Название | Paul Janes und die Fliege am Torpfosten |
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Автор произведения | Michael Bolten |
Жанр | Сделай Сам |
Серия | |
Издательство | Сделай Сам |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783895338618 |
MICHAEL BOLTEN
PAUL JANES
UND DIE FLIEGE
AM TORPFOSTEN
EINE DEUTSCHE FUSSBALLER-BIOGRAFIE
VERLAG DIE WERKSTATT
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Copyright © 2012 Verlag Die Werkstatt GmbH
Lotzestraße 22a, D-37083 Göttingen
Alle Rechte vorbehalten.
Satz und Gestaltung: Verlag Die Werkstatt
Druck und Bindung: Westermann Druck Zwickau
ISBN 978-3-89533-861-8
INHALT
Kindheit und Jugend in Küppersteg
Meisterschaft und WM-Teilnahme
Ein Fußballer zwischen Sport und Politik
Militärischer Einsatz in Brunsbüttel
Die letzten Jahre als Privatier
ANHANG
Paul Janes – Sein Leben in Zahlen
„Wat man werden kann?
Werden kann man nischt.
Athlet kannste werden!“
(Berliner „Bollejunge“ zu Beginn der 1930er Jahre)
Paul Janes im Repräsentativtrikot der Fortuna, Ende der 1930er Jahre.
PROLOG
SEIN SCHÖNSTES SPIEL
Im April des Jahre 1942 reiste der Fußballnationalspieler und Befehlsübermittler bei der Marineflakabteilung 212, Paul Janes, von seinem Standort Wilhelmshaven ins schwäbische Ludwigsburg. Er sollte sich gemeinsam mit seinen Nationalmannschaftskameraden auf das Länderspiel am 3. Mai 1942 in Budapest vorbereiten. Trainer Sepp Herberger hatte es geschafft, seine Spieler zu einem zweiwöchigen Vorbereitungslehrgang einzuladen und sie für diese Zeit von ihren militärischen Pflichten zu entbinden. Edmund Conen, Stürmer bei den Stuttgarter Kickers, blieb der Aufenthalt in Ludwigsburg in sehr guter Erinnerung. Er lobte die hervorragende Unterbringung und gute Verpflegung. Nach 14-tägigem harten Training fühlten sich die deutschen Spieler in großer Form. Dermaßen gestärkt ging es über Stuttgart mit dem Schnellzug nach Budapest.1 Beinahe zeitgleich, am 26. April 1942, wurden vom Stuttgarter Nordbahnhof rund 280 württembergische und badische Juden zunächst in das Durchgangsghetto Izbica und anschließend in die Vernichtungslager Belzec und Lublin-Majdanek deportiert.2
Im Deutschen Reich stellte man sich die Frage, ob es nach acht sieglosen Spielen endlich zu einem ersten Erfolg auf ungarischem Boden kommen könnte. Die in zwei Vorbereitungsspielen gezeigten Leistungen waren vielversprechend. Auf die deutsche Auswahl wartete eine starke und gut vorbereitete ungarische Mannschaft, die eine Mischung aus erfahrenen und jungen Spielern bildete. Außerdem wollten die Ungarn Revanche nehmen für die vor gut einem Jahr erlittene 0:7-Pleite in Köln.
Das ausverkaufte Ferencváros-Stadion in Budapest war mit Fahnen festlich geschmückt. Ein Musikkorps spielte vor Spielbeginn „Lili Marleen“. Beim Abspielen der Hymnen hoben die deutschen Spieler den rechten Arm zum „Deutschen Gruß“. Kapitän Janes verlor die Platzwahl gegen den Ungarn Bíró. Das Spiel begann vor den über 40.000 Zuschauern für die deutsche Elf wenig verheißungsvoll. Gleich zu Beginn unterlief dem rechten Verteidiger Paul Janes in seinem 65. Länderspiel ein schwerer Fehler, doch Torhüter Helmut Jahn konnte rettend eingreifen und ein frühes Gegentor verhindern. Überhaupt kam Janes zu Beginn der Begegnung gegen den ungarischen Linksaußen Gyetvai nicht zurecht und musste seinen Gegner mehrfach an sich vorbeiziehen lassen. Die Ungarn bestürmten das deutsche Tor, doch den ersten Treffer erzielte in der 15. Minute Fritz Walter für Deutschland. Dies konnte die Ungarn in ihrem Vorwärtsgang allerdings nicht beirren. Nagymarosi per Elfmeter, Hans Rohde hatte den Ball zuvor mit der Hand berührt, Zsengellér und Tihanyi sorgten vor der Pause für eine verdiente 3:1-Führung. Der „Kicker“ sprach in seinem Spielbericht von einem Feuerwerk, das die Ungarn den begeisterten Zuschauern präsentierten.
Trotz des fast aussichtslos erscheinenden Rückstands begannen die deutschen Fußballer die zweite Halbzeit mit stürmischen Angriffen. Sie wollten das Unmögliche möglich machen und den Sieg holen. 13 Minuten nach dem Seitenwechsel wurde Conen von einem Ungarn kurz vor dem Strafraum gefoult, und der italienische Schiedsrichter Barlassina entschied auf Freistoß für Deutschland: „Die Ungarn bilden eine dichte Mauer. Nur mühsam kann sie Barlassina zurückdrängen, damit sie den notwendigen Abstand hat. Janes steht entschlossen und gelassen wie immer zum Einsatz bereit. Er sieht tatsächlich wieder die wenigen Zentimeter, die ihm für seinen Schuss offen bleiben. Mit verblüffender Präzision durch diese winzige Lücke neben der ungarischen Mauer schlägt sein scharfer satter Schuss in der äußersten Ecke des ungarischen Tores ein. Janes ist wieder ein Meisterschuss geglückt“, lobte der „Kicker“ den Torschützen. Der Anschlusstreffer zum 2:3 war der Wendepunkt des Spiels. Die deutsche Mannschaft wurde zunehmend stärker und drückte die Ungarn immer weiter zurück.