Название | Seekadett Jack Freimut |
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Автор произведения | Фредерик Марриет |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9788711447666 |
Dies war jedoch nicht nur der erste Tag, an dem Jack im Dienste erschien, sondern zugleich der erste, an welchem er die Kadettenkajütte betrat und mit seinen Kameraden bekannt gemacht wurde.
Wir haben bereits Herrn Jolliffe, den Steuermanusgehilfen, genannt, müssen aber denselben noch näher vorfuhren.
Jolliffe hatte sehr durch die Pocken gelitten, infolge deren seine Gesichtszüge zusammengeschrumpft waren; sein Antlitz war dadurch schrecklich entstellt. Er war ein langer, hagerer Mann, der selten lächelte, und wenn er’s that, wurde sein Gesicht dadurch noch mehr verzerrt. Entbehrungen, Betrachtungen über seine niedere Abkunft und Spötteleien über sein Äusseres hatten ihm viele Leiden bereitet. Still und zurückhaltend, sprach er selten in der Kajütte, ausser wenn es sein Amt als Proviantmeister erforderte. Gleichzeitig erkannte übrigens jedermann sein in allen Richtungen vorwurfsfreies Benehmen, seinen Gerechtigkeitssinn, seine Nachsicht und sein richtiges Gefühl an. Sein Leben glich in der That einer Pilgerfahrt, und er legte dieselbe in christlicher Liebe, in christlichem Eifer zurück.
Wo viele Leute beisammen sind, wird man leicht einem Raufbold begegnen, und auch in der Regel einem, der mehr oder weniger der Gehänselte ist. Man wird das selbst bei rein zufälligen Zusammenkünften, wie bei einem Mittagsessen, kennen lernen.
Noch ehe das Tischtuch abgenommen ist, wird sich der Raufbold durch sein befehlshaberisches Wesen bemerklich gemacht und bereits einen ausersehen haben, mit dem er am besten umspringen zu können glaubt. In einer Kadettenkajütte ist dieser Umstand beinahe sprichwörtlich geworden, obgleich er vielleicht jetzt nicht mehr von jenem widerwärtigen Despotismus begleitet sein mag, der damals, als unser Held in den Dienst trat, geübt wurde.
Der Raufbold in der Kadettenkajütte von Seiner Majestät Korvette „Harpy“ war ein junger Mann von siebzehn Jahren mit hellblondem Lockenhaare und blühendem Aussehen, der Sohn eines Schreibers im Dock zu Plymouth, mit Namen Vigors.
Der Gehänselte war ein Bursche von fünfzehn Jahren mit einem puddingförmigen, tatarenartigen Gesichte, dessen geistige Fähigkeiten bei einiger Pflege, wenn auch nicht ausgezeichnet, doch jedenfalls annehmbar geworden wären, hätte er nicht durch die beständigen Neckereien alles Selbstvertrauen verloren. Er lernte langsam, behielt aber, was er einmal erlernt, unauslöschlich im Kopfe. Dieser Bursche also, dessen Vater ein wohlhabender Grundbesitzer zu Lynn in Norfolk war, hiess Gosset. Um diese Zeit befanden sich nun noch drei weitere Kadetten auf dem Schiffe. Diese jungen Leute waren O’Connor, Mills und Gascoigne.
Nachdem Jack in der Kajütte gespeist hatte, folgte er seinen Tischgenossen Jolliffe und Gascoigne in die Kadettenkammer hinab.
„Ich sag’ Ihnen, Freimut“, fing Gascoigne an, „Sie sind ein verteufelt freier Kamerad, dass Sie dem Kapitän sagten, Sie hielten sich für einen so bedeutenden Mann, als er ist.“
„Ich bitte um Verzeihung“, erwiderte Jack, „ich behauptete dies nicht vom persönlichen, sondern vom allgemeinen Standpunkte aus, nach den Grundsätzen der Menschenrechte.“
„Nun ja“, entgegnete Gascoigne, „das ist das erste Mal, dass ich von einem Kadetten eine solch kühne Sprache hörte; nehmen Sie sich nur mit Ihren Menschenrechten in acht, dass Sie nicht an den Unrechten kommen — an Bord eines Kriegsschiffes thut das Punktbeleuchten nicht gut. Der Kapitän nahm es erstaunlich leicht auf — aber Sie werden besser daran thun, den Gegenstand nicht gar zu oft zur Sprache zu bringen.“
„Gascoigne gibt Ihnen da sehr guten Rat, Mr. Freimut“, bemerkte Jolliffe; „angenommen auch, Ihre Ideen wären richtig, was sie mir jedoch keineswegs zu sein scheinen, da sie jedenfalls unausführbar sind, so gibt es doch so ’n Ding, das man Klugheit heisst; und wie vielfach und bequem diese Frage am Lande erörtert werden mag, so ist dies doch in Seiner Majestät Dienst nicht bloss an und für sich gefährlich, sondern wird Ihnen auch selbst grossen Nachteil bringen.“
„Der Mensch ist ein freies Wesen“, antwortete Jack.
