Название | Mörderische 13 Urlaubs-Krimis auf 1600 Seiten |
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Автор произведения | A. F. Morland |
Жанр | Зарубежные детективы |
Серия | |
Издательство | Зарубежные детективы |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783745204445 |
"Enttäuscht?", echote Lynne, weil ihr nichts besseres einfiel. "Wieso habe ich dich enttäuscht? Das musst du mir erklären, Bill!"
"Ich habe bei dir angerufen. In deiner Sendung. Und ich habe dir vertraut. Ich habe dir auch später vertraut, aber du... Du hast mit denen zusammengearbeitet, die mich zu fangen versuchen... Dafür wirst du sterben, Lynne. Dafür..."
"Bill!"
"Aber gleichgültig, ob ich gefangen werde - William Delaney wird immer wiedergeboren werden und in einem nächsten Leben das zu vollenden wissen, was ihm in seinem gegenwärtigen versagt blieb! Daran solltest du immer denken, Lynne! Du kannst mir nicht entkommen..."
Und dann war die Verbindung unterbrochen und Lynne stand da, als hätte ihr gerade jemand mit einem Brett vor die Stirn geschlagen.
29
Einen Augenblick lang stand Lynne wie konsterniert da, dann fasste sie einen Entschluss.
Sie musste hier weg, das stand für sie fest.
Bill - oder wie immer der Kerl auch in Wirklichkeit heißen mochte - wusste genau, wo sie war. Und sie hatte nicht die Absicht, erst zu warten, bis er hier auftauchte und versuchte, sie umzubringen.
Sie ging ins Schlafzimmer und packte schnell ihre Sachen zusammen. Dazu brauchte sie keine zwei Minuten, schließlich hatte sie nur eine einzige Sporttasche mit.
Dann warf sie sich ihren Mantel über und ging hinaus zu ihrem Wagen.
Es regnete.
Der Wind trieb die Wolken in dichter Folge vor sich und bog Bäume und Sträucher nach Nordosten.
Lynne öffnete den Kofferraum, pfefferte ihre Tasche hinein, schlug ihn wieder zu und setzte sich dann ans Steuer. Mit einer entschlossenen Bewegung steckte sie den Zündschlüssel ein und drehte ihn herum. Aber der Motor machte nicht mehr als ein klägliches Geräusch.
Sie versuchte es noch einmal, aber es gelang ihr auch diesmal nicht, den Wagen zu starten.
Schließlich machte er überhaupt kein Geräusch mehr.
Lynne fühlte nackte Panik in sich aufsteigen. So ein verfluchtes Pech!, ging es ihr ärgerlich durch den Kopf.
Ausgerechnet jetzt versagte der Wagen. Ausgerechnet jetzt, da vielleicht ihr Leben davon abhing.
Zufall?
Sie machte einen letzten Versuch, dann stieg sie aus und schlug wütend die Tür hinter sich zu. Sie öffnete kurz die Motorhaube und warf einen Blick hinein. Aber erstens verstand sie so gut wie nichts von dem, was da vor sich ging und zweitens war es viel zu dunkel, um überhaupt etwas zu sehen.
Nicht einmal den Ölstand hätte man bei diesen Lichtverhältnissen ablesen können. Also machte sie die Haube wieder zu.
Vielleicht finde ich im Haus eine Taschenlampe!, überlegte sie, während ihr die Haare bereits am Kopf klebten.
Das Wetter war wirklich scheußlich.
Während sie sich mit schnellen Schritten in Richtung Eingangstür bewegte und dabei in eine Pfütze trat, glaubte sie, seitlich von ihr, zwischen ein paar Sträuchern eine Bewegung wahrzunehmen.
Ein dunkler Schatten, vielleicht der schemenhafte Umriss eines Menschen.
Lynne bemerkte, wie ein leichtes Zittern sie überkam, halb vor Kälte, halb vor Angst. Im nächsten Moment jagte ein Windstoß mit besonderer Wut vom Kanal her über das Land und riss an den Fensterläden. Äste kratzten an der Hauswand entlang, irgendwo knackte etwas und splitterte Holz.
Lynne blickte in die Finsternis und sah - nichts.
Sie ging zur Haustür. Als sie eintrat wurde ihr klar, dass sie in der Eile vergessen hatte abzuschließen.
Sie sperrte die Tür sorgfältig hinter sich zu und verriegelte sie auch mit der Vorhängekette, die zu diesem Zweck angebracht war.
Sicher war sicher.
Ein Geräusch ließ sie zusammenfahren. Sie war sich sekundenlang nicht sicher, ob es ein Wagen oder das Brausen des Windes war, was sie da gehört hatte.
Dann ging das Telefon.
Aber diesmal ging die junge Frau entschlossen zum Apparat und nahm ab. Es hatte keinen Sinn, den Kopf in den Sand zu stecken. Dieser Wahnsinnige schien ein Spiel mit ihr zu spielen. Ein Spiel, dessen Einsatz ihre Leben war. Und wie es im Moment aussah, hatte sie wohl kaum eine andere Wahl, als es zumindest ein Stückweit mitzuspielen.
"Ja?", sagte sie.
"Lynne? Ich bin ganz in der Nähe..." Die Verbindung brach dann zwischendurch ab. Sie hörte nur noch Wortfetzen und plötzlich war ihr klar, woran das lag. Jemand rief mit einem Handy an. Und bei diesem Sturm und in dieser Einsamkeit konnte es da schonmal Probleme geben.
Er ist in der Nähe.
Sie legte auf.
Erst zwei Sekunden später wurde ihr langsam klar, dass sie gerade nicht die verstellte Stimme gehört hatte, die sie sonst vom anderen Ende der Leitung her gepeinigt hatte.
Diesmal hatte sich "Bill" diese Mühe nicht gemacht - aber vielleicht war das auch nur ein Teil seines perfiden Spiels mit ihrer Angst.
Lynne schluckte.
Es war Jack Gordons Stimme gewesen, ein bisschen verzerrt und verfremdet vielleicht, aber sie war es.
Lynne war sich absolut sicher.
Ein Kloß steckte ihr mit einem Mal im Hals. Ihr Verdacht war also richtig gewesen, so sehr sie der Gedanke daran auch schmerzte. Und sie konnte es im Grunde ihres Herzens noch immer nicht so recht fassen, dass der Mann, den sie liebte offensichtlich der gleiche war, der nach ihrem Leben trachtete.
Sie nahm den Hörer ab.
Irgendjemanden musste sie jetzt anrufen. Die Polizei, einen Reparaturdienst für den Wagen, den Notruf... Sie hatte sich noch nicht entschieden, wen zuerst. Und wie es schien, war ihr diese Entscheidung inzwischen auch abgenommen worden.
Es ertönte nämlich kein Freizeichen mehr.
Jemand hatte die Leitung gekappt...
Im nächsten Moment ging dann auch noch das Licht aus. Und die tappenden Geräusche da draußen konnten kaum durch den Sturm oder irgendwelche Fensterläden verursacht werden...
Lynne stockte der Atem.
Nein, das waren ganz eindeutig Schritte.
30