Seewölfe - Piraten der Weltmeere 703. Sean Beaufort

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Название Seewölfe - Piraten der Weltmeere 703
Автор произведения Sean Beaufort
Жанр Языкознание
Серия Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783966881258



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rechne fest damit, daß wir die Galeere flottkriegen.“

      „Im Ganzen? Oder als Holzteile für die Werft vom werten Sultan?“ fragte der Profos grinsend, aber er meinte es nur halb scherzhaft.

      „Ich bin ziemlich sicher, Mister Profos“, Hasard ging auf den Scherz ein, „daß wir die ‚Stern‘ in einem Stück nach Madras bringen. Aber mit einiger Arbeit.“

      Carberry lachte dröhnend. „Mit den vielen leckeren Entenbraten und dem Antilopen- oder Gazellenbraten im Bauch werden wir die Nußschale wahrscheinlich auf den Schultern freischleppen.“

      „Du sagst es, Ed“, erwiderte der Seewolf und grinste breit.

      „Also, Sir, sollen wir bei diesem bösartigen Wetter auch noch die beiden Anker der Galeere ausbringen?“ fragte der Erste.

      Hasard nickte. Dann erwiderte er: „Ohne Hast. Shastri und de Xira sind sicher untergebracht und eingeschlossen. Wir können uns ruhig noch einen Tag Aufenthalt leisten. Wir können noch immer aufgeben. Aber zuerst versuchen wir es, so gut wir können. Klar?“

      Ben, Dan und der Profos riefen gleichzeitig: „Alles klar!“

      Wieder prasselte, nur für wenige Minuten, ein Regenguß über das Deck. Die Seewölfe zogen die Schultern hoch und schüttelten sich, aber der Regen war nicht kalt. An den Kranbalken und an der straffen Vertäuung hantierten ein paar Männer und schäkelten die Anker ab.

      Die Crew auf der Schebecke brachte das zweite Beiboot zu Wasser. Vier Mann enterten über die Jakobsleiter ab. Von Deck flogen aufgeschossene Bündel Tauwerk zwischen die Duchten. Überall flackerten und zuckten Fackelflammen.

      Langsam pullte das zweite Beiboot auf die Steuerbordseite der Galeere zu. Inzwischen war die dicke Trosse mit einigen Schlägen um das Spill gelegt worden. Der Profos, Ferris Tucker, Batuti und Roger Brighton steckten die Spaken ein und drehten langsam das Gangspill. Ebenso langsam wurde die dicke Trosse durchgesetzt. Schließlich spannte sie sich vom Spill durch die Klüse bis zu den schäumenden Wellen, hob und senkte sich und schleuderte schwach aufblitzende Tropfen durch das Dunkel.

      Auf der Back wurden beide Anker gesichert. Das Ankergeschirr war überaus kräftig, das Tauwerk noch trocken, die Ankerleinen waren in Buchten auf den Planken aufgeschossen.

      Ben betrachtete schweigend die Vorkehrungen und die schuftenden Arwenacks, dann zog er die Schultern hoch und ging, auch jetzt noch ohne Eile, zur Kombüse. Die „Stern“ hatte zumindest genügend große Mengen an Nahrungsmitteln gebunkert. Wahrscheinlich seit dem Tag, an dem der Sultan an Bord erschienen war, denn Shastri hatte weder Zeit noch Gelegenheit dazu gehabt, soweit man erfahren hatte.

      Der Kutscher hob den Kopf, als der Erste die Kombüse betrat.

      „Wie sieht es aus? Haben wir die nächsten achtundvierzig Stunden genug zu kauen, Kutscher? Reiswein? Fleisch? Fisch? Vielleicht sogar Rum?“

      Der Kutscher zuckte mit den Schultern und erwiderte: „Es wird reichen, Ben. Reis ist für ein paar Wochen an Bord, Gewürze auch, eine ganze Ladung. Aber Leckerbissen kann ich euch nicht bieten. Hausmannskost, schätze ich, indisch gewürzt.“

      Der Erste nickte zufrieden. Wenn der Kutscher eine solche Aussage gab, war es in Ordnung.

      „Sieh zu, daß du bei Tagesanbruch für uns auf der ‚Stern‘ ein kräftiges Essen fertig hast. Denke auch an die halb verhungerten Rudersklaven. Es sind, nehme ich an, die einzigen, die heute nacht einigermaßen ruhig schlafen werden. Wie steht es mit dem Getränkevorrat?“

      „Reichlich gebunkert, Ben.“

      „In Ordnung. Ich schicke dir Clint. Er soll für uns ein paar kräftige Schlucke abholen. Und dann hat er Freiwache. Er ist schon viel zu lange auf den Beinen, klar?“

      „Aye, aye, Ben.“

      „Ich verlasse mich auf dich, Kutscher. Schufte dich nicht zu Tode.“

      „Keine Sorge“, sagte der Kutscher und schnitt die nächste Frucht in fingerdicke Scheiben.

