Die 15 beliebtesten Kinderbücher in einem Band (Illustriert). Гарриет Бичер-Стоу

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Название Die 15 beliebtesten Kinderbücher in einem Band (Illustriert)
Автор произведения Гарриет Бичер-Стоу
Жанр Книги для детей: прочее
Серия
Издательство Книги для детей: прочее
Год выпуска 0
isbn 9788027204557



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machte sich als erster daran, rohe Stufen in die Lehmwand zu hauen. Huck folgte. Vier Gänge öffneten sich von der kleinen Höhlung aus, in der sich der bewußte große Felsen befand. Die Jungen untersuchten drei ohne Erfolg. In dem der Basis des Felsens am nächsten befindlichen fanden sie eine kleine Nische, in der sich eine Anzahl Wolldecken, ein alter Gürtel, ein paar Schinkenschwarten und die sauber abgenagten Knochen von zwei bis drei Hühnern vorfanden. Aber keine Geldkiste.

      Die Jungen durchsuchten alles wieder und immer wieder — aber vergebens.

      Dann meinte Tom: „Er sagte, unter dem Kreuz! Na, dies ist beinahe unter dem Kreuz. Unterm Felsen selbst kann‘s nicht sein, denn der sitzt zu fest.“

      Sie suchten immer wieder und wieder und setzten sich schließlich mutlos nieder. Huck wollte nichts einfallen. Aber Tom sagte plötzlich: „Schau mal her, Huck! Auf der einen Seite des Felsens sind ‘n paar Fußspuren und Kerzen-Spritzer, auf der anderen Seite sind keine! Was meinst du nun? Bitt‘ dich, das Geld ist unter dem Felsen! Werd‘ mal gleich im Lehm nachgraben.“

      „Kein übler Gedanke, Tom,“ entgegnete Huck mit Bewunderung.

      Toms „echtes Barlow-Messer“ war im Nu heraus, und er hatte noch nicht fünf Striche getan, als er auf Holz stieß.

      „Hoho, Huck, hörst du das?“ Huck begann ebenfalls zu graben und zu wühlen. Ein paar Bretter waren bald ausgegraben und beiseite geworfen. Sie hatten eine natürliche Spalte verborgen, die unter den Felsen führte. Tom kroch hinein und leuchtete, so tief er konnte, vermochte das Ende der Spalte aber nicht zu sehen. Er schlug vor, noch weiter zu forschen, kroch hinein und geradeswegs hinunter. Er folgte allen Windungen des Spalts, erst nach rechts, dann nach links, Huck immer hinterdrein. Plötzlich machte Tom eine kurze Wendung und schrie:

      „Bei Gott, Huck, schau her!“

      Es war die Geldkiste in einem kleinen Loch, daneben ein Pulverbehälter, eine Menge Flinten in verschiedenen Hüllen, zwei Paar alte Mocassins, ein alter Gürtel und ein paar Kleinigkeiten, alles gründlich durchnäßt durch das heruntertropfende Wasser.

      „Gott im Himmel!“ schrie Huck, mit den Händen im Gold wühlend, „sind wir jetzt aber reich, Tom!“

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      „Huck, ich hab‘ ja immer drauf gerechnet. ‘s ist aber fast zu schön, um dran zu glauben, aber wir haben‘s mal sicher — endlich! Wollen‘s nicht hier liegen lassen, sondern mitnehmen; laß mal sehen, ob ich die Kiste aufheben kann!“

      Die wog aber über 50 Pfund, Tom konnte sie mit großer Anstrengung ein bißchen heben, an Fortschaffen aber war gar nicht zu denken.

      „Dacht‘s mir,“ meinte er. „Damals im Gespensterhaus trugen sie, schien‘s, schwer genug daran — merkt‘s wohl. Denk‘, ‘s wird gut sein, die kleinen Beutel herzunehmen.“

      Bald war das Geld verpackt, und sie schleppten‘s heraus.

      „Nun laß uns noch Gewehre und sonst so ‘n Zeug mitnehmen.“ schlug Huck vor.

      „Nein, Huck, da lassen! Sind gerad‘ Sachen, die wir brauchen, wenn wir erst Räuber sind. Nehmen‘s seiner Zeit zu unsern Orgien; ‘s ist ein verdammt feiner Platz für Orgien.“

      „Was sind Orgien?“

      „Weiß nicht. Aber Räuber halten immer Orgien. also müssen wir doch auch welche halten. Nun komm‘ aber, Huck, wir sind hier lang genug gewesen. ‘s ist schon spät, denk‘ ich. Bin außerdem mächtig hungrig. Im Boot wolln wir essen und rauchen.“

      Sie schlüpften also hinaus ins Sumachgebüsch, lugten vorsichtig herum, fanden die Luft rein und waren bald im Boot in vollem Schmausen und Rauchen. Als die Sonne sank, stießen sie vom Ufer und machten sich auf den Weg. Tom huschte im Zwielicht an die Küste heran, und kurz darauf landeten sie in voller Dunkelheit.

