Nomade. Youssouf Amine Elalamy

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Название Nomade
Автор произведения Youssouf Amine Elalamy
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9788711448915



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Um nicht zu sterben, deshalb. Wer könnte das verstehen, der nicht schon einmal sein Leben, sein ganzes Leben über einen schwachen Lichtstrahl gehalten hat? Weil man die Augen wohl kaum je öffnen würde, wenn man sich nicht vergewissern wollte, dass man noch lebte. Man würde sich kaum die Mühe machen, am nächsten Morgen überhaupt noch aufzuwachen, noch an all den folgenden Morgen. Jeden Tag schlägt man die Augen auf und sieht sich um, um nicht dem Tod ins Auge zu blicken. Deshalb.

      Liasmin hatte das Licht auf Augenhöhe und musste sich weder bücken noch aufrichten, um ihren Blick hindurch gleiten zu lassen. Sie presste ihr Auge an den Fensterritz, und das Leben erschien, pulsierte in der Finsternis. Das Auge, sich selbst überlassen und arg beengt, begann am Holz zu nagen, so gut es eben ging, und bekam doch nur das faserige, lückenhafte, zerschlitzte Bild eines zersägten Mannes zu fassen, der exakt in diese schmale Bresche passte und nur noch ein hauchdünner Faden aus Haut und Haaren, Fleisch und Blut war. Es war, als hätte sich eine Armee von Nagetieren mit äußerster Gewissenhaftigkeit von beiden Seiten zugleich über das Bild hergemacht, bevor es bei ihr ankam, und am Ende nur noch eine feine, an einem hauchdünnen Faden aufgehängte Lamelle übriggelassen.

      Denn was Liasmin jetzt sah, das war

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      ß.

      Behutsam ließ Liasmin ihr Auge bald zur einen, bald zur anderen Seite gleiten und versuchte jedes Mal, eine neue Ansicht zu erhaschen. Später würde sie die Ausschnitte zusammenstückeln und zusammenflicken können und endlich sehen, was ihr Auge, zwischen zwei Holzlatten gefangen, nicht hatte sehen können. So war das schon immer gewesen. Wenn andere die Augen aufschlugen, sahen sie die Welt, einfach so, ein Blick genügte. Liasmin dagegen nicht.

      Denn zu jener Zeit wuchsen überall dort, wo sich Frauen befanden, Mütter oder Töchter von Männern, Mauern in die Höhe. Und überall dort, wo Liasmin sich befand, hatte man Schleier und Vorhänge an Fenstern und Türen angebracht, Klappläden und schmiedeeisernes Gitterwerk oder holzgeschnitzte Muscharabiehen. Man hatte, mit anderen Worten, ihre Augenlider mit Lidern versehen und ihr Sichtfeld begrenzt. Von der Welt besaß sie nur noch eine Teilansicht, die aus zerbrochenen Linien, versteckten, verschleierten, verschlissenen, zerrissenen, jedoch niemals vollständigen Bildern bestand.

      Das heißt, Männer, fremde Männer gar, hier in diesem Haus, hatte diese Frau bisher niemals gesehen. Trotzdem sah sie überall welche, überall Männer, in diesem Haus. Sie sah sie in den Falten der Bettdecke schlafen, ihre Gesichter zeichneten sich im weichen Körper des Kopfkissens ab, ihre Augen hatten alle Farben der bunten Stickblumen angenommen, ihre Beine ruhten in den schweren Faltenwürfen der Vorhänge, ihre Lippen bewegten sich im Ausschnitt der Stoffgardinen, die der Wind erzittern ließ. Manchmal hob sie den Kopf und sah sie mit den Wolken im blauen Bassin des Himmels treiben.

      Da draußen, zwischen zwei Fensterhölzern, war irgendwo ein Mann. Doch drinnen im Raum war niemand mehr. Die Dunkelheit hatte alles verschluckt. Selbst Liasmin war am Ende verschwunden. Nur ein Auge war noch da, unterwegs auf schmaler Spur.

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