„Ich will mich erschiessen lassen, wenn er das ist“, entgegnete Gascoigne lachend, „und das werden Sie auch bald finden.“
„Und doch hat mich gerade nur die Erwartung, Gleichheit hier zu finden, bestimmt, zur See zu gehen.“
„Am ersten April vermutlich“, war Gascoignes Antwort. „Oder reden Sie wirklich im Ernste?“
Hierauf liess sich Jack in eine lange Betrachtung ein, welcher Jolliffe und Gascoigne ohne irgend eine Unterbrechung, Mesty aber mit Bewunderung zuhörte — am Schlusse lachte Gascoigne herzlich, Jolliffe aber seufzte.
„Von wem haben Sie all dies gelernt?“ fragte Jolliffe.
„Von meinem Vater, der ein grosser Philosoph ist und stets diese Ansichten verteidigte.“
„Und wünschte Ihr Vater, dass Sie zur See gehen möchten?“
„Nein, er war dagegen“, antwortete Jack.
„Als Freund bitte ich Sie, Mr. Freimut“, erwiderte Jolliffe, „Ihre Ansichten so viel als möglich, für sich zu behalten; ich werde schon Gelegenheit finden, mit Ihnen darüber zu sprechen, und Ihnen meine, Gründe dann auseinander setzen.“
Kaum war Herr Jolliffe mit seinen Worten zu Ende, als Vigors und O’Connor, welche die Nachricht von Jacks Ketzerei vernommen hatten, herunterkamen.
Jack, der die Höflichkeit selbst war, stand auf und verbeugte sich; die Eintretenden aber setzten sich nieder, ohne den Gruss zu erwidern. Vigors glaubte nach allem, was er von Jack gehört und gesehen hatte, einen vor sich zu haben, mit dem er sein Spiel treiben könne, und begann nun ohne Umstände.
„So, mein Bursche, Sie sind an Bord gekommen, um mit Ihrer Gleichheit eine Meuterei anzustiften? In des Kapitäns Kajütte kamen Sie schussfrei weg, aber so gut wird es Ihnen in der Kadettenkajütte nicht gehen. Einige müssen niedergeknüppelt werden, und von denen sind Sie einer.“
„Wenn Sie glauben, Sir“, entgegnete Jack, „dass ich mich niederknüppeln lasse, so kann ich Ihnen versichern, dass Sie im Irrtum sind. Nach demselben Grundsatze, wonach ich nie den Tyrannen derer spielen würde, welche schwächer sind als ich, werde ich jede Unterdrückung, wo sie versucht würde, züchtigen.“
„Na, mein Junge, da werden wir bald Ihr Metall auf die Probe stellen.“
„Soll ich daraus den Schluss ziehen, dass ich wich nicht im Zustande der Gleichheit mit meinen Tischgenossen befinde?“ fragte Jack, Herrn Jolliffe anblickend. Dieser gab keine Antwort, dagegen fiel Vigors ein:
„Allerdings, Sie sind im Zustande der Gleichheit, insofern nämlich, dass Sie das gleiche Recht auf die Schlafstätte haben, wenn Sie nicht hinausgeworfen werden wegen Ihrer Unverschämtheit gegen Ihre Herren. Sie haben ferner einen gleichen Anteil an allem, was für den Tisch erforderlich ist, zu bezahlen und ein gleiches Recht, Ihre Portion davon zu bekommen, wenn Sie sie nämlich kriegen können; auch haben Sie ein gleiches Recht mitzusprechen, vorausgesetzt, dass man Sie nicht das Maul halten heisst. Kurz und gut, Sie haben ein gleiches Recht, wie jeder andere, zu thun, was Sie können, vorausgesetzt, dass Sie können, denn hier muss der Schwächste in ein Mauseloch schlüpfen, und das ist unsere Gleichheit. Verstehen Sie nun das alles, oder brauchen Sie eine angewandte Beleuchtung?“
„Ich muss hieraus schliessen, dass die Gleichheit hier ebenso sehr vernichtet ist, als nur irgend unter den Wilden, wo der Starke den Schwachen unterjocht und die Keule das einzige Gesetz spricht.“
„Da sind Sie, glaube ich, auf einmal recht daran.“
Die Mannschaft wurde durch den Ruf „Segel gekürzt“ auf das Deck beschieden und somit dem Streite für den Augenblick ein Ende gesetzt.
Da unser Held keinen Befehl erhalten hatte, Dienst zu thun, so blieb er mit Mesty unten.
Sobald die Wache aufgerufen war, kamen Vigors, O’Connor, Gosset und Gascoigne wieder herab. Vigors, der mit Ausnahme Jolliffes der stärkste war, hatte hierdurch nach und nach eine anerkannte Herrschaft erlangt, sich auf dem Verdeck über die Frechheit Freimuts geäussert und die Absicht ausgesprochen, ihn zur