Название | Die 15 beliebtesten Kinderbücher in einem Band (Illustriert) |
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Автор произведения | Гарриет Бичер-Стоу |
Жанр | Книги для детей: прочее |
Серия | |
Издательство | Книги для детей: прочее |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9788027204557 |
Nun, das hatte ja nichts auf sich, und wir waren willens. Während der Mahlzeit bediente Jim ihn mit: ›Ihro Gnaden wünschen dies oder das?‹ und so weiter, und man konnte sehen, daß es ihm gefiel.
Aber der Alte wurde allmählich schweigsam, hatte wenig zu sagen und sah aus, als ob ihm dieser Herzogkultus nicht recht gefiele. Ihn schien innerlich etwas zu plagen. Am Nachmittag fing er folgendermaßen an:
»Hör' mal, Sommerfett,« sagte er, »du thust mir verdammt leid, aber du bist nicht der einzige, der so etwas durchgemacht hat.«
»Nicht?«
»Nein, du bist nicht die einzige Person, die ungerechter Weise aus ihrer Höhe herabgerissen worden ist.«
»Ach!«
»Nein, du bist nicht die einzige Person, die ein Geburtsgeheimnis hat.«
Und der Alte fing zu weinen an.
»Halt, was meinst du damit?«
»Sommerfett, darf ich mich dir vertrauen?« sagte der Alte noch schluchzend.
»Bis zum bittern Tode!« Er ergriff des Alten Hand, drückte sie und sprach:
»Vertrau' mir das Geheimnis deines Daseins, wie ich dir das meinige. Rede!«
»Sommerfett, – ich bin der Dauphin!«
Jim und ich starrten vor Erstaunen. Dann rief der Herzog:
»Du bist was?«
»Ja, mein Freund, es ist nur zu wahr – deine Augen schauen in diesem Moment auf den armen verschollenen Dauphin: Louis XVII., Sohn Ludwigs XVI. und Marie Antoinettens.«
»Du! in deinem Alter? Nein! Du meinst wohl, du seist Charlemagne; du mußt doch mindestens sechs-bis siebenhundert Jahre alt sein.«
»Kummer hat's gethan, Sommerfett, Kummer hat's gethan. Sorgen haben mir das Haupthaar vor der Zeit geraubt und den Bart gebleicht. Ja, meine Herren, Sie sehen vor sich, in abgetragenem Zeug und versunken im Elend, den wandernden, verbannten, niedergebeugten und leidenden rechtmäßigen König von Frankreich!« – –
Er weinte und gebärdete sich so, daß Jim und ich gar nicht wußten was thun, – so leid that er uns – und zugleich waren wir so froh und stolz ihn bei uns zu haben. Wir thaten denn auch für ihn, wie erst für den Herzog, alles, was wir konnten. Aber er sagte, es wäre umsonst, nichts als der Tod könne ihn glücklich machen. Und doch, meinte er, wäre das Leben etwas erträglicher, wenn Menschen ihn nach seinem Rechte behandelten, ein Knie beugten, wenn sie mit ihm sprächen, ihn mit ›Majestät‹ anredeten, ihm bei der Mahlzeit aufwarteten und sich nicht setzten, bis er es ihnen erlaubte. So schickten Jim und ich uns denn an, ihn zu ›bemajestäten‹, dies und das und jenes für ihn zu thun und zu stehen, bis er uns zum Sitzen aufforderte. Dies that ihm wohl und er machte sich's bequem. Aber dem Herzog schien das nicht zu gefallen, er schien mit der Sachlage sehr unzufrieden. Doch der König behandelte ihn recht freundlich und sagte, des Herzogs Urgroßvater und alle andern Herzoge von Sommerfett wären von seinem Vater stets hochgeschätzt und in seinem Palast recht willkommen gewesen; doch der Herzog blieb lange brummig, bis der König sagte:
»Wir werden wahrscheinlich eine verdammt lange Zeit auf diesem Floß zusammen sein müssen, Sommerfett, und was nützt es; so traurig zu sein? Man macht sich's dadurch nur ungemütlich. Es ist nicht mein Fehler, daß ich nicht als Herzog, und nicht deiner, daß du nicht als König geboren bist – also warum darüber grübeln? Machen wir das beste aus der Lage, in der wir uns befinden, sag' ich – das ist mein Motto. Und genau betrachtet, ist dies hier so schlimm nicht – genug zu essen und ein leichtes Leben. Komm, gieb mir deine Hand, Herzog, und laß uns Freunde sein.«
Der Herzog that's, und Jim und ich waren darüber froh.