      Die nächste Welle donnerte heran und erschütterte den Rumpf der Galeere von achtern bis zum Bug. Auf der Back schepperten die Flunken und die Rorings. Langsam wurde ein Anker an Steuerbord in die Dunkelheit zwischen die Beiboote abgefiert. Die Taljen quietschten. Zwischen das Geräusch der anrollenden Wellen mischten sich halblaute Kommandos.

      Zwischen den vier Seewölfen in der größeren Jolle senkte sich der erste Anker der Galeere hinunter. Das Beiboot hob und senkte sich mit den Wellen. Die Belegtaue spannten sich und erhielten wieder Lose. Handbreit um Handbreit sackte das schwere Gewicht weiter nach unten.

      Dan O’Flynn bereitete die Arbeit der nächsten Stunden auf seine Weise vor. Er hatte unter Deck dünne Rundhölzer gefunden und die Enden zusammengelascht. Dann maß er sie sorgfältig und brachte Längenmarkierungen an. Er ging zur Back und begann auf der Backbordseite der Galeere zu loten. Er sagte sich, daß es wahrscheinlich eine Stelle gab, an der die „Stern“ weniger schwierig aus dem Schlick zu ziehen war.

      Das Beiboot verschwand wieder bugwärts in der bewegten See. Vorsichtig pullten die Seewölfe den zweiten Anker vom Bug weg. Sie versuchten, im Dunklen die kleine Tonne zu erkennen, von der der erste Anker markiert war.

      Clinton Wingfield, der Held der Spukbucht, verteilte Mucks voller Reiswein an die schuftenden Seewölfe. Ben ließ die Crew des ersten Beibootes zur Schebecke zurückpullen und schickte sie auf Freiwache.

      „Vielleicht gibt’s heute nacht noch einen soliden Sturm!“ rief er ihnen nach. „Wenn es sein muß, geht ankerauf.“

      „Aye, aye!“ tönte es aus der Finsternis zurück.

      Der Erste nahm von Clint einen großen, herrlich verzierten Becher aus dem Besitz des Sultans und wartete, bis der Moses ihn gefüllt hatte.

      Nach dem ersten Schluck sagte Ben Brighton: „Und du verholst dich, wenn du fertig bist, in die nächste Koje. Klar?“

      „Klar, Sir“, erwiderte der Moses. „Bin auch schon reichlich müde.“

      Dan O’Flynn erreichte auf seinem Erkundungsgang rund ums Schanzkleid wieder den Bug, diesmal auf der Steuerbordseite.

      „Wie steht’s?“ fragte der Erste.

      Dans Gesicht ließ erkennen, daß er über die Ergebnisse des Auslotens nicht gerade glücklich war. Er sagte: „Soll ich lügen? Oder willst du die Wahrheit hören, Ben?“

      „Die Wahrheit natürlich“, entgegnete der Erste. „Schlimm?“

      „Ziemlich“, erwiderte Dan. „Die Landratten haben die ‚Stern‘ geradewegs auf die beste Stelle gesteuert. Offensichtlich sind sie mit hoher Geschwindigkeit auf die Untiefe gerauscht. Rund um den Kahn ist es gleich tief. Der Kiel und die Planken stecken in voller Länge im Schlick. Ohne große Schufterei kommen wir nur weg, wenn uns riesige Kaventsmänner heben.“

      „Klingt nicht gut“, murmelte der Erste. „Weiß es Hasard schon?“

      Dan schüttelte den Kopf, schwenkte seinen Peilstab durchs Wasser und legte ihn längsseits des Schanzkleides ab.

      „Ich sag’s ihm gleich. Hast du für mich auch was zu trinken, Clint?“

      „Selbstverständlich.“

      Das zweite Ankertau war durch die Ankerklüse gefiert und auf der Back vorübergehend belegt worden. Die kleine Crew zerrte und schleppte am dritten und letzten Anker. In unregelmäßigen Abständen rollten die Wellen aus dem nördlichen Sektor heran und rüttelten an der Galeere.

      Am meisten beunruhigten die Geräusche, mit denen das Wasser unter dem Heck des Schiffes hochschwallte und gegen die Planken schlug. Aufschäumende See wurde an Backbord und Steuerbord weit zur Seite geschleudert und leuchtete schwach im Licht der Hecklaterne.

      „Die Dünung?“ Dan O’Flynn überlegte laut. Er lehnte neben Ben am Schanzkleid und spürte die Erschütterungen, die in Minutenabständen durch den langen Rumpf gingen.

      „Sie