Название | Bernemann sitzt auf der Düne |
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Автор произведения | Peter Biqué |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783842283879 |
Bernemann stupste mich in die Seite. »Was will der Typ, Peter?«
»Lauf rein, Bernemann«, sagte ich. »Mutter Gretchen soll die Polizei anrufen. Es ist dringend.«
Der Junge verschwand in der Pensionstür.
»Das wird dir nicht helfen«, unkte der Kerl. »Bevor die Polizei hier ist, hau ich dich windelweich. Ich polier dir deine dämliche Fresse!«
»Aber davon«, gab ich zu bedenken, »hast du dein Eigentum auch nicht zurück.« Ich vermied es, ihn wissen zu lassen, daß ich seine Pistole sowieso schon gefunden hatte.
»Okay«, fauchte der Kriminelle und ballte die rechte Faust, »jetzt donnere ich dir eine auf die Nase, daß du die Sternchen siehst. Versprochen.«
Er schickte eine pfeilschnelle Gerade los, aber ich konnte mit knapper Not ausweichen und trat ihm mit voller Wucht vors Schienbein. Der Typ jaulte auf wie ein Dackel, dem man auf den Schwanz getreten hat. Es war kein besonders erfreuliches Geräusch.
Dann sah ich, wie Mutter Gretchen aus der Pension herausstürmte, und ein Kellner in Schwarz (Hose) und Weiß (Jackett) folgte ihr. Meine Wirtin schwenkte – ich wollte meinen Augen kaum trauen, aber das Schicksal verläuft oft auf absonderlichen Bahnen –, sie schwenkte einen Baseballschläger in ihrer rechten Hand.
Sie schrie: »Heee, heee!« und rückte forsch näher, was auch unserem kleinkriminellen Schlägertypen augenblicklich auffiel. Er humpelte davon, so schnell er nur konnte.
»Danke, Mutter Gretchen«, sagte ich, »und danke, Klaas. Der Kerl wollte mich tatsächlich verprügeln.«
»Sah ganz danach aus«, fand die Wirtin.
»Er hätte natürlich«, ergänzte ich, »keine reelle Chance gegen mich gehabt.«
»Ganz sicher nicht«, sagte sie.
Wir gingen in die Pension, und von dem Urwelttelefon in der schummerigen Sitzecke in dem kleinen Nebenraum rief ich die Nummer von Kommissar Hasenleder an. Es meldete sich die Polizeidienststelle in Aurich.
»Können Sie mich bitte mit Kommissar Hasenleder verbinden?«
»Ich bedaure sehr«, sagte eine brummige Baßstimme, »aber der Herr Kommissar ist schon im Feierabend.«
»Ach du grünes Huhn«, stieß ich hervor. »Das ist aber wirklich höchst betrüblich.«
»Um was geht’s denn? In Notfällen kann ich ihn mobil erreichen.«
»Naja, mein Name ist Andersen, und ich wohne in Mutter Gretchens Pension in Nesse. Es geht um die Schußwaffe eines gewissen kleinkriminellen Diebes, den Sie letzte Woche hopsgenommen haben …«
»Haben Sie die Waffe gefunden?«
»Ja«, sagte ich, »in meinem Pensionszimmer.«
»Ich sag dem Herrn Kommissar Bescheid. Sind Sie in der nächsten Stunde erreichbar?«
»Ich bin den ganzen Abend in der Pension.«
»Gut. Ich danke Ihnen. Moin moin.«
»Moin moin«, sagte ich und legte den Hörer auf.
Ich ging zu Mutter Gretchen, unterrichtete sie über den Stand der Dinge, und anschließend verfügten Bernemann und ich uns aufs Zimmer, um uns die Hände zu waschen. In Kürze würde uns ein üppiges Abendessen locken.
9.
Als Bernemann und ich gerade beim Hauptgang unseres Fischmenüs waren, kam ein Mann in einem zerknitterten Herbstmantel herein. Er trat an unseren Tisch.
»Moin, zusammen«, sagte er.
»Moin, Herr Kommissar«, sagte ich. »Wollen Sie einen Moment Platz nehmen?«
Der Kommissar setzte sich neben Bernemann, »Ich hab eigentlich schon Feierabend«, brummte er.
»Naja«, erwiderte ich, »nun sind Sie aber hier. Es ist schön, daß es so schnell geklappt hat. Vielen Dank.«
»Das ist halt mein Job«, sagte der Kommissar fatalistisch. »Ich hätte mir früher überlegen sollen, was ich für einen Beruf ergreife. Besonders familienfreundlich ist der Polizist im gehobenen Dienst ja nicht gerade.«
»Ich verstehe«, behauptete ich. »Ihre Ehefrau ist Ihnen davongelaufen.«
Er starrte mich verblüfft an. »Das hab ich nicht gesagt. Aber es stimmt. Wissen Sie, die vielen Überstunden …«
»Unsere Marietta kommt nächste Woche«, krähte Bernemann. »Sie macht noch Fotos in Mailand.«
»Das ist sehr schön, junger Mann«, sagte der Kommissar.
»Haben Sie schon mal einen Mörder gefangen?«
»Aber Bernemann«, warf ich ein.
Der Polizeibeamte kratzte sich an der Schläfe. »Ostfriesland«, sagte er, »ist zwar nicht die Hochburg der modernen Kriminalität. Aber ja, ich hab auch schon einmal einen Mörder festgenommen. Ist allerdings schon einige Jahre her.«
»Cool«, sagte der Junge und fuhr eine Gabel voller Pommes frites ein.
»Guten Appetit übrigens«, sagte Herr Hasenleder. Für eine Weile stockte unsere Unterhaltung.
Ich wischte mir mit der Serviette über die Kinnpartie, damit sich keine Soßenreste in meinem Bart festsetzten.
»Wenn Sie wollen, Herr Kommissar«, ich nickte ihm zu, »können wir jetzt schnell mal aufs Zimmer gehen und die Sache erledigen.«
»Eh«, machte Bernemann, »was wollt ihr denn in unserem Zimmer erledigen?«
»Du kannst ruhig weiteressen, Kumpel. Ich will dem Herrn Kommissar bloß etwas zeigen.«
»Och, du hast die Knarre gefunden.«
»Du kannst dir ja auch schon einen Nachtisch bestellen. Ich bin gleich wieder da.«
Der Kommissar und ich gingen hinauf in den ersten Stock und hinein ins Zimmer 102. Ich öffnete den Schrank, stellte mich auf die Zehenspitzen und wühlte im obersten Fach die Socken beiseite.
Die Pistole war nicht mehr da.
Auf Ehre und Gewissen, sie war ganz einfach nicht mehr da.
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