      „Jetzt, Huck,“ sagte Tom, „wollen wir ‘s Geld auf dem Boden des Holzschuppens der Witwe verstecken, morgen komm‘ ich dann, wir können‘s zählen und teilen, und dann suchen wir im Wald ‘nen Platz, wo wir‘s sicher vergraben können. Jetzt halt dich mal ganz still und bewach das Zeug, bis ich hinlauf‘ und Benny Taylors kleinen Schubkarren leih‘. Bin in ‘ner Minute wieder da.“

      Er verschwand, kehrte sogleich mit dem Karren zurück, legte die zwei kleinen Säcke drauf, befestigte zwei Drachenleinen dran und zog an, seinen Schatz hinter sich. Als die Jungen das Haus des Wallisers erreichten, standen sie still, um auszuruhen. Gerade, als sie sich wieder auf den Weg machen wollten, kam der Walliser heraus und rief:

      „Hallo, wer da?“

      „Huck und Tom Sawyer.“

      „‘s ist gut! Kommt nur mit, Jungens, werdet schon überall gesucht. Na — vorwärts, sputet euch mal! Will den Karren für euch ziehen. Alte Ziegelsteine drin oder altes Metall?“

      „Altes Metall,“ stotterte Tom.

      „Dacht‘ mir‘s; alle Jungen machen sich mehr Mühe und brauchen mehr Zeit, um für sechs Pence altes Eisen zusammenzuscharren, als sie brauchten, um doppelt so viel Geld durch ordentliche Arbeit zu verdienen. Aber ist mal die menschliche Natur so!“

      Die Jungen hätten gern gewußt, wozu die große Eile sei.

      „Weiß nicht; werdet‘s sehn, wenn wir zur Witwe Douglas kommen.“

      Huck sagte ein wenig beunruhigt — denn er war längst daran gewöhnt, unschuldig angeklagt zu werden: „Mr. Jones, wir haben‘s gewiß nicht getan!“

      Der Alte lachte. „Na, weiß doch nicht, Huck, mein Junge. Weiß doch nicht, seid ihr mit der Witwe gut Freund?“

      „J — a! Wenigstens ist sie immer freundlich mit mir gewesen.“

      „Na also! Warum dann Angst haben?“

      Die Frage war noch nicht ganz von Huck beantwortet, als er sich mit Tom in der Witwe Besuchszimmer gestoßen fühlte. Mr. Jones ließ die Karre draußen und folgte.

      Das Zimmer war glänzend erleuchtet und alles, was irgend dazu gehörte, erschienen. Thatchers waren da, Harpers, Rogerses, Tante Polly, Sid, Mary, der Pfarrer, der Redakteur und viele andere, und alle mit feierlichen Gewändern angetan. Alle zeigten feierliche Mienen. Tante Polly wurde vor Verlegenheit blutrot und schüttelte den Kopf zornig gegen Tom. Niemand konnte indessen leiden wie die beiden Buben. Mr. Jones erklärte: „Tom war leider nicht zu Haus, so gab ich ihn auf, stieß aber gerade bei meiner Tür auf ihn und Huck — so bracht‘ ich sie denn Hals über Kopf mit hierher.“

      „Und ‘s war recht von Ihnen,“ entgegnete die Witwe. „Kommt mit, Jungen.“ Sie zog sie in ein Schlafzimmer und sagte: „Jetzt wascht euch und zieht euch ordentlich an. Hier sind zwei neue Anzüge — Hemden, Strümpfe — alles da. Sie sind für dich, Huck, — nein, keinen Dank, Huck! — einer von Mr. Jones, der andere von mir. Denk‘, sie werden euch beiden passen. Zieht sie an. Wir wollen warten — kommt runter, wenn ihr schön genug seid.“

      Damit ging sie.

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      Fünfunddreißigstes Kapitel.

      Inhaltsverzeichnis

      Tom, wenn wir ‘n Seil finden, können wir famos durchbrennen,“ sagte Huck, „die Fenster sind nicht hoch!“

      „Unsinn — wozu denn durchbrennen?“

      „Na, so ‘ne Menge Menschen kann ich nicht aushalten. Kann ich nicht! Ich will raus, Tom!“

      „Ach was ‘s ist ja gar nichts! Fürcht‘ mich nicht ‘n bißchen. Will schon für dich mit aufpassen.“

      Sid