жанр Зарубежные детективы
Серия
Издательство Зарубежные детективы
Год выпуска 0
isbn 9783745202786



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auch Müll-Mafia genannt, hatte längst mit den traditionellen Betätigungsfeldern des organisierten Verbrechens wie dem Drogen- und Waffenhandel gleichgezogen. Die Gewinnspannen waren enorm, wenn giftige Industrieabfälle, die eigentlich teuer hätten entsorgt werden müssen, einfach auf einem von Strohmännern angekauften Industriegelände abgestellt oder in ein Entwicklungsland ausgeschifft wurden, wo die Vorschriften weniger streng waren. Durch eine Abhöraktion hatten wir von der illegalen Fracht der PRIDE OF EMDEN erfahren. Zeitgleich mit unserem Einsatz liefen an einem halben Dutzend anderer Orte Durchsuchungs- und Verhaftungsaktionen.

      Schüsse peitschen an uns vorbei.

      Mehrere Schnellboote der Küstenwache und der Hafenpolizei hatten inzwischen längsseits der PRIDE OF EMDEN angelegt. Die Einsatzkräfte stiegen an Bord.

      Spätestens jetzt war für die Bewaffneten an Deck der PRIDE OF EMDEN klar, dass sie keine Chance hatten.

      Der Kerl, der mit der MPi auf uns geschossen hatte, ergab sich. Ein Mann mit einer Pump Gun gab einen letzten, schlecht gezielten Schuss in unsere Richtung ab, bevor er in einer Ladeluke verschwand.

      Die anderen waren vernünftiger und hoben die Hände.

      Unser Kollege Kilian Carstensen, der Einsatzleiter bei dieser Aktion, stieg zusammen mit seinem Partner Johnny Volkert und anderen Beamten über die Reling der PRIDE OF EMDEN.

      Bald darauf klickten die ersten Handschellen.

      Jan Slieter und ich stürmten die Treppe hinauf zur Brücke. Fred Van Larrelt war uns dicht auf den Fersen. Jan riss die Tür auf, ich stürzte mit der SIG in beiden Händen hinein.

      Kapitän, Steuermann und ein Bewaffneter befanden sich auf der Brücke der PRIDE OF EMDEN. Der Bewaffnete war ein breitschultriger Kerl mit roten Haaren, über dessen linker Schulter eine Uzi hing. Er griff zur Waffe, riss die äußerst zierliche Maschinenpistole herum und drückte ab.

      Ich feuerte einen Sekundenbruchteil früher als er. Die erste Kugel aus meiner SIG erwischte ihn an der Schulter und riss ihn zur Seite. Er taumelte. Sein eigener Schuss wurde verrissen. Anstatt mich zu perforieren, stanzten die relativ kleinkalibrigen Uzi-Projektile eine Spur von kleinen Löchern in die Wand und ließen schließlich auch noch eine Scheibe zerspringen.

      Der Rothaarige taumelte zwei Schritte zurück, prallte gegen eine Wand und riss seine Waffe noch einmal hoch, während er zu Boden rutschte.

      Ich ließ es nicht dazu kommen, dass seine MPi noch einmal losknatterte. Mein zweiter Schuss traf ihn mitten im Oberkörper.

      Regungslos sackte der Rothaarige vollends zu Boden. Seine Augen waren starr, der Mund halb geöffnet.

      Ich trat näher und stellte fest, dass er nicht mehr lebte.

      „Er hat dir keine andere Wahl gelassen“, stellte Jan fest.

      Kapitän und Steuermann standen wie angewurzelt da. Fred Van Larrelt tastete sie kurz ab und stellte beim Steuermann eine Waffe vom Kaliber neun Millimeter sicher.

      Der Kapitän war unbewaffnet.

      „Sie sind verhaftet“, erklärte mein Kollege Jan Slieter ihnen. „Alles, was Sie von nun an sagen, kann vor Gericht gegen Sie verwendet werden, falls Sie nicht von Ihrem Recht zu schweigen Gebrauch machen...“

      „Wir werden uns nicht äußern, bevor wir nicht mit einem Anwalt gesprochen haben“, erklärte der Kapitän.

      „Das ist Ihr gutes Recht“, sagte Jan. „Aber Sie sollten auch bedenken, dass es juristisch sehr viel günstiger für Sie ausgehen kann, wenn Sie sich zu einer frühen Aussage entschließen. Denn irgendjemand unter den schätzungsweise fünfzig oder sechzig Verhaftungen, die im Moment gerade durchgeführt werden, wird reden.“

      „Fragt sich nur, wer sich zuerst dazu entschließt“, ergänzte ich.

      ​ 3

      Alle Maschinen wurden auf Stopp geschaltet. Aber bis ein Schiff wie die PRIDE OF EMDEN ihre Fahrt spürbar verlangsamte, dauerte es eine Weile. Glücklicherweise hatten wir Unterstützung durch die Hafenpolizei. In deren Reihen gab es Mitarbeiter, die ein Schiff von dieser Größe führen konnten.

      Da sich sowohl der Kapitän als auch der Steuermann weigerten, uns in irgendeiner Form zu unterstützen, blieb uns nichts anderes übrig, als zu warten, bis zwei dieser Beamten auf der Brücke eintrafen und die Führung des Schiffes übernahmen.

      Wir führten die Gefangenen ab. Auf dem Hauptdeck wurden sie von Kollegen in Empfang genommen, die sie auf Boote der Hafenpolizei verfrachteten.

      Unser Kollege Kilian Carstensen kam uns entgegen.

      „Das dürfte einer der größten Schläge gegen die Müllmafia seit mindestens einem Jahr sein“, meinte er.

      „Wir wollen den Tag nicht vor dem Abend loben“, erwiderte ich. „Erst wenn sich die vermuteten Giftfässer tatsächlich an Bord der PRIDE OF EMDEN befinden, haben wir eine juristische Handhabe – und dann fragt sich immer noch, ob uns nur ein paar kleine Fische ins Netz gegangen sind, oder wir endlich auch an die Hintermänner herankommen, die diese miesen Geschäfte aufziehen!“

      „Das werden wir schon“, versprach der flachsblonde Kilian.

      Er machte plötzlich ein angestrengtes Gesicht.

      Offenbar bekam er eine Meldung über sein Headset.

      „Was ist los, Kilian?“, hakte Jan nach.

      „Mindestens einer der Kerle verschanzt sich noch unter Deck“, berichtete Kilian.

      Ich hob die Augenbrauen.

      „Der Kerl, der versucht hat, unseren Helikopter mit seiner Uzi aus der Luft zu holen?“, hakte ich nach.

      Kilian nickte.

      „Ganz genau.“

      Dumpfe Laute dröhnten jetzt aus dem Inneren der PRIDE OF EMDEN. Schussgeräusche.

      „Ein paar Kollegen sind ihm bereits unter Deck gefolgt...“, erklärte Kilian.

      „Hört sich an, als bräuchten die ein bisschen Unterstützung!“, mischte sich Jan ein.

      Im nächsten Augenblick meldete sich einer der Kollegen über Headset. Er hieß Marvin Pätzold, war vor zwei Monaten zu uns versetzt worden. Aber Kommissar Pätzold kam gar nicht mehr dazu, seinen Bericht abzugeben.

      Noch ehe er den ersten Satz vollendet hatte, hörten wir alle den Knall über die Headsets. Dann war Stille.

      Ich sah, wie Kilian unwillkürlich die Hand zur Faust ballte.

      „Verdammt“, murmelte er.

      ​