Gesammelte Werke: Science-Fiction-Romane + Abenteuerromane + Erzählungen. Dominik Hans

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Название Gesammelte Werke: Science-Fiction-Romane + Abenteuerromane + Erzählungen
Автор произведения Dominik Hans
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9788075831552



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Lächeln.

      »Nein, Helen … Averil trat mutig an meine Seite. Er war bereit, das Vaterhaus zu verlassen, mit seinem Vater zu brechen. Er kündigte mir seine Abreise von London an. Da … da gab ich ihm sein Wort zurück.«

      »Du … Florence … du tatest das?«

      »Ich tat es … nach langem, schwerem Kampf.«

      »Warum, Florence? … Zweifeltest du doch an Averil … an seiner Treue?«

      Tief atmend lehnte sich Florence zurück und bedeckte mit der Hand ihre Augen.

      »Warum? … Weil ich ihn liebte … mehr liebte als mein Glück. Averils Entschluß war eine Tat, die mich beseligte … mich beglückte. Wer England und seine Institutionen kennt, weiß, was er meinetwegen aufgeben wollte. Sein Opfer war groß. So groß, daß ich es nicht annehmen durfte …

      Laß die Vergangenheit. Es ist nutzlos, davon zu sprechen. Weg mit den Erinnerungen an jene Tage und Nächte der Verzweiflung …«

      Sie erhob sich und ging ein paarmal mit starken Schritten durch das Gemach.

      »Deine Erzählungen von den wunderbaren Arbeiten in Asien reizen meine Neugier, Helen. Du sprachst davon, daß du vielleicht mit deinem Vater zur Einweihung des Balkaschsees dorthin zurückgehen würdest. Wäre dir meine Begleitung angenehm?«

      »Du fragst, Florence?! … Mit tausend Freuden begrüße ich deine Begleitung. Aber … es ist noch zweifelhaft, ob ich selbst gehe. Ich muß …«

      Ein Lächeln stand in ihrem Gesicht. »Ich muß erst noch eine Wette gegen Pa gewinnen.«

      »Eine Wette? … Und warum … worüber?«

      »Nicht jetzt fragen, Florence. Später werde ich dir den Scherz erzählen. Ich glaube bestimmt, die Wette zu gewinnen. Sonst würde deine Helen sehr traurig sein … Aber nicht der verlorenen Wette halber.«

      John Dewey, der reiche John Dewey saß in seinem Palast in Nob Hill zu Frisko in seinem Arbeitzimmer. Ihm gegenüber Melan Fang, einer der reichsten chinesischen Großkaufleute Friskos.

      Seit Jahren waren sie bekannt. In letzter Zeit schienen die lockeren Verbindungen enger geworden zu sein. Enorme Summen waren von Deweys Konten auf das chinesische Handelshaus überwiesen worden. Es verlautete, daß John Dewey, der die meisten Silbergruben des amerikanischen Kontinents in seiner Hand vereinigte, große Konzessionen im südlichen Altai erhalten habe. Man sprach auch davon, daß er sie zusammen mit der chinesischen Firma ausbeuten wolle.

      Zwischen den beiden Partnern lag ein mit vielen Zahlen bedecktes Papier.

      »Wenn Zahlen allein beweisen könnten, wäre ich überzeugt, Melan Fang …«

      Dewey lehnte sich in den Sessel zurück und sah seinen Gast prüfend an.

      »… In der Bilanz fehlen einige Imponderabilien, deren Bedeutung nicht zu unterschätzen ist!«

      Der Chinese schien solchen Einwand erwartet zu haben.

      »Sie meinen die überlegene Intelligenz der weißen Rasse, Mr. Dewey?«

      »Zweifellos!«

      »Der Gedanke, daß die weiße Rasse der gelben und schwarzen an Intelligenz weit überlegen sei, muß als erledigt angesehen werden. Die weiße Rasse teilt das Schicksal vieler anderer Rassen, die vor ihr waren und ihr Ende fanden. Sie ist an der gefährlichen Stelle der Zivilisation angekommen, die ein Volk nicht erreicht, ohne von unwiderstehlichem Drang erfaßt zu werden, sich in den Abgrund zu stürzen.

      Die ausgesuchteste Klugheit ist nicht imstande, den unwandelbaren Gesetzen des Geschehens entgegenzuwirken … Ist der Fall der weißen Rasse zu bedauern? Kaum … An ihren Leistungen gemessen. Wo waren die großen Kulturen der Vergangenheit? … Bei den Völkern des Orients!

