Название | Deutsche Geschichte |
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Автор произведения | Ricarda Huch |
Жанр | Документальная литература |
Серия | Sachbücher bei Null Papier |
Издательство | Документальная литература |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783962817725 |
Das Wort von der Liebe Gottes verhallte in den mörderischen Kämpfen wie ein menschlicher Hilferuf im Tosen von Meer und Sturm. Derjenige, der ihnen schließlich ein Ende machte, Heinrich der Löwe, ließ Gott und Christentum so ganz beiseite, dass die Geistlichen seinen Weg nicht ohne Missbilligung verfolgten. Heinrich der Löwe, 1129 wahrscheinlich in Ravensberg geboren, erlebte als Kind die Echtung seines Vaters, den Sturz seines Hauses und wurde durch solche Eindrücke besonders früh zur Teilnahme an den allgemeinen Angelegenheiten geführt. Mit zehn Jahren verlor er den Vater, mit zwölf Jahren die stolze, hochangesehene Großmutter, die alte Kaiserin Richenza, die ihn zum Vertreter der sächsischen Ansprüche und im Hass gegen die Staufer erzogen hatte. Mit achtzehn Jahren trat er mit seiner Forderung, in die bayrische Herzogswürde wieder eingesetzt zu werden, hervor, die sein Vetter, Friedrich I., sowie er konnte, befriedigte. Obwohl dunkel von Haar und Augen, war er mehr Sachse als Schwabe und mehr als das von dämonischem Geschlecht; unter seinem Griff und Schritt knisterte die Erde. Der Name des Löwen, den er sich gab, stand ihm wohl an: sein Wille war ihm statt Recht, was er erobern konnte, gehörte ihm. Der Jüngling ergriff die Regierung sofort wie ein Mann; soweit ihm seine Verpflichtungen gegen den Kaiser Zeit ließen, beschäftigte er sich mit der Stärkung seiner herzoglichen Macht und mit der Unterwerfung der Slawen. Vorurteile in Bezug auf Rasse oder Glauben hatte er nicht; wie er sich mit dem König von Dänemark verbündete, um die Slawen zu besiegen, suchte er die Freundschaft des Slawenfürsten Pribislaw und später von dessen Sohne Niklot, ohne sich andererseits dadurch gebunden zu fühlen, wenn es ihm nicht mehr nützlich schien. Dänemark die Hälfte der gemachten Eroberungen zu überlassen, wie abgemacht wurde, war wohl von Anfang an nicht seine Absicht. Auch einem treuen Freund und Mitstreiter gegenüber, wie Adolf von Schauenburg war, mäßigte er seine Herrschsucht nicht.
Den Schauenburgern, einem reichen und tapferen Geschlecht, von deren Stammburg in der Gegend von Minden noch Ruinen vorhanden sind, verlieh Konrad II. die Grafenwürde. Lothar belehnte als Herzog von Sachsen den Grafen Adolf I. mit der Grafschaft Holstein, die von den Holsten, Stormarn und Dithmarschen bewohnt war und an das slawische Nordalbingien grenzte. Ihm folgte sein Sohn Adolf II., der ursprünglich zum Geistlichen bestimmt gewesen war und infolge seiner Erziehung nicht nur eine gründlichere Bildung, sondern auch eine tiefere Auffassung seiner Pflichten hatte, als bei den weltlichen Fürsten üblich war. Er sprach geläufig lateinisch und verstand auch das Slawische. Er bemühte sich, die unterworfenen Slawen für das Christentum zu gewinnen und kultivierte das neugewonnene Land in großartiger Weise durch Ansiedlung von Friesen, Holländern und Westfalen, denen er es unter vorteilhaften Bedingungen überließ. Auf einer Insel zwischen den Flüssen Wackenitz und Trave, wo die Slawen in einem heiligen Hain die Götter verehrt hatten, gründete er die Stadt Lübeck, die die günstige Lage an der Ostsee schnell erblühen ließ. Da Heinrich durch sie seine binnenländische Stadt Bardewiek benachteiligt fand, verlangte er, dass Adolf ihm Lübeck abtrete, als sich Adolf weigerte, vernichtete er Lübecks Handel; das Ende war, dass Adolf um der Stadt und um des Friedens willen nachgab und sie dem Herzog schenkte. Graf Adolf, den der Chronist sowohl wegen seiner Herzensgüte wie wegen seiner Klugheit rühmt, fiel im Jahre 1164 in der großen Slawenschlacht bei Demmin, die über seinem Leichnam in einem vollständigen Siege endete. Wenn Heinrich der Löwe ihm, seinem väterlichen Freunde, an verständiger und menschlicher Gesinnung nachstand, so überragte er ihn an Willensgewalt und Macht der Persönlichkeit. Da er sich als König geboren fühlte, behandelte er alle, die sich weigerten, ihm untertan zu sein, als Rebellen. Unterwarfen sie sich, sorgte er für sie als König. Bei seinen Städtegründungen, Lübeck und Schwerin, verfuhr er mit außerordentlicher Weitherzigkeit; denn er behielt sich nur die hohe Gerichtsbarkeit vor, übrigens gestand er den Bürgern volle Selbstverwaltung zu, in der Meinung, so am sichersten das Gemeinwesen zur Blüte zu bringen. Entsprechend dem germanischen Begriff der Eigenkirche erhielten die Bürger das Recht der Pfarrerwahl für die Pfarrkirche. Es ist nicht unmöglich, dass Heinrich in seiner Städtepolitik durch seinen Schwiegervater Konrad von Zähringen beeinflusst war, der schon vor Jahrzehnten mit großer Liberalität die Stadt Freiburg gegründet hatte; aber vor allem leitete ihn der sichere politische Blick, sein natürliches Erbe. Den kühnen Geist der sächsischen Kaufleute, die mit ihren Handelsreisen ein wirtschaftliches Netz über das Meer nach England und Skandinavien und im Osten bis Russland spannten, erkannte er als dem seinigen verwandt, er verband sich mit ihm und machte ihn sich zunutze. Auch in der Beziehung zu den Slawen zeigte er großen Sinn. Kam es ihm mehr auf ihre Abgaben an als auf ihr Seelenheil, so wollte er sie auch nicht als Heiden vernichten, und an dem Kreuzzuge, der gegen sie unternommen wurde, beteiligte er sich nur ungern. Nationale Abneigung lag ihm fern, er überließ dem Slawenfürsten Pribislaw, der ihm treu blieb, einen Teil Mecklenburgs als Fürstentum. Pribislaw ist der Ahnherr der Dynastie, die bis 1918 in Mecklenburg regiert hat. Zwar wenn man liest, dass Graf Gunzelin von Schwerin, des Herzogs treuer Diener, jeden Slawen, der anderswo als auf der richtigen Straße angetroffen wurde, ohne sich ausweisen zu können, aufhängen ließ, so sieht man, dass der unwillkürlich verdrängende Druck, den die arbeits- und ordnungsgewöhnteren Deutschen auf die Slawen ausübten, durch gewalttätige Maßregeln verstärkt wurde. »Allenthalben sind die Slawen aufgerieben und vertrieben worden; vom Ozean ist starkes und unzähliges Volk gekommen, das der Slawen Land gewann.« So, mit wenigen Sätzen beschließt der Pfarrer Helmold zu Bösau am Plöner See, der Chronist dieser Kämpfe, die Geschichte vom Untergang der Slawen in Deutschland. »Die kläglichen Überreste der Slawen sahen sich infolge des Getreidemangels und der Verheerung ihrer Felder gezwungen, sippenweise zu den