Название | Herzversagen - Ein Schweden-Krimi |
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Автор произведения | Jonas Moström |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9788726344011 |
»Sie werden verstehen, dass ich viele Ihrer Fragen im Augenblick nicht beantworten kann«, sagte Jensen abschließend. »Aber vielleicht verfügen Sie selbst ja über einige der Antworten?«
Er sah von einer Schwester zur anderen. Sie saßen still da und dachten nach. Das einzige Geräusch, das man hörte, war die Lüftung, die an einem unbestimmbaren Platz im Zimmer surrte. Jensen wandte sich mit der nächsten Frage an Maria.
»Abgesehen von den Problemen mit der Galle sind Sie also völlig gesund?«
»Ja. Außerdem habe ich die sehr selten, nur wenn ich etwas Falsches gegessen habe.«
»Und Sie haben in letzter Zeit keine Medikamente genommen?«
Sie schüttelte den Kopf. Die roten Locken tanzten um ihre Ohren.
»Maria ist einer der gesündesten Menschen, die ich kenne«, warf ihre Schwester Berit ein und rückte ihre runde Brille zurecht. »Sie ist fast nie krank.«
»Hatten Sie in den letzten Wochen eine Erkältung oder irgendeine andere Infektion?«
»Nein, gar nichts.«
Jensen schrieb eine Null auf seinen Notizblock.
»Wie fühlten Sie sich gestern Abend, bevor Sie ins Bett gingen?«
»Gut. Sehr gut. Wir haben Surströmming gegessen, gegorenen Hering, und Karten gespielt. Ungefähr gegen halb zwölf sind wir ins Bett gegangen, und ich bin sofort eingeschlafen. Dann erinnere ich mich an nichts mehr, bis ich hier im Krankenhaus aufgewacht bin.«
»Haben Sie Alkohol getrunken?«
Die Schwestern wechselten schnell einen Blick. Berit nickte ernst.
»Jede einen Schnaps und ein Bier«, sagte Maria und sah ihn besorgt an. »Glauben Sie, dass das der Grund . . .«
»Nein, auf keinen Fall«, sagte Jensen beruhigend. »Gab es sonst noch etwas, das seltsam oder anders war?«
In Marias Augen tanzten wieder kleine Flammen.
»Nichts.«
Jensen war ein bisschen enttäuscht. Er hatte gehofft, irgendeinen Anhaltspunkt zu finden, etwas, das zumindest ein bisschen Licht auf diesen unerwarteten Herzstillstand werfen konnte. Er wandte sich an Berit, die gerade ihre Brille putzte.
»Können Sie erzählen, was passiert ist?«
Berit schob die Brille zur Stirn hoch und atmete tief ein.
»Wie gesagt, ich bin gegen drei Uhr aufgewacht und auf die Toilette gegangen. Mir war ein wenig übel, so dass ich bestimmt zwanzig Minuten da saß. Wir hatten ja Surströmming gegessen, wie Sie wissen . . .«
Jensen nickte.
»Als ich ins Schlafzimmer zurückkam, fühlte sich irgendwas komisch an. Ich weiß nicht, was. Dann habe ich auf Maria gesehen, die im Bett neben meinem lag. Sie sah blass aus und die Stirn war ganz kalt. Ich habe dann die Lampe angeschaltet und bemerkt, dass sie nicht atmete.«
Berit legte eine Hand auf die Brust und machte die Augen weit auf.
»Ich habe Panik bekommen, habe nach ihrem Puls gefühlt, zehn Sekunden lang kein Schlag.«
»Wo haben Sie den Puls gefühlt?«
»Am Handgelenk«, sagte Berit und zeigte mit dem Finger die Stelle. »Dann habe ich 112 gewählt und mit der Herzmassage begonnen.«
Jensen sah, wie ihr Tränen in die Augen stiegen. Er legte seine Hand auf ihre Schulter.
»Das war sehr geistesgegenwärtig und sehr gut von Ihnen. Sie haben ihr wahrscheinlich das Leben gerettet.«
Auch Maria bekam jetzt feuchte Augen. Die beiden Schwestern umarmten einander schnell. Jensen blickte auf das Gekritzel in seinem Notizblock. Er sah ein, dass er des Rätsels Lösung dort wohl kaum finden würde. Die ganze Situation hatte etwas Absurdes. Aber Maria Backlund lebte, und das war die Hauptsache. Und vielleicht sollte er nicht mehr in diesem Fall herumwühlen, ihn auf sich beruhen lassen. Er beendete das Gespräch und verabschiedete sich von den beiden Schwestern.