Es dauerte nicht lange, und ich war überzeugt, daß diese Lügner weder König noch Herzog, sondern ganz erbärmliche Schufte und Betrüger waren. Aber ich ließ mir nichts merken, sondern behielt's für mich; es gab dann keinen Streit und Verdruß. Wenn sie wünschten, König und Herzog genannt zu werden, warum nicht, wenn es nur Frieden in der Familie gab? Da es nichts nützte, Jim darüber aufzuklären, sagte ich ihm denn auch nichts davon.
Sie fragten uns nach vielerlei und wollten wissen, warum wir am Tage das Floß versteckten, anstatt weiterzufahren.
»Die Meinigen,« erklärte ich, »lebten in ›Pike County‹ in Missouri. Dort bin ich geboren, und sie alle starben außer meinem Papa und meinem Bruder Ike. Papa gab den Haushalt auf, um zu Onkel Ben zu ziehen, der ein kleines Besitztum am Fluß, vierundzwanzig Meilen unterhalb Orleans hat. Papa war arm und hatte Schulden. Als er alles verkauft und sie bezahlt hatte, war nichts übrig als sechzehn Dollars und unser Neger Jim. Das war nicht genug, uns vierzehnhundert Meilen reisen zu lassen, selbst nicht Zwischendeck. Als der Fluß stieg, hatte Papa eines Tages das gute Glück, ein Stück von einem Floß aufzufischen; so beschlossen wir, darauf nach Orleans zu fahren. Papas Glück hielt nicht vor; eines Nachts stieß ein Dampfboot auf die vordere Ecke des Floßes und wir alle stürzten ins Wasser und tauchten unter das Rad. Jim und ich kamen wieder zum Vorschein; aber Papa war betrunken und Ike nur vier Jahre alt – beide blieben für immer unten. Für einige Tage hatten wir viel Ungemach, denn Leute kamen und wollten mir Jim wegnehmen. Sie meinten, er sei ein entlaufener Sklave. So fahren wir jetzt nicht mehr am Tage. Nachts lassen sie uns in Ruhe.«
Da sagte der Herzog:
»Überlasse es mir, einen Plan auszudenken, so daß wir auch bei Tageslicht fahren können. Ich will mir die Sache überlegen. Ich will schon einen Plan erfinden, der das bewerkstelligt. Heute zwar noch nicht, denn wir wollen das Städtchen dort drüben nicht am Tage passieren – es dürfte uns nicht gut bekommen.«
Gegen Abend wurde es früh dunkel und sah nach Regen aus; das Wetterleuchten zuckte ringsum, die Blätter begannen zu zittern – man konnte sehen, daß es eine schlimme Nacht geben würde. Der König und der Herzog durchstöberten unser kleines Zelt, um das Bettzeug zu untersuchen. Meins war ein Strohsack – besser als Jims, das nur ein mit Maishülsen gefüllter Sack war – und in solchen sind oft Kolben, die einem in die Rippen drücken; und wenn man sich umdreht, rauscht das Zeug wie dürre Blätter und weckt einen auf. Nun, der Herzog meinte, er wolle mein Bett nehmen, doch der König meinte anders und sagte:
»Ich sollte denken, daß der Unterschied in unserm Rang genügend wäre, Ihnen begreiflich zu machen, daß der Maishülsensack nicht geeignet ist, mir als Bett zu dienen. Ihro Gnaden werden ihn für sich selbst nehmen.«
Jim und ich fürchteten jetzt Streit zwischen den beiden und waren recht froh, als der Herzog sagte:
»Es ist immer mein Schicksal gewesen, von dem eisernen Absatz der Bedrückung in den Grund getreten zu werden. Unglück hat meinen einst stolzen Sinn gebrochen; ich gebe nach, ich gehorche, es ist mein Schicksal. Ich stehe allein in der Welt – laßt mich leiden; ich kann's ertragen.«
Wir stießen ab, sobald es dunkel genug war. Der König gebot uns, die Mitte des Stromes zu gewinnen und kein Licht zu zeigen, bis wir das Städtchen weit hinter uns hätten. Bald sahen wir ein kleines Bündel Lichter – das war das Städtchen – und glitten, eine halbe Meile davon, ganz gut vorbei. Als wir etwa eine Meile unterhalb waren, hißten wir unsere Signallaterne auf; und um etwa zehn Uhr gings los: Regen, Wind, Donner, Blitz – hastdumirnichtgesehn!? Der König gebot uns