Название | Deutsche Geschichte |
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Автор произведения | Ricarda Huch |
Жанр | Документальная литература |
Серия | Sachbücher bei Null Papier |
Издательство | Документальная литература |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783962817725 |
Weithin leuchtend wie die Mittagshöhe des Reichs und der Staufer war ihr Untergang. Heinrich, Friedrichs Erstgeborener, wurde von seinem Vater zum römischen König und Regenten von Deutschland bestimmt, eine Belastung, für die er nicht nur zu jung, sondern auch, wie es scheint, zu leichtherzig, zu wenig klug und zu wenig charaktervoll war. Er erzürnte seinen Vater dadurch, dass er sich von der ungeliebten Margarete von Österreich scheiden wollte, um Agnes von Böhmen zu heiraten, und er verdarb es mit den Fürsten, weil er die Städte begünstigte. Friedrich verfuhr gegen ihn mit mehr als Härte, mit einer Grausamkeit, die den Sohn zum Äußersten trieb; er knebelte ihn so mit Vorschriften und Bedingungen, dass er den Königsnamen fast zum Hohne trug. Als der Ratlose sich mit den lombardischen Städten verbündete, bat Friedrich selbst den Papst, seinen Sohn zu exkommunizieren. Er lag erst in Heidelberg gefangen und wurde dann nach Apulien gebracht. Die Gelegenheit wahrnehmend, als er aus einem Kerker in einen anderen geführt werden sollte, riss er sich unterwegs von seinen Begleitern los und stürzte sich mit seinem Pferd in den Abgrund. Er war noch nicht dreißig Jahre alt. Friedrich ließ ihn in ein mit Gold und Silber gesticktes Gewand kleiden, worin Adlerfittiche eingewebt waren, und in einem marmornen Sarkophage in der Kirche von Cosenza beisetzen.
Enzio, der Sohn einer adligen Deutschen, der, wie man sagte, dem Vater am meisten ähnlich sah, soll versucht haben, in einem Fasse verborgen der bolognesischen Gefangenschaft zu entfliehen, aber durch eine seiner goldenen Locken verraten worden sein. Lange erheiterten ihm Liebe und Freundschaft und die eigene Liebenswürdigkeit die Öde der Gefangenschaft; aber im Lauf der Jahre verstummten sein Gesang und seine Gedichte. Er starb im Jahre 1272, überlebte also Konradins Tod um vier Jahre. Friedrichs Tochter Margarete, die den Wettiner Albrecht von Meißen geheiratet hatte, musste einer Geliebten ihres Mannes weichen und starb bald darauf in einem Kloster in Frankfurt am Main. Die Sage erzählt, sie habe, als sie bei Nacht flüchtend ihre Kinder habe verlassen müssen, ihren kleinen Sohn Friedrich vor Schmerz in die Wange gebissen. Er trug später den Beinamen »mit der gebissenen Wange« oder der Freidige. Er betrachtete sich als den Erben Siziliens, ohne den Anspruch jemals verfechten zu können. In der Art, wie er inmitten der größten Widerwärtigkeiten immer heiter blieb, sogar zu scherzen liebte, zeigte er die Eigenart der staufischen Ahnen. Sein Sohn, Friedrich der Lahme, ein lieblicher Jüngling, wurde in der Nähe von Leipzig ermordet. Beatrix, die junge Tochter des ermordeten Königs Philipp, starb, war es Zufall oder dunkler Zusammenhang, kurz nachdem sie die Frau Ottos, des Nachfolgers ihres Vaters geworden war. Mit Geierblicken spähte das Geschick nach jedem gezeichneten blonden Haupte, wo immer es sich verbarg.
Wenn das Gerücht umging, Konrad, der Sohn der Kaiserin Isabella, sei von seinem Halbbruder Manfred vergiftet, und wiederum, Konrad habe Heinrich, den Sohn der Konstanze von Aragon, Friedrichs erster Frau, umbringen lassen, so sieht man, dass seit Heinrich VI. ein düsterer, fast diabolischer Zug sich in das Antlitz der Dynastie eingegraben hatte. Im Gedächtnis der Deutschen erhielt sich davon nichts. Sie verehrten in ihnen die Imperatoren, die den hohen Gedanken des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation glorreich verkörperten. Ihr Dasein empfindet man zwischen den Trümmern des Palastes von Gelnhausen, wenn man unter den gebrochenen Bogen des festlichen Saales über die wuchernden Gebüsche der Weiden und Schwarzpappeln hinweg zur Marienkirche hinübersieht, wenn man auf den gestürzten Kapitellen die edlen Linien der staufischen Adler erkennt, wenn man in den Gassen der kleinen, ärmlichen Stadt den schneidenden Atem des Schicksals spürt. Oder man fühlt es beim Hohenstaufen, wo Graf Friedrich von Büren, nachdem er Schwiegersohn Heinrichs IV. geworden war, die Burg erbaute, nach der sich künftig seine Familie nannte. Von dieser Burg, wo die unglückliche Irene, des ermordeten Königs Philipp junge Witwe, nachdem sie ein Kind geboren hatte, mit diesem starb, ist nichts übriggeblieben; der Wind streicht über Gras und Steine. Aber diesen niedrigen Hügel, an dessen Fuße Schafe weiden, umzieht ein geisterhafter Saum, türmt die Erinnerung hoch zu einem heroischen Mal. Nichts hat sich verwirklicht, was die großen Träumer wollten, die von hier ausgingen; aber sie selbst wurden unsterblich an ihren vergeblichen Taten.
Kaufleute
Als König Hettel von Hegelingen die Kunde von der schönen Hilde vernahm, deren Vater, der König von Irland, alle, die um sie warben, töten ließ, bemächtigte sich seiner der Wunsch, die verbotene Frucht zu besitzen; und er versammelte seine Vasallen und Freunde, um mit ihnen zu beraten, auf welche Weise er sie gewinnen könne. Da schlug Herr Frute von Dänemark vor, sie wollten Schiffe mit Waren beladen