Im Kaffeeraum war der größte Andrang vorüber. Jensen goss sich eine Tasse Kaffee ein, ließ sich auf ein Sofa fallen und sah sich die Morgennachrichten an. Während die Bilder auf dem Bildschirm vorbeiflimmerten, ging er diesen seltsamen Fall noch einmal durch. Es gab da etwas, aus dem er nicht schlau wurde. Konnte er wirklich alles beiseitelegen und weitermachen?
Er wurde immer unruhiger. Das Gespräch mit dem Bezirksarzt im Kaffeeraum kam ihm wieder ins Gedächtnis. Was hatte er eigentlich genau erzählt?
Plötzlich wusste Jensen, was er zu tun hatte. Er stand auf und ging ins nächste Arztzimmer. In einem ziemlich abgenutzten Ärzteverzeichnis fand er die Nummer von Doktor Nyström in Bergsåker und wählte. Eine muntere Männerstimme antwortete. Jensen stellte sich vor und erzählte kurz von Maria Backlund. Dann fragte er Nyström, ob er die Gerüchte kenne, die Jensen im Personalraum gehört hatte.
»Ja, das stimmt«, bestätigte Nyström. »Die Nachtdienste der letzten Monate waren wirklich schrecklich. Wenn das so weitergeht, dann höre ich mit Extradiensten auf. Ich habe keine Nacht mehr als drei Stunden schlafen können.«
»Lag das daran, dass Sie zu ungewöhnlich vielen Todesfällen gerufen wurden?«
»Nicht nur. Es gab auch ein paar Krankenhauseinweisungen. Aber es gab deutlich mehr Todesfälle zu Hause als üblich. Zum Glück nur im Zentrum, so dass ich keine weiten Wege hatte.«
Jensen schwieg ein paar Sekunden und dachte darüber nach, was Nyström gesagt hatte.
»Was meinen Sie mit Zentrum?«
»Das Stadtzentrum. Es ist schon seltsam, aber bis auf einen Fall waren alle in der Altstadt. Es müssen insgesamt wohl sechs solcher Todesfälle während der letzten vier Dienste gewesen sein.«
»Wie alt waren die Leute?«
»Unterschiedlich. Die meisten natürlich schon älter, aber zwei gerade mal fünfzig.«
»Was waren die Todesursachen?«
»Plötzlicher Herztod in den drei Fällen, die obduziert wurden. Die anderen waren so alt und krank, dass ich von einer Obduktion abgesehen habe . . .«
Ein paar Sekunden lang war die Leitung still, bis Nyström fortfuhr.
»Es ist schon ein merkwürdiger Zufall. Sicher, die Patienten, die an plötzlichem Herztod gestorben sind, hatten laut Obduktionsbericht alle Arteriosklerose, und doch . . . Im Großen und Ganzen waren sie alle gesund, bevor sie starben.«
Jensen blätterte seinen Block um und machte sich weiter Notizen.
»Fällt Ihnen sonst noch etwas dazu ein?«, fragte er.
Nyström überlegte einen Moment lang.
»Eigentlich nicht. Das Anstrengende ist, sich um die Angehörigen zu kümmern. Wenn jemand relativ Junges stirbt, dann sind die Reaktionen oft heftig. Das ist manchmal wirklich ziemlich hart.«
Jensen bedankte sich und legte auf. Er blieb reglos auf dem Stuhl sitzen und starrte aus dem Fenster. In seinem Kopf drehte sich alles, und er war zu müde, um seine halbgaren Gedanken zu ordnen. Sein Kittel wurde ihm langsam zu warm und zu eng. Er würde jetzt zum Umkleideraum gehen und sich umziehen. Danach würde er nach Hause fahren und duschen.
Falls er es noch schaffte, gäbe es dann ein schnelles Mittagessen.
Wenn nicht, würde es direkt ins Bett gehen.
Kapitel neun
Der Mann saß am leeren Küchentisch und sah auf seine Hände.
Die langen, schmalen Finger lagen ordentlich ineinander verschränkt da. Er war immer geschickt mit den Händen