      Im Bereich der praktischen Wissenschaften und der Technik mögen die kommenden Jahrhunderte noch von den Weißen zu lernen haben. Sonst hat … diese Rasse … kaum etwas geleistet … was den Leistungen des Orients auch nur verglichen werden könnte … Ein paar Menschenalter, und die Weltherrschaft der Weißen ist nur noch eine Episode der Weltgeschichte. Noch vor hundert Jahren betrachteten sie China als eine Riesenfarm, die zum Nutzen der weißen Welt ausgebeutet wurde. Und heute? China steht fest auf eigenen Füßen, gestützt durch chinesische Intelligenz und chinesische Tüchtigkeit! …

      Noch vor zwei Jahrhunderten definierte Franklin den Neger als ein Tier, das soviel wie möglich frißt und so wenig wie möglich arbeitet.

      Und heute. Als vollkommen gleichberechtigte Vertreter menschlicher Kultur und Wissenschaft stehen die Schwarzen hier in der Union den Weißen gegenüber. Denken Sie nur an die schwarzen Universitäten und Schulen, an die großen Bank- und Geschäftshäuser, die ausschließlich von Schwarzen geleitet werden …«

      John Dewey hatte während dieser langen Auseinandersetzung seines Gegenübers gedankenvoll auf den bunten Teppich geblickt.

      »Und Sie halten jetzt schon den Zeitpunkt für gekommen, der Herrschaft der weißen Rasse für immer ein Ende zu machen? Der Gedanke ist kühn!«

      »Der Kampf beginnt jetzt! Mehr will ich nicht sagen. Wir würden schneller zur Entscheidung kommen, wenn der große Schitsu am Leben geblieben wäre. Man raunt in seinem Reich, daß weiße Hand die Kugel des Attentäters lenkte. Aber unser Land ist nicht arm an großen Männern. Ein anderer wird erstehen … das Werk vollenden.«

      »Wer wird für den unmündigen Thronerben die Regentschaft übernehmen? Wird … er es sein?«

      Der Chinese nickte.

      »Bestimmt?«

      Nochmals ein Nicken.

      »Er übernimmt eine schwere Bürde. So schwer, daß sie vielleicht auch der lebende Kaiser nicht hätte tragen können. Die Arbeiten der Europäischen Siedlungsgesellschaft drängen zu einer Entscheidung. Ist Neuland im Herzen Asiens mit hundert Millionen europäischer Siedler besetzt, dürfte es schwer sein, den Vorstoß nach Westen zu wagen. Die Gebirgszüge, die China vom Westland trennen, werden dann, gehörig befestigt, eine chinesische Mauer sein … gegen China.«

      »Er ist ein Mann der Tat. Er wird keinen Tag verlieren. Der diplomatische oder militärische Sieg in der Besitzfrage des Kuldschagebietes wird die große Umwälzung einleiten …«

      »Sie rechnen mit dem Sieg, Melan Fang?«

      »Unbedingt! Die größeren Machtmittel sind auf unserer Seite … nicht zu reden von unserem unerschöpflichen Menschenreservoir.«

      »Und doch …«

      Ein nervöses Zucken lief über das Gesicht des Chinesen, als diese Frage des kühlen Rechners Dewey sein Ohr traf.

      »… und doch will er den entscheidenden Schritt nicht wagen, ohne der Hilfe der schwarzen Rasse sicher zu sein … wollten Sie sagen.«

      Dewey nickte schweigend.

      »Ich kann Ihre Bedenken nicht teilen. Haben Sie bei ihren großen geschäftlichen Unternehmungen nicht auch zuweilen mit der Hilfe anderer gerechnet?«

      Wieder schüttelte Dewey den Kopf.

      »Nie!«

      Melan Fang rückte unruhig auf seinem Stuhl.

      »Es ist wichtig, den kommenden Krieg schnell und sicher zu beenden. Es ist ein Gebot der Menschlichkeit, dazu alle Mittel, die sich bieten, zu benutzen.«

      Ein ironischer Zug legte sich um Deweys Mund.

      »Schlagwörter wie Menschlichkeit haben schlechten Kurs in solchen Fällen. Sprechen wir offen, Melan Fang. China allein fühlt sich nicht stark genug. Es will die Kräfte Amerikas binden, damit Europa in dieser blutigen Auseinandersetzung auf keine amerikanische Hilfe zählen kann. Der Bürgerkrieg zwischen Weißen und Schwarzen in der Union scheint das beste Mittel.

      Der Plan ist gut. Aber …«

      »Aber?«

      »Ich