Mind the Gap. Christina Hansen

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Название Mind the Gap
Автор произведения Christina Hansen
Жанр Документальная литература
Серия
Издательство Документальная литература
Год выпуска 0
isbn 9783706561068



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der Verbrechen im Zusammenhang mit der sogenannten „Aktion Reinhardt“, ins kollektiven Gedächtnis „einbrennen“ zu können. Dass hierzu das bloße Aufstellen einer Stele, eines Mahnmals oder Erinnerungssteins nicht ausreicht, war auch in Mainkofen von Beginn an ersichtlich. Es sollte ein Ort geschaffen werden an dem würdevoll erinnert, aber auch diskutiert, reflektiert und gelernt wird. Die Frage danach, inwiefern die dafür notwendige Begleitung in Form von Veranstaltungen und Führungen nachhaltig implementiert werden kann, bot den Anstoß für die Zusammenarbeit eines multiprofessionellen Netzwerks aus Pflege- und Bildungswissenschaftler*innen, Gedenkstätten-Pädagog*innen und psychiatrischem Personal, das es sich unter anderem zur Aufgabe gemacht hat, ein Format zur Ausbildung ehrenamtlicher Gedenkstätten-Guides zu entwickeln, einzuführen und zu evaluieren. Die folgenden Beiträge zeichnen unter anderem Perspektiven aus der Lehrer*innen-Bildung beziehungsweise Gedenkstättenpädagogik nach, die bei der Entwicklung dieses Lehrgangs zielführend waren, um abschließend dessen konkrete Inhalte und Rahmenbedingungen vorzustellen.

      In ihrem Beitrag ordnet die Vizeleiterin des Europäischen Departments der International School for Holocaust Studies, Dr. Noa Mkayton, die bislang geäußerten Frage- und Problemstellungen in den jüdischen Diskurs um Geschichtsschreibung ein und arbeitet darüber die Begründungslinien und Kernmerkmale des pädagogischen Konzepts der israelischen Gedenkstätte Yad Vashem heraus, das unter anderem hinsichtlich der Frage nach dem Einbezug multipler Perspektiven als aufschlussreich nicht nur im Rahmen der Fortbildung, sondern für alle Phasen der Lehrer*innen-Bildung gelten kann.

      Dies vertieft die Pädagogin im Anschluss im Interview mit Christina Hansen. Die einleitend skizzierte Frage nach den Möglichkeiten aus Geschichte zu lernen, ohne diese umzudeuten und zu relativieren wird aufgegriffen und aus jüdischer Perspektive diskutiert. Darüber hinaus äußert Mkayton sich dazu, inwiefern das Einnehmen einer reflektierten professionellen Haltung durch Lehrkräfte dem Unterrichtsgegenstand gegenüber sich auf deren Vermittlungsarbeit auswirken kann und schlägt darüber die Brücke zum Beitrag der Bildungswissenschaftlerin Prof. Dr. Christina Hansen. Ausgehend von einem Überblick zum Status quo der Verankerung des Themenfelds „Holocaust Education“ an deutschen Hochschulen respektive in der universitären Lehrer*innen-Bildung stellt sie Ergebnisse einer qualitativen Studie zu den „professional beliefs“ von Lehramtsstudierenden zum Themenkomplex vor und zeigt auf, inwiefern didaktische Kenntnisse und das Verfügen über entsprechendes Material nicht ausreichen, sollen die erwähnten Herausforderungen im Rahmen einer zukunftsfähigen und multiperspektivischen Auseinandersetzung mit Geschichte berücksichtigt werden.

      An den entsprechenden Bruch- und Leerstellen universitärer Lehrer*innen-Bildung in diesem Zusammenhang setzt ein bilaterales, phasenübergreifendes Lehrformat der Universität Passau an, das im Folgenden von der Erziehungswissenschaftlerin Dr. Kathrin Eveline Plank vorgestellt wird.

      Welche Bedeutung den Erfahrungen und den professionell begleiteten Lernprozessen an einem authentischen Lernort zukommen, greift die Historikerin Mag. Irene Zauner-Leitner, stellvertretende Leiterin des Lern- und Gedenkorts Schloss Hartheim, auf, um sie am Beispiel des pädagogischen Konzepts dieser Gedenkstätte zu bearbeiten. Dabei wird deutlich die mehrfach aufgeworfene Frage nach der gegenwärtigen Relevanz historischen Lernens aufgegriffen und es werden konzeptuelle und bauliche Merkmale der Lern- und Gedenkstätte in diesem Zusammenhang begründet. Zugleich wird mit der „Pädagogik menschlicher Handlungsmöglichkeiten“15 ein pädagogischer Standpunkt eingenommen und beschrieben, den Noa Mkayton in ihrem Beitrag bereits andeutet.

      Ein Standpunkt, der auch das Fortbildungskonzept „Lehren und Lernen an Gedenkorten“ auszeichnet, das insbesondere Lehrkräfte, Pädagog*innen und Pflegepersonal adressiert und abschließend von den Pflegewissenschaftler*innen Prof. Dr. Michael Bossle und Angelika Stadler vorgestellt wird.

      Gleichzeitig abschließend und eröffnend soll nun David Grossmann zu Wort kommen, um sowohl den Topos der Differenz an Perspektiven in diesem Zusammenhang als auch die Frage nach einer gegenwärtigen Relevanz erneut aufzugreifen:

      „Eine kleine sprachliche Sache fällt mir immer wieder auf, wenn ich Europa besuche, insbesondere die deutschsprachigen Länder. Wenn die Leute mit mir reden sprechen sie oft davon „was damals passierte“. „Damals“, das bedeutet, dass früher, in der Vergangenheit, Dinge geschehen sind, die heute nicht mehr geschehen; es ist alles vorbei. Aber im Hebräischen, oder im Jiddischen (eigentlich in jeder Sprache, wenn Juden über den Holocaust sprechen) sagen die Leute nie „damals“. Sie sagen „dort“. „Dort" bedeutet, dass in diesem „dort“ – nicht nur in Deutschland, sondern im Menschsein überhaupt – die Dinge immer noch existieren. Oder passieren. Und auf alle Fälle ist es nicht vorbei. Ganz bestimmt nicht für uns.“16

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