Название | Die Ankündigung |
---|---|
Автор произведения | Nancy Mehl |
Жанр | Языкознание |
Серия | Ein Kaely-Quinn-Krimi |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783775175098 |
Noah bedankte sich. Im Gehen meinte er: »Sie können also lächeln.«
»Wenn’s nötig ist, um zu bekommen, was ich will.«
»Ich werde es mir merken.«
Kaely schnaubte. »Sie nerven, wissen Sie das?«
Noah grinste. »Ich weiß.«
Als sie näher traten, erkannte Noah Polizeichef Dan Harper. Er war klein und muskulös und galt als zäh. Aber seine Erfolge sprachen für ihn. Nun hatte er sie auch gesehen und kam zu ihnen herüber, um sie zu begrüßen. Als er ihnen zunickte, tropfte ein kleines Rinnsal von seinem Hut auf seinen Poncho.
»Ich habe mir gedacht, dass der Fall für Sie interessant sein könnte. Es scheint einen Zusammenhang mit dem Gedicht zu geben, das Sie uns heute Morgen geschickt haben. Wenn Sie uns helfen könnten, Licht in die Sache zu bringen, wäre uns das sehr willkommen. Sehr merkwürdig, diese Geschichte!«
»Danke, dass Sie uns gerufen haben, Chief«, sagte Noah. »Ich bin Special Agent Noah Hunter und das ist meine Kollegin Special Agent Kaely Quinn.« Als er seinen Dienstausweis zog, fiel ihm auf, dass Kaely keine Anstalten machte, ihren zu zeigen.
Der Polizeichef lächelte. »Ich kenne Agent Quinn. Sie hat uns schon viele Male geholfen.« Er streckte Kaely zuerst die Hand entgegen. »Schön, Sie wiederzusehen«, sagte er erfreut und schüttelte kräftig ihre Hand. Dann zögerte er kurz und ließ seinen Blick über Noah schweifen, bevor er auch ihm die Hand reichte. »Wo ist denn Special Agent Cartwright?«
»Nach Detroit versetzt«, erklärte Kaely schnell. »Er hat Verwandte dort.«
Der Polizeichef nickte. »Schwerer Verlust für St. Louis. Guter Mann.«
Kaely nickte. »Da haben Sie recht.«
»Nun, es freut mich, Sie kennenzulernen, Agent Hunter. Wenn auch unter so tragischen Umständen.«
»Wie sieht es aus hier, Chief?«, fragte Kaely.
Der Polizeichef führte Kaely in den Bereich, wo bereits einige Polizeibeamte versammelt waren. Für einen Augenblick kam sich Noah wie das fünfte Rad am Wagen vor, aber er machte sich klar, dass das wohl in einem Team mit Kaely Quinn unvermeidlich war. Sie war der Rockstar, er nur der Roadie, der für den Auf- und Abbau sorgte. Dabei leitete doch er die Ermittlungen. Er fragte sich, was er sagen oder tun könnte, um seine Autorität durchzusetzen. Aber war das eigentlich so wichtig? Den Urheber des Gedichts zu finden, hatte im Augenblick oberste Priorität. Noah beschloss, sich die Demütigungen, die seine Zusammenarbeit mit Kaely mit sich bringen mochten, nicht zu Herzen zu nehmen. Denn der Fall reizte ihn wirklich. Dies könnte der interessanteste Tag in seiner bisherigen Laufbahn als FBI-Agent werden. Er war nicht bereit, freiwillig auf diesen Adrenalinstoß zu verzichten … noch nicht.
Die Leiche war bereits abtransportiert und das Team der Gerichtsmedizin durchkämmte den Bereich um den Tatort nach Spuren; nach allem, was zu dem unbekannten Täter führen könnte. Das Sammeln von Hinweisen und Beweisstücken war der Schlüssel, um Licht in das Dunkel zu bringen.
»Wissen Sie schon, wer das Opfer ist, Chief?«, fragte Kaely.
Er schüttelte den Kopf. »Hatte keinen Ausweis dabei. Mit seinem Anzug bestimmt kein Jogger. Und er trug keine Schuhe. Natürlich könnte der Täter sie mitgenommen haben. Oder vielleicht ein Obdachloser, der schon lange mal neue gebrauchen konnte. Wir werden im Park danach suchen.«
»Wie sieht es mit einem Hausschlüssel aus?«
»Er hatte keinen dabei«, erwiderte der Polizeichef.
»Entweder Ihr Unbekannter sammelt Trophäen oder er macht es Ihnen absichtlich schwer, das Opfer zu identifizieren.«
»Vermutlich.« Chief Harper rief eine Frau, die Fotos schoss, zu ihnen herüber.
»Agent Quinn, erinnern Sie sich an unsere Tatortfotografin, Officer Glans?«
»Natürlich. Hallo, Patsy. Wie geht’s Ihnen? Das ist Special Agent Noah Hunter.«
»Mir geht’s gut, danke. Freut mich, Sie kennenzulernen, Agent Hunter.« Officer Glans musterte Noah. Dann grinste sie Kaely an. »Sie haben vielleicht ein Händchen dafür, mit gut aussehenden Partnern in einem Team zu landen, Agent Quinn.«
Zu Noahs Verwunderung errötete Kaely. »Nicht mit Absicht. Agent Hunter ist einer der besten, die wir haben.«
Glans blinzelte Kaely zu. »Natürlich, Süße. Wenn Sie das sagen.«
Chief Harper räusperte sich. »Officer Glans«, sagte er streng, »wären Sie bitte so freundlich und würden diesen Agenten die Fotos von unserem Opfer zeigen?«
Auf der Stelle wich das Lächeln aus Glans’ Gesicht und sie schien sich zu erinnern, dass sie neben dem Polizeichef stand. »Ja, Sir«, entgegnete sie. Sie hielt ihre Kamera hoch, die in Plastikfolie eingewickelt war, und klappte den LCD-Bildschirm auf, sorgfältig darauf bedacht, ihn vor Regen zu schützen. Dann drückte sie auf einen Knopf und klickte die Fotos durch, die sie aufgenommen hatte. Bei einem hielt sie inne. »Hier ist er«, sagte sie. Kaely rückte näher an Glans heran und Noah sah ihr von hinten über die Schulter. Ganz deutlich war das Bild eines Mannes zu erkennen, der auf der Parkbank lag und mit ausdruckslosen Augen in den Himmel starrte. Er trug einen eleganten blauen Anzug. Krawatte. Keine Schuhe, nur schwarze Socken.
Officer Glans klickte weiter zu einer Nahaufnahme des Kopfes. »Die Gerichtsmediziner meinen, er sei heute Morgen getötet worden. Stumpfes Trauma«, erklärte sie. »Die Waffe muss eine seltsame Form gehabt haben. Keine Ahnung, was es gewesen sein könnte.«
»Golfschläger für Linkshänder«, flüsterte Kaely, sodass nur Noah sie verstehen konnte.
Er sah sie entgeistert an. Machte sie Witze? Wie um alles in der Welt konnte sie so etwas wissen?
Chief Harper, der für einen Augenblick zu einem anderen Beamten hinübergegangen war, kam zurück. »Sie müssen sich das hier ansehen«, sagte er und reichte Kaely ein Beweisstück in einem Beutel. Vorsichtig nahm sie es entgegen, als befürchte sie, es könne explodieren. Noah spähte ihr über die Schulter. Es war das Stück Papier mit der Zeichnung eines Elefanten. Darin stand die Zahl Eins geschrieben. »Gut, dass wir es noch vor dem Regen geschafft haben. Sonst wäre das Bild vielleicht verwischt worden.«
»Da haben Sie recht«, stimmte Kaely ihm zu. Sie blickte den Polizeichef erwartungsvoll an. »Dürfen wir Ihre Beweisstücke sehen? Fotos vom Tatort, gerichtsmedizinische Berichte und diese Dinge?«
Der Polizeichef runzelte die Stirn. »Natürlich. Aber können Sie mir vielleicht sagen, was das zu bedeuten hat, Agent Quinn?«
Kaely rieb sich die Hände, als wolle sie sie aufwärmen. »Hier war ein Serienmörder am Werk, Chief. Das scheint mir ein ganz übler Fall zu werden.«
7
Jerry klopfte bei seinem Chef an die Tür und wartete darauf, hereingerufen zu werden. Gilbert Banner benahm sich, als habe er als Chefredakteur des St. Louis Journal als Einziger das Recht auf eine eigene Meinung. Jerry hasste diesen Mann, aber er war auf ihn angewiesen. Es blieb ihm nichts anderes übrig: Wenn es Banner überhaupt einmal einfiel, von ihm Notiz zu nehmen, dann musste er ihm nach dem Mund reden.
Als er darum gebeten hatte, persönlich mit seinem Chef sprechen zu dürfen, hatte Banners Assistentin ihn an seinen zuständigen Redakteur verwiesen. Auf sein hartnäckiges Nachhaken hin hatte sie ihm eiskalt zu verstehen gegeben: Wenn er den Chefredakteur zum Zorn reizte, seien seine Tage beim Journal gezählt. Jerry wusste, dass sie ihn einschüchtern wollte – aber diesmal ließ er es drauf ankommen. Nach dem, was er heute